Wahre Liebe, hmmm.
Ich kann mit diesem Begriff garnichts anfangen, muss ich zugeben, denn für mich war jede Liebe so einzigartig, dass ich da nicht wüsste, was es in dem Moment hätte noch größeres geben solln. Selbst mit 16, als wir uns noch beim Knutschen geschämt haben, war es „das Größte“ für mich.
Mit der Zeit wird in meinen Augen mancher Mensch etwas reifer, weshalb man vielleicht eine Beziehung anders behandelt, vielleicht nachsichtiger, vielleicht ideenreicher. Wird die Liebe aber deshalb größer? Ich warte oder suche eigentlich nicht nach der wahren Liebe. Mich wundert manchmal, wie die Menschen auf so eine Idee kommen, dass es „unwahre“ oder unvollkommene Liebe geben solle. Wenn ich jemanden sehr gern habe, gibt es eigentlich keine Hintergedanken und keine heimliche Faust in der Tasche, die ich im Notfall einsetze, sondern kenne da eigentlich keine Alternative zum kindlichen und natürlich furchtbar verlegenen „draufzugehen“. Wahrscheinlich ist die Fähigkeit zu lieben, mit der Fähigkeit sich darauf einzulassen, das Netz wegzulassen, verbunden,...um dann „in Liebe zu fallen“. Was viele vielleicht mit unvollkommener Liebe meinen, wäre vielleicht der Fall, wenn der eine dem anderen etwas vorspielt oder ihn ausnutzen mag...aber ich bin mir sicher, dass man einem Menschen, der sein Herz auch vor der Beziehung schon weit offen hatte, nichts vormachen kann. Von daher würde ich all die Fälle grundsätzlich garnicht zu Liebe rechnen.
Wenn man älter wird, wird man vielleicht ein bisschen sorgsamer, im Einschätzen des anderen oder man lernt seine eigenen Regungen von außen zu betrachten,... als „stärker lieben“ würde ich das jedoch für mich nicht bezeichnen. Denkbar ist jedoch, dass viele Menschen die psychischen Hindernisse erst aus dem Weg räumen müssen, um sich frei von Schuld und Angst der Liebe hinzugeben...ähnlich wie man das auf körperlicher Ebene beim Sex ebenfalls erst nach und nach lockern und auflösen kann bzw. eine Art Kapazität vom Ertragen von Lust ausweiten kann. Ich würde Liebe allerdings hier weniger in diesen Zusammenhang mit Ladung und Entladung bringen, sondern damit eher die Größe des Türchens, durch welches sich das Herz der Welt öffnet, bezeichnen...hier beginnt dann wieder die alte Erkenntnis, dass Liebe wohl weiter als nur auf eine Partnerschaft auszudehnen ist.
Ich weiß nicht, ob ich gerade die wahre Liebe gefunden habe, denn sie ist nur mit Hindernissen erfüllt, dennoch finde ich es schön so, und mich zieht es eigentlich nicht zu immer mehr und mehr. Ich mag das, was ich habe schätzen und erleben...und ich würde eigentlich nicht für was größeres tauschen wollen.
Schlimm finde ich, wenn sich jemand unter wahrer Liebe etwas unglaublich Großes oder Ewiges vorstellt und alles, was er auf seinem Lebensweg findet, damit vergleicht. Ich finde, man bringt sich damit um einen Teil seiner Lebensfreude. Dass nun „die wahre Liebe“ ewig hält, das finde ich schon ein bisschen sehr märchenhaft...da sind sicher noch viele viele menschliche Qualitäten nötig und ein bisschen Realismus.
Glauben tu ich an die Liebe nicht...sie existiert doch. *schultern heb*
Wer noch keine Liebe gefunden hat, der sollte vielleicht nicht verbissen, nach dem richtigen Partner suchen, sondern ganz mutig sein, um den Hindernissen auf den Grund zu gehen, warum sein „Türchen“ noch nicht ganz so weit offen ist.
...wieder ein Eröffnungsbeitrag, auf den ich antworte, ohne ihn wirklich zu verstehn.
Viele Grüße
Bernd