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Kastensystem = kultureller Niedergang

Jacques: Was Deine Argumentation betrifft, so ist sie, angesichts der ihr zu Grunde liegenden Interpretation meiner Texte, nur schwer zu negieren.
Allerdings entspricht Deine Interpretation meiner Prämissen nicht deren tatsächlichen Wortlauten.
(Nur) insofern, kann ich Dein Posting kritisieren.
Doch ich muss auch erwähnen, dass dies evtl. mit dem Fehlen des thematisierten "30min-Postings" einher geht.
Was nun Zuwendung erfahren sollte, ist die Frage, ob die Berichtung der, Deinem Text zu Grunde liegenden, Interpretationsgegenstände sinngemäß ist.
Zumindest einige Dinge sollten kurz behandelt werden:
Deiner durchaus guten Miniatur-Abhandlung über die Integrität Natur-Mensch, kann ich generell zustimmen. Allerdings ist dein Postulat nur dann wünschenswert, wenn es gelingt, sich durch die Assimilationsversuche mit der Natur, nicht selbst zu vernichten. Weiterhin ist es fraglich, ob dadurch nicht andere menschliche Wesensarten zu Leid kommen. Um ehrlich zu sein, gibt es etwas in mir, das eine vehemente Aversion gegen den Fortschritt des "Fortschritts" mit, auslöst. Vielleicht sind es die Befürchtungen einer Selbstvernichtung, möglicherweise eine Wesensart, deren Findung mit einer allumfassenden metaphysischen Erkenntnis einher ginge. Erziehung, Unwissen, alldas käme in Frage. Ich denke, es ist die Vorsicht davor, gewisse Triebe dahingehend zu sublimieren, dass wir als verkümmerte Männchen an Versorgungsschläuchen, in einer perfekten Illusion zur Triebbefriedigung laden.
 
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Wir stellen uns dabei freilich nicht das allgemeine Diese oder das Sein vor, aber wir sprechen das Allgemeine aus; oder wir sprechen schlechthin nicht, wie wir es in dieser sinnlichen Gewissheit meinen. Die Sprache aber ist, wie wir sehen, das Wahrhaftere; in ihr widerlegen wir selbst unmittelbar unsere Meinung; und da das Allgemeine das Wahre der sinnlichen Gewissheit ist und die Sprache nur dieses Wahre ausdrückt, so ist es gar nicht möglich, dass wir ein sinnliches Sein, das wir meinen, je sagen können.“ (G. W. F. Hegel; fette Hervorhebungen von mir)

Hallo!

Jaques, an anderer Stelle haben wir schon eine Weile diskutiert, wann man von Sprache und wann man von Kommunikation reden sollte. Was Hegel hier ausdrückt ist m.E. eben nicht das Wesen der Sprache sondern der Kommunikation. Luhmann spricht von der Einheit der Differenz; Das heißt, man bezeichnet etwas und die Negation oder auch die andere Seite der Differenz schwingt schon immer mit. Das Allgemeine ist dann die Einheit der Differenz (z.B. Liebe/Nicht-Liebe oder von mir aus auch Tag/Nacht). Das ist aber auch gleichzeitig der blinde Fleck der Beobachtung, das was man nie direkt sehen kann. Sondern man kann nur sehen, wie sich Dinge an dieser Differenz abarbeiten. Man sieht nie die Liebe direkt, sondern nur, wie sie sich an der "sprachlichen Differenz" abarbeitet, also in täglicher Kommuniktion ausdrückt.
Für meinen Geschmack ist dies alles bei Luhmann "moderner", einfacher und gleichzeitg genauer, weil er seine "Differenzen" eben noch ein wenig präziser setzt.
Wer glaubt, die Liebe direkt sehen zu können, ist für mich ein Esoteriker. Und so ist es auch mit dem, der die EInheit von Natur und Mensch oder die des Menschen mit sich selbst beobachten zu können meint.
Ich wurde hier der Polemik bezichtigt. Das mag sein. Ich entschuldige mich auch gerne für zugefügte Verärgerung. Aber es sind eben solche Gräben dazwischen, da fällt es schwer sachlich zu bleiben. So schreibt Kai an anderer Stelle: "ich hasse die Wissenschaft, die den Menschen zum Affen degradiert"
Das ist für mich keine Basis, die Erkenntnisse der Evolutionsforschung ethisch zu verurteilen.
Die Wissenschaft, deren Weg nicht zuletzt von großen Philosphen geebnet wurde, kann kein Generalvorwurf gemacht werden.
Die Wissenschaft degradiert uns nicht nur zum Affen; sie spricht uns auch den freien Willen ab. (Siehe Thread "freier Wille"). Auch da steht sie nicht allein, auch Schopenhauer vertrat schon diese Ansicht. Leider wurde sein Denken von Philosphen verdrängt, die aben nicht ohne ein Wunschbild des Menschen auskommen konnten. Schon Nietzsche verbog Schopenhauers Idee von Wille und Vorstellung. Und bis heute sind Philsophen populärer, die uns Ideal vom Menschsein präsentieren, die einen gehen mehr von einem sich vervollkomnenden Individuum aus, die anderen von perfekten Gesellschaftsstrukturen. Und über allem steht unausrottbar die Idee der Vernunft, die alte Chimäre, die uns zu Eudämonie führen soll oder uns mindestens allgemein "aufklären". Die Idee der Aufklärung ist aber auch schon eine esoterische. Egal, ob man Jaques Terminologie oder meine verwendet, das Wissen, um die Menschheit aufzukären, zum Licht zu führen, steht nirgendwo bereit. Nicht bei Evola, aber auch nicht bei Luhmann (der behauptet es aber auch nicht). Die treibende Kräfte sowohl von biologischer wie auch gesellschaftlicher Entwicklung ist die Evolution. Für mich spricht fast jede Beobachtung dafür, dass das so ist, es ist einfach die mit Abstand konsistenteste Theorie über Gesellschaft und Individuum.
Das andere ist, dass der Mensch auf der Welt ist, um Bedürfnisse zu befriedigen. Das schreibt ihm der "Wille" nach Schopenhauer ins Buch. Das bestätigt auch Freud (den ich ansonsten nicht schätze). Hedonismus ist aus heutiger Weltsicht keine sinnvolle Philsophie, er beschreibt höchstens eine EInstellung zum sowieo Unumgänglichen. Daher gibt es auch keinen rationalen Hedonismus; man entscheidet sich nicht, zu genießen, man muss genießen und entscheidet dann, wie man es begründet bzw. verbrämt.

