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Vor 30 Jahren ...

Hartmut

Well-Known Member
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15. August 2005
Beiträge
3.007
... geschah der Unfall im US-KKW "Three Mile Island (TMI) 2"

Diesem Anlass hat die schweizerische Aufsichtsbehörde für Kernanlagen (ENSI) eine Sonderausgabe ihres ENSI-Newsletters gewidmet. Man findet dort Beiträge zum Ablauf des Unfalls und zu den Lehren daraus:

http://www.ensi.ch/fileadmin/deutsch/files/ensi-news-tmi-2-2009.pdf

Aus der Einführung des ENSI-Direktors:

"Am Mittwoch, dem 28. März 1979, kurz nach 4 Uhr in der Früh, stellten die Speisewasserpumpen im Block 2 des Kernkraftwerks Three Mile Island (TMI-2) ab. Was als normale technische Störung begann, entwickelte sich aufgrund technischer Mängel, menschlicher Fehler und organisatorischem Unvermögen zum bisher schwersten Unfall in einem westlichen Kernkraftwerk. Teile des Reaktorkerns schmolzen, und grosse Mengen radioaktiver Stoffe gelangten in den Primärkreis und ins Sicherheitsgebäude der Anlage. Glücklicherweise blieb das Sicherheitsgebäude während des gesamten Unfallablaufs weitgehend dicht, so dass die in die Umgebung freigesetzte Radioaktivität gering blieb. Es dauerte mehrere Tage, bis die Anlage völlig unter Kontrolle war und Entwarnung gegeben werden konnte. Tage, während denen die Menschen in der Umgebung des Kernkraftwerks unter Stress und psychischer Anspannung litten, bedingt durch eine völlig unzureichende und zum Teil widersprüchliche Informationen der offiziellen Stellen. Die berechnete Strahlendosis für die Bevölkerung blieb im Prozentbereich der natürlichen Strahlung, sie stellte letztendlich keine Gefahr für die Gesundheit dar.

Was sind die Lehren aus dem TMI-Unfall? Ein schwerer Unfall kann in einem Kernkraftwerk geschehen und ist nicht reine Utopie, wie es bis anhin angenommen wurde. Frühere Studien, insbesondere die 1975 veröffentlichte Risikostudie WASH-1400 Studie hatten aufgezeigt, dass ein schwerer Unfall zwar äusserst unwahrscheinlich ist, aber eben nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann. Der Unfall zeigte deutlich, dass es einer Reihe von Fehlern bedarf, bis es zu einem gefährlichen Störfallablauf kommt. TMI zeigte zudem, dass nicht nur technische, sondern insbesondere menschliche Fehleinschätzungen massgeblich zum Unfallablauf beitrugen, Fehleinschätzungen, die zum Teil auf mangelnde Ausbildung der Operateure, aber auch auf eine gewisse Überheblichkeit des Managements und des Herstellers zurückzuführen waren, die Hinweise aus Vorläuferereignissen in anderen Werken nicht ernst genug nahmen und nicht weiter leiteten. Dasselbe traf damals auch für die amerikanische Aufsichtsbehörde NRC zu.

Im Nachgang zum TMI-Unfall wurde das Sicherheitskonzept der westlichen Kernkraftwerke intensiv überdacht und verbessert. Der TMI-Unfall zeigte, dass die Grundphilosophie der hintereinander gestaffelten Sicherheitsbarrieren wirkte und den Austritt grösserer Mengen radioaktiver Stoffe verhinderte: das Sicherheitsgebäude hielt stand und blieb weitgehend dicht. Das Grundkonzept der nuklearen Sicherheit hatte sich bewährt, versagt haben die dazu notwendigen Detailmassnahmen im technischen, organisatorischen und menschlichen Bereich. Hier wurde nun im Laufe der Jahre vieles verbessert und nachgeholt. Die Instrumentierung wurde verbessert und verfeinert: Sich verändernde Prozesse werden mittels unterschiedlicher physikalischer Phänomene gemessen; dadurch beruhen die Anzeigen auf voneinander unabhängigen Informationen. Die Ausbildung der Operateure und des Betriebspersonals wurde umfassender und intensiver. Die Verantwortung des Managements für die Sicherheit wurde klar herausgestrichen und geschult. Eine gelebte Sicherheitskultur in allen Bereichen eines Kernkraftwerks wurde zum Standard. Sicherheit ist eine ständige Arbeit. Auf Lorbeeren lässt sich schlecht ruhen – es braucht die Anstrengung aller, vom Top-Management bis zum Werkstattmitarbeiter, vom Planer bis zum Instandhalter. Alle sind gefordert, nur dann ist ein korrekt ausgelegtes, qualitätsgesichert gebautes und betriebenes Kernkraftwerk sicher. Dieser Grundsatz gilt heute genau so wie früher, auch wenn die heute neu gebauten Kernkraftwerke in der technischen Auslegung sicherheitstechnische Vorteile gegenüber älteren Anlagen aufweisen. Das Ziel ist und bleibt, eine Gefährdung der Umgebung durch den Betrieb eines Kernkraftwerks unter allen Umständen zu verhindern – und diesem Ziel sind alle wirtschaftlichen Überlegungen unterzuordnen. Gerade in der heutigen Zeit mit dem weltweiten Ruf nach vermehrtem Einsatz der Kernenergie zur Deckung der sich abzeichnenden Stromlücken und zur Reduktion der CO2-Emissionen darf dieses Ziel nicht ausser Acht gelassen werden. Sonst steigt die Gefahr eines zweiten TMI."

