AlexKonrad
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- 1. Oktober 2005
- Beiträge
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Vorwort
Als ich das erste mal daran dachte, meine Gedanken über das Leben aufzuschreiben, im Sinne von: wie ich es sehe, war ich noch voller Feindschaft gegen jene, die glaubten. Ich war der Meinung, daß das, was ich über das Leben zu sagen hatte, nichts mit Glauben zu tun hatte. Im Sinne von:
Glauben heißt, nicht zu wissen.
Dann las ich meine Aufzeichnungen, die ich vor langer Zeit geschrieben hatte:
Ich kann nicht leben, ohne an einen Sinn zu glauben, auch wenn mir dieser Sinn ein Geheimnis ist, wenn er sich mir für immer verschließen mag ...
Ich machte mir ein paar spöttische Gedanken dazu und frisierte den Text, meine Gedanken über das Leben, einfach um. Ich wies darauf hin, den Satz vor vielen Jahren geschrieben zu haben, daß ich inzwischen aber anders darüber dächte und eindeutig nein dazu sagte! Und ich wunderte mich darüber, daß ich irgendwann mit meinem Text nicht weiterkam. Bis mir klar wurde, daß Nichtglauben nur eine andere Form des Glaubens ist.
Es ist kein Widerspruch wenn ich sage: Das Leben, menschliches Leben, mein Leben, wen man so will, hat allein den Sinn, den ich ihm gebe.
Glauben oder Nichtglauben: darüber zu streiten, führt uns nicht weiter. Dagegen, worüber sich zu streiten lohnt ist, wie wir das, unser Leben organisieren. Was wollen wir, wir Menschen, das ist die Frage, nicht was glauben wir. Jeder soll glauben, was ihm wichtig ist, was ihm wichtig erscheint. Wenn es jedoch um die Durchsetzung geht, wenn es um unser aller zusammenleben geht, ist allein wichtig: was wir wollen. Aber: demokratisch sollte es dabei zugehen.
Das ist meine spähte, wie ich hoffe, nicht zu Späte Einsicht.
Dabei bin ich mir durchaus darüber im klaren, daß ich es eher als Schriftsteller sehe, denn als Philosoph, jedenfalls nicht als professioneller, als Mensch.
Wie auch immer, ich verfolgte nicht von vornherein ein bestimmtes Ziel: mein Leben lief in verschiedenen Phasen ab. Anfangs war ich Spielball meiner Gefühle, geprägt von meiner Erziehung, meiner gesellschaftlichen Stellung usw. Ich erlernte einen Beruf, der mir nicht gefiel; ich lernte ein Mädchen kennen und dachte vage (sehr vage) ans Heiraten. Doch bald nach der Lehre, hängte ich den Beruf an den Nagel und statt dessen reiste ich mit meinen Eltern im Wohnwagen umher. Auf Messen und Märkten verkaufte ich Fleckenpaste und anderes mehr. (Das Mädchen, Heiraten und alles andere vergaß ich darüber.) Zick Zack, Zigeunerpack ... riefen die Kinder, die unserem Wohnwagen hinterherliefen, uns oft nach. Das Umherziehen im Wohnwagen mit meinen Eltern gefiel mir bald nicht mehr (ich schämte mich), weshalb ich als Zeitsoldat zur Bundeswehr ging.
Während eines Lehrgangsaufenthaltes in den USA, heiratete ich eine Mexikanerin und dachte, ich wäre glücklich. Ich beendete die Bundeswehr und begann zu studieren, erst Elektronik später Betriebswirtschaftslehre. Zehn Jahre ging unsere Ehe gut, mehr oder weniger – gegen Ende des Studiums trennten sich unsere Wege.
Die Trennung brachte mich das erste Mal in meinem Leben so richtig ins schleudern. Ich wurde aus der Bahn geworfen, wie man so sagt – doch brachte ich das Studium irgendwie zu Ende.
Danach war ich im Bereich der Entwicklungshilfe tätig; ich arbeitete als Krankenpfleger in der Psychiatrie und reiste nach Poona, Indien, wo ich den Guru Bhagwan aufsuchte und an Selbsterfahrungsgruppen teilnahm. (Zwischendurch studierte ich noch einige Semester Psychologie, mit dem Ziel, ein guter Therapeut zu werden – weil ich anderen helfen wollte.) Dann lernte ich Gitarrenspielen. (Noch in der Klapse begann ich damit. Das Wort Klapse, bitte ich zu entschuldigen – es gefällt mir einfach zu gut. Ich übte mich im Interpretieren von Folk-Songs, textete und komponierte eigene Lieder und versuchte mich einige Zeit als Liedermacher.
Bis ich mich eines Tages als Verleger eines Modemagazins wiedersah – für kurze Zeit nur, bis zur Pleite. So kam es, daß ich mich 1987 dem Schreiben zuwandte.
(Daß ich anderen helfen wollte, vergaß ich darüber – ganz nach dem Motto: was kümmert mich mein Geschwätz von gestern ...)
Neben einer Anzahl von Liedern, Gedichten und kurzen Prosatexten, die bisher unveröffentlicht blieben, schrieb ich einen umfangreichen Roman "Tod des Osterhasen", den ich im Selbstverlag veröffentlichte. (Ich habe es damals nicht offen so ausgedrückt, aber es sollte wohl so etwas sein wie: das Ende der, meiner, Illusionen.) Danach versuchte ich mich als Krimischreiber. Ich entwickelte die Figur des Privatermittlers Conrad Prospero und schrieb "Die Frau des Senators" – meinen ersten Kriminalroman.
Aber inzwischen, wie eingangs gesagt, beschäftigen mich eher Fragen des menschlichen.