Sich den Trieben blind hinzugeben, ist eine Niederlage des Geistes. Sie aber zu unterdrücken,ist eine noch viel größere Niederlage.
Da sind sich aber hier sowieso die Meisten einig; Denn Maß zu halten, ist doch unser aller Ziel, oder? Seien wir froh, dass wir dieses Ziel anstreben dürfen; denn ein Großteil der Menschheit lebt in höchst unfreiwilliger "Askese".
 
Erfreulich, kaismoesser kann also auch reden wie ein normaler Mensch und nicht nur Denkschablonen anderer rezitieren.
Allerdings, für die Art des Vortrags hätte mein alter Professor eine miserable Klausurnote gegeben. Sein Rat, den ich nur mit grösster Empfehlung wietergeben kann, war, eine fertige Klausurarbeit einem mittelmässig gebildeten Durchschnittsbürger vorzulegen, bevor man sie abgibt. Versteht dieser sie, ist die gewählte Sprache richtig.
Will man Menschen überzeugen, gelingt das nur, wenn man sie in ihrer Alltagssprache anspricht, alles andere sind Monologe, die Art des Vortrags vom Katheder eines Uni-Professors des 19. Jahrhunderts. Trotz grossem Latinum verwende ich, wenn irgendwie vermeidbar, Lateinische Fremdworte nicht. Die Deutsche Sprache ist umfangreich genug, um sich auszudrücken. Man gerät auch leicht in den Verdacht, auf elitäre Art mit siener Bildung zu protzen und diese Fremdwörter auszubreiten wie ein Pfau seine Federn.
Wenn man von den verbalen Verästelungen absieht, die mehr zur Verschleierung als zur Verdeutlichung des eigentlichen Inhalts beitragen, so geht es um die Diktatur einer kleinen Gruppe von Menschen, die glauben, den Stein des Weisen gefunden zu haben und diesen anderen solange auf den Kopf schlagen wollen, bis sie entweder jeden Widerstand aufgeben oder der selben Ansicht sind.
Gesellschaft ist ein dynamischer Prozess, ständigen Veränderungen unterworfen. Der Versuch, unter Zugrundelegung angeblich ewiger Wahrheiten daraus einen statischen Zustand zu machen, geht völlig an der Natur des Menschen vorbei, wäre demnach nur mit Gewalt durchsetzbar. Die Geschichte ist reich an solchen Weltverbesserern und dem Desaster, sie angerichtet haben.
Insgesamt sehe ich hier einen Kopf am Werk, vollgestopft mit Theorien und mit einem erheblichen Magel an Lebenserfahrung. Folgerichtig lese ich auch kein Wort dazu, welche Auswirkungen die Umsetzung dieser Theorien in die Praxis haben würde. Denkt man in dieser Richtung weiter, kann man nur den Kopf schütteln vor soviel Praxisferne.
 
