AW: Che
Hi p1.
Ich glaube es sind zwei Dinge, die an "Che" Guevara die Menschen von heute faszinieren:
Zum einen, weil er es gewagt, den USA, einer Großmacht, die sich, um ihre Ideologie zu verbreiten und ihre Wirtschaft zu verbessern mit Verbrechern und Tyrannen der übelsten Art verbündet hat, die Stirn zu bieten- nicht, so stellt es sich zumindest dar, um sich selbst zu bereichern, sondern weil er daran geglaubt hat, eine gerechtere Welt erreichen zu können. Anders als beispielsweise Fidel Castro, der Kuba nur von seinem pro Amerikanischen Diktator befreite, um das Volk dann als "sozialistischer" Diktator zu beherrschen.
Die andere Faszination, die von ihm ausgeht ist seine Entwicklung:
Da ist ein junger Medizinstudent aus Argentinien, der mit einem Freund eine Reise auf dem Motorrad quer durch Südamerika macht (-> Faszination Abenteuer). Auf dieser Reise sieht er das Leid der lateinamerikanischen Bevölkerung aufgrund von Armut und Ausbeutung (->Faszination Erweckungserlebnis). Aus dem sorglosen, abenteuerlustigen Studenten wird ein nachdenklicher, vielleicht auch zorniger junger Mann, der seine eigenen Träume (Vereinigung Lateinamerikas, Befreiung vom Imperialismus) und Ideale entwickelt und der auf eine gesicherte Existenz als Arzt verzichtet um zum Befreiungskämpfer zu werden. (-> Faszination Sinneswandel und Metamorphose). Davon träumen viele junge Menschen: Ein Ideal zu haben, dass dem Leben einen Sinn gibt. Sich aufzulehnen, gegen eine Welt der Ellenbogen, in der das Kapital herrscht und das Faustrecht gilt. Heute aktueller denn je (siehe Nokia und andere).
Bis hierhin bewundere ich Ernesto Guevara de la Serna.
Doch dann geht es bergab: Er schließt sich Castro an und hilft bei der "Befreiung" Kubas. Er wird Minister und scheitert kläglich. Macht sich heimlich aus dem Staub (oder, wie andere vermuten, wird aus dem Staub gemacht) und macht sich auf, um im Kongo und in Bolivien den Sozialismus zu verbreiten. Nichts bringt er zu Ende. In Bolivien erweist er sich oft als überheblich gegenüber seinen einheimischen Kampfgenossen, glaubt, dass nur er in der Lage ist den Kampf anzuführen. Sein Kampf in Bolivien wird zum Selbstmordkommando, er scheitert und wird schließlich umgebracht- wahrscheinlich unter Mitwisserschaft des CIA (kein Ruhmesblatt für "God's own country" und der Beweis, das Ches Kampf nicht ganz zu Unrecht stattfand.).
Er würde sich für eine Tragödie eignen: Der junge idealistische Mann, der für seine Ideale kämpft, über den Kampf vom Idealisten zum Extremisten wird, der Gutes erreichen will und doch das Böse entfesselt (-> Castro) und der schließlich, verlassen von aller Welt, alleine in Boliviens Urwald, sein Ende findet. Ein bisschen überspitzt und buchumschlagreif
ausgedrückt.
Mfg,
Sunnyboy