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Beweis einer unphysikalischen Seele

Hallo Amanda,
Amanda schrieb:
Nein, im Gehirn wurde dieser Beobachter meines Wissens auch nicht gefunden, obwohl er in der Tat ja dort gesucht wurde.
Nun, dort wird ihn auch niemand finden. Andernfalls wäre diese Identität (oder Beobachter) in der Tat nichts weiter als Gehirntätigkeit.

Amanda schrieb:
Erinnern ist - auf den Punkt gebracht - ein Verschalten von Neuronen. Wobei man auch dort festgestellt hat, daß jedes Mal nach Abruf einer solchen Erinnerung aus dem LZG diese in eine chemisch instabile Phase gerät, welche wiederum neu festgeschrieben werden muß. Die Konsolidierung ist also kein einmaliger Prozeß, das LGZ ist wesentlich labiler als vermutet, was erklären würde, warum im Laufe eines Lebens Veränderungen in diesen Erinnerungen stattfinden.
Nicht nur die chemische Phase ist instabil, auch die Erinnerung. Daß sie immer wieder neu festgeschrieben werden muß, ist ein klares Indiz dafür, daß sie eben nicht ein simples Verschalten von Neuronen ist, sondern eine Verschaltung lediglich mit ihr einhergeht.

Minni
 
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Minni schrieb:
Hallo Amanda,

Nun, dort wird ihn auch niemand finden. Andernfalls wäre diese Identität (oder Beobachter) in der Tat nichts weiter als Gehirntätigkeit.

Hi Minni,

das sehe ich auch so, obwohl es unter den Neurowissenschaftlern doch einige Reduktionisten gibt, die uns auf unsere neuronalen Verschaltungen, unser Neuronetz, und eine Determinierung durch dieses reduzieren wollen. Was mir persönlich natürlich überhaupt nicht zusagt, nebenbei.


Nicht nur die chemische Phase ist instabil, auch die Erinnerung. Daß sie immer wieder neu festgeschrieben werden muß, ist ein klares Indiz dafür, daß sie eben nicht ein simples Verschalten von Neuronen ist, sondern eine Verschaltung lediglich mit ihr einhergeht.

Minni

Ja, wobei ich eben die Erinnerung auch damit meinte.

Ich habe dazu (1. Absatz) mal ein Beispiel zitiert über jemanden, der sich plötzlich entscheidet das Klavierspielen zu lernen. Wenn er also nicht vorgeprägt ist durch musikspielende Eltern, Umwelt, Schule etc. und wirklich keine großartigen Fähigkeiten diesbezüglich hat, so führt doch das andauernde Üben dazu, daß sich neue Synapsen ausbilden, verstärken, die Fingerfertigkeit nimmt zu, er lernt dennoch das Klavierspielen (vielleicht nicht wie Mozart o.ä., aber ganz passabel oder auch mehr).

Wenn ich also den Reduktionisten folge, daß wir ´vorherbestimmt´ sind und ´eigentlich gar nicht anders können, als unsere Synapsen es uns vorgeben´, dann stellt sich doch die Frage, WELCHE neuronalen Verschaltungen denjenigen dazu bewogen haben, nun trotzdem das Klavierspielen zu lernen. (?) Wer hat da entschieden ? (Den freien Willen lasse ich mir wirklich ungerne nehmen ......:) )

...... obwohl

PS: Wir schon recht eingeschränkt sind dadurch, aber das ist ein anderes Feld.

Amanda
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie sich Menschen verändern die Gehirnschlag gehabt haben oder alt werden kalkulierst du mit ein?


Mensch geht mir Dein Thema gegen den Strich - oh Mann.


Die Realität funktioniert komplett per Physik - "Gott" Das Universum mit Dir ist zwangsweise/selbstverständlich perfekter "Physiker"

Aber eine so altmodisch perfekte Gottesvorstellung habe ich nicht mehr. LOL


Die Überschrift Deines Themas ist aber genau betrachtet äh schon ziemlicher grober Unsinn.



Falls ich damit sehr deutlich wurde bitte ich dies zu entschuldigen, wenn mich was an Drogenkonsumenten erinnert bin ich etwas "brutal" - pardon.
 
