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Wünsche ja-nein-jein

Lieber Bernd,

da du so hartnäckig bist, muss dir dieses Thema wirklich sehr am Herzen liegen und ich werde mein Bestes geben, dir zu antworten:

Wie unterscheidet ihr bei euch selbst Wunsch und Täuschung?

Täuschung ist für mich eindeutig durch meine Motivation bestimmbar. Ich will ein neues Auto (weil der Nachbar gerade eins bekommen hat), ich will dieses T-Shirt (obwohl ich schon 20 ungetragene im Schrank herumliegen habe), ich will...Mein egoistisches ICH WILL etwas.

Wünsche sind nicht ganz so laut in mir drin, sie dominieren nicht, manchmal kenne ich sie selbst gar nicht - bis mir jemand genau dieses zum Geschenk macht und ich gerührt bin, es zu bekommen, oder mir fällt etwas zu und ich spüre, ja, das hast du dir die ganze Zeit schon gewünscht. Wünsche kommen von innen aus mir hoch, klopfen leise an und bitten um Aufmerksamkeit, ich muss genau hinspüren und in mein Herz horchen. Oft sind es solche Dinge, die ich mir gar nicht selbst erfüllen kann.

Beim Essen unterscheide ich das so: Lebensmittel, die mich anlachen, würde ich aus Reflex essen, einfach weil sie da sind und mich locken (verführen), Partyhäppchen, die man gelangweilt in den Mund schiebt, die Lieblingsschokolade, die zufällig auf dem Küchentisch liegt, der Blick in die Auslage der Bäckerei und mir läuft das Wasser im Munde zusammen.

Lebensmittel, auf die ich wirklichen Hunger habe, summen in mir, ich träume von ihnen, ich stehe nachts auf und fahre für sie zum nächsten offenen Bahnhofskiosk, sie verführen mich nicht, sondern ich sehne mich nach ihnen (weil mein Körper genau dieses Lebensmittel gerade benötigt). Verlangen nach Milch, wenn der Kalziumspiegel gerade unten ist. Diese Lebensmittel sind gerade nicht gegenwärtig. Ich werde nicht von ihnen angelockt und zum Essen verführt.


Wie findet ihr heraus, was euer Bedürfnis ist und was Ersatz dafür?

Echte Bedürfnisse werden befriedigt und hören auf.
Unechte Bedürfnisse (Ersatz) sind unersättlich, gierig, wollen immer mehr, machen süchtig. Essen als Ersatz für Liebe, Kaufen als Ersatz für Zuneigung usw. Das kann nicht funktionieren.


Wann man mit dem Herzen und dem ganzen Körper bei einer Sache ist, das spürt man ...wie aber erspürt man einen Herzenswunsch?

Er kommt, wenn du ganz still bist, ganz leise zu dir und du bist mit ganzem Herzen glücklich bei der Vorstellung seiner Erfüllung. Herzenswünsche sind elementar für dich. Wünsche im allgemeinen hat man viele und es fallen einem immer neue ein. Herzenswünsche gleichen einem Gebet. Sie sind qualitativer, nicht quantitativ. Vielleicht schämst du dich auch, einen Herzenswunsch preis zu geben, weil er dir so viel bedeutet und in anderen Augen lächerlich ist. Wünsche beziehen sich mehr auf die Außenwirkung, Herzenswünsche sind dir ein inneres Bedürfnis.


Wie geht ihr mit euch selbst um, in einem Falle, wo ihr Zweifel habt?

Aus den Fingern gesogene Situation: Ich, glücklich verheiratet, begegne einem wahren Traummann und das Wunder wird wahr, er begehrt mich. Ich könnte, wenn ich wollte und wahrscheinlich bin ich zu durcheinander, um das ganze rational zu entscheiden. Also frage ich mein Herz und meistens antwortet es ziemlich klar oder mit einem Traum. Ich kann auch den Wunsch abchecken:

Lockt der Traummann mich, weil er gerade da ist oder sehnte ich mich die ganze Zeit nach ihm?

Er ist gerade da. Meine Sehnsucht deckt sich vielleicht zufällig mit diesem Mann, aber er hätte auch ganz anders aussehen können und wenn ich ganz ehrlich bin, dann wünschte ich eher, mein eigener Mann hätte all diese Eigenschaften.

