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Ärzte als Prügelknaben

Perivisor

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16. Oktober 2010
Beiträge
3.536
Gestern sind Leute mit Knüppeln in das Büro des gynäkologischen Chefarztes des Berliner Rudolf Virchow-Krankenhauses eingedrungen und haben den Arzt krankenhausreif verprügelt.-
Auch ein Erfolg der immerwährenden Verteufelung von Ärzten durch die Medien.
Wer in Zukunft noch Arzt werden will, muss mindestens Selbstverteidigungskurse machen und möglichst eine Uzzi im Schreibtisch bereitlegen.
Ähnliches erlebe ich auch in der Praxis.
Die Zukunft wird so aussehen, dass es nur noch Hochsicherheitstrakte mit Polikliniken für die Bevölkerung gibt. Dort muß man dann den ganzen Tag auf Behandlung warten, egal wie schlecht es einem geht.
Im Vorfeld werden Anmeldungen schon zur Selektierung von "normal", "schwerwiegend" und "dringend" genutzt werden. Etwa analog zu der Prioritäten-guidline bei Katastropheneinsätzen.
Ich bin heilfroh, jetzt bald aus dem Hamsterrad der immer bedrohlicheren Entwicklung in der Medizin herauszukommen.
Nebenbei: Wegen eines Defektes in meiner Fussbodenheizung schickte mir die Versicherung einen "Lecksucher" mit einer Wärmebildkamera. Dieser "Fachmann" wedelte mit dem Ding ca. 3 Minuten über den Boden, kreiste 2 Stellen ein und füllte einen Fragebogen aus. Rechnung: 450 Euro !
Anschließend dauerte es 3 Wochen, bis dass die Klemnpnerfirma kam, um die Reparatur vorzunehmen. Auf einer Strecke von ca. 3 qm öffneten sie den Boden, ersetzten korodierte Rohre durch neue und verschwanden. 3500 Euro !
Die jetzt durchgeführte Druckprüfung ergab, dass an noch einer anderen Stelle, ca. 50 cm von der vorherigen entfernt - noch ein Leck sein muß. Jetzt soll wieder dieser Leckprüfer kommen - und die Klempner dann wohl erst im Winter wieder !
Ich hätte nicht übel Lust, in das Büro der Klempner mit Knüppeln einzudringen und dort aufzuräumen.
Perivisor
 
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AW: Ärzte als Prügelknaben

Gestern sind Leute mit Knüppeln in das Büro des gynäkologischen Chefarztes des Berliner Rudolf Virchow-Krankenhauses eingedrungen und haben den Arzt krankenhausreif verprügelt.-
Auch ein Erfolg der immerwährenden Verteufelung von Ärzten durch die Medien.
Wer in Zukunft noch Arzt werden will, muss mindestens Selbstverteidigungskurse machen und möglichst eine Uzzi im Schreibtisch bereitlegen.
Ähnliches erlebe ich auch in der Praxis.
Die Zukunft wird so aussehen, dass es nur noch Hochsicherheitstrakte mit Polikliniken für die Bevölkerung gibt. Dort muß man dann den ganzen Tag auf Behandlung warten, egal wie schlecht es einem geht.
Im Vorfeld werden Anmeldungen schon zur Selektierung von "normal", "schwerwiegend" und "dringend" genutzt werden. Etwa analog zu der Prioritäten-guidline bei Katastropheneinsätzen.
Ich bin heilfroh, jetzt bald aus dem Hamsterrad der immer bedrohlicheren Entwicklung in der Medizin herauszukommen.
Nebenbei: Wegen eines Defektes in meiner Fussbodenheizung schickte mir die Versicherung einen "Lecksucher" mit einer Wärmebildkamera. Dieser "Fachmann" wedelte mit dem Ding ca. 3 Minuten über den Boden, kreiste 2 Stellen ein und füllte einen Fragebogen aus. Rechnung: 450 Euro !
Anschließend dauerte es 3 Wochen, bis dass die Klemnpnerfirma kam, um die Reparatur vorzunehmen. Auf einer Strecke von ca. 3 qm öffneten sie den Boden, ersetzten korodierte Rohre durch neue und verschwanden. 3500 Euro !
Die jetzt durchgeführte Druckprüfung ergab, dass an noch einer anderen Stelle, ca. 50 cm von der vorherigen entfernt - noch ein Leck sein muß. Jetzt soll wieder dieser Leckprüfer kommen - und die Klempner dann wohl erst im Winter wieder !
Ich hätte nicht übel Lust, in das Büro der Klempner mit Knüppeln einzudringen und dort aufzuräumen.
Perivisor

