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Einstein - Welches Erbe?

ich denke, das bedeutendste vermächtnis ist eine folge der RT
war man ende des 19. jahrhunderts des meinung, man habe mehr oder
minder schon alles entdeckt, und es ginge nur mehr um genauere messungen
und andere details, worauf die RT die physik und die physikalische weltanschauung revolutioniert hatte
zeit und raum, als absolut konstant (und auch transzendent) angesehen, waren auf einmal variabel

auch wenn nur wenige die RT und ihre folgen in größerem umfang verstehen, so weiss die breite masse zumindest so viel davon, dass die welt "eigentlich nicht so ist, wie wir sie sehen bzw subjektiv empfinden"
das ist schon im bereich der weltanschauung

beim attribut "bedeutendste" geht es mir nicht um brillianz, richtigkeit oder umfang
es geht mir eher um das ausmaß und der tiefe der folgen

lg,
Muzmuz
 
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Ergänzung zum Einsteinturm...

Der Einsteinturm auf dem Telegrafenberg hat sich neben den Schlössern und Gärten des Parkes Sanssouci zu einem der stärksten Magneten für die Potsdam-Besucher aus aller Welt entwickelt: Das berühmte Bauwerk Erich Mendelsohns gilt als bedeutendste architektonische Leistung des deutschen Expressionismus, und seine Abbildung fehlt in keiner Publikation, die sich mit der Kunst und Architektur der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts beschäftigt.
Mendelsohn hat mit der Erfüllung seines Auftrages, einen Zweckbau für ein wissenschaftliches Instrument zu errichten, zugleich ein Monument der modernen Wissenschaft geschaffen.
Der Einsteinturm bildet die Schutzhülle um eine damals, vor 70 Jahren, einzigartige Forschungsanlage für die Sonnenphysik. Erwin Finlay-Freundlich, Astronom und Mitarbeiter Albert Einsteins, hatte das Instrumentarium konzipiert und damit das erste Turmteleskop Europas mit einem der größten Spektrographen seiner Zeit geschaffen. Am 6. Dezember 1924 wurde die Sonnenforschungsanlage des Einsteinturmes in einer von Albert Einstein geleiteten Sitzung des Kuratoriums des "Einstein-Instituts" offiziell in Betrieb genommen.
Die primäre wissenschaftliche Aufgabenstellung bestand im Nachweis der Gravitationsrotverschiebung, einer winzigen, von Einstein vorhergesagten Verschiebung von Spektrallinien im Schwerefeld der Sonne, die als Beweis für die Richtigkeit der Allgemeinen Relativitätstheorie dienen sollte. Die Initiative Freundlichs und die Unterstützung durch den damals bereits weltberühmten Einstein sicherten in der ökonomisch schwierigen Situation (Nachkriegszeit und beginnende Inflation!) die finanzielle Basis für das anspruchsvolle Vorhaben, und zwar je zur Hälfte aus Mitteln des preußischen Staates und einer Albert-Einstein-Stiftung der deutschen Industrie.
In den 20er Jahren war der Einsteinturm das erste Turmteleskop in Europa; Teleskop und Spektrograph gehörten lange zu den größten derartigen Instrumenten auf der Welt. Seit Beginn der 40er Jahre wurden hier von H. von Klüber erstmalig in Europa kosmische Magnetfelder gemessen, und zwar in Sonnenflecken. Die Messmethode wurde später von W. Grotrian und anderen Potsdamer Mitarbeitern weiter verbessert. Selbst heute noch ist der Einsteinturm eines der größten, weiterhin für Messungen genutzten Sonnenteleskope in Europa; dabei haben wir von den großen modernen Sonnenteleskopen auf den Kanarischen Inseln abgesehen, an denen die Potsdamer Sonnenphysiker heute die meisten ihrer Präzisionsmessungen durchführen.
 