© Alexander Konrad
Als ich das erste mal daran dachte, meine Gedanken über das Leben aufzuschreiben, im Sinne von: wie ich es sehe, war ich noch voller Feindschaft gegen jene, die glaubten. Ich war der Meinung, daß das, was ich über das Leben zu sagen hatte, nichts mit Glauben zu tun hatte. Im Sinne von:
Glauben heißt, nicht zu wissen.
Dann las ich meine Aufzeichnungen, die ich vor langer Zeit geschrieben hatte:
Ich kann nicht leben, ohne an einen Sinn zu glauben, auch wenn mir dieser Sinn ein Geheimnis ist, wenn er sich mir für immer verschließen mag ...
Ich machte mir ein paar spöttische Gedanken dazu und frisierte den Text, meine Gedanken über das Leben, einfach um. Ich wies darauf hin, den Satz vor vielen Jahren geschrieben zu haben, daß ich inzwischen aber anders darüber dächte und eindeutig nein dazu sagte! Und ich wunderte mich darüber, daß ich irgendwann mit meinem Text nicht weiterkam. Bis mir klar wurde, daß Nichtglauben nur eine andere Form des Glaubens ist.
Es ist kein Widerspruch wenn ich sage: Das Leben, menschliches Leben, mein Leben, wen man so will, hat allein den Sinn, den ich ihm gebe.
Glauben oder Nichtglauben: darüber zu streiten, führt uns nicht weiter. Dagegen, worüber sich zu streiten lohnt ist, wie wir das, unser Leben organisieren. Was wollen wir, wir Menschen, das ist die Frage, nicht was glauben wir. Jeder soll glauben, was ihm wichtig ist, was ihm wichtig erscheint. Wenn es jedoch um die Durchsetzung geht, wenn es um unser aller zusammenleben geht, ist allein wichtig: was wir wollen. Aber: demokratisch sollte es dabei zugehen.
Das ist meine spähte, wie ich hoffe, nicht zu Späte Einsicht.
Dabei bin ich mir durchaus darüber im klaren, daß ich es eher als Schriftsteller sehe, denn als Philosoph, jedenfalls nicht als professioneller, als Mensch.
Wie auch immer, ich verfolgte nicht von vornherein ein bestimmtes Ziel: mein Leben lief in verschiedenen Phasen ab. Anfangs war ich Spielball meiner Gefühle, geprägt von meiner Erziehung, meiner gesellschaftlichen Stellung usw. Ich erlernte einen Beruf, der mir nicht gefiel; ich lernte ein Mädchen kennen und dachte vage (sehr vage) ans Heiraten. Doch bald nach der Lehre, hängte ich den Beruf an den Nagel und statt dessen reiste ich mit meinen Eltern im Wohnwagen umher. Auf Messen und Märkten verkaufte ich Fleckenpaste und anderes mehr. (Das Mädchen, Heiraten und alles andere vergaß ich darüber.) Zick Zack, Zigeunerpack ... riefen die Kinder, die unserem Wohnwagen hinterherliefen, uns oft nach. Das Umherziehen im Wohnwagen mit meinen Eltern gefiel mir bald nicht mehr (ich schämte mich), weshalb ich als Zeitsoldat zur Bundeswehr ging.
Während eines Lehrgangsaufenthaltes in den USA, heiratete ich eine Mexikanerin und dachte, ich wäre glücklich. Ich beendete die Bundeswehr und begann zu studieren, erst Elektronik später Betriebswirtschaftslehre. Zehn Jahre ging unsere Ehe gut, mehr oder weniger – gegen Ende des Studiums trennten sich unsere Wege.
Die Trennung brachte mich das erste Mal in meinem Leben so richtig ins schleudern. Ich wurde aus der Bahn geworfen, wie man so sagt – doch brachte ich das Studium irgendwie zu Ende.
Danach war ich im Bereich der Entwicklungshilfe tätig; ich arbeitete als Krankenpfleger in der Psychiatrie und reiste nach Poona, Indien, wo ich den Guru Bhagwan aufsuchte und an Selbsterfahrungsgruppen teilnahm. (Zwischendurch studierte ich noch einige Semester Psychologie, mit dem Ziel, ein guter Therapeut zu werden – weil ich anderen helfen wollte.) Dann lernte ich Gitarrenspielen. (Noch in der Klapse begann ich damit. Das Wort Klapse, bitte ich zu entschuldigen – es gefällt mir einfach zu gut. Ich übte mich im Interpretieren von Folk-Songs, textete und komponierte eigene Lieder und versuchte mich einige Zeit als Liedermacher.
Bis ich mich eines Tages als Verleger eines Modemagazins wiedersah – für kurze Zeit nur, bis zur Pleite. So kam es, daß ich mich 1987 dem Schreiben zuwandte.
(Daß ich anderen helfen wollte, vergaß ich darüber – ganz nach dem Motto: was kümmert mich mein Geschwätz von gestern ...)
Neben einer Anzahl von Liedern, Gedichten und kurzen Prosatexten, die bisher unveröffentlicht blieben, schrieb ich einen umfangreichen Roman "Tod des Osterhasen", den ich im Selbstverlag veröffentlichte. (Ich habe es damals nicht offen so ausgedrückt, aber es sollte wohl so etwas sein wie: das Ende der, meiner, Illusionen.) Danach versuchte ich mich als Krimischreiber. Ich entwickelte die Figur des Privatermittlers Conrad Prospero und schrieb "Die Frau des Senators" – meinen ersten Kriminalroman.
Aber inzwischen, wie eingangs gesagt, beschäftigen mich eher Fragen des menschlichen.
© Alexander Konrad