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Fabel über die Zeit...

twebworld

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30. Dezember 2002
Beiträge
3
ich bin im Netz über eine in meinen Augen interresante Fabel gestoßen:

Über die Zeit

Ein Esel, eine Eintagsfliege und eine Schildkröte unterhalten sich leidenschaftlich über das Leben.

"Ja wenn ich mehr Zeit hätte", sagte die Eintagsfliege,
"dann wäre alles einfacher!
Könnt ihr euch vorstellen, was es bedeutet, alles in 24 Stunden unterzukriegen?
Geboren werden, aufwachsen,
erleben, erleiden, glücklichsein, Alt werden und sterben?
Alles in 24 Stunden?!"

" Ich gäbe was drum", sagte der Esel,
"wenn ich nur 24 Stunden zu leben hätte.
In kurzer Zeit alles auskosten, was es gibt.
Ich stelle mir das herrlich vor: Kurz, aber richtig."
"Ich verstehe euch nicht", warf die Schildkröte ein.
"Ich bin jetzt 300 Jahre alt.
Die Zeit würde nicht reichen, wollte ich euch erzählen,
was ich erlebt habe.
Es ist einfach zuviel.

Schon vor 200 Jahren habe ich mir gewünscht, ans Ende meiner Zeit gekommen zu sein."
"Ich beneide dich", sagte sie zu dem Esel,
und zur Eintagsfliege: "Mit dir habe ich Mitleid."
"Wenn ich das so höre", sagte der Esel,
"ich gäbe was drum, wenn ich 300 Jahre alt werden könnte.
Viel Zeit haben, um das Leben richtig auskosten zu können.
Ich stelle mir das herrlich vor:
Lange, aber intensiv."

Da schwiegen die drei sehr traurig,
weil jeder das Leben nach der Uhr gemessen hatte und sich nun danach sehnte,
das eigene Leben zu verlängern, zu verkürzen oder beides zu versuchen.
Da gingen sie zu dritt zur Spinne, die wegen ihrer Weisheit berühmt war,
um sie um rat zu fragen.

"Schildkröte", sagte die Spinne,
"hör auf zu klagen; denn wer hat schon so viel Erfahrung wie du?"
Zur Eintagsfliege sagte sie: "Fliege, hör auf zu klagen;
wer hat schon so viel Freude wie du?"
Da meldet sich der Esel und fragt, was sie ihm denn riete.
"Dir rate ich nichts", erwidert die Spinne,
"denn du wolltest beides!
Du bist und bleibst ein Esel."

Als die anderen Tiere das hörten,
warfen sie ihre Uhren weg und maßen das Leben fortan nach seiner Tiefe und seinem Sinn.

Peter Spangenberg


MFG

twebworld

Wie ist das mit dem Esel zu verstehen?
 
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Mit dem Esel habe ich es so verstanden:
er hat sich widersprochen, einerseits würde er was drum geben nur 24 Stunden zu leben um das Leben voll auszukosten, er stellt es sich herrlich vor, kurz aber richtig zu leben.
Andererseits würde er aber auch etwas drum geben 300 Jahre alt zu werden wie die Schildkröte, viel Zeit zu haben um alles auszukosten. Lange aber intensiv.
Jeder soll wohl sein Leben so annehmen und das beste daraus machen, wie es für jedem vorgesehen ist(?).
 
Schildkröte und Zeit

Hi, an anderer Stelle habe ich (oder war's Gisbert?) das Schildkrötenbeispiel schon gebracht. Gisbert meinte wohl, der (durchschnittliche) Herzschlag bestimmt das "Zeitempfinden", also hat vermutlich die Schildkröte in 300 Jahren nicht nur nicht mehr erlebt , sondern empfindet die 300 Jahre wie der Mensch seine 80 Jahre! Dabei fehlt ihr (und der Fliege) aber einiges, was wir Menschen den Tieren voraus haben... Fazit: als Mensch (oder Esel) gehts mir am besten, oder?
 
Hab mal ne kurze Zwischenfrage.
Inwiefern soll der Herzschlag das Zeitempfinden bestimmen? Wie kommst du darauf? Hoffe auf Erklärung...

Gwendolyn
 
Mit dem Herzschlag und dem Zeitempfinden kenne ich mich nicht so aus, aber es könnte ja auch sein, dass wenn man z.B. 7 Jahre alt ist ein Jahr 1/7 des ganzen Lebens ist und somit eine grosse Zeitspanne im Leben darstellt. Wenn man 70 ist wäre ein Jahr 1/70 des gesamten Lebens und eine wesentlich kleinere Zeitspanne. Vielleicht bildet man sich ja auch deshalb ein, dass das Jahr, bzw. die Zeit je älter man wird "schneller" wird oder das Jahr kürzer wird oder wie auch immer.