Hat jemand von euch Erinnerungen an die kritischen Tage des TMI-Unfalls? Oder hat vielleicht der Unfall von Tschernobyl die Erinnerung an den TMI-Unfall verblassen lassen?
Wie denkt ihr über das heutigen Sicherheitsniveau der KKW?
Soll man, wie "die Deutschen", aus der Kernenergie aussteigen oder wie die Schweizer den Bau von neuen KKW planen?

Vielleicht fühlt sich der eine oder andere User auch von diesem Thema angesprochen.

Gruss
Hartmut
 
Zuletzt bearbeitet:
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AW: Vor 30 Jahren ...

S.g. Hartmut

Rein technisch betrachtet
ist bei einem modernen AKW, dass mit entsprechend dimensionierten Komponenten und redundanten Sicherheitssystemen gebaut wird, die Wahrscheinlichkeit für einen Unfall mit den Ausmaßen wie z.B. bei Tschernobyl sehr sehr gering.

Aber jetzt kommt mein großes Aber, das schwächste Teil eines Systems ist der Mensch.

Auch beim TMI AKW war es schlussendlich nicht rein technisches Versagen, sondern die unglückliche Aneinanderreihung von menschlichen und technischen Unzulänglichkeiten ( http://kd4dcy.net/tmi/part1.html ).

Doch technische Fehler sind statistische berechenbar, daher voraussehbar und sind an sich, bei entsprechender Planung, kein alleiniger Grund für einen Unfall.

Der Mensch ist aber, wie man in letzter Zeit bei anderen Vorfällen erkennen musste, absolut nicht berechenbar und bleibt daher für immer eine unbestimmte Größe.

Darum bleiben meiner Meinung nach auch die besten AKW's weiterhin sehr gefährlich, auch wenn ich in deren Technik totales vertrauen habe.

L.G. Belair57
 
AW: Vor 30 Jahren ...

Aber jetzt kommt mein großes Aber, das schwächste Teil eines Systems ist der Mensch.

Auch beim TMI AKW war es schlussendlich nicht rein technisches Versagen, sondern die unglückliche Aneinanderreihung von menschlichen und technischen Unzulänglichkeiten ( http://kd4dcy.net/tmi/part1.html ).

Doch technische Fehler sind statistische berechenbar, daher voraussehbar und sind an sich, bei entsprechender Planung, kein alleiniger Grund für einen Unfall.

Der Mensch ist aber, wie man in letzter Zeit bei anderen Vorfällen erkennen musste, absolut nicht berechenbar und bleibt daher für immer eine unbestimmte Größe.

Darum bleiben meiner Meinung nach auch die besten AKW's weiterhin sehr gefährlich, auch wenn ich in deren Technik totales vertrauen habe.

S.g. Belair,

zunächst vielen Dank für den interessanten Link zu TMI-2.

Du hast recht, wenn du den Menschen, der jede technische Anlage bedienen muss, in die Risikobetrachtung einbeziehst.

Beim TMI-2-Unfall funktionierten alle Sicherheitssysteme. Trotzdem ist es zur Zerstörung des Reaktorkerns mit teilweisem Schmelzen des Brennstoffs gekommen. Das muss man zu einem grossen Teil den Handlungen des Betriebspersonals anlasten. Allerdings haben auch einige technische Mängel dazu beigetragen.

