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Jedem Künstler seinen gewissen Knall

L

lacuna777

Guest
Angeregt durch das Thema "was haltet ihr von Esoterikern (haben einen Knall)," ist mir folgendes der ausgleichenden Gerechtigkeit wegen vor Augen gekommen:

Es ist bekannt, daß besonders viele Künstler manisch depressiv waren/sind. Von vielen bekannten Dichtern, Malern, Philosophen, Komponisten wurde behauptet, sie hätten den gewissen Knall gehabt, der evtl. auch der Grund für ihre entsprechende Kreativität gewesen sein soll.

Hier hab ich mal ein paar Beispiele zusammengetragen:

Carles Dickens hatte zeitlebens mit seinen Stimmungen zu kämpfen und erlebte schwere Ausbrüche von Unglücklichkeit und Hoffnungslosigkeit, aber auch Perioden extremer Produktivität.

Ernest Hemingway wurde 1960 zweimal in der Mayo-Klinik von Rochester, Minnesota, mit Elektroschocks behandelt. Zwei Tage nach seiner Rückkehr beging er Selbstmord.

Hermann Hesse´s Leitthema ist der Ausbruch aus den gewohnten Strukturen des Lebens und die Suche nach der Quintessenz des Seins. 1921 unterzog er sich einer Psychoanalyse. Es sind mindestens ein Selbstmordversuch und eine Hospitalisierung bekannt.

Friedrich Schiller galt als manisch depressiv. Seine tiefen inneren Eindrücke brachte er in seine bekannten Schauspiele, Dramen und Gedichte zutage.

Johannes Brahms wurde anfänglich von seinem ebenfalls manisch-depressiven Freund und Mentor Schumann gefördert. Seine hauptsächliche Schaffensperiode lag erst nach dem vierzigsten Lebensjahr, da ihn vorher seine Persönlichkeit und die Krankheit stark am Vorankommen hinderten.

Kurt Cobain, bekannter Sänger und Songwriter von Nirvana erschoss sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere.

Mozart galt als manisch depressiv. Sein kurzes Leben war erfüllt von einem steten Ringen mit sich selbst und brachte eine Vielzahl unverzichtbarer Werke hervor

Robert Schumann erlebte Perioden höchster Kreativität, aber ab Mitte der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts auch Depressionen und starke nervliche Erschöpfung. Er dachte oft an Selbstmord und unternahm auch Selbstmordversuche.

Van Gogh ´s Werke sind komplett innerhalb von nur zehn Jahren entstanden und überzeugten auf gespenstische Weise durch markante Farben, gefühlvolle Pinselführung, akzentuierte Konturen, die Fähigkeit der Naturbetrachtung und nicht zuletzt durch die Qualen einer seelischen Störung, die ihn letztlich in den Tod trieb.


Dies sind nur wenige Beispiele von Künstlern, die stark der Öffentlichkeit unterworfen waren. Ich denke aber nicht, dass dies unbedingt etwas mit dem grossen Bekanntheitsgrad zu tun haben muss. Es waren/sind Menschen, die tief in sich hineinschauen und ihre Erfahrungen und Erlebnisse durch die Kunst zum Ausdruck bringen und verarbeiten woll(t)en. Um meine Gedanken nicht vorweg zu nehmen: was denkt ihr, warum gerade Künstler (Philosophen, Dichter, Maler, etc....) öfters dieser gewisse "Knall" angehängt wird und ihn auch haben?

LG
Lacu
 
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Hi, Lacu!

Es scheint mir doch ein wenig leichtfertig zu sein, so salopp - Knall - mit dem umzugehen, was doch eher auf eine Fähigkeit der von Dir zitierten Künstler - auch der vielen namenlosen Kreativen - zurückzuführen ist, mit ihren individuellen und gesellschaftlichen Existenzängsten fertig zu werden, sie in zeitlose Form zu pressen. Na ja - wenigstens als Versuch.....

Wer von uns "Normalos " kann denn das ?
Ich nicht .

grüßchen

Marianne
 
Hi Lacu!

Künstler sind Menschen, die in engem Kontakt mit ihrem ganz eigenen Wesensausdruck stehen. Sie versuchen nicht, ihre Individualität den allgemeinen Spielregeln unterzuordnen. Im Gegenteil, sie spüren mit ihrer Kunst oft genau die Unterschiede auf, die im Spannungsfeld Individuum/Gemeinschaft sichtbar werden.