Amanda & Robin

Robin schrieb:
Um in dem Bild zu bleiben, könnte man Bewusstsein als Interaktion zwischen
Trilliarden von Gehirnzellen sehen, die sich deren aber nur als Medium bedient,
um sich zeitlich-prozessual fortzupflanzen.

Der Begriff Medium ist hier also sehr wichtig, ich will es aber erstmal soweit belassen.


Amanda schrieb:
Hallo Robin,
sehr interessante Ausführungen, ich sehe den zitierten Part ebenso.

Bewußtsein als Medium
der Interaktion Milliarden von Neuronen.

Amanda, ich habe diesen Text von Robin genau umgekehrt interpretiert:
Das Bewusstsein bedient sich der Milliarden von Neuronen als Medium.

Habe ich da Robins Text falsch ausgelegt ?
Der Nebensatz "die sich deren aber nur als Medium bedient"
lässt ja in der Tat mehrere Deutungen zu. *gggg*


Eine Klarstellung, wer nun wirklich als das Medium gedacht wird,
könnte eventuellen weiteren Missverständnissen vorbeugen.
 
Neugier schrieb:
Amanda, ich habe diesen Text von Robin genau umgekehrt interpretiert:
Das Bewusstsein bedient sich der Milliarden von Neuronen als Medium.

Habe ich da Robins Text falsch ausgelegt ?
Der Nebensatz "die sich deren aber nur als Medium bedient"
lässt ja in der Tat mehrere Deutungen zu. *gggg*

Eine Klarstellung, wer nun wirklich als das Medium gedacht wird,
könnte eventuellen weiteren Missverständnissen vorbeugen.

Hallo Neugier,

im Grunde ging es mir darum, um mal vom Begriff ´Medium´ wegzukommen, daß Bewußtsein aus meiner Sicht von der reinen Hirnstruktur zu separieren ist. Daher auch mein anderer Satz: ´Bedient sich Bewußtsein des Vehikels Gehirn ?` der ja vielleicht aufkommende Mißverständnisse im Keim erstickt.

Ich hatte Robin ebenfalls so verstanden, aber das müßte er selbst sagen.

Hoffe, nun ist es klar, was ich meinte ?

Grüße Amanda
 
Amanda

Danke, mir ist jetzt klar, dass wir ohnehin die gleiche "Lesart" haben !

Jetzt bleibt eigentlich Robin gar nichts anderes mehr übrig, als sich auch unserer Lesart
anzuschliessen.

Das musste auch einmal mit aller Klarheit gesagt werden.
 
Hallo Robin.

Robin schrieb:
Wir müssen das auseinander nehmen: Wahrnehmen, Gedanken, Erinnerung und Gefühle.
Wahrnehmen ist, folgt man Niklas Luhmann, die Hauptaufgabe des Bewusstseins. Im beständigen Wahrnehmen operiert es momenhaft in der Gegenwart. Dies ist aber nur möglich, wenn es das Wahrgenommene ständig mit Bekanntem (Gedächtnis) abgleicht, dabei auf Informationsgehalt überprüft und extrem spontan "entscheidet", welcher winzige Bruchteil davon erneut im Gedächtnis behalten werden soll. "Entscheiden" in Anführungszeichen, weil das natürlich über Schmemata läuft, die wir garnicht kontrollieren können.
Man könnte also sagen: Bewusstsein ist Wahrnehmen vor dem Hintergrund des Gedächtnisses mit der Möglichkeit, dies auf eine unbekannte Zukunft zu projizieren und entsprechend (bewusste) Entscheidungen zu fällen.
Diese Vorstellung vertritt also ein anderes Paradigma: Die Wahrnehmung wird in den Vordergrund gerückt. Das NAchdenken ist zweitrangig (aber natürlich unbedingt notwendig).

Ich habe mit der Reihenfolge gar nicht das Nachdenken in den Vordergrund rücken wollen.