Will ich die Konsequenzen tragen, also eine mögliche Trennung von meinem Mann, ist es mir ernst bzw. ist es dem Traummann ernst?

Nein, der Gedanke an Trennung gibt mir einen Stich ins Herz und der Traummann will wahrscheinlich nur das Eine, nüchtern betrachtet, weil Emotionen in diesem Fall nur noch mehr verwirren.

Dann kommt der Flüsterer und versucht mich zu verführen, er macht mir die Geschichte mit dem Traummann schmackhaft. Doch irgendwie ist das alles zu schön, um wahr zu sein, zu künstlich. Irgendwie ist das alles nicht so, wie ich es mir wirklich in meinem Herzen ersehnt hätte. Es fehlt etwas, es passt nicht.

Und wenn ich bis hierhin alles abgecheckt habe, dann weiß ich schon lange, dass es kein Herzenswunsch ist, sondern die pure Versuchung gewesen wäre. Mein Herz weiß, wo es hingehört.


2. Möglichkeit: Ich treffe den Traummann und bin wie vom Donner gerührt, die Inkarnation aller meiner intimsten Wünsche. *lach - neee, sowas gibt es nicht. Er wird seine Macken haben und die suche ich erst mal. Dann warte ich ab, bis sich mein Hormonspiegel wieder normalisiert hat und der Rest wird dann vom Winde verweht...




So ist das auch mit leckerem Essen, ein teures Abendkleid im Schaufenster, der Super-Urlaub im tollsten Hotel von Dubai usw. Alles nach außen hin wunderbare Sachen, aber will ich die wirklich?

Nein. Das, was ich wirklich will, wonach ich mich wirklich sehne, sind keine spektakulären Dinge. Das sind Dinge, die mich satt machen und befriedigen. Satisfaction. Ich will keine Sachen, nach denen ich süchtig werde und von denen ich immer mehr brauchen werde.

Natürlich gönne ich mir auch mal was Schönes im kleinen Rahmen, aber da brauche ich nicht groß nachzudenken.

Auf deine angesprochenen Stimmen von außen (Eltern, Ratschläge, man tut das nicht usw.) höre ich nicht, weil nur ich allein wissen kann, was mich glücklich macht. Die meinen das zwar alle ganz lieb, aber sie stecken nicht in meiner Haut. Wenn ich einen Wunsch verspüre, dann fällt er nicht erst durch das Raster der Allgemeinheit. Meine Entscheidungskriterien sind sehr ich-bezogen, schließlich sind es ja MEINE Herzenswünsche.


Falls du dich selbst noch nicht so genau kennst, dann wäre es wohl an der Zeit erst einmal daran zu arbeiten. Wer bin ich? Was will ich? Was berührt mich, was lässt mich kalt? usw.

Das ist mein Weg. Vielleicht hast du einen ganz anderen, den du erst noch entdecken musst.

Eventuell kannst du ein konkretes Beispiel nennen, wo du nicht unterscheiden kannst, ob es ein normaler Wunsch ist oder ein Herzenswunsch? Wünsche kommen für mich aus dem ICH, also das, was sich in der Außenwelt von dir zeigt und Herzenswünsche aus dir SELBST, also das, was du tief drinnen in dir selbst bist: Du selbst. Die Wünsche aus dem ICH heraus sind für mich beeinflussbar von Äußerlichkeiten, die Herzenswünsche hingegen nicht. Die Wünsche drängen auf sofortige Erfüllung, die Herzenswünsche können auch 20 Jahre warten, wenn es sein muss.

Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht noch mehr verwirrt *lach
 
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Hallo karinamixipi.

Das mit deiner Art „auf Nahrungssuche zu gehen“, finde ich klug.

Dass du auf Ratschläge deiner Eltern nicht hörst, glaub ich gern. Dass deine Verhaltensweisen unabhängig sind von deinen Eltern u.a., glaube ich dir jedoch nicht. Manch siebzigjährige Frau tut noch immer Dinge, um ihrem Papa oder ihrer Mama zu gefallen, zu widersprechen, um auf sie zu warten usw. ...sie merkt es nur nicht. Ich schließe diese Dinge in mein Erforschen ein...wobei die Überbleibsel dann, um es mit deinem Wortlaut zu beschreiben, auf der Wunschebene aktiv bleiben, nicht auf der Herzenswunschebene.

