JayPsi
New Member
- Registriert
- 18. Juli 2007
- Beiträge
- 33
Hallo zusammen,
ich bin recht neu hier und nachdem ich im Religionsforum hier ein bissl gestöbert habe, habe ich mich entschlossen hier ein bisschen was über meine Religion zu schreiben um darüber mit euch zu diskutieren.
Meine Religion wird "Diskordianismus" genannt. Vorweg muss ich aber gleich dazu sagen, dass es auch sehr viele ungeklärte Missverständnisse gibt, die ich hier auch ausräumen will. Es ist z.b. nicht klar ob es sich um einen Witz handelt der als Religion getarnt ist oder um eine Religion, die sich als Witz tarnt.
Ich persönlich denke, keines von beiden ist der Fall. Selbst der Begriff ist etwas unglücklich gewählt aber dazu später mehr.
Der Diskordianismus ist eine Weltanschauung, basierend auf der dynamischen Dualität zwischen Chaos und Ordnung in der Welt, ähnlich wie das Yin-Yang-Prinzip im Taoismus. Beide Begriffe werden nicht wie in der heutigen Gesellschaft üblich mit einer statischen polaren Ordnung (Chaos = böse; Ordnung = gut) versehen, sondern man erkennt dass im Chaos kreative Kräfte stecken und in Ordnung destruktive Kräfte, sowie auch umgekehrt.
Chaos und Ordnung sind nur zwei Schablonen die der Mensch sich mit seinem Verstand geschaffen hat um eine Realität bzw. Welt zu erklären, die er nciht verstehen kann.
Nun gut, was bringt einem diese Erkenntnis? Eine Menge, denn wenn man diesen Gedanken weiterdenkt, dann merkt man, dass der Mensch von heute in ziemlich vielen dualen oder polaren Strukturen denkt. Schwarz oder Weiss, Richtig oder Falsch, Gut oder Böse ..usw.
Im Diskordianismus glaubt man, dass all diese Dinge nur Schablonen sind und eigentlich nicht existieren. Da weder gut noch böse und auch kein richtig oder falsch existieren glauben wir, dass es keine objektive Wahrheit geben kann und haben das zu unserer einzigen Wahrheit erklärt.
Der Widerspruch dabei ist bewusst gewählt. Diese Schablonen, die dem Verstand immer wieder auferlegt werden, kann er nur ablegen in dem er durch Verwirrung und Dilemmata immer wieder an seine Grenzen gebracht wird.
Das kann man sich ähnlich vorstellen wie bei den Koan. das sind Rätsel aus dem Zen-Buddhismus, die dazu dienen, dass man bei Meditation über sie seine Denkweise ändert.
Es ist ohnehin so, dass man lernt erstmal zu verstehen was es heisst, dass jeder Mensch in seiner eigenen Realität lebt. "Reality is what you can get away with. if you can't get away with it, it isn't real.", sagte mal ein bekannter Diskordier namens Robert Anton Wilson, der auch Schriftsteller und Philosoph war. Auch muss man die Logik, die man aus der Mathematik kennt ("Eine Aussage ist entweder wahr oder falsch, ein drittes gibt es nicht") und die einen sein ganzes Leben begleitet auf ein anderes Hauptaxiom umdefinieren. Es heisst dann " Eine Aussage ist entweder wahr oder falsch oder bedeutungslos, oder wahr und falsch, oder wahr und bedeutungslos, oder falsch und bedeutungslos, oder wahr und falsch und bedeutungslos, oder keines davon". Letzteres tritt oft auf, wenn ein Diskordier gefragt wird ob er an Gott glaubt und dann entweder sagt "Die Frage kann ich nicht beantworten, weil sie keinen Sinn ergibt" oder "Ich glaube weder an Gott, noch daran dass es ihn nicht gibt".
Verwirrung, Chaos und Widersprüche finden sich aus diesem Grund überall in den "Principia Discordia", welches als das Hauptwerk des Diskordianismus gilt, so dass einem das ganze zunächst als total hirnrissig und schwachsinnig vorkommt. Beim genaueren drüber Nachdenken und vor allem, wenn man mal versucht hat von seinen eigenen Denkstrukturen loszulassen, findet man heraus, dass man zu Erkenntnissen geführt wird, die man durch die begrenzten Mittel unserer Sprache nie darlegen könnte. Ein Beispiel dafür ist das "Pentabarf", die 5 Gesetze im der Principia...ähnlich wie die 10 Gebote der Bibel oder die 5 Säulen des Islam.
Das erste besagt, dass man die griechische Göttin Eris (lat. Diskordia) als einzige Gottheit verehren soll. Sie ist die Schutz- und Namenspatronin des Diskordianismus. Das zweite ist so gut wie uninteressant, weil sehr speziell. Es besagt, dass man ein bestimmtes Nummerierungssystem zu verwenden hat. Das dritte verbietet in Anlehnung an andere Religionen den Verzehr von HotDogs. Das vierte verpflichtet zum Konsum von HotDogs an Freitagen, womit es dem dritten WIderspricht und das fünfte besagt, dass man nicht glauben darf, was man irgendwo liesst, hört, sieht etc.