Du vertrittst hier eine etwas andere Bedeutung von Bewusstsein, als die, welche ich im Sinn hatte. Für mich ist der phänomenale Aspekt entscheidend. Bewusstsein ohne phänomenalen Aspekt ist kein richtiges Bewusstsein, in meinem Sinn. Und für meinen hier verwendeten Bewusstseinbegriff ist das Nachdenken sogar entbehrlich. Ich sprach also nicht ausschliesslich vom menschlichen, reflektierenden Bewusstsein, sondern schloss auch das Bewusstsein von Tieren mit ein, also auch Bewusstsein ohne Selbstbewusstsein.
Wahrnehmen, sich etwas Erinnertes vorstellen, etwas fühlen, das hat ja alles einen phänomenalen Aspekt, auch wenn es funktionale Unterschiede zwischen diesen Dingen gibt, so fühlen sie sich doch alle ähnlich an. Gedanken sind nicht gerade klassischerweise Dinge, die man erwähnt, wenn man jemandem phänomenales Bewusstsein erklären will, und es scheint möglich, auch einer Maschine ohne phänomenale Zustände Gedanken zuzuschreiben, Stichwort künstliche Intelligenz. Andererseits erfahre ich ja subjektiv wenn ich einen Gedanken habe, ich erlebe auch mein Denken, von daher scheint auch das Denken einen phänomenalen Aspekt haben zu können.

Robin schrieb:
Das Momenthafte liegt also im Einbeziehen der Zeit. Tot ist das Bewusstsein, wenn jeder Moment wie der vorige ist. Denn dann gibt es keinen Abgleich mehr. Kein Vergessen und Erinnern mehr. Keine Wahrnehmung mehr. Tod.

Naja, deiner Definition zufolge. Aber mir will das nicht ganz einleuchten. Wenn man sich vorstellt, gewissermassen über ein bestimmtes Objekt zu meditieren, so in der Art, wie es die Anhänger bestimmter asiatischer Religionen tun, dann kann man, wenn man gut ist, das Denken und Fühlen praktisch abstellen, auch das sich erinnern wird abgestellt, und dabei konzentriert man sich nur auf ein bestimmtes Objekt, das man entweder vor sich wahrnimmt, oder das man sich vorstellt. Diese Wahrnehmung oder Vorstellung bleibt völlig unveränderlich. Dann hat man über einen gewissen Zeitraum hinweg einen konstanten, unveränderlichen Eindruck, eine unveränderliche phänomenale Erfahrung.

Wargole schrieb:
Aber was genau determiniert jetzt, welche bewussten Erlebnisse die meinen sind, und welche die deinen?

Robin schrieb:
Eben nur die Wahrnehmung. Das schließt alle Zweifel aus.

Wessen Wahrnehmung? Die Wahrnehmung meines Gehirns?

Ich könnte meine Frage auch vereinfachen: Was determiniert, welche Wahrnehmungen die meinen sind, und welche die deinen? Da kommt die Frage nach dem ins Spiel, was ich Selbst genannt habe. Also: Ist das Selbst deiner Ansicht nach das Gehirn?

Robin schrieb:
Wobei aber klar sein muss, dass Wahrnehmungen interne Operationen des Bewusstseins sind. Einwand: Wieso, sie kommen doch von außen?!
Was von außen kommt, ist lediglich ein Reiz über unsere Sinne. Erst wenn dieser Reiz in etwas umgewandelt wird, was unser Bewusstsein verarbeiten kann (etwa: den Reiz des Auges in die Wahrnehmung: "Rotes Auto"),

War mir schon klar. Allerdings würde ich die Umwandlung des Augenreizes in den Eindruck eines roten Farbkleckses, der dann in der Folge als rotes Auto identifiziert wird, nicht als interne Operation des Bewusstseins betrachten, da ja erst der rote Farbklecks bewusst, und damit Teil des Bewusstseins ist.

Robin schrieb:
Ich bezweifle nur, dass wir auch nur ein äußeres Erlebnis genau gleich wahrnehmen. Du musst nicht farbenblind sein, um das "Erlebnis" rotes Auto anders wahrzunehmen.

Ja, das ist durchaus auch meine Ansicht.

Robin schrieb:
Die Tatsache, dass Erlebnisse niemals im Außen liegen, sondern stets im Innern ist allerdings schon früh reflektiert worden; teilweise bei den Griechen; bei Boetius; bei Schopenhauer (Welt als Wille und Vorstellung).

Dass der Gedanke schon so alt ist, war mir dagegen nicht ganz bewusst. (Ich verband das immer besonders mit Kant, aber der hat ihn anscheinend nur besonders fruchtbar weiterverwendet.)