Meine Entscheidungskriterien sind sehr ich-bezogen, schließlich sind es ja MEINE Herzenswünsche.
Das meinst du, glaub ich, andersherum. Denn im ICH steckt doch der ganze „Schrott“.


Die Hindus verwenden ein paar Hilfspunkte, an denen man sich orientieren könnte, um innere und äußere Haltung zu unterscheiden, hier in Wesenskern und ICH unterschieden. Sie meinen, wenn eine Handlung:
Wahrheit, Redlichkeit, Gewaltlosigkeit, Friede (hier ist Ruhe gemeint) und Liebe berücksichtigt,
...kann sie nur von innen kommen. Vielleicht kann man das auf Wünsche übertragen...indem man sagt, wenn deine Verfassung, in der du den Wunsch hast, daran angelehnt ist, dann wird der Wunsch eher vom Wesenskern kommen. Das gibt einen kleinen Anhaltspunkt, den ich gefühlsmäßig ebenso sehen würde...man findet das mit etwas Phantasie auch in westlichen „Lehren“.

Es ist etwas schwierig und verwirrend, denn Herzenswunsch hört sich sehr romantisch an...ich meine jedoch, dass damit (mit dem Inneren) eher tierische Teile (körperliche/gefühlsmäßige) gemeint sind. Romantik sehe ich aber gerade im anderen, dem umschließenden Teil, im ICH. Das menschliche Bewusstsein, was zum tierischen erst hinzukam, schuf erst die Romantik, die auf der körperlichen Ebene damit noch sehr triebhaft, garnicht romantisch war. Die Tiere lieben vermutlich nicht in unserem romantischen Sinne, sondern durch ein unhinterfragbares verstandesunabhängiges Gefühl von Verbundenheit. Die Identifikation des Objektes mit dem eigenen Selbst, womit die Wissenschaftler so kühl Liebe beschreiben, ist bei Tieren wahrscheinlich einfach da...nicht mit Bewusstsein erklärbar. Diesen Zauber von Leben würde ich auch nicht weiter zerpflücken wollen.

Aber lassen wir die Begriffe...dass das Herz ganz tief da drin ist, drückt es schon prima aus. Deine Beschreibungen sind ganz aufschlussreich!

Bernd
 
Wünsche ja-nein-ja

Hallo Bernd,

Es ist schon sehr spät und eigentlich sollte ich schon im Bett liegen, doch hat mich die Auseinandersetzung zwischen Dir und Karinamixipi sehr gefesselt.

Also ich kann Karinamixipi gut verstehen, doch aus Dir werde ich nicht recht klug. Würdest Du Dich bitte ein bißchen deutlicher ausdrücken, dass ich auch mitreden kann?

Welche Wünsche hast Du eigentlich? Was bereitet Dir so große Schwierigkeiten? Welche Wünsche gestattest Du Dir nicht oder gestattet Dir die Umgebung nicht? Sind es irgendwelche Gewissensbisse? Wenn ja, woher kommen sie?

Es ist eine Tatsache, dass man sich nicht jeden Wunsch erfüllen und dies auch nicht von den anderen verlangen kann. Träumen kann man, was man will.

Wovon hängen Deine Wünsche ab? Doch es ist gut, dass Du noch Wünsche hast. Wer sich nichts mehr wünscht, lebt auch nicht. Wünsche haben etwas mit Lebendigkeit zu tun. Wenn ich krank bin, werde ich demütiger. Dann habe ich nur einen Wunsch, wieder gesund zu werden. Bin ich wieder gesund, dann mehren sich die Wünsche. Ein gutes Zeichen!!

Gute Nacht und träume süß von Deinen Wünschen!

suche:schlaf1:
 
Nachtrag an Karina:

Jetzt fällts mir ein, was du meinst, du hast das nicht verwechselt, sondern du unterteilst Herzenswunsch und Wunsch innerhalb des ICH´s...dann ergibt das auch einen Sinn, warum du es so romantisch ausdrückst. Ich vermute, du siehst in einem Herzenswunsch das Bedürfnis, was sich aus der inneren Verbindung entwickelt. Du meinst die Geschichte vom „wahren und falschen Selbst“...ein schönes Bild.

