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Wie weit geht die Toleranz?

Die Seite des Erduldens zeigt auch unsere allgemeine Unfähigkeit auf, mit anderen Realitäten umzugehen und damit zu leben. Letztlich ist die Toleranz nicht mehr als ein Mittel, um unsere eigene Unsicherheit vor fremden Dingen in den Griff zu bekommen.

Wir sind ständig mit einer Form der Freiheit konfrontiert, die es erforderlich macht, daß wir einen Standpunkt haben, eine Meinung oder zumindest etwas woran wir uns festhalten können. Wann immer dieser Standpunkt in Frage gestellt wird, wird auch unsere Lebensmitte in Frage gestellt. Je nach Ausmaß dieser Diskrepanz empfinden wir Zustimmung, Akzeptanz oder Toleranz bis hin zur Ablehnung. All dies bedeutet jedoch keineswegs, daß wir mit den Diskrepanzen umgehen können, einen Weg haben, damit in Harmonie zu leben.

Und doch ist alles was es gibt Realität. Und auch die abwegigste Meinung findet immer einen Menschen, der davon absolut überzeugt ist. Abwegig ist aber nur unsere subjektive Einschätzung, also die Diskrepanz zwischen unserer Meinung und der anderen.

Nun wird man argumentieren können, daß es Dinge gibt, die man einfach nicht akzeptieren kann. Dagegen läßt sich aber halten, daß es meistens auch dafür immer eine Anzahl an Menschen gibt, die das für richtig hält, was wir so entschieden ablehnen.

Ich denke es ist nicht die Frage der Toleranz die hier entscheidend ist, sondern wie wir mit der Diskrepanz umgehen. Verbieten wir andere Meinungen, verbieten wir politische Parteien, verbieten wir anderen das Wort? Oder ist es unsere mühsame Aufgabe uns diesen Realitäten zu stellen und uns in einen homo sapiens politicus zu entwickeln?

Ist es realistisch, daß die Menschen sich mit allem auseinander setzen und sich friedlich miteinander unterhalten? Sich gegenseitig tolerieren oder gar akzeptieren?

Toleranz erscheint mir nicht die Lösung zu sein, denn sie löst das Problem der Diskrepanz nicht. Toleranz regelt nur unsere Reaktion nach außen, nicht jedoch unsere innere Einstellung.
 
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Sonstige Diebe außer Mundräuber

auch Mundräuber, Zeili.

Wer in Deutschland/Österreich hat es denn nötig, aus Hunger zu stehlen?
Und wer es dennoch tut, weil er seine Stütze schon versoffen oder verkifft hat, der soll künftig Lebensmittelgutscheine kriegen. Diese milde Strafe sollte man nicht nur im Intersse der Allgemeinheit sondern im Eigeninteresse des Mundräubers anwenden.

meint Claus
 
Ein sehr spannender Beitrag, Louis, und auch so vielschichtig, dass ich persönlich nur auf einige der Punkte eingehen werde.

Du sagst:

louiz30 schrieb:
Die Seite des Erduldens zeigt auch unsere allgemeine Unfähigkeit auf, mit anderen Realitäten umzugehen und damit zu leben. Letztlich ist die Toleranz nicht mehr als ein Mittel, um unsere eigene Unsicherheit vor fremden Dingen in den Griff zu bekommen.

Meiner Meinung nach, hat unsere Toleranz (n.B: ich spreche jetzt bewusst von Toleranz, nicht von Anerkennung) ihre Grenzen. Und ich persönlich begrüße dies auch, möchte das was ich dulde, nicht als - zwar distanziertem -aber doch allumfassendem Begriff verstehen.

Wo sind die Grenzen meiner Toleranz? Zum Beispiel da, wo Menschenrechte misachtet oder verletzt werden. Ich toleriere sicherlich nicht manche Praktiken, auch wenn sie sich auf Traditionen berufen. Ich werde die Zwangsverheiratung sicherlich nicht tolerieren, oder die Beschneidung von jungen Mädchen.

Doch auch du sagtest dies schon in einem früheren Beitrag:

louiz30 schrieb:
Es übersteigt meine Toleranzgrenze, wenn dann begründet wird, daß man Demokratie will, Menschenrechte und vor allem keine Folter und im gleichen Augenblick entzieht man genau diese Rechte den Menschen in Guantanamo, besticht Zeitungen, um vorteilhafte Artikel zu haben und foltert Menschen in geheimen Gefängnissen

Also wenn einerseits das Wort Toleranz hinterfragt werden kann, muss auch immer erwähnt werden, dass man sich auch dazu bekennen sollte, nicht gegenüber allen kulturellen Traditionen Toleranz walten zu lassen.

louiz30 schrieb:
Ich denke es ist nicht die Frage der Toleranz die hier entscheidend ist, sondern wie wir mit der Diskrepanz umgehen.

Ich stimme dir zu, die Antwort auf diese Frage dürfte den Kern besser treffen. Und ist, m.E. noch schwerer zu beantworten, als die Frage der Toleranz und ihrer Grenzen.
 
Die Astrologiegläubigkeit toleriere ich nicht und diskutiere darüber nicht, mit der Überlegenheit des besser Wissenden.

