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Gedanken zur deutschen Einheit, gerichtet - an die Bürger der ehemaligen DDR!

Gedanken zur deutschen Einheit,
gerichtet – an die Bürger der ehemaligen DDR!


Sehr geehrte Damen und Herren!

Ihr hattet einen eigenen Staat, den Ihr der Freiheit wegen – hauptsächlich aber des
des wirtschaftlichen Vorteils wegen – einfach aufgelöst habt! In Anbetracht Eurer
Vergangenheit – kann man das durchaus verstehen, weil damals waren die Zeiten –
im Vergleich zum Westen – wirklich nicht allzu rosig für Euch.
Allerdings, was das Soziale anbelangt, war nicht alles – nuuur schlecht. Oder?
Bildung, Gesundheitsvorsorge, Ferienlager für Kinder und Altersversorgung waren
sicherlich noch verbesserungswürdig, aber, gerechterweise, darf man diese
sozialen Errungenschaften der damaligen Kommunisten nicht so einfach – als
verwerflich abtun! Vor dem Krieg waren sie noch nicht – so selbstverständlich!

Die Nachteile dieser Zeiten, also Diktatur, keine Redefreiheit, Repressalien seitens
der Stasi, keine Reisefreiheit und vieles mehr, darüber, weiß niemand besser
Bescheid als Ihr! Aber trotzdem, ich kenne Hunderte Millionen Menschen in der
Dritten Welt, die aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen gerne – in Euer Land
gekommen wären!
Obwohl nicht wirklich betroffen, finde ich es immer noch schade, dass der Staat
DDR – so vorschnell und unbedacht – von der Landkarte verschwunden ist.

Der Fall der Mauer 1989 war natürlich großartig – und ganz fantastisch!
Viele von Euch – wie Europa und die interessierte Welt – waren angenehm
überrascht und sehr ergriffen. Damals war durch Euer zu tun, durch Euer
vortreffliches Verhalten, auch für Außenstehende, eine ergreifende – ja sogar
gänsehauterregende – Umbruchstimmung vorhanden.

Anfangs, in den euphorischen ersten Tagen, hat es nicht so ausgesehen, dass Ihr,
die Ehemaligen, gleich an einen Anschluss gedacht hättet. Vielmehr wolltet Ihr
Reformen, also Demokratie, Reisefreiheit, freie Wirtschaft und einiges mehr!
Aber, die Idee der Einheit ist dann – ein wenig aus eigennützigen Überlegungen
Eurerseits – sehr sehr schnell populär geworden. Ausgelöst auch dadurch, weil
Euch gleichzeitig – nicht ganz ohne Genugtuung – von den älteren Politikern der
BRD – die Einheit besonders schmackhaft gemacht wurde, oder anders gesagt –
fast aufgedrängt wurde. Die Bevölkerung der BRD, wie auch viele Österreicher,
war da eher vorsichtig bis skeptisch. Ihr hättet ja selber was tun können, als die
gesamte Verantwortung – der Bananen wegen – den Anderen zu überlassen!

Die Polen, Ungarn, Rumänen und alle anderen ehemaligen Ostblockländer wollten
und mussten auch selbstständig – Reformen in Politik und Wirtschaft in Angriff
nehmen. Diese Länder hatten nicht den Vorteil oder Nachteil – man kann es sehen,
wie man will – dass auf sie ein großer reicher Bruderstaat wartete, der sich aus
Großmut, aus einem gewissen Mitleid und sentimentalerweise der Vergangenheit
wegen – u n b e d i n g t – mit ihnen vereinen wollte!

In Jugoslawien, in der UdSSR und in der CSSR war dann das Gegenteil der Fall.
Viele Minderheiten in diesen Ländern wollten vordergründig aus wirtschaftlichen –
hauptsächlich aber aus nationalistischen Gründen – plötzlich einen eigenen Staat,
was bekannterweise zu viel Blutvergießen führte, zudem auch der Westen – durch
Besserwisserei und Kurzsichtigkeit – nicht unwesentlich dazu beigetragen hat!
Schon paradox, diese Minderheiten wollten aus wirtschaftlichen Gründen einen
eigenen Staat. Ihr wolltet zuvor – aus den gleichen Gründen – keinen Staat mehr.
Nationalismus kann man Euch in diesem Fall nicht vorwerfen. Im Gegenteil, Ihr habt
angesichts der westlichen Wirtschaft unglaublich leicht auf Euren Staat verzichtet.
Aber gut, dafür gehört Ihr jetzt ohnehin – zu einem viel größeren Staat!