Ja, jetzt dämmerts...damit erklären sich die Missverständnisse...na ja...besser spät als nie.
Diese innere Verbindung ist dann das, was ich unter Verbindung von menschlichem und tierischem verstehe....was ja gerade erst den Reiz des Menschseins ausmacht...und weshalb gerade Liebe erst so ist, wie sie ist. Im Herzchen. Daher dann der Herzenswunsch.

Bernd

@ Suche...ich antworte dir mal morgen...für mich ist es auch ein bisschen spät jetzt.
 
*lach....gerade wollte ich zum Erklärungsschreiben ansetzen, da lese ich, dass du schon selbst drauf gekommen bist - ist doch supi!

Meine persönliche Erfahrung, die ich leider gestern in einer anderen Situation leider wieder über den Haufen gerannt habe, ist die, dass ich sehr viel mehr *Fehler* mache, wenn ich mich unter Druck setze, mit keine Zeit lasse, zu schnell und spontan bin. Dann wird das nichts. Bei mir persönlich ist das so, dass ich besser 10 x ein- und ausatme und mit Bedacht an die Sache herangehe, damit das, was in meinem Herzen ist, auch die Zeit hat aufzusteigen (bildlich sehe ich diese Herzensdinge verpackt in roten Luftballons, die sich langsam gen Himmel bewegen). Will ich alles ratz-fatz hat es den Anschein, als ob ich mit einer Motorsäge unterwegs wäre und Bäumefällen-Marathon spiele.

Anderen Menschen tut es vielleicht gut, wenn sie aus ihrer Lethargie heraus ein wenig spontaner werden, d.h. meine Erfahrung ist speziell auf mich maßgeschneidert. Ich komme besser zurecht mit allem, wenn ich mein Tempo drossel.

Ja, ich bin schon ziemlich romantisch oder auf diese Herzdinge fixiert, die kopfgesteuerten kalten Berechnungen überlasse ich gerne anderen.

Du schreibst, man tut immer noch Sachen, um anderen zu gefallen, merkt es aber nicht. Daran habe ich lange gearbeitet, mich aus diesen Verhaltensfixierungen zu lösen und meine Probleme aus mir selbst heraus anzugehen. Ich bin die Lösung aller meiner Probleme, niemand sonst.

Es ist aber richtig, dass Menschen denken, sie würden aus freiem Willen handeln und handeln dann doch oft so, wie andere es ihnen vorgeben, mechanisch, automatisch, ohne ihre Handlungen verändern zu können. Der freie Mensch kann erkennen, was er automatisch tut und mit Hilfe der Bewusstwerdung aus dieser Maschinerie aussteigen. Wer sich jeden Morgen über Nachbars Katze ärgert, kann bewusst einmal gute Gedanken an dieses Tier haben und dadurch etwas verändern. Wahrscheinlich schleppt die Katze ihm dann eine Maus vor die Haustür *lach (dann hat er wieder Grund sich aufzuregen oder er erkennt den Liebesbeweis).
 
von suche: Was bereitet Dir so große Schwierigkeiten?
Hallo suche.

Ich bin nicht so recht zufrieden mit dem, was ich mir so gönne, manchmal bin ich zu streng mit mir manchmal verlange ich für mich einfach zu wenig.

Manches von dem Unerreichbaren ist war geworden, und es fühlt sich richtig an, ...ich hätte manches eher realisieren können, als Beispiel würde ich hier mein letztes kleines Abenteuer, auf eigener Achse nach Asien, nennen. Ich wollte das, hatte jahrelang eine Mauer aus Bedenken aufgebaut und letztes Jahr, nach jahrelangem herantasten und „Entfernung steigern“ war es dann plötzlich so einfach und schön, dass die Mauer einfach in sich zerfiel. Mit jedem der 12 Grenzübergänge bekam die Angst ein Gesicht, dem man jetzt entgegentreten konnte und es war schaffbar. Als ich die Sonne rotglühend über unserem Kontinent untergehen sah, wusste ich, dass es richtig war und weiter gehen soll...nun hab ich neue Ideen...und freue mich schon den ganzen Winter darauf. Aber Zweifel, wegen der Gefahr bäumen sich wieder auf. Leider kann ich mich bei der Planung und Gefahrenabwägung/-prävention nicht auf meinen Mitfahrer verlassen. Interessant ist hier, dass die verstandesmäßigen Abwägungen von jetzt auf gleich völlig in sich zusammenfallen.