Also hebt es die anderen Gebote und sich selbst mit auf.
Was soll das ganze also? ist das nur eine Persiflage auf die geboten anderer Religionen? Keineswegs. Es geht hier viel mehr darum die Sinnlosigkeit von Dogmen zu erkennen und ihre Gefahr. Zu erkennen, dass man keine Regeln befolgen kann oder darf, die man nicht versteht, weil man sonst zu einer menschlichen Marionette wird, die sich selbst ihrer geistigen Freiheit entzieht.
"Denkt für euch selbst!" ist das Prinzip und der Sinn dieser Regeln, die sich Catmen nennen (ein Catma ist das Gegenteil eines Dogmas).
Dieses Beispiel hat eindrucksvoll angewandten Diskordianismus demonstriert und wie er sich oberflächlich leicht als Schwachsinn manifestiert.
Das hat natürlich seine Vor- und Nachteile. Vorteil ist, dass er funktioniert, weil er irritiert, was er soll. Nachteil ist natürlich offensichtlich, dass Menschen sich lieber an Dingen festhalten die man ernstnehmen kann, weil man sich vermeintlich auf diese verlassen könnte. Aber ist das wirklich so?
ist es nicht eher im Laufe der Geschichte so gewesen, dass der feste Glaube an eine Wahrheit und die Verdammung der Ungläubigen schon soviel Leid angerichtet haben? Sehen wir nicht jeden Tag was Gut-Böse und Schwarz-Weiss-Denken anrichten, sowohl mit der Welt, als auch mit den Bewohnern dieser Welt und ihrem Verstand?
Da frage ich mich was schlimmer ist. Es kostet sicherlich überwindung zu verstehen, dass das Leben sinnlos ist und es keine Wahrheit gibt, aber in meinen Augen lebt man viel besser, weil man die eigene Freheit besser geniessen kann. Wenn alle Menschen das Leben weniger ernst nehmen würden, wäre diese Welt vielleicht wirklich ein besserer Ort.
Ich bin jetzt nicht hier um zu missionieren oder so etwas (das würde mein Glaube ja auch verbieten)..aber ich fände es gut, wenn jeder mal eine zeit lang darüber nachdenkt.
Gruss JayPsi, Charmonium State Governour and SU(4)-Groupleader
ich bin recht neu hier und nachdem ich im Religionsforum hier ein bissl gestöbert habe, habe ich mich entschlossen hier ein bisschen was über meine Religion zu schreiben um darüber mit euch zu diskutieren.
Meine Religion wird "Diskordianismus" genannt. Vorweg muss ich aber gleich dazu sagen, dass es auch sehr viele ungeklärte Missverständnisse gibt, die ich hier auch ausräumen will. Es ist z.b. nicht klar ob es sich um einen Witz handelt der als Religion getarnt ist oder um eine Religion, die sich als Witz tarnt.
Ich persönlich denke, keines von beiden ist der Fall. Selbst der Begriff ist etwas unglücklich gewählt aber dazu später mehr.
Der Diskordianismus ist eine Weltanschauung, basierend auf der dynamischen Dualität zwischen Chaos und Ordnung in der Welt, ähnlich wie das Yin-Yang-Prinzip im Taoismus. Beide Begriffe werden nicht wie in der heutigen Gesellschaft üblich mit einer statischen polaren Ordnung (Chaos = böse; Ordnung = gut) versehen, sondern man erkennt dass im Chaos kreative Kräfte stecken und in Ordnung destruktive Kräfte, sowie auch umgekehrt.
Chaos und Ordnung sind nur zwei Schablonen die der Mensch sich mit seinem Verstand geschaffen hat um eine Realität bzw. Welt zu erklären, die er nciht verstehen kann.
Nun gut, was bringt einem diese Erkenntnis? Eine Menge, denn wenn man diesen Gedanken weiterdenkt, dann merkt man, dass der Mensch von heute in ziemlich vielen dualen oder polaren Strukturen denkt. Schwarz oder Weiss, Richtig oder Falsch, Gut oder Böse ..usw.
Im Diskordianismus glaubt man, dass all diese Dinge nur Schablonen sind und eigentlich nicht existieren. Da weder gut noch böse und auch kein richtig oder falsch existieren glauben wir, dass es keine objektive Wahrheit geben kann und haben das zu unserer einzigen Wahrheit erklärt.
Der Widerspruch dabei ist bewusst gewählt. Diese Schablonen, die dem Verstand immer wieder auferlegt werden, kann er nur ablegen in dem er durch Verwirrung und Dilemmata immer wieder an seine Grenzen gebracht wird.