Die Grenze der Verstehbarkeit

Mal von der Person Einsteins weggehend und der manchmal etwas kuscheligen Art, mit der er bewundert wird: Das Beispiel der Relativitätstheorie zeigt ein Dilemma von modernem Wissen: In dem Moment, in dem die Theorie einen entschiedenden Schritt zur Beschreibung der Welt voranschreitet, schreitet sie weg von der allgemeinen Verstehbarkeit. Relativität bedeutet: Es kommt auf den Standpunkt des Bobachters an. Es kommt auf die Voraussetzungen des Beobachtens an. Dieses Paradox entfaltet sich schon in diesem Text hier, der Allgemeingültigkeit beansprucht in seiner Einsicht, nicht allgemeingültig zu sein.
Die Paradoxie von Relativität kann nur in Spezialdiskursen verarbeitet werden; nicht aber im Alltag, in der alltäglichen Kommunikation. Ein ständiges relativierendes Beharren auf Standpunkten und Meinungen ist nicht denkbar; man kann nicht Meinungen äußern und auch noch deren Voraussetzungen ständig mitkommunizieren. Man kann nicht ständig sagen, ich habe Recht, indem ich auch Unrecht haben könnte.
Sei es nun die Relativitätstheorie in ihrer Kontraintuitivität oder verwandte philosophische oder soziologische Theorien: Sie bleibt der Alltagsbeobachtung fast gänzlich verwehrt. Aber gerade die Unbeobachtbarkeit ist ein wichtiger Baustein zur Welterkenntnis. Zu verstehen, warum manche Dinge nicht wahrgenommen (oder verstanden!) werden können, ist nicht nur ein kleiner Schritt zur Erkenntnis, sondern ein Umkrempeln, ein paradoxieren der Erkenntnis: Man versteht genau dann, wenn man erkennt, wann Erkennen unmöglich ist.
Sicher, die Wissenschaftssprache, auch die Philosophie hat Tricks gefunden, die Pardoxie zwar nicht aufzulösen, aber sprachlich zu zerlegen, sie zu umkreisen (ein bisschen wie es dieser Text hier tut). In der Populärliteratur wird die Unwahrmehmbarkeit des vierdimensionalen Raums im Allgemeinen mit einemHeruntertransponieren auf dreidimensionale Modelle umschifft. Aber gerade diese Modelle lassen den Beobachter noch unbefriedigter zurück, und wohl dem, der die Chance hat, die Mathematik dahinter zu begreifen, der ist vielleicht am nächsten dran.
Gerade die Versuche, die RT in Kunst umzusetzen, die Miriam erwähnt, zeigen eine große Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Die kubistischen Bilder Picassos mit der Umsetzung von Einsteins Theorien in Verbindung zu bringen, kommt mir naiv vor. Ich meine jetzt: naiv vom Künstler. Was den Wert der Bilder nicht schmälern muss, aber: Die Botschaft der Kunst zeigt uns nichts über Relativitätstheorie und wenig über Relativismus im Allgemeinen. Für mich zeigen sie - in frecher Eigeninterpretation - die Unmöglichkeit der Umsetzung moderner Weltbeschreibungsmodelle in Kommunikation.
Was natürlich eine relativ subjektive Meinung ist ;)
 
P.S.
Kleine Ergänzung zur Ergänzung zum Einsteinturm:
Ich habe den mal besucht, und mich hat eine von Heide (bestimmt nicht böswillig) unterschlagene Diskrepanz damals fast erheitert: Der Turm war nämlich von Anfang an eine totale Fehlkonstruktion; schon der Ursprungsentwurf konnte technisch gar nicht umgesetzt werden. Und der dann realiserte Turm war schon nach wenigen JAhren komplett sanierungsbedürftig. Ich galube, es hatte was mit Undichtigkeiten zu tun. So weit ich weiß, muss auch jetzt noch ständig an dem Turm rumgebosselt werden.
Also, ob einem die Form gefällt, ist sicher Ansichtssache; Ein Meisterwerk wäre es nur dann gewesen, wenn Form und Funktion gleichermaßen gelungen umgesetzt worden wären...
 
Der Turm ist erst vor kurzum wieder rundum saniert worden. Was die Sanierungsbedürftigkeit mit der Funktionalität also solcher zu tun hat, will mir nicht ganz einleuchten...
 