Besonders eindrücklich kommt das ja in Klarträumen und in psychedelischen Drogentrips zu Tage. Da erlebt man bewusst, wie eine ganze Welt offensichtlich in einem selbst entstehen kann (wie es eigentlich immer der Fall ist). Für mich war so ein Klartraum vor ein paar Jahren ein ziemlicher Augenöffner, der mich von der Richtigkeit dieser Idee überzeugt hat.

Robin schrieb:
Das Identischsein (oder: die Identität ;) ) liegt nur im Aufrechterhalten der Konstruktion einer Identität. Das Selbst selbst ;) ist also nur eine Vorstellung - aber eine sehr stabile, faszinierende und wohl auch noch rätselhafte. Wie kommt es zu der Schließung kognitiver Prozesse zu einem Selbst-Bewusstsein? Kognitive Prozesse gibt es ja auch bei Tieren: Sind also Vorformen, Übergangsformen, Unterformen von Bewusstsein denkbar?

Also, ich muss hier einmal in aller Deutlichkeit festhalten, dass es mir nicht ums (spezifisch menschliche) Selbst-Bewusstsein geht.

Das Selbst (d.h. was ich damit meine) als Konstrukt, als blosse Vorstellung, ist zwar ein oft geäusserter Gedanke. Grob skizziert wird die Sache dann in der Regel übers Gedächtnis erklärt: Ich im jetzigen Moment betrachte mich als identisch mit der Person, die ich mich erinnere gewesen zu sein, weil das halt so meine Erinnerungen sind, und dabei ist es irrelevant, ob es da wirklich eine Identitätsbeziehung gibt, oder nicht. Solange ich mich jetzt erinnere, glaube ich an eine Identitätsbeziehung, und so wird die Idee des Selbsts konstruiert. Wenn es aber nur ein Konstrukt, eine Idee ist, dann heisst das konsequenterweise, dass es eben nicht wirklich eine Identitätsbeziehung gibt. Dann gibt es mich nur jetzt, und zwar in Form meines jetzigen Bewusstseins. Was mein Körper damals erlebt hat, das habe nicht ich erlebt, sowenig wie ich erlebe, was mein Nachbar jetzt erlebt. Man könnte sagen, damals, das war vor meiner Existenz. Unnötig zu sagen, das das sehr kontraintuitiv ist. Und ich habe es eben am Anfang meines Textes zur voraussetzenden Annahme gemacht, dass es die Identitätsbeziehung wirklich gibt.

Robin schrieb:
Ich glaube, die hier skizzierten Gedanken widersprechen deinen Überlegungen nicht. Man muss nur die Zeitdimension in das Modell mit einbeziehen.

Die Zeitdimension ist meiner Meinung nach der Kern des Problems. Gäbe es keine Zeit, hätte man nicht das Problem, die transtemporale Persistenz erklären zu müssen, und dann gäbe es einfach einen Haufen bewusster Eindrücke, von denen jeder eine Ansammlung ist.

Robin schrieb:
Deine Überlegungen des ersten Beitrags (warum gibt es nicht Gehirne mit zwei Bewusstseinen etc.) sind m.E. mit der Vorstellung abgedeckt, dass sich Bewusstsein und Gehirn evolutionär zusammenentwickelt haben und zwei Bewusstseine in einem Hirn wenig überlebnsfähig wären - derjenige wäre einfach "verrückt" und handlungsunfähig...

Nein, da hast du mich nun ganz falsch verstanden, denn was ich mit dem Selbst meine, das ist eben nicht identisch mit dem Bewusstsein.

Robin schrieb:
(Ich weiß nicht, was du mit "Funtionalismus" meinst, ich kann ja mal googeln.)

Funktionalismus, eine der ganz grossen Richtungen in der Philosophie des Geistes. Bei Wikipedia gibt es einen recht ausführlichen Artikel dazu.

Robin schrieb:
Zur Verdeutlichung kurz skizziert, wie sich derselbe Ansatz beim System der Kommunikation darstellt:
Wenn sich zwei Menschen unterhalten, findet Kommunikation statt. Verlässt nun einer den Raum, wo ist dann die Kommunikation hin? Mit ihm gegangen? Nein, sie hätte ja auch bei dem anderen Menschen bleiben können. Ist sie in die Gedächtnisse übergegangen? Nein, denn da wären sie ja offensichtlich Teil des Bewusstsein, kognitive Prozesse. War die Kommunikation die Schallwellen und ist sie mit diesen verflogen? Nein, denn man hätte sich ja auch schreiben oder per Zeichensprache verständigen können.
Die Kommunikation war offensichtlich etwas "Drittes", das nur da war, wenn beide Menschen da waren, aber dennoch nicht mit ihnen identisch, in ihnen materialisiert und in dem Moment, wo ihr Zeitstrahl unterbrochen wird "tot".