Das kann man sich ähnlich vorstellen wie bei den Koan. das sind Rätsel aus dem Zen-Buddhismus, die dazu dienen, dass man bei Meditation über sie seine Denkweise ändert.
Es ist ohnehin so, dass man lernt erstmal zu verstehen was es heisst, dass jeder Mensch in seiner eigenen Realität lebt. "Reality is what you can get away with. if you can't get away with it, it isn't real.", sagte mal ein bekannter Diskordier namens Robert Anton Wilson, der auch Schriftsteller und Philosoph war. Auch muss man die Logik, die man aus der Mathematik kennt ("Eine Aussage ist entweder wahr oder falsch, ein drittes gibt es nicht") und die einen sein ganzes Leben begleitet auf ein anderes Hauptaxiom umdefinieren. Es heisst dann " Eine Aussage ist entweder wahr oder falsch oder bedeutungslos, oder wahr und falsch, oder wahr und bedeutungslos, oder falsch und bedeutungslos, oder wahr und falsch und bedeutungslos, oder keines davon". Letzteres tritt oft auf, wenn ein Diskordier gefragt wird ob er an Gott glaubt und dann entweder sagt "Die Frage kann ich nicht beantworten, weil sie keinen Sinn ergibt" oder "Ich glaube weder an Gott, noch daran dass es ihn nicht gibt".
Verwirrung, Chaos und Widersprüche finden sich aus diesem Grund überall in den "Principia Discordia", welches als das Hauptwerk des Diskordianismus gilt, so dass einem das ganze zunächst als total hirnrissig und schwachsinnig vorkommt. Beim genaueren drüber Nachdenken und vor allem, wenn man mal versucht hat von seinen eigenen Denkstrukturen loszulassen, findet man heraus, dass man zu Erkenntnissen geführt wird, die man durch die begrenzten Mittel unserer Sprache nie darlegen könnte. Ein Beispiel dafür ist das "Pentabarf", die 5 Gesetze im der Principia...ähnlich wie die 10 Gebote der Bibel oder die 5 Säulen des Islam.
Das erste besagt, dass man die griechische Göttin Eris (lat. Diskordia) als einzige Gottheit verehren soll. Sie ist die Schutz- und Namenspatronin des Diskordianismus. Das zweite ist so gut wie uninteressant, weil sehr speziell. Es besagt, dass man ein bestimmtes Nummerierungssystem zu verwenden hat. Das dritte verbietet in Anlehnung an andere Religionen den Verzehr von HotDogs. Das vierte verpflichtet zum Konsum von HotDogs an Freitagen, womit es dem dritten WIderspricht und das fünfte besagt, dass man nicht glauben darf, was man irgendwo liesst, hört, sieht etc.
Also hebt es die anderen Gebote und sich selbst mit auf.
Was soll das ganze also? ist das nur eine Persiflage auf die geboten anderer Religionen? Keineswegs. Es geht hier viel mehr darum die Sinnlosigkeit von Dogmen zu erkennen und ihre Gefahr. Zu erkennen, dass man keine Regeln befolgen kann oder darf, die man nicht versteht, weil man sonst zu einer menschlichen Marionette wird, die sich selbst ihrer geistigen Freiheit entzieht.
"Denkt für euch selbst!" ist das Prinzip und der Sinn dieser Regeln, die sich Catmen nennen (ein Catma ist das Gegenteil eines Dogmas).
Dieses Beispiel hat eindrucksvoll angewandten Diskordianismus demonstriert und wie er sich oberflächlich leicht als Schwachsinn manifestiert.
Das hat natürlich seine Vor- und Nachteile. Vorteil ist, dass er funktioniert, weil er irritiert, was er soll. Nachteil ist natürlich offensichtlich, dass Menschen sich lieber an Dingen festhalten die man ernstnehmen kann, weil man sich vermeintlich auf diese verlassen könnte. Aber ist das wirklich so?
ist es nicht eher im Laufe der Geschichte so gewesen, dass der feste Glaube an eine Wahrheit und die Verdammung der Ungläubigen schon soviel Leid angerichtet haben? Sehen wir nicht jeden Tag was Gut-Böse und Schwarz-Weiss-Denken anrichten, sowohl mit der Welt, als auch mit den Bewohnern dieser Welt und ihrem Verstand?
Da frage ich mich was schlimmer ist. Es kostet sicherlich überwindung zu verstehen, dass das Leben sinnlos ist und es keine Wahrheit gibt, aber in meinen Augen lebt man viel besser, weil man die eigene Freheit besser geniessen kann. Wenn alle Menschen das Leben weniger ernst nehmen würden, wäre diese Welt vielleicht wirklich ein besserer Ort.
Ich bin jetzt nicht hier um zu missionieren oder so etwas (das würde mein Glaube ja auch verbieten)..aber ich fände es gut, wenn jeder mal eine zeit lang darüber nachdenkt.
Gruss JayPsi, Charmonium State Governour and SU(4)-Groupleader