Die Handlungen des Betriebspersonals beruhen auf Informationen über den Zustand der Anlage. Bei TMI hatte das Druckentlastungsventil am Druckhalter keine Stellungsmeldung, sondern nur eine Anzeige des Steuerbefehls. Das Ventil versagte technisch (blieb offen), trotz Steuerbefehl "zu". Das Personal interpretierte dies als Stellungsmeldung (Ventil geschlossen). Dies war wohl der schwerwiegendste Fehler, denn aufgrund dessen verlor der Reaktor dauernd Kühlmittel, ohne dass es vom Personal bemerkt wurde. Erst nach 2 Stunden und 20 Minuten wurde das offen gebliebene Ventil durch einen Schieber geschlossen. Aber da war es bereits zu spät.

Ein anderer technischer Aspekt war die falsche Logik für das Auslösen der Notkühlung. Weil der Füllstand im Druckhalter hoch war, meinte das Personal, dass genügend Kühlmittel vorhanden sei, und es stoppte die Notkühlpumpen.

Kurz und gut: Am Beispiel TMI wurde die Bedeutung der Schnittstelle zwischen Mensch und Technik sehr deutlich.

Du hast das mit deiner Bemerkung

Auch beim TMI AKW war es schlussendlich nicht rein technisches Versagen, sondern die unglückliche Aneinanderreihung von menschlichen und technischen Unzulänglichkeiten

treffend ausgedrückt.

Heutzutage verfügen die meisten KKW über sog. "Full Scope"- Anlagesimulatoren. Das Betriebspersonal trainiert also in einer Umgebung, welche den Kommandoraum 1:1 abbildet. Regelmässig werden diverse Störfallszenarien geübt.

Im Übrigen sei gesagt, dass die Risikoanalysen für KKW auch das mögliche Fehlverhalten des Betriebspersonals (seine "Unberechenbarkeit") berücksichtigen.

Ich meine, dass seit TMI bedeutende Fortschritte erzielt wurden, um einen Störfall wie in TMI-2 äusserst unwahrscheinlich zu machen.

Gruss
Hartmut
 
AW: Vor 30 Jahren ...

Heutzutage verfügen die meisten KKW über sog. "Full Scope"- Anlagesimulatoren. Das Betriebspersonal trainiert also in einer Umgebung, welche den Kommandoraum 1:1 abbildet. Regelmässig werden diverse Störfallszenarien geübt.

Im Übrigen sei gesagt, dass die Risikoanalysen für KKW auch das mögliche Fehlverhalten des Betriebspersonals (seine "Unberechenbarkeit") berücksichtigen.

Ich meine, dass seit TMI bedeutende Fortschritte erzielt wurden, um einen Störfall wie in TMI-2 äusserst unwahrscheinlich zu machen.

S.g. Hartmut.

Sicher reduziert Training mit einem FSS die Wahrscheinlichkeit für eine Fehlbedienung oder Fehlverhalten des Personals. Aber auch die besten Simulationsszenarien können nicht das unberechenbare Fehlverhalten oder das negative beeinflussende Agieren von Personen jenseits der zu simulierenden Umgebung berücksichtigen, wie z.B. vorhergehende Wartungsarbeiten u.s.w..
Dann gibt es noch das Problem dass bei realen oder simulierten Störfällen das Personal nach vorgegebenen Notfallchecklisten und dergleichen handelt oder handeln muss. Und das strickte befolgen dieser Notfallchecklisten oder Anweisung ist aber nur bei voraussehbaren oder bereits bekannten Störungen oder Störungskonstellationen erfolgreich. Bei „exotischen" Störungssituationen die vielleicht an sich nur Kleinigkeiten wären, könnte aber dass befolgen von vorgegebenen Anweisungen fatale Folgen haben.
Ein guten Beispiel war der Unfall der Swissair 111. Die Piloten haben genau nach den Anweisungen der Emergency Checklist für Air Conditioning Smoke abgearbeitet und die Checkliste für das Ablassen des Kerosins. Dabei verloren sie kostbare Zeit. Zeit die vielleicht gereicht hatte um in Halifax zwar übergewichtig aber halbwegs sicher zu landen.( dies wurde aber immer von Swissair dementiert ) Aber man kann diesen Piloten keine Vorwurf machen, sie haben berechenbar gehandelt, den sie waren auch nur gut funktionieren Teile eines konstitutionellen Systems von Anweisungen und Vorschriften.
Aber diese Thema sollten man unter Psychologie diskutieren.

