Neulich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gab es eine wiederholt ausgestrahlte halbstündige Sendung über Clara Zetkin, Sozialdemokratin der ersten Stunde. Dort wurde unter anderem von ihrer Freundschaft mit Rosa Luxemburg berichtet; was mir besonders auffiel: Luxemburg habe ein Grundvertrauen in die "Arbeiterklasse" gehabt, daß diese insbesondere auf dem Wege der Streikorganisation lernen würde, politisch für sich selbst zu stehen - Forderungen zu stellen und zu verhandeln - während Zetkin, damals noch Sozialdemokratin, der Auffassung war, daß der Staat sich so verhalten müsse, daß jedem Gleiches zukommt; - und der Staat vor allem dafür sorgen müsse, daß allen das sozialdemokratisch definerte Gute auch geschieht. Strenggenommen ist damit strikte staatliche (= politische) Güterkontrolle gemeint - und die Gleichsetzung der Gewalt von Politik und Staat. Politische Selbstorganisation im Luxemburgischen Sinne hätte in diesem Konzept wenig Platz. Kein Wunder, die Freundinnen haben sich ja vehement gestritten.
Fatalerweise hat Zetkin als Alterspräsidentin des Reichstags ausgerechnet Hermann Göring als Amtsnachfolger benennen müssen - aber man kann den Nazis kaum vorrechnen, daß sie das Plansoll an Gleichheitsverteilung der Wirtschaftsgüter im Zetkinschen Sinne nicht erreicht hätten.
Für diesen bösen Witz entschuldige ich mich sogleich.
Gegenwärtig jedoch scheint die Geschichte Rosa Luxemburg und ihrer Hoffnung recht zu geben: die weitere Schärfung des politischen Bewußtseins der "Massen" geschah, nach dem Bruch von 1945, wenigstens in der alten BRD vor allem durch das - wie immer lizensierte - Streikrecht; der Kampf geht, auch den Gewerkschaften sei nochmal Dank, zwar nicht mehr darum, ob Arbeiter und Arbeitnehmer überhaupt Rechte haben, sondern um 10 Minuten Arbeit mehr oder 10 Cent pro Stunde weniger --- aber das "politische Bewußtsein", welches Rosa Luxemburg sich von jedem wünschte, der seine Arbeitskraft zu Markte trägt, dürfte bundesrepublikanisches Allgemeingut geworden sein.
Fatalerweise hat Zetkin als Alterspräsidentin des Reichstags ausgerechnet Hermann Göring als Amtsnachfolger benennen müssen - aber man kann den Nazis kaum vorrechnen, daß sie das Plansoll an Gleichheitsverteilung der Wirtschaftsgüter im Zetkinschen Sinne nicht erreicht hätten.
Für diesen bösen Witz entschuldige ich mich sogleich.
Gegenwärtig jedoch scheint die Geschichte Rosa Luxemburg und ihrer Hoffnung recht zu geben: die weitere Schärfung des politischen Bewußtseins der "Massen" geschah, nach dem Bruch von 1945, wenigstens in der alten BRD vor allem durch das - wie immer lizensierte - Streikrecht; der Kampf geht, auch den Gewerkschaften sei nochmal Dank, zwar nicht mehr darum, ob Arbeiter und Arbeitnehmer überhaupt Rechte haben, sondern um 10 Minuten Arbeit mehr oder 10 Cent pro Stunde weniger --- aber das "politische Bewußtsein", welches Rosa Luxemburg sich von jedem wünschte, der seine Arbeitskraft zu Markte trägt, dürfte bundesrepublikanisches Allgemeingut geworden sein.
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