Um in dem Bild zu bleiben, könnte man Bewusstsein als Interaktion zwischen Trilliarden von Gehirnzellen sehen, die sich deren aber nur als Medium bedient, um sich zeitlich-prozessual fortzupflanzen.

Ja, das ist zugegeben ein sehr hübsches Bild, allerdings geht es an der Problematik, die ich ansprechen wollte, vollständig vorbei: Du sagst es schon selbst, es dreht sich da ums Bewusstsein. Nur meine ich eben, wie schon erläutert, nicht einfach das Bewusstsein, wenn ich vom Selbst rede. (Es hat schon einen Sinn, dass ich den Begriff Selbst (von mir auf meine Weise spezifiziert) verwende und nicht einfach den besser bekannten, weit häufiger diskutierten Begriff Bewusstsein. Versuch also vielleicht nochmal genauer zu lesen, was ich schrieb, und / oder frag wenn dir etwas unverständlich oder nicht nachvollziehbar erscheint.)


Wargole
 
Hallo Minni.

Minni schrieb:
Respekt für deine Ausführungen.

Danke. :)

Minni schrieb:
Aus meiner Sicht ist das Selbst auch die physische Erfahrung. Es ist also nicht die Frage des Entweder-oder, sondern eines Sowohl–als-auch. Das Selbst erfährt sich u. a. durch Materialisation, aber nicht ausschließlich. Sie ist nur ein Aspekt, eine Möglichkeit, sich selbst zu erfahren. Ein weiterer Aspekt ist z. B. die Traum-Erfahrung.

Ich würde zwischen physischer Erfahrung und Traum-Erfahrung gar nicht so strikt unterscheiden. Auch die physische Erfahrung "besteht" schliesslich vollständig aus Bewusstsein. Im Grunde ist sie ein Traum, der von den Sinnesdaten gesteuert / vorgegeben wird. Auf der anderen Seite ist die Traumerfahrung auch vom Gehirn vorgegeben, es besteht auch im Schlaf eine Korrelation zwischen Hirnvorgängen und subjektiven Erlebnissen.

Ausserdem würde ich das Selbst nicht mit Erfahrungen gleichsetzen. Ich denke, wenn wir ein substantielles Selbst haben, dann ist es wahrscheinlich das, was unsere subjektive Erfahrung hervorbringt. Wenn es kein substantielles Selbst gibt (Kein-Selbst-Lehre), dann ist das, was wir für das Selbst halten wie gesagt ein bestimmter Aspekt jeder Erfahrung (ich habe es mit der "individuellen Färbung von Erlebnissen" zu umschreiben versucht).

Minni schrieb:
Ich würde also nicht sagen, das Selbst sei nicht der Körper oder das Gehirn,

Ich halte es für unmöglich, dass ein unphysikalisches Selbst sich materialisiert. Man kann sich so einen Übergang beim besten Willen nicht nahtlos vorstellen.


Wargole
 
Hallo Amanda.

Amanda schrieb:
Damasio unterscheidet noch zwischen ´Kernbewußtsein´ (nicht an ein Gedächtnis gebunden) - dieses wird in Schüben für jeden einzelnen Bewußtseinsinhalt erzeugt - nämlich immer dann, wenn man mit einem Objekt in Interaktion ist. (=neuronale Aktivität)
Und dem ´erweiterten Bewußtsein=autobiographisches Selbst´, also die beständige Ansammlung von individuellen Tatsachen, die eine Person charakterisieren = Identität, welche sich tatsächlich als neuronale Hirnstruktur im Langzeitgedächtnis manifestiert.

Da, da haben wir sie wieder, die Erklärung übers Gedächtnis!
Mein Problem, bzw. meine Einwände können aber so, aus bereits genannten Gründen, nicht gelöst werden.