Im Übrigen sei gesagt, dass die Risikoanalysen für KKW auch das mögliche Fehlverhalten des Betriebspersonals (seine "Unberechenbarkeit") berücksichtigen.

Sorry, aber das erscheint mir ein wenig Paradox ????

Wie auch immer, nichts ist sicher und das ist sicher.

L.G. Belair57
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Vor 30 Jahren ...

Aber auch die besten Simulationsszenarien können nicht das unberechenbare Fehlverhalten oder das negative beeinflussende Agieren von Personen jenseits der zu simulierenden Umgebung berücksichtigen, wie z.B. vorhergehende Wartungsarbeiten u.s.w..

Also, Belair, man muss schon berücksichtigen, dass nicht jeder als Operateur oder Schichtchef in Frage kommt. Diese Leute müssen eine längere Ausbildung und Prüfungen absolvieren. Die Unberechenbarkeit hat also ihre Grenzen. Und dass über vorhergehende Wartungsarbeiten die Leute im Kommandoraum informiert werden, ist heutzutage eine Selbstverständlichkeit.

Dann gibt es noch das Problem dass bei realen oder simulierten Störfällen das Personal nach vorgegebenen Notfallchecklisten und dergleichen handelt oder handeln muss. Und das strikte Befolgen dieser Notfallchecklisten oder Anweisung ist aber nur bei voraussehbaren oder bereits bekannten Störungen oder Störungskonstellationen erfolgreich. Bei „exotischen" Störungssituationen, die vielleicht an sich nur Kleinigkeiten wären, könnte aber das Befolgen von vorgegebenen Anweisungen fatale Folgen haben.

Die Notfallchecklisten orientieren sich grundsätzlich an der Auslegung der Anlage. Sie sind symptomorientiert und nicht störungsorientiert aufgebaut, d. h. es geht um die Einhaltung grundlegender Schutzziele wie die Unterkritikalität des Reaktors, seine ausreichende Kühlung und die Begrenzung der Freisetzung von Radioaktivität in die Anlagenumgebung.

Die Notfallchecklisten geben dem Betriebspersonal aber auch Hinweise, was im Falle "exotischer " Störungen, d. h. bei permanenter Verletzung der o. g. Schutzziele, zu tun wäre. In schwierigen Situationen muss dann der sog. Notfallstab über die richtigen Massnahmen entscheiden.


Ein gutes Beispiel war der Unfall der Swissair 111. Die Piloten haben genau nach den Anweisungen der Emergency Checklist für Air Conditioning Smoke abgearbeitet und die Checkliste für das Ablassen des Kerosins. Dabei verloren sie kostbare Zeit. Zeit die vielleicht gereicht hätte um in Halifax zwar übergewichtig aber halbwegs sicher zu landen.( dies wurde aber immer von Swissair dementiert ) Aber man kann diesen Piloten keine Vorwurf machen, sie haben berechenbar gehandelt, denn sie waren auch nur gut funktionierende Teile eines konstitutionellen Systems von Anweisungen und Vorschriften.
Aber diese Thema sollten man unter Psychologie diskutieren.

Was kann ich hierzu sagen?
Die Installation des neuen Unterhaltungssystems bei der Swissair 111 war eine wesentliche (elektrotechnische) Änderung der Auslegung. Dies sollte eigentlich eine Überprüfung der Notfall-Checklisten nach sich ziehen. Eine vorgängige Analyse der Brandgefahr hätte die Schwachstellen des neuen Unterhaltungssystems enthüllt und zu Anlageänderungen oder zusätzlichen Vorsorgemassnahmen geführt.

Sorry, aber das erscheint mir ein wenig Paradox ????

Die sog. Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA) berechnet die Häufigkeit eines Kernschadens. Dabei berücksichtigt sie die verschiedensten Szenarien, die dazu führen können. Berücksichtigt wird die Zuverlässigkeit der sicherheitstechnisch wichtigen Komponenten aber auch die Zuverlässigkeit von Operateurhandlungen. Als Ergebnis erhält man dann beispielsweise, dass die Häufigkeit eines Kernschadens der betreffenden Anlage in der Grössenordnung 1E-05 pro Jahr liegt.