Anderes stellt sich heute als falsch heraus, wie meine berufliche Entwicklung. Meine Interessen gehen in eine völlig andere Richtung...ich merke hier, dass ich „in 20 Jahren Schule“, nicht wirklich wusste, was ich wollte. Ich wusste, wie ich es bekomme, aber wusste nicht was...nun hab ich „alles“ und damit auch den Salat. Hier bahnt sich jetzt seit 3 Jahren etwas neues an, was in mir schlummert, ein Herzenswunsch...jedoch kommen wieder Zweifel an der Umsetzbarkeit. Ich weiß, dass es nie verschwendete Zeit sein kann, den tiefsten Wünschen nachzugehen und sie wenigstens versuchen umzusetzen...aber es ist einfach auch Angst dabei. Wahrscheinlich ist es die Angst, dass einen der Wunsch mit in die Tiefe reißt, wenn man ihn zu fest hält.

Was auch eine Rolle spielt, ist bei solchen Wünschen die eigene Kraft, die Aggressivität, mit der man seine Ziele verfolgt. Wer hier etwas rücksichtsloser agiert, hat es manchmal einfacher als ein Grübelbernd.

Sind es irgendwelche Gewissensbisse? Wenn ja, woher kommen sie?
Nein, nein.

Wovon hängen Deine Wünsche ab?
Von der Kraft, für mich selber dann auch einzutreten und von den Zweifeln. Mit den Zweifeln kann ich langsam leben. Die Kraft aber, „sich selbst auch schenken/nehmen zu dürfen“, geht schon etwas in die Tiefe.

Doch es ist gut, dass Du noch Wünsche hast. Wer sich nichts mehr wünscht, lebt auch nicht. Wünsche haben etwas mit Lebendigkeit zu tun.
Ganz genau. Das Pflänzchen ist erwacht. Und nun kuckt es ganz schüchtern in die Welt hinaus...ich glaube, es traut sich noch nicht richtig.
*lächel *

Viele Grüße
Bernd
 
Bernd schrieb:
Hallo suche.
Ich bin nicht so recht zufrieden mit dem, was ich mir so gönne, manchmal bin ich zu streng mit mir manchmal verlange ich für mich einfach zu wenig
Manches von dem Unerreichbaren ist war geworden, und es fühlt sich richtig an, ...ich hätte manches eher realisieren können, als Beispiel würde ich hier mein letztes kleines Abenteuer, auf eigener Achse nach Asien, nennen. Ich wollte das, hatte jahrelang eine Mauer aus Bedenken aufgebaut und letztes Jahr, nach jahrelangem herantasten und „Entfernung steigern“ war es dann plötzlich so einfach und schön, dass die Mauer einfach in sich zerfiel. Mit jedem der 12 Grenzübergänge bekam die Angst ein Gesicht, dem man jetzt entgegentreten konnte und es war schaffbar. Als ich die Sonne rotglühend über unserem Kontinent untergehen sah, wusste ich, dass es richtig war und weiter gehen soll...nun hab ich neue Ideen...und freue mich schon den ganzen Winter darauf. Aber Zweifel, wegen der Gefahr bäumen sich wieder auf. Leider kann ich mich bei der Planung und Gefahrenabwägung/-prävention nicht auf meinen Mitfahrer verlassen.

Aus Deinen Schilderungen erfahre ich, dass Du sehr wissbegierig bist und neue Länder und deren Menschen samt Brauchtum kennen lernen willst. Deine neuen Ideen dazu würden mich interessieren.

Es ist klar, dass man sich vorbereiten muss. Du wirst Dich erkundigen müssen, was sich in den Ländern, in welche zu reisen willst, gerade so tut. In ein Land zu fahren, in dem Kriegszustände herrschen, würde nicht gerade gescheit sein. Überhaupt muss eine Reise bis ins letzte Detail geplant werden. Überraschungen kann es dann noch immer geben. Doch ich nehme an, dass Du das weißt.