Aber warum möchte der Esel mal das kurze intensive Leben der Fliege haben oder das lange Leben der Schildkröte? Ist er mit seinem Leben nicht zufrieden? Oder hat er etwas verpasst?
 
@sylvester

Hey Nina, was für Fragen zu so später (früher!) Stunde. Gisber´t quatscht gerade über Arbeitslosigkeit (ich feiere gerade bei ihm Sylvester). Fange ich mal an mit Nietzsche: als Kind habe ich "Zugänge", als Erwachsener "Durchgänge"... oder: wo wir bei Türen sind: viele Türen sind zugeschlagen! Das ist doch ein viel intensiveres Erleben als Kind, wenn alles NEU und ungewohnt ist. Da vergeht die Zeit viel schneller als heute. Insofern nix mit 1/70 Lebenszeit. Ich habe mal eine abstuse Theorie aufgestellt. Mal sehen, ob ich die noch hierein kopieren kann. Bis dann...
 
Hier mein "Writers Corner"-Artikel

DIE LEBENSUHR? - Amerikanische Psychologen behaupteten, dass der Mensch mit etwa zwanzig Jahren die Haelfte seines Lebens verlebt haette. Das wuerde demnach bedeuten, die verbleibenden cirka sechzig Jahre vergingen in dreifachem Tempo... Liesse sich das belegen? - Vielleicht, aber nicht mit dem "Uhrenmodell" ("seine Uhr ist abgelaufen..."); oder kennt jemand eine Uhr, die ploetzlich schneller laeuft, bevor sie ihren Geist aufgibt? Hier besteht eher ein Prinzip von zwei Polen: "Geburt" und "Tod":


Mit seiner Geburt wird der Mensch ins Leben hineingestossen. Den Schwung nutzt er als motivierenden Antrieb fuer seine bewusstseinsbildenden Lernprozesse. Ein Zeitgefuehl fehlt ihm fast noch gaenzlich, da seine Rhythmisierung aufgrund der Fuelle von Abwechslungen und neuen Erfahrungen (Nietzsche nannte es "neue Zugaenge") gering ist.


Ist erst einmal eine scheinbare Normalitaet in puncto Lebensrhythmus und -tempo eingekehrt, fehlt die "Beweglichkeit" frueherer Tage, und man erlebt Herausforderungen -um nochmals auf Nietzsche zurueckzukommen- nur noch als "Durchgaenge", ohne ueberhaupt jemals wieder so radikale Veraenderungen wie frueher zu wollen; denn schliesslich besitzt man jetzt ja ein (idealerweise...) ausgereiftes Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein, verbunden mit liebgewonnenen Gewohnheiten!


Doch sobald dem Menschen die eigenen Kraefte zu schwinden beginnen (faelschlicherweise "Midlife"-Krise genannt!), zieht ihn der andere Pol mit immer staerker wachsender Geschwindigkeit an. Diesem Magnetismus ist niemand gewachsen; die Kraefte lassen nach, bis der Tod bzw. die Natur "sein Kind wieder hat..." (Bremen im Januar 1990; der Autor war damals 22 Jahre jung) :)
 
Re: Hier mein "Writers Corner"-Artikel

Original geschrieben von Rudhi
Amerikanische Psychologen behaupteten, dass der Mensch mit etwa zwanzig Jahren die Haelfte seines Lebens verlebt haette. Das wuerde demnach bedeuten, die verbleibenden cirka sechzig Jahre vergingen in dreifachem Tempo...

Wohl doch eher dreimal so langsam?
 
@ Rufhi

Also ich sehe das anders...

Wir können hier nicht ans Ziel kommen , wenn wir mit den falschen Vorraussetzungen starten...


Ihr sagtet eben (vereinfacht): "Wenn man noch jung ist vergeht die zeit shcneler weil ales neu ist, wenn man dann im alter alles kennt vergeht die zeit langsam"

Das ist doch ein viel intensiveres Erleben als Kind, wenn alles NEU und ungewohnt ist. Da vergeht die Zeit viel schneller als heute. Insofern nix mit 1/70 Lebenszeit.

Aber es ist "erwiesen" bzw. man kann jeden älteren Menschen fragen, dass die Zeit im Alter nur so dahinrasst, und das gerade WEIL alles bekannt ist und eine gewisse Routine entritt.

Als Kind kommt einem die Zeit LANGSAMER vor derade WEIL alles Neu ist und weil man sich mehr damit beshcäftigt udn JEDE KLEINIGKEIT noch interresant zu sein scheint.


MFG

Twebworld

(P.S: Frohes Neues!)
 
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Frohes Neues Jahr:) !

@Rudhi
Interessante Theorie.
Sie mag ja auf einzelne Menschen zutreffen, aber man kann sie niemals auf ALLE projizieren.
 
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