Als einzelner Mensch erlebt sich der Künstler dadurch oft sehr isoliert von der Gemeinschaft der „anderen“, das Subjektive ist im Vordergrund, liefert auch den Stoff, der künstlerisch umgesetzt wird und ist dadurch wichtige Existenzbasis.

Aber wesentlich scheint mir zu sein, dass der Ausdruck dessen, was diesen einen speziellen Menschen ausmacht, für ihn so wichtig ist, dass er jegliche Unterstützung und Hilfestellung von außen nur schwer annehmen kann. Dann kann es sein, dass er sich umbringt, oder er wird von außen gezwungen sich therapeutisch behandeln zu lassen.

Beides tötet den Künstler!

herzlich
lilith
 
Hallo Marianne,

ich habe das Wort *Knall* ganz bewusst gewählt und wirkt evtl. etwas provokant. Der Knall soll auf die gewisse Fähigkeit und entprechende Talent des Künstlers hinweisen, mit dem er sein Werk zum Ausdruck bringt - er hebt sich dadurch von der normalos Gesellschaft ab. In der heutigen Umgangssprache kommt dieses Wort meines Erachtens eher einem umspielten Kompliment nahe. Ein Künstler hebt sich mit seinem Werk von der Gesellschaft ab und bringt etwas einzigartig aussergewöhnliches für die Allgemeinheit hervor.

Um nochmal zu unterstreichen: Künstler seh ich nicht nur diejenigen, die sich in der Geschichte einen Namen machten, sondern all diejenige, die ihre Talente in sich entdeckt und nach Aussen (manchmal zwingend) hervorbringen. Die obigen Beispiele sollten ein gewisses Etwas unterstreichen. Das gewisse Etwas was ich gerne herausfinden möchte, warum das Hervorbringen der Talente mancher Künstler sie mehr oder minder zerstört hat. Hier fällt mir auch gleich noch die Kathegorie Schauspieler mit ein. Lilith als Malerin hat es ganz gut beschrieben. Wenn ein Künstler öffentlich in ein Schema gepresst wird und sich in der eigentlichen Botschaft, Verwirklichung nicht verstanden fühlt, er entsprechend seelische Konflikte kommt. Womöglich liegt es doch daran, dass dieser zur öffentlichen Person erhoben wurde?

LG
Lacu
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
glaub ich ja wohl nicht!
du kannst doch nicht durchgeknallte esoteriker mit manisch depressiven künstlern gleichsetzen! :nein:

viele künstler sind "total am ende ihrer selbst".
ich denk mal das genau dieses tiefe und ergreifende gefühl sie erst so brilliant machte.

nicht um sonst sagt man genie und wahnsinn liegen dicht beieinander.

wobei ich dir schonmal gesagt habe, das es klar war, dass sich kurt cobain erschossen hat und manisch depressiv war - bei der musik die er machte! :rolleyes:

und mozart lebte ganz schön frivol nicht gerade manisch depressiv.
ihn raffte geld mangel und irgend eine seuche dahin.

und klar schiller war zeitlebens schwer krank - nahm morphium um die schmerzen zu ertragen - na möcht mal sehen wer da nicht depressiv wird:D

aber gerade diese tiefen gefühle die diesen menschen in ihrer kunst verarbeiteten machte sie so einzigartig.
aber ein künstler muss nicht manischdepressiv sein um kunst hervorzu bringen.

ein ganz normaler "knall" tuts auch, aber bitte nicht den esoterischen! lol

lg binchen
 
Binchen schrieb:
glaub ich ja wohl nicht!
du kannst doch nicht durchgeknallte esoteriker mit manisch depressiven künstlern gleichsetzen! :nein:

*g* Hab ich das? Der Knall ansich ist eine Redewendung, die man heutzutage weitgestreut verwenden kann

Binchen schrieb:
viele künstler sind "total am ende ihrer selbst".
ich denk mal das genau dieses tiefe und ergreifende gefühl sie erst so brilliant machte.

Das ist vielleicht der springende Punkt, auf den ich hinauswollte. Warum sind/waren sie am Ende ihrer selbst? Durch Fürsprecher, Kritiker, Unverständnis? Viele Künstler haben etwas Tiefsinniges, Trauriges an sich. Bitte: ich werfe hiermit nicht alle in einen Topf, gell? Ich spreche von Beobachtungen...wobei ich auch von sogenannte Engelsmaler im esoterischem Sinne sprechen darf, die klischeehaft ein eingefrorenes, lichtvolles Grinsen aufsetzen.
Ich lese von manchen unbekannten Autoren und Dichtern ihre Werke und lese dann die Kritik dazu. Viele, die wirklich Neues und über den Horizont Schauendes präsentieren, werden heute von vorne herein kritisch plattgemacht. Schade!