Interessant ist hier, dass die verstandesmäßigen Abwägungen von jetzt auf gleich völlig in sich zusammenfallen.

Deine Angst ist normal und berechtigt. Sie schützt Dich vor kopflosen Entscheidungen.

Anderes stellt sich heute als falsch heraus, wie meine berufliche Entwicklung. Meine Interessen gehen in eine völlig andere Richtung...ich merke hier, dass ich „in 20 Jahren Schule“, nicht wirklich wusste, was ich wollte. Ich wusste, wie ich es bekomme, aber wusste nicht was...nun hab ich „alles“ und damit auch den Salat.

Was für einen Beruf hast Du erlernt? Warum liebst Du diesen Beruf nicht? Ein Beruf jedenfalls ist besser als gar keiner. Wohin gehen Deine Interessen außer dass Du in ferne Länder reisen willst?


Hier bahnt sich jetzt seit 3 Jahren etwas neues an, was in mir schlummert, ein Herzenswunsch...jedoch kommen wieder Zweifel an der Umsetzbarkeit. Ich weiß, dass es nie verschwendete Zeit sein kann, den tiefsten Wünschen nachzugehen und sie wenigstens versuchen umzusetzen...aber es ist einfach auch Angst dabei. Wahrscheinlich ist es die Angst, dass einen der Wunsch mit in die Tiefe reißt, wenn man ihn zu fest hält.

Darf ich fragen, was für einen Herzenswunsch Du wirklich hast? Unter Umständen kann es verschwendete Zeit sein, vielleicht auch nicht ungefährlich, den tiefsten Wünschen nachzugeben. Du sollst eben nicht in die Tiefe gerissen werden. Die Angst ist ein Schutzfaktor, damit man nicht leichtsinnig handelt. Ganz normal.


Seine Kräfte muss man einschätzen lernen. Dazu muss man natürlich auch vorausschauend abklären, was einem bei gewissen Unternehmungen an Kraft abverlangt werden könnte.

Wenn "Grübelbernd" letztendlich zu dem Schluss kommt "VORSICHT IST BESSER ALS NACHSICHT" ist dies für meine Begriffe nur zu begrüßen.

Es hat keinen Sinn, sich in ein Abenteuer zu stürzen, das von vorherein zum Scheitern verurteilt ist und womöglich mein Leben bedroht.


Was auch eine Rolle spielt, ist bei solchen Wünschen die eigene Kraft, die Aggressivität, mit der man seine Ziele verfolgt. Wer hier etwas rücksichtsloser agiert, hat es manchmal einfacher als ein Grübelbernd[/

Nein, nein.

Von der Kraft, für mich selber dann auch einzutreten und von den Zweifeln. Mit den Zweifeln kann ich langsam leben. Die Kraft aber, „sich selbst auch schenken/nehmen zu dürfen“, geht schon etwas in die Tiefe.

Ganz genau. Das Pflänzchen ist erwacht. Und nun kuckt es ganz schüchtern in die Welt hinaus...ich glaube, es traut sich noch nicht richtig
.
*lächel *

Viele Grüße
Bernd

Lass doch noch eine Weile Deiner Schüchternheit seinen Lauf. Nichts übereilen! Du hast ja Zeit. Mit der Zeit kommt Rat. Vorher müsstest Du Dich sowieso auch um einen vertrauensvolleren Mitfahrer umsehen.

Es muss ja nicht schon diesen Sommer sein, oder?

Ich möchte ja nicht indiskret sein, aber es sollten auch die finanziellen Mittel vorhanden sein. Im nächsten Jahr ist es möglicherweise leichter, weil Du schon mehr angespart hast. Ich kenne Deine Verhältnisse zu wenig, um Dir einen guten Rat zu geben und den brauchst Du auf alle Fälle wie mir scheint.

Ich habe vor vielen Jahren drei Jahre in Ghana zusammen mit meinem Mann gelebt. Wir mussten uns gut darauf vorbereiten. Er hatte einen Vertrag mit der ghanesischen Regierung. Er leitete den geographischen Teil der ersten Volkszählung. Dadurch bin ich bis in den hohen Norden bis nach Tamale und Bolgatanga gereist. Obwohl wir in ein verhältnismäßig friedliches Land gekommen sind, hatten wir trotzdem noch unsere kleinen Abenteuer, die auch gefährlich hätten werden können, zu bestehen.