CLAUS ist selber astrologiegläubig

# Abhängigkeit des Gemüts vom Kalender
# Existenz außerirdischer Intelligenz, mit denen Kontakt aufgenommen werden kann und soll
# Gestaltungswille für kosmische Evolution bei gleichzeitiger Mißachtung der irdschen
# Nachplappern des Inhaltes von Sternenbüchern und Verehrung der Autoren​

CLAUS hat kein Wissen im Bereich der Geisteswissenschaften
daß er sich mit Chemie, Mineralogie, Biologie, Landschaftsökologie auskennt,
bezweifle ich ebenfalls
 
miriams berühmtes voltairezitat sybolisiert in einem kurzen satz das ideal positiver und aktiver toleranz.
viel weiter verbreitet als diese aktive toleranz, also das um der (persönlichen) freihet des anderen willen erdulden (um nur mal einen deutschen begriff zu verwenden), ist die passive toleranz. also die "toleranz" die nicht gänzlich freiwillig gelebt wird, bzw die von denen die etwas "störendes", "unangenehmes", "fremdes" oder "unpassendes" tun oder leben wollen eingefordert wird.
und gerade darun liegt die gefahr übersteigerter toleranz. im fordern des "immer mehr". sei es im bereich der persönlichen lebensumstände, im bereich der wirtschaft oder allgemein des sozialgefüges.
wo für mich toleranz fordere - da beschneide ich jemand anderes in seinen lebensumständen, denn wenn er mit mir konform gehen würde oder mich und meine umstände akzeptieren würde, dann brächte er mich nicht zu tolerieren, also ertragen, dulden, ... .
ich denke, je komplexer die struktur eines gemeinwesens ist, je ender die menschen aufeinanderleben und durch wirtschaftliche, politische und soziale umstände miteinander "vernetzt" sind, um so geringer muß die (negative) toleranzschwelle sein, es sei denn man möchte die lunte an ein pulverfaß legen.
friedrich der große hatte mal gesagt, daß in seinem preußen jeder nach "seiner fasson glücklich sein solle". hier war freihet des denkens, der rede, der lebensform, der wissenschaft, ... gemeint - aber jeder hatte sein scherflein für das gemeinwesen zu erbringen, rücksicht gegen andere walten zu lassen und die herrschenden gesetze zu achten.
das ist gelebte toleranz, wie sie auch auf breiterer basis funkionieren kann. zugegeben, die gesellschaft damals war einfacher als heute ... .
ich bin ein mensch, der seine eigene meinung hat und diese auch gerne vertritt, ein mensch welcher gerne streitgespräche führt . aber ich kann auch mit menschen, welche eine gegensätzliche ansicht fundiert vertreten und diese leben gut auskommen und micht gut mit ihnen verstehen.
ist das toleranz? -> nein, denn ich muß nichts dulden, ...

intoleranterweise ;-)
dex
 
Hallo Dextra,

bin dir sehr dankbar für deinen deutlichen Hinweis auf aktive bzw.passive Toleranz. Auch wenn ich den Begriff als solchen stark hinterfrage: er sollte nur mit diesen wesentliche Nuancen angewendet werden, wenn man über Toleranz spricht.

dextra schrieb:
ich denke, je komplexer die struktur eines gemeinwesens ist, je enger die menschen aufeinanderleben und durch wirtschaftliche, politische und soziale umstände miteinander "vernetzt" sind, um so geringer muß die (negative) toleranzschwelle sein

Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du, dass die Nähe, die Vernetzung, etc., eigentlich uns erlauben sollten, die Schwellen der Toleranz leichter zu überschreiten. Natürlich sagst du: "um so geringer muß die Toleranzschwelle sein". Also ein Idealfall, bzw. eine Bedingung sine qua non, um das Miteinander überhaupt zu ermöglichen. Sollte ich den Satz falsch verstanden haben, bitte lass es uns wissen. Nun, der Idealfall und die Realität sind weit voneinander entfernt, ich denke, dass die Angst vor dem Umbekannten, Fremden, uns eher Grenzen errichten lässt.

dextra schrieb:
es sei denn man möchte die lunte an ein pulverfaß legen.
Meiner Meinung nach legt "man" nicht bewusst, die Lunte an einem Pulverfaß, aber die Politik vergisst, wie immer, dass große Umwälzungen nicht betrieben werden können, ohne die Psychologie der Menschen mitzuberücksichtigen. Natürlich kann man der Gesellschaft etwas aufobtruieren - aber wird sie das auch verkraften, akzeptieren auf Dauer?
Denn hier geht es immer wieder um die Grenzen der Toleranz, und die kann man einer Gesellschaft nicht diktieren.

Kurz - aber nicht wesentlich - zurück zum Begriff der Toleranz in Zusammenhang mit dem berühmten Satz Friedrichs den Großen. Es war natürlich ein neuer Gedanke in der Zeit, aber schwingt nicht auch Indifferenz da mit?
Übrigens änderte Goethe seinen erst positiven Gedanken zur Toleranz im laufe der Zeit - und sagte, dass Toleranz auch Menschenverachtung sei.
 
Miriam schrieb:
. Nun, der Idealfall und die Realität sind weit voneinander entfernt, ich denke, dass die Angst vor dem Umbekannten, Fremden, uns eher Grenzen errichten lässt.

Kurz - aber nicht wesentlich - zurück zum Begriff der Toleranz in Zusammenhang mit dem berühmten Satz Friedrichs den Großen. Es war natürlich ein neuer Gedanke in der Zeit, aber schwingt nicht auch Indifferenz da mit?
Übrigens änderte Goethe seinen erst positiven Gedanken zur Toleranz im laufe der Zeit - und sagte, dass Toleranz auch Menschenverachtung sei.

hallo miriam,

ja, ich gehe vom ideal aus, weiß aber daß es nicht erreichbar sein wird. wenn, dann nur in einem kleinen kreis und für eine begrenzte zeit.

sicherlich: bei toleranz spielt immer indifferenz mit, sonst würde ja aus toleranz akzeptanz werden, oder negation.

toleranz als menschenverachtung? ja - wenn die grenze von toleranz und gleichgültigkeit verschwimmen. oder wenn verhaltensweisen zum massiven schaden anderer toleriert werden -> sehr nachvollziehbar,
deshalb:

immer noch intoleranterweise
dex
 
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