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Ene, mene, mu - und verrückt bist du

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AW: Ene, mene, mu - und verrückt bist du

back to topic und auch weg vom labern übers labern...

dass sie ihn (breivik, nicht grass - weshalb regt sich eigentlich halb deutschland und ganz israel wegen dem nicht mal sehr gut geschriebenen gedichtchen von grass, nicht breivik, so auf?) am liebsten als unzurechnungsfähig beurteilen möchten dient meines wissens nach nur dem zweck ihn lebenslänglich einzukerkern, während es bei der sachlage, er wäre zurechnungsfähig gewesen nur auf eine strafe von fünfzehn jahren rausliefe, weil das die höchststrafe für mord ist.

erinnere ich mich da richtig?

warum ist er nun selber darauf aus, dass er als zurechnungsfähig anerkannt wird, weil er als politischer gefangener gesehen werden will oder weil er nur fünfzehn jahre sitzen will?

zur pseudodiagnose:
ein paranoid schizophrener wird kaum so detailliert und v.a. strukturiert planen, um so ein riesending durchzuziehen.

dass er größenwahnsinnig ist, ist aber trotzdem nicht abzustreiten, weil ein mensch mit gesundem menschenverstand keine siebzig kinder abschlachten und ne halbe stadt in schutt und asche legen kann aus seiner persönlichen ideologie heraus (ob er das alleine durchziehen konnte is ohnehin strittig), aus dem selben grund kann er aber eigentlich auch nicht nicht zurechnungsfähig gewesen sein.

diagnose totale verblendung mit folge daueraufenthalt in der klapse gibts nicht.

ich wär dafür, dass hier korrekt entschieden wird. wenn er zurechnungsfähig war, dann müssen (bzw. sollten) sie ihn auch als zurechnungsfähig begutachten. mit ihrem rechtssystem müssen sie dann einfach klarkommen. wenn sie fünfzehn jahre für mord vorgesehen haben, muss er halt nach fünfzehn jahren wieder entlassen werden.

es gibt ja auch noch die angehörigen der opfer, die sich ihm dann annehmen werden.
 
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AW: Ene, mene, mu - und verrückt bist du

zur pseudodiagnose:
ein paranoid schizophrener wird kaum so detailliert und v.a. strukturiert planen, um so ein riesending durchzuziehen.

dass er größenwahnsinnig ist, ist aber trotzdem nicht abzustreiten, weil ein mensch mit gesundem menschenverstand keine siebzig kinder abschlachten und ne halbe stadt in schutt und asche legen kann aus seiner persönlichen ideologie heraus (ob er das alleine durchziehen konnte is ohnehin strittig), aus dem selben grund kann er aber eigentlich auch nicht nicht zurechnungsfähig gewesen sein.

diagnose totale verblendung mit folge daueraufenthalt in der klapse gibts nicht.

ich wär dafür, dass hier korrekt entschieden wird. wenn er zurechnungsfähig war, dann müssen (bzw. sollten) sie ihn auch als zurechnungsfähig begutachten. mit ihrem rechtssystem müssen sie dann einfach klarkommen. wenn sie fünfzehn jahre für mord vorgesehen haben, muss er halt nach fünfzehn jahren wieder entlassen werden.

Das eigentliche Problem ist ja, daß in Europa immer mehr Polizisten aus Leidenschaft mit dem Rechtssystem nichts mehr anfangen können, sobald deren gefühlte Gerechtigkeit nicht mehr vom gesetzlichen Strafmaß erfüllt wird. Um öffentlich für die Zusammenfassung der bisher zersplitterten Staatsgewalten in eine privatisierte Verurteilungs- und Exekutions AG mit unbeschränkter Verhaftung einzutreten, ist andererseits der Kalender noch nicht reif. Momentan beschränken sich die Gutmenschen mit polizeilichen Sonderbefugnissen noch auf den illegalen Handel mit Steuer-CDs. Aber um Wahlen zu gewinnen, wird das auf Dauer nicht reichen. Und nur darum geht es ja. Zu anderen Aufgaben sind Politiker vom Volk nicht ermächtigt. Ob der Straftäter des Jahres nun Breivik oder sonstwie heißt, ist in etwa so bedeutend wie... wer den letzten Friedensnobelpreis gewonnen hat. Dabei wären 15 Jahre (ich glaube, in Norwegen sind es 22) wenigstens eine runde Zahl, die noch auf einen Bierdeckel passt...


es gibt ja auch noch die angehörigen der opfer, die sich ihm dann annehmen werden.