Auf Wiederschreiben

suche :kugel:

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Hallo Bernd,

das, was sich als falsch erwies, musstest du sicher erst einmal als falsch erkennen können. Also war der Weg der Richtige. Nun weißt du ja, was du beruflich willst -also setze es um.

Der Weg entsteht beim Gehen. Man kann das Leben nicht erdenken - man muss es erleben. Das Grübeln wird dir nie die Erfahrung bringen, nach der du dich sehnst. Also verstricke dich nicht, sondern sei mutig und aktiv (du meinst mit aggressiv Biss haben, Durchsetzungsfähigkeit?).
 
Ich glaube nicht, daß man zwingend zwischen Wünschen und Begierden zu unterscheiden hat und damit eine moralisch-ethische Grenze ziehen kann. Es ist nicht so sehr die Frage, welche Beweggründe hinter dem Wunsch stehen, sondern ob der Wunsch ernst gemeint und sozial verträglich ist. Was das im Einzelnen ist stelle ich einmal anheim.

Worin also liegt denn das Problem, sich Wünsche zu erfüllen? Nun, man mag hier vieles Vortragen, doch bleibt doch immer eines bestehen: du warst zu träge, hattest andere Prioritäten, das liebe Geld und vieles mehr. Doch stimmt das?

Man kann auch seine Prioriäten anders setzen und auf Dinge verzichten, um sich den einen Wunsch zu erfüllen. Damit könnte auch das Geldproblem gelöst werden, denn man könnte ja auch einen Kredit aufnehmen. Sind das dann alles Entschuldigungen oder warum tun wir nicht einfach das, was wir wollen?

Mit genau diesem Problem hatte ich vor Jahren meinen Internatsleiter befragt und der erklärte mir das so:

"Ich wollte eine Weltreise machen.

Als ich jung war, mußte ich jedoch erst einmal meine Schule fertig machen. Dann war da das Studium und ich konnte nicht weg, da man sonst zu alt wird und später keinen Job mehr bekommt. Nach dem Studium konnte ich natürlich keinesfalls weg, da ich einen Job finden mußte. Dann mußte ich meine Karriere aufbauen und Geld verdienen, denn nun war ich verheiratet und die Kinder mußten ja versorgt werden ... und jetzt bin ich in Rente, hätte das Geld und die Zeit und auch keine Verantwortung mehr. Doch jetzt kann ich nicht mehr, da die Gesundheit nicht mehr so mitspielt.

Ich werde wohl nie eine Weltreise machen ..."

Also dann: macht es wahr. Jetzt!
 
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Begrifflichkeiten erschweren das Verständnis und es gibt Sachen, für die gibt es gar kein Wort.

Alles aus der (unkontrollierten) Gier (Ich muss es haben, ich will es, das steht mir zu, noch mehr davon) heraus, das Begehren von Etwas, ist letztendlich schädlich für den Menschen, für sich selbst oder andere. Selbstverständlich kann er sich Wünsche innnerhalb seiner Begierden erfüllen, man kann sich auch den Wunsch erfüllen einen Menschen zu töten, um das mal ganz krass auszudrücken. Doch man muss nicht alles tun, was man kann.

Der Herzenswunsch beinhaltet etwas, das dem Menschen gut tut, ihn heilt und (spirituell) weiter bringt. Der Herzenswunsch begehrt nicht, er ersehnt, wünscht, hofft. Die Atmosphäre ist eine andere, nicht so gehetzt wie bei beim Erfüllen der Begierde. Der Herzenswunsch liegt im Stillen einem am Herzen. Die Begierde würde ich eher im Kopf ansiedeln, die Gedanken sind davon voll (nur der eine Gedanke daran) und alles Streben auf die Erfüllung der Begierde hin gerichtet. Begierde ist Zwang, Herzenswunsch Freiheit.


Für mich besteht in der Motivation ein sehr großer Unterschied. Der Teufel steckt im Detail. Wenn 2 das Gleiche tun, so ist es noch lange nicht dasselbe.

Darüber lässt sich natürlich streiten und der Ansichten wird es so viele geben, wie es Menschen gibt.
 
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