Binchen schrieb:
nicht um sonst sagt man genie und wahnsinn liegen dicht beieinander.
Der Spruch ansich gefiel mir schon immer. Jedoch wird er er meist nur auf die öffentlich bekannten Namen angewendet. Was ist dann der Wahnsinn? Ein Werk, dass nicht in die heutige Zeit verschubladet werden kann? - vielleicht aber 100 Jahre später irgendwo auf einem verstaubten Dachboden entdeckt und zu einem grossen Klassiker und neue Wahrheit veröffentlicht wird?...

Binchen schrieb:
wobei ich dir schonmal gesagt habe, das es klar war, dass sich kurt cobain erschossen hat und manisch depressiv war - bei der musik die er machte! :rolleyes:
Wieso die Musik? In der Musik hat er sowieso schon sein Inneres ausgedrückt, was er zeitlebens schon insich hatte (meine Meinung). Man ist ja nicht umsonst m.d.. Erst als er von Presse und jubilierenden Fans umringt war, konnt´er damit nicht mehr leben. Jimmy Hendrix und andere ging es ähnlich...

Binchen schrieb:
und mozart lebte ganz schön frivol nicht gerade manisch depressiv.
ihn raffte geld mangel und irgend eine seuche dahin.
...ich hab gelesen, dass er m.d. war. War aber damals nicht dabei und kann es somit auch nicht beweisen...*g*

Binchen schrieb:
und klar schiller war zeitlebens schwer krank - nahm morphium um die schmerzen zu ertragen - na möcht mal sehen wer da nicht depressiv wird:D
ja, und Künstler dazu, womit er seine Werke eingefärbt und einzigartig zutage brachte

Binchen schrieb:
aber gerade diese tiefen gefühle die diesen menschen in ihrer kunst verarbeiteten machte sie so einzigartig.
aber ein künstler muss nicht manischdepressiv sein um kunst hervorzu bringen.
...wollte ich damit auch nicht zutage bringen. Kam mal wieder so rüber, wie man an der Antwort von Marianne liest :rolleyes: . Durch Beobachtungen fiel mir eben auf, dass sowohl bekannte, alsauch unbekannte, mir bekannte Künstler die Tendenz zu einem extravagantem Innenleben haben und ihre Kunst somit einzigartig zutage bringen.

Binchen schrieb:
ein ganz normaler "knall" tuts auch, aber bitte nicht den esoterischen! lol.
definiere mir das Wort *Knall. Man kann es auf jede Personengruppe anwenden. Was der Aussenstehende + Gesellschaft über die Personengruppe denkt macht den Knall aus. Die einen fühlen sich dadurch persönlich angekratzt, die anderen belustigt es.

LG
Lacu
 
hallo lacuna

Das ist vielleicht der springende Punkt, auf den ich hinauswollte. Warum sind/waren sie am Ende ihrer selbst? Durch Fürsprecher, Kritiker, Unverständnis? Viele Künstler haben etwas Tiefsinniges, Trauriges an sich. QUOTE]nun da muss man oft ihr leben als solches betrachten.
armut, krankheit, einsamkeit usw., dinge die jeden menschen auf dauer mürbe machen oder gar fertig.
dann kommt noch hinzu, dass künstler sehr sensibel sind was sich oder ihre umwelt anbelangt, das drücken sie ja dann auch wieder in ihren kunstwerken aus. eine art des "verarbeitens" ihres innenlebens.
die kunstwerke an sich sind geschmacksache, wie auch die musik!
ich bin kein kunstkritiker und weiss erlich gesagt nicht nach welchen massstäben gerichtet wird. nur soviel, dass nicht jeder künstler automatisch tot sein muss.

tja es heisst auch ein künstler sei gott näher!
wer weiss was so ein künstler weiss oder begriffen hat, dass ihn so traurig macht?

ich muss erst noch mal drüber nachdenken.

lg binchen :rolleyes:
 
AW: hallo lacuna

tja es heisst auch ein künstler sei gott näher!
wer weiss was so ein künstler weiss oder begriffen hat, dass ihn so traurig macht?