Selbstverständlich ist der Beitritt Ostdeutschlands zur BRD eher aus lauteren
Beweggründen geschehen. Man kann im Großen und Ganzen den Bürgern der
ehemaligen DDR – und den Menschen im Westen, abgesehen von den Abzockern,
hier nicht wirklich Verwerfliches nachsagen!

Ob die Einheit aber – mit Klugheit und Weisheit geschehen ist,
speziell von den Bürgern der neuen Bundesländer,
das steht wohl – auf einem anderen Blatt Papier!

Als ich im Jahr 2005 die neuen Bundesländer drei Monate lang bereiste, fiel mir
des Öfteren auf, dass die ehemaligen DDR-Bürger in Sachen des Anschlusses –
also der übereilten Wiedervereinigung, mit weniger oder mehr Minderwertigkeits-
komplexen behaftet sind! Warum nur?
Ich weiß, im Nachhinein kann man leicht reden. Aber wie gesagt: „Ihr hättet damals
andere Möglichkeiten gehabt, als blitzartig den Kopf von Osten nach Westen zu
wenden, und, nicht unpraktisch – alles gleich 1 zu 1 vom Westen zu übernehmen!“
Und dies, wie schade, ohne irgendwelcher – Meinungsbildungsprozesse!

Ich als Österreicher und viele Bürger der BRD – wie alle Europäer, hätten
sicherlich nichts einzuwenden gehabt, wenn statt – zwei jetzt drei – deutsch-
sprachige Länder in der Europäischen Union Mitglied wären. Und in einer
zukünftigen demokratischen Weltregierung, was derzeit noch utopisch klingt,
die es aber klugerweise – auch aus Sicherheitsgründen – bald geben wird müssen,
wäre es kein Nachteil, wenn statt drei danach vier deutschsprachige Länder in einem
internationalen Parlament vertreten wären! Vier Länder wären es, weil sich die
Bergbewohner der Schweiz einem ordentlich demokratisch geführten Weltparlament –
ebenso nicht mehr verschließen werden.

Eigentlich ist es ja egal, dass der Staat ''Deutsche Demokratische Republik'' nicht
mehr existiert. Bezüglich des künftigen Weltgeschehens wird dieser unser lebens-
werte Planet – auf alle Fälle auch ohne DDR – noch sehr lange weiter bestehen!
Ob es nun, andererseits, in der Zukunft, eine mit Selbstvertrauen gestärkte
Bevölkerung in einem Staat DDR neu – nochmals gibt oder nicht, das liegt
wohl an den Bürgern der fünf neuen Bundesländer!
Keinesfalls aber – dürften demokratische Werte mit Füßen getreten werden!
Diesbezüglich darf ich zur Abschaffung der DDR noch anmerken, dass, streng
genommen, die Auflösung nicht ganz – in vorbildlicher Weise geschehen ist.
Es gab zwar demokratische Wahlen, bei der die Vertreter der verschiedenen
Parteien in eine Volkskammer gewählt wurden, aber, die in dieser Sache recht
kurzsichtige Volkskammer, legitimierte – wie vom Teufel verfolgt – die deutsche
Einheit einfach gleich mit! Und weil es keine nennenswerten Widersprüche oder
Gegenreaktionen mehr gab, wurde die Vereinheitlichung – Hals über Kopf –
frei von Meinungsbildungsprozessen – rasch und unbedacht vollzogen, ohne eine
entscheidende Volksabstimmung – in Betracht zu ziehen. Aus meiner Sicht wäre
diese aber, aus demokratiepolitischen Gründen und nach so langer Zeit der Trennung,
sehr wohl – erforderlich gewesen!

Also, falls noch mutiges Interesse für einen eigenen Staat vorhanden ist, muss ein
ehrlicher – Meinungsbildungsprozess geschehen! Anschließend soll eine ent-
scheidende Volksabstimmung stattfinden, dessen Ergebnis – für alle Bürger –
verbindlich und unumkehrbar ist!

Möge alles so geschehen,
wie vorausbestimmt
und vorgesehen!

Rupert Hübelbauer 2006​

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RupertHuebelbau
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