Ja ja- auch Ärzte müssen heut-zu-tage :ironie: kern-gesund sein ...:lachen::lachen::lachen:
 
AW: Ärzte als Prügelknaben

Hallo Perivisor.

Ich denke, soein Vorfall ist in erster Linie wie ein Beziehungsdrama anzusehen (Rache), es kann vorkommen, so schlimm das auch ist. Die Fehldiagnosen oder Fehlbehandlungen, die Aufgrund der Arbeitsbelastung auftreten müssen, seien als generelles Problem des Gesundheitswesens betrachtet, bei dem ich mir gut vorstellen kann, dass man als Arzt sich zu unrecht angegriffen fühlt. Da ich mir manchmal vorstelle, abends, nach z.B.einem 8 Stunden Tag dann immernoch 4 Stunden voll konzentriert zu operieren und dabei keinen Fehler zuzulassen und ich das für mich als unmöglich empfinde, kann ich den Unmut schon nachvollziehen. Hier handelt es sich m.E. eindeutig um einen Systemfehler. Man kann Geld nicht als Regelungsmechanismus im Gesundheitswesen verwenden, man sieht die Auswirkungen. Bestimmte Dienstleistungen, die für das Gemeinwesen so wichtig sind, müssten vom Geld als Regelgröße entkoppelt werden.

Der Schwerpunkt des Unmutes der Bevölkerung bezieht sich in der Hauptsache m.E. aber auf 3 konkrete Bereiche, die vielleicht von deinem Beispiel abweichen.

1. Man fühlt sich als Patient oft als Profitgröße des Krankensystems, der eigentlich nur behandelt, nicht jedoch geheilt wird, der „geröntgt wird, um den Apparat auszulasten“ und mit Therapien betreut wird, die, wie es immer offenkundiger wird, nicht immer im Interesse des Patienten sind usw. Du schriebst, die Patienten erwarten, dass man sie heile ohne selber etwas zutun zu müssen. Da geb ich dir völlig recht. Wir müssen hier m.E. von der augenblicklichen Mentalität des Konsum- und Zuschauermenschen, der auch hier sagt „mach mal was, ich bin die Jury“ hin zu einem Menschen, der aktiv sein Leben gestaltet und damit den Arzt auch als Mitstreiter versteht. Das Problem ist hier wieder der Systemfehler „Regelungsmechnismus Geld“ sowie die Tendenz, den Menschen mittels Pädagogik und TV und Co. zum Zuschauer zu erziehen. Das hat ja noch andere, als nur kommerzielle Hintergründe.
2. Ein Arzt hat m.E. den Bezug von seinem Honorar zu dem seiner Patienten verloren. Viele seiner Patienten beziehen auch nach einem Vollzeitjob oder in Form von Rente inzwischen weniger Jahreseinkommen als ein Arzt im Monat. Wenn die Lobbyisten dann alle 2 Jahre 5-15% Erhöhung für die Ärzte durchsetzen, fragt sich die jede zweite Pille selber zahlende Omi, was passieren würde, wenn sie streiken würde. Sie hat einfach keine Chance. Sie soll möglichst lebenslang Medikamente nehmen und Behandlungen konsumieren...damit der Cashflow planbar ist.
3. Den Punkt hab ich inzwischen vergessen.

Bei mir hat der Heizungsbauer jahrelang die Heizung gewartet. Und als sie eines Tages mal defekt war, konnte er sie nicht selber reparieren, holte einen Spezialisten. Da hab ich mich allerdings auch gefragt, was er da wartet, wenn er zumindest von der Heizung nichts versteht. Vielleicht hat er immer nur "gewartet", bis ich weg war. Und schrieb dann die Rechnung.