Für die Adoption durch die anerkannte Friedensbewegung ist der Breivik wahrscheinlich nicht koscher genug. Sollte Breivik tatsächlich für zurechnungsfähig erklärt werden, dann bin ich auf jeden Fall für eine Aberkennung dieser Auszeichnung...
 
AW: Ene, mene, mu - und verrückt bist du

... ich wär dafür, dass hier korrekt entschieden wird. wenn er zurechnungsfähig war, dann müssen (bzw. sollten) sie ihn auch als zurechnungsfähig begutachten. mit ihrem rechtssystem müssen sie dann einfach klarkommen. wenn sie fünfzehn jahre für mord vorgesehen haben, muss er halt nach fünfzehn jahren wieder entlassen werden.

es gibt ja auch noch die angehörigen der opfer, die sich ihm dann annehmen werden.


Sie müssen nicht von Ihren Rachegedanken auf die Rachegedanken fremder Angehöriger schließen.

Oder meinten Sie eine christliche Annahme? Habe ich Sie unterschätzt?

 
AW: Ene, mene, mu - und verrückt bist du

Du hast mich nicht unterschätzt, genau auf die Rache spielte ich an. Auf über siebzig kinder fällen jede Menge Eltern und noch mehr verwandte. Wahrscheinlich in diesem fall auch Polizisten die in der Folge an plötzlicher Berufsblindheit leiden würden.
 
AW: Ene, mene, mu - und verrückt bist du

"Bitte erheben Sie sich". Der Satz war in norwegisch gesprochen, echote dann noch einmal ins Englische übersetzt, wenn auch eine Spur leiser. Das Gericht war startbereit, den muffigen Sitzungssaal in einen Situation Room zu verwandeln, in dem jeder gespannt auf den Fortgang auf der Bühne des Geschehens lauerte. Die Stimme, die Richterin, monoton, vorlesend, blitzte auf einmal als Sonne kurz durchs Fenster von draußen. Ein Aktenordner donnerte auf den spiegelblank geputzten Schreibtisch der Anklagevertretung. Dann schossen Breiviks Gedanken wild um sich. Der Staatsanwalt hatte eine vielseitige Waffe in der Hand! Es musste alles ganz schnell gehen. Wie der Kommandant einer amerikanischen Antiterroreinheit begann Breivik Befehle an seine Gefolgsleute im Geiste zu übermitteln. Notwehr! Notwehr! Notwehr! Die gerechten Worte schlugen ein wie der Kugelhagel eines nordamerikanischen Blizzards. Yes, we can, brüllte Breivik nocheinmal hinterher, bevor er unschuldig das Haupt erhob. Die Richterin war eben mit ihrer Vorlesung zum Ende gekommen. Das Wort war nun beim Angeklagten. Er hatte Stockholm verstanden. Die Siegerehrung. Leise sprach er. Ich nehme die Wahl an.
 
AW: Ene, mene, mu - und verrückt bist du

Exkurs: Breivik und die Presseberichterstattung

"Breivik bekundet Hochachtung für al-Qaida"

Der vielleichrt interessanteste Satz im Beitrag:
"Laut eigener Aussage wollte Breivik ursprünglich statt der Menschen auf der Insel Utøya Journalisten angreifen, die sich auf einer Konferenz versammelt hatten."

Wie authentisch ist denn diese Äußerung? Könnte es auch sein, daß Breivik so etwas nie gesagt hat? Wer wollte denn das Gegenteil herausfinden, wenn es doch genau in das "BILD" passt, daß sich die Öffentlichkeit vom "Monster" machen soll? Man kann Breivik ja nun schlecht selber fragen. Und absichtliches Falschzitieren würde wohl gar nicht erst bemerkt, geschweige denn geahndet werden... nicht mal den Autor kann man fragen, wenn nur auf Pressedienste als Quelle verwiesen wird...

Der ganze Beitrag beschwört jedenfalls die bekannte Weltsicht der Amerikaner, nachdem es den "guten Westen" und den "bösen Islam" (aka Al-Quaida) gibt. Brevik soll also nun auf der leicht zu identifizierenden "falschen" Seite des Islams stehen? Häh? Wie passt das denn mit seiner Rassenideologie gegen die islamische Welt zusammen?