Amanda schrieb:
Oder anders gefragt: Bedient sich Bewußtsein des Vehikels Gehirn ? Was ist das verbindende Element, welches die Bilder/Wahrnehmungen der verschiedenen Gehirnareale zu einem Ganzen verbindet ? Es wird vermutet, daß es ein ´Synchronschwingen/Synchronfeuern´ der betreffenden Neuronen ist, was das Bild zusammenfügt. Dennoch bleibt für mich die Frage: Wer oder was ist der ´Betrachter/der Beoachter` dieses zusammengefügten Bildes ?

Warum glaubst du, dass es einen Betrachter geben muss?


Wargole
 
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Minni schrieb:
Ziehen wir die Konsequenz aus dem von Wargole Gesagtem, muß es dieses Selbst auch ohne Gehirn geben, d. h. auch ohne jeglichen Bezug zum Gehirn (z. B. in anderen, nichtmateriellen Realitäten).

Robin schrieb:
Hmm, diese Konsequenz hätte ich nicht gezogen. Vielleicht sollte Wargole da noch mal Stellung zu beziehen.

Ein substantielles, unphysikalisches Selbst kann in der Tat auch ohne Gehirn existieren. Wenn man zudem annimmt, dass es das ist, was bewusste Erlebnisse erzeugt, was naheligend ist, dann kann es auch ohne Gehirn bewusste Erlebnisse haben.

Ein Pseudo-Selbst wäre dagegen immer darauf angewiesen, dass bewusste Erfahrungen mit der für es selbst spezifischen individuellen Färbung erzeugt werden. (Die subtile Ähnlichkeit zwischen Eindrücken, welche ein Pseudo-Selbst ausmacht, kann kaum zufällig, mechanisch und unpersönlich zustande kommen. Wie auch immer solche subjektiven Eindrücke entstehen, sie müssten einander absichtlich ähnlich gemacht sein; und ein bestimmtes Pseudo-Selbst ist nicht schon durch die Beschreibung der physischen Vorgänge vorgegeben.) Theoretisch könnte das jederzeit enden, aber das muss nicht mit dem Hirntod zusammengehen. Es könnte enden, während man lebt und es könnte auch lange nach dem biologischen Tod enden. Es könnte auch einfach für längere Zeit unterbrochen werden.

Robin schrieb:
Ich habe seine Überlegungen so interpretiert, dass er einen Beweis gefunden zu haben glaubt, dass das Selbst nicht-materiell ist. Dass er sich aber über die Konsequenzen dessen noch nicht ganz klar ist. Zwar hat er den Buddhismus erwähnt, sich aber (noch) nicht als Anhänger einer esoterischen Vorstellung von Bewusstsein (Selbst, Seele) gezeigt.
Aber, wie gesagt, soll er selbst sagen.

Ich bin mir über die Konsequenzen schon im Klaren, sie kollidieren einfach ziemlich mit meiner Erfahrung der Welt, die eigentlich je länger je mehr einen atheistischen Materialismus nahelegen würde (die Welt ist doch ziemlich absurd).

Auf der anderen Seite gibt es ja aber auch pessimistische Religionen und Philosophien, die die Welt als etwas Negatives, Schmutziges betrachten, den Körper als Gefängnis der Seele, entweder theistisch oder sogar atheistisch (z.B. Jainismus).

Was bitteschön ist eigentlich eine esoterische Vorstellung von Bewusstsein?

Gut, typisch für esoterisch eingestellte Menschen ist eine Art "populärer Dualismus", also eine Art Substanz-Dualismus, der aber nicht cartesianischer Prägung ist. Dabei wird die Seele, das Selbst oder das Bewusstsein mit durchaus physischen Vorstellungen identifiziert: Schwingungen, Energien, Felder etc.
Davon halte ich nichts.

Robin schrieb:
Ich habe nur versucht zu zeigen, dass der Schluss Bewusstein=Immatriell nicht gegen die Theorien der Wissenschaft steht.

Nochmal, es ging mir nicht ums Bewusstsein! Meiner Meinung nach kann man gar nicht beweisen, dass das Bewusstsein = immateriell.
Die Annahme wäre lediglich naheliegend, wenn, wie ich meine, ein unphysikalisches Selbst die phänomenale Erfahrung erzeugt.


Wargole
 
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