Fehler in der baukonstruktiven Planung, zum Teil aufgrund von Unerfahrenheit im Umgang mit dem noch neuen Baustoff, machten mehrfache Sanierung erforderlich, zuletzt eine Generalsanierung zum 75-jährigen Bestehen des Turmes 1999.
heißt es bei Wikipädia.
Nun ja, es war ja auch Mendelsohns erstes Bauwerk. Das Ziel von Bauhaus, dem er sich ja wohl später zurechnete, war doch eine Überseinstimmung von Form und Funktion, oder? Nicht zuletzt sollte Schönheit erschwinglich werden, indem man auf Einfachheit setzte.
Beim Einsteinturm musste sich wohl die Funktion der Form unterordnen. Um die futuristische Form umzusetzen, brauchte man eine Verschalung, die man aber technisch nicht in den Griff bekam. Und wenn dann die Wände nach wenigen Jahren feucht werden, ist wohl die Funktionalität beeinträchtigt oder?

Ist doch im Grunde ein Beispiel für die Relativität von Wahrnehmung, oder nicht? Ich habe den Turm als nach außen hin fast pathetisches Symbol des Fortschritts wahrgenommen, das aber im Innern von Anfang an marode, eine Fehlkonstuktion war. Ich fand das - kurios. Eigentlich ein misslungener Versuch, den man aber am Leben erhält - vielleicht nicht zu Unrecht.

Weil eben Andere das Symbolische für wichtiger erachten. Warum auch nicht?
 
Robin schrieb:
Ist doch im Grunde ein Beispiel für die Relativität von Wahrnehmung, oder nicht? Ich habe den Turm als nach außen hin fast pathetisches Symbol des Fortschritts wahrgenommen, das aber im Innern von Anfang an marode, eine Fehlkonstuktion war. Ich fand das - kurios. Eigentlich ein misslungener Versuch, den man aber am Leben erhält - vielleicht nicht zu Unrecht.



Alles ist eben relativ, auch die Umsetzung von Bauplänen:)

In jedem Fall ist der Turm faszinierend:)
 
Hallo Einstein-Fans,

Zum Abschluß des 20. Jahrhunderts hat das
„TIME-Magazine“
Einstein zur
„Person of the century“
ernannt. Das Bild Einsteins in der Öffentlichkeit ist aber leider weitgehend trivialisiert:
Er steht in einer Reihe mit Marylyn Monroe und Micky Mouse.
Zwar als eine der großen Ikonen unserer Zeit, aber leider bei vielen Leuten fälschlicherweise auch als
„Vater der Atombombe“, der den anderen die Zunge herausstreckt.

Deshalb ist es gut, wenn jeder, der mithelfen will Humanismus und Wissenschaft hochzuhalten, Einstein posthum gegen solche Kräfte zu verteidigen, die sein Lebenswerk schmälern wollen, ob aus Dummheit oder aus Antisemitismus, was ja schließlich auf das gleiche hinausläuft.

gruß von claus

ps

das allseits bekannte Foto , auf dem E. die Zunge heraussteckt, ist ein Ausschnitt. Im Original sitzen rechts und links von ihm Mrs und Mr Aydelotte (Direktor des Institute of Advanced Study), sitzend im Fond eines Autos.. Es entstand an seinem 72. Geburtstag, als ein Reporter sich nicht davon abbringen ließ ein Geburtstagsfoto von ihm zu machen.
 
Heide schrieb:
Alles ist eben relativ, auch die Umsetzung von Bauplänen:)

In jedem Fall ist der Turm faszinierend:)

Hallo Heide,

persönlich möchte ich nicht in einem Gebäude wohnen, bei dessen Bau die Pläne nur relativ umgesetzt wurden. Stellt dir zum Beispiel vor: eine relativ umgesetzte Statik...

Gruß von

Miriam

:autsch:
 
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Miriam schrieb:
Hallo Heide,

persönlich möchte ich nicht in einem Gebäude wohnen, bei dessen Bau die Pläne nur relativ umgesetzt wurden. Stellt dir zum Beispiel vor: eine relativ umgesetzte Statik...

Gruß von

Miriam

:autsch:


öhm...wenn du wüsstest....
ich hab mal ein Praktikum auf dem Bau gemacht... in DEM Haus hätt ich auch nich wohnen wollen:) ...
 
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