Man wird den Eindruck nicht los, daß die Berichterstattung um den Breivikprozess so manipuliert ist wie selten sonst. Schreiben vielleicht sogar Berufsschreiber aus dem Dunstkreis der Geheimdienste eifrig mit? Damit dem einfachen Staatsbürger über den dummen Faux-Pas mit dem nicht auflösbaren Widerspruch der Gutachter propagandistisch hinweggeholfen werden kann? Das Volk wird langsam aufmerksam, daß da etwas nicht stimmt...

Das Problem: wenn Breivik nicht für unzurechnungsfähig erklärt werden kann, muß er ernst genommen werden. Gleichzeitig soll er aber aus politischen Gründen nicht erstnehmbar sein, weil man sich sonst mit seiner Argumentation auseinandersetzen müsste. Und dafür sind seine Rechtfertigungen denjenigen zu ähnlich, die selbst als Staatspräsident für Tötungen im staatlichen Auftrag verantwortlich zeichnen, oder zumindest solche staatlichen Tötungen öffentlich für "gut" befunden haben.

Breiviks Prozess ist auch der Kampf darum, den Wahnsinn des abendländischen Denkens, der unsere westliche Gewaltgesellschaft ausmacht, nicht auffliegen zu lassen. Mit aller sprachlicher Gewalt wollen wir brave Gutmenschen doch auch weiterhin die Guten sein. Alles andere wäre doppelplusungut!

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,828103,00.html
 
AW: Ene, mene, mu - und verrückt bist du

Im Spiegel der Presseberichterstattung wird weiter fleissig am Wunschbild des Attentäters gebastelt, das die Öffentlichkeit gefälligst verinnerlichen soll: ein Gernegroß, ein Spinner und Versager, der jahrelang "bei Mama" gewohnt hat und dort Tag und Nacht "World of Warcraft" gespielt hat. Das mag die gutherzige Öffentlichkeit sicher gerne hören und hakt im schmalen Licht des braven Bürgergeistes den Punkt "Gwaltvideos" als schlüssige Erklärung für ein Gewaltverbrechen zustimmend ab. Allerdings hat man den zweitnaheliegendsten Gedanken, den Konsum kinderpornografischen Materials noch nicht ausgespielt. Eine solche Andichtung kommt aber sicher noch, schließlich kann man damit am leichtesten die Emotionen der Leser wachrufen.

Mag sein, daß sich der eine oder andere Journalist beim Thema "Geld" selbst in Breivik erkennt, denn zumindest beim Scheitern großer finanzieller Träume liegen in beiden Berufsfeldern, dem des Unternehmers und dem des Onlineredakteurs, gewisse Gemeinsamkeiten. Eine durchschnittliche Existenz als bezahlter Schreiber ist nicht weiter tragisch, böte sie doch zumindest die Basis dafür, vorhandene Restmengen moralischer Integrität und beruficher Seriösität auch ohne bare Sondergratifikationen auszuleben.

Aber wenn die Macht des Wortes mehr in der Fantasie liegt anstatt in der gut bezahlten Realität, juckt es natürlich den inneren Psychopathen, auch einmal zum Spiegel des Wahnsinns in der Welt zu werden. Vielleicht kann man so als guter Zeitungsjunge der strengen Frau Staatsanwältin ein wenig zuarbeiten. Als guter Junge die bösen Jungs in Bereiviks weltumspannendem Netzwerk einmal aufscheuchen. An der großen Rettungsmission des Verfassungschutzes teilhaben, der mit seinen wenigen tausend Leuten die rechten ein oder zwei Zellen nicht in den Griff bekommt.

Nein, die Wahrheit ist: anscheinend wird man im gestörten Deutschland, das in den letzten 70 Jahren keine 77 Terrortote zu beklagen hatte, weniger souverän mit der daraus ableitbaren relativen Bedeutungslosigkeit fertig. Norwegen als akut von Terror betroffenes Land zieht den Wahnsinn mit der Rechtsstaatlichkeit einfach so durch. Das müssen die Medien hierzulande nun ausschlachten und zur Fantasiegeschichte nach politischem Gusto umdichten. Um unserer eigenen Größe gerecht zu werden...

http://www.spiegel.de/panorama/justiz/0,1518,828455,00.html
 
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