Viele Grüße
Bernd
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Ärzte als Prügelknaben

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Die Zukunft wird so aussehen, dass es nur noch Hochsicherheitstrakte mit Polikliniken für die Bevölkerung gibt.
...
Ich hätte nicht übel Lust, in das Büro der Klempner mit Knüppeln einzudringen und dort aufzuräumen.
Perivisor
1. Wir werden weiterhin unsere individuelle, kollektive und administrative Ignoranz beim Herumkriechen auf Ellenbogen in ausgelatschten Teufelskreise so perfektionieren, daß es künftig mehr Hospizen als Krankenhäuser geben wird. (Die Räumlichkeiten sind ja bereits vorhanden.)

2. Wer abhängig ist, zahlt, bis er nichts mehr hat.
Auf der Welt gibt es derzeit 7 Milliarden "Unrechtssensoren", die -von Rechtsschutzversicherungen unterstützt- jegliches Unrecht justieren lassen könnten. Wer hätte gedacht daß Gerichtsputzfrauen so viele Informationen verschwinden lassen, daß man heute andere schon durch Androhung des Rechtsweges gefügig machen kann?

Wenn Du 2. verwirklichen möchtest, solltest Du unbedingt noch einen zweiten potentiellen Knüppler mitnehmen und dann dafür sorgen, daß das ohne Zeugen abläuft. ;) Dann kann keiner verknackt werden. Juristen sind nämlich überaus beweisfixiert. Oder auch nicht. Kommt immer darauf an, welche Mächtige im Spiel sind. Kann man jemandem eine Straftat nicht zweifelsfrei nachweisen, sprechen Juristen diesen lateinischen Satz ..., der in bestimmten Fällen dann allerdings auch auf den Kopf gestellt werden kann.

Ich spreche von deutschem Recht. Bei den Österreichern ist das sicher alles gaaaaaaaanz anders.
 
AW: Ärzte als Prügelknaben

In einem Gesellschaftssystem, in dem selbst eine Promotion nicht mehr automatisch zu Krankenhausreife führt, ist der untadelige Jurist gefragt, der sich darauf versteht, seinen klaren Verstand in die Goldwaage der Justiz einzuwerfen. Der Satz "lassen sie mich durch, ich bin Arzt" führt in seiner selbstreferenziellen Anwendung indes bei Juristen wenig Gehör. Wenn Juristen klagen, dann doch nie gegen die Person, die sie sich selbst vorspielen. Die Wahrheit ist eben wie ein politisches Erdbeben, das einen genau dann erwischt, wenn man anfängt, über Haar nachzudenken. Oder wie ein berühmter Gasmann einmal sagte: ich will hier rein...
 
AW: Ärzte als Prügelknaben

Schön und entspannend zu lesen wie jemand wegen einer Medienmeldung gleich den Untergang des Abendlandes beschreibt, es hat so etwas von Frieden wenn man die Fakten kennt.
 
AW: Ärzte als Prügelknaben

1. In einem Gesellschaftssystem, in dem selbst eine Promotion nicht mehr automatisch zu Krankenhausreife führt,
2. ist der untadelige Jurist gefragt, der sich darauf versteht, seinen klaren Verstand in die Goldwaage der Justiz einzuwerfen. ...

Zu 1.:
:ironie: Das soll ich im Auftrag der deppenländischen Bundesbildungs-/Forschungs-Ministerin Dr. A. Schavan bestätigen ....:lachen:

Zu 2.:
Lieber die :ironie: Gold-Waage der Justiz als die Waage der Baleks, :ironie: soll ich im Auftrag von Heinrich BÖLL mitteilen ...:lachen:
 
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AW: Ärzte als Prügelknaben

Genau, nennt sich Selbstheilung und ist die einzige Möglichkeit aus einer Krankheit Dinge zu lernen die zu einer verbesserten Gesundheit führen.
Ärzte können in dem Prozess der Heilung bei den meisten Fällen nur nett sein und Rezepte bzw. Kassenabrechnungen unterschreiben, vielen hilft es.
 
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