hi Jacques
hi Hegel

ich kann Euch kontern :)

und zwar mit dem Wort Periodensystem

man baue sich ein Periodensystem der Tageszeiten,
in dem alle bekannten Tages-/Nachtzeiten aufgeführt sind
schon hat man ein SEIN gefunden,
welches das nicht-Sein (den flüchtigen Augenblick) repräsentiert

jetzt im Moment (egal zu welcher Tages-Nachtzeit) trifft das Periodensystem zu
das Sein (in diesem Falle das nicht-Sein) befindet sich im JETZT
........
die Sphäre entspricht dem da-Sein
ein System ist zwar JETZT vorhanden,
man kann es aber schlecht messen
wo hört der Wald (Biosphäre) auf und wo beginnt die Lufthülle (Atmosphäre)
stellen die Baumwipfeln eine eigene Sphäre dar?
...
das Wort Seiend lässt sich über die Phasen der Umwelt erklären
(denen bisher immer eine weitere gefolgt ist)

....................
welche Wesen passen zu den drei Seins bzw. den drei Umwelten?

zur Periode der Körper (bspw. der jahreszeitliche Aspekt eines Waldes)
zur Sphäre die Substanz (bspw. das Chlorophyll, das die Atmung ermöglicht)
zur Phase die Materie (bspw. belebte Materie, die irgendwann entstehen musste)
 
hi kai

sprachverwirrung/wesensverwirrung

hier kombiniere ich mehrere Theorien

die eine stammt aus der Archäologie:
entlang der Donau gab es Bauern,
die eine eigene Schrift hatten,
lange bevor die Indogermanen eingewandert waren
diese Bauern lebten im Matriarchat
die Indogermanen führten dann männliche Götter ein
und vergaßen die Schrift
die musste paar 1000 Jahre später neu erfunden werden
(philosophisch macht das Sinn,
wenn man Evola folgt,
daß sich der Staat nicht aus der Familie (Matriarchat?)
sondern aus dem Befehlsprinzip (Patriarchat?) ableitet
Befehle werden bekanntlich seltenst niedergeschrieben)

die zweite stammt aus der Hirnforschung/Textforschung:
es gibt zwei Gehirnhälften
(das Stammhirn/Reptilienhirn spielt in dieser Theorie keine Rolle)
Rechtshänder denken mit der linken Gehirnhälfte
Linkshänder denken mit der rechten Gehirnhälfte
nun ist aber so, daß die rechte Gehirnhälfte eher die künstlerische
die linke eher die spießige Seite im Menschen ausmacht
bspw. ist die Illias in einem anderen Stil geschrieben wie die Odyssee
(Homer ist nicht der Autor beider Texte)
im Falle der Illias deutet der Text auf ein Bewusstsein hin,
dem eine Errungenschaft der linken Gehirnhälfte fehlt,
während die Odyssee ganz klar dem Denken von Linksdenkern/Rechtshändern entspricht)

die dritte stammt von Sprachforschern:
es gibt ein etymologisches Wörterbuch des Indogermanischen
und darin werden unter anderem die mythologischen Gedankengänge
aufgezählt
(Zwillinge, Inzest, Doppelspitze)
wer dieses Buch mit philosophischen Augen liest,
sieht,
daß die Indogermanen dualistisch gedacht haben

und damit fehlt nur noch das Band

Dualismus - Männerbund - Patriarchat - Rechtshänder - Befehlsprinzip - keine künstlerische Begabung - indogermanische Sprachen
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich hätte Hegel zwar auf eine andere Weise widerlegen können, im Moment ziehe ich es jedoch vor, mich mit meinem Wissen und meiner Weiterbildung ein wenig zurück zu ziehen.
@Scilia: Danke, für Deine nette Erklärung.
 
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Als Ergänzung zu meinem letzten, etwas schnoddrig hingeworfenem Posting (falls das noch jemanden interessiert):
Natürlich will ich nicht Kant als Esoteriker hinstellen (ein solcher Begriff ergibt bezüglich seiner Zeit keinen Sinn). Sondern meine, dass bei der Übersetzung des Begriffs Vernunft in die Alltagssprache oder auch die philsophisch verbrämt Alltagssprache diese als eine Art übergeordnete, schwer greifbare Instanz begriffen wird, die über unser Tun richtet. Sei es als "das gebietet die unternehmerische Vernunft", sei es als "vernünftige Kompromisse", sei es getarnt als "gesunder Menschenverstand". Im Allgemeinen werden dadurch unangenehme Maßnahmen (ENtlassungen, faule Kompromisse, fatalistischer Rückzug) euphemisiert.
Und obwohl die Vernunft der modernen Wissenschaft vielleicht auf die Beine geholfen hat, beruft sich diese niemals auf die Vernunft; nicht als Alltagsfloskel aber auch nicht als Prinzip. Andere Kriterien (Konsistenz) haben sie ersetzt (oder hoffe ich das nur?)
 
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