ich muss erst noch mal drüber nachdenken.

mAn bringt ein künstler in seiner kunst den spannungsbereich LEBEN-TOD zum ausdruck.

je nachdem, ob er/sie für sich selbst schon klar darüber geworden ist, kann er/sei dann selber gut oder schlecht in diesem spannungsfeld "leben".
die kunstwerke sprechen die sprache der weite.
weit über den engen "tages-horizont" hinaus führen sie hinüber in eine "andere welt".

egal auf welchem gebiet, malerei, theater, prosa, film, philosophie, kulinarik....

die enge und beschränkung des tages (daseins) wird durch die grenzen des kunstwerks (bildformat, abfolge der töne, dauer des films...) dargebracht und dennoch sprengt der inhalt diese form, da er gefühle im konsumenten freisetzt und ihn/sie so in ungreifbare welten führt.
 
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AW: Jedem Künstler seinen gewissen Knall

Angeregt durch das Thema "was haltet ihr von Esoterikern (haben einen Knall)," ist mir folgendes der ausgleichenden Gerechtigkeit wegen vor Augen gekommen:

Es ist bekannt, daß besonders viele Künstler manisch depressiv waren/sind. Von vielen bekannten Dichtern, Malern, Philosophen, Komponisten wurde behauptet, sie hätten den gewissen Knall gehabt, der evtl. auch der Grund für ihre entsprechende Kreativität gewesen sein soll.

Hier hab ich mal ein paar Beispiele zusammengetragen:

Carles Dickens hatte zeitlebens mit seinen Stimmungen zu kämpfen und erlebte schwere Ausbrüche von Unglücklichkeit und Hoffnungslosigkeit, aber auch Perioden extremer Produktivität.

Ernest Hemingway wurde 1960 zweimal in der Mayo-Klinik von Rochester, Minnesota, mit Elektroschocks behandelt. Zwei Tage nach seiner Rückkehr beging er Selbstmord.

Hermann Hesse´s Leitthema ist der Ausbruch aus den gewohnten Strukturen des Lebens und die Suche nach der Quintessenz des Seins. 1921 unterzog er sich einer Psychoanalyse. Es sind mindestens ein Selbstmordversuch und eine Hospitalisierung bekannt.

Friedrich Schiller galt als manisch depressiv. Seine tiefen inneren Eindrücke brachte er in seine bekannten Schauspiele, Dramen und Gedichte zutage.

Johannes Brahms wurde anfänglich von seinem ebenfalls manisch-depressiven Freund und Mentor Schumann gefördert. Seine hauptsächliche Schaffensperiode lag erst nach dem vierzigsten Lebensjahr, da ihn vorher seine Persönlichkeit und die Krankheit stark am Vorankommen hinderten.

Kurt Cobain, bekannter Sänger und Songwriter von Nirvana erschoss sich auf dem Höhepunkt seiner Karriere.

Mozart galt als manisch depressiv. Sein kurzes Leben war erfüllt von einem steten Ringen mit sich selbst und brachte eine Vielzahl unverzichtbarer Werke hervor

Robert Schumann erlebte Perioden höchster Kreativität, aber ab Mitte der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts auch Depressionen und starke nervliche Erschöpfung. Er dachte oft an Selbstmord und unternahm auch Selbstmordversuche.

Van Gogh ´s Werke sind komplett innerhalb von nur zehn Jahren entstanden und überzeugten auf gespenstische Weise durch markante Farben, gefühlvolle Pinselführung, akzentuierte Konturen, die Fähigkeit der Naturbetrachtung und nicht zuletzt durch die Qualen einer seelischen Störung, die ihn letztlich in den Tod trieb.


Dies sind nur wenige Beispiele von Künstlern, die stark der Öffentlichkeit unterworfen waren. Ich denke aber nicht, dass dies unbedingt etwas mit dem grossen Bekanntheitsgrad zu tun haben muss. Es waren/sind Menschen, die tief in sich hineinschauen und ihre Erfahrungen und Erlebnisse durch die Kunst zum Ausdruck bringen und verarbeiten woll(t)en. Um meine Gedanken nicht vorweg zu nehmen: was denkt ihr, warum gerade Künstler (Philosophen, Dichter, Maler, etc....) öfters dieser gewisse "Knall" angehängt wird und ihn auch haben?

LG
Lacu



Merkwürdig nur, daß unter den Angeführten keine einzige Frau ist.
 
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