Gruss
Hartmut





Gruss
Hartmut
 
AW: Vor 30 Jahren ...

...

Die Notfallchecklisten orientieren sich grundsätzlich an der Auslegung der Anlage. Sie sind symptomorientiert und nicht störungsorientiert aufgebaut, d. h. es geht um die Einhaltung grundlegender Schutzziele wie die Unterkritikalität des Reaktors, seine ausreichende Kühlung und die Begrenzung der Freisetzung von Radioaktivität in die Anlagenumgebung.

Die Notfallchecklisten geben dem Betriebspersonal aber auch Hinweise, was im Falle "exotischer " Störungen, d. h. bei permanenter Verletzung der o. g. Schutzziele, zu tun wäre. In schwierigen Situationen muss dann der sog. Notfallstab über die richtigen Massnahmen entscheiden.
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Die sog. Probabilistische Sicherheitsanalyse (PSA) berechnet die Häufigkeit eines Kernschadens. Dabei berücksichtigt sie die verschiedensten Szenarien, die dazu führen können. ...

Hallo Hartmut,

sind in den Notfallchecklisten Terror-Szenarien bedacht worden oder wird das einfach ausgeklammert? Und wenn es den sog. Notfallstab bereits erwischt hat, beginnt man zu beten? Mit scheint, Du lebst in einer seltsam sauberen Welt.

Zz
 
AW: Vor 30 Jahren ...

Hallo Hartmut,

sind in den Notfallchecklisten Terror-Szenarien bedacht worden oder wird das einfach ausgeklammert? ...

Ergänzung,

auch wenn es vielen lieber ist, die Problematik zu verschweigen...
Zum Bereich des Möglichseins paßt eine Meldung von heute:

"Das Atomkraftwerk Chinon im Departement Indre-et -Loire ist am Donnerstag wegen eines Bombenalarms evakuiert worden. ... In dem Atomkraftwerk sind vier Druckwasserreaktoren aktiv, ... "

Na denn, gute Nacht und gute Träume.

Zz
 
AW: Vor 30 Jahren ...

sind in den Notfallchecklisten Terror-Szenarien bedacht worden oder wird das einfach ausgeklammert?

Hallo Zumzum,

wie ich schon schrieb, sind die Notfallchecklisten symptomorientiert und nicht ereignisorientiert aufgebaut. Es gibt und braucht also nicht für jedes Szenario eine spezielle Notfallcheckliste.

Jedes auslösende Ereignis führt dazu, dass ein Teil der Betriebs- oder/und Sicherheitssysteme ausfallen kann. Die im Sicherheitsbericht des KKW dokumentierten Störfallanalysen weisen nach, dass die Anlage auch beim Teilausfall von Sicherheitssystemen (Einzelfehlersicherheit) noch in einen sicheren Zustand gebracht werden kann (d. h. Abschaltung und Kühlung des Reaktors, Erhalt mindestens einer von mehreren Barrieren gegen den Austritt radioaktiver Stoffe).

Für das Betriebspersonal erfolgt der Einstieg in die Notfallchecklisten über eine Ausgangscheckliste und zwar dann, wenn entweder eine Reaktorschnellabschaltung erfolgte oder/und die Notkühlsysteme aktiviert wurden. Erst im Verlaufe der Abarbeitung der Checklisten wird das konkrete auslösende Ereignis erkannt und durch Abarbeitung spezieller Checklisten (z. B. Kühlmittelverluststörfall, Dampferzeuger-Heizrohrbruch, ...) beherrscht.

Die Terrorszenarien (z. B. terroristischer Flugzeugabsturz) sind insofern bedacht, als auch sie zu Systemausfällen führen, deren Auswirkungen analysiert wurden.

Und wenn es den sog. Notfallstab bereits erwischt hat, beginnt man zu beten?

Solange der Notfallstab nicht aktiv ist, übernimmt selbstverständlich das Betriebspersonal die Aufgabe, den Störfall zu beherrschen. Sollte der Hauptkommandoraum zerstört sein, so gibt es noch einen Notstands-Leitstand, und die für Notstandsfälle (Erdbeben, Flugzeugabsturz, Überflutung ...) vorgesehenen Sicherheitssysteme sind in der Lage, den Störfall für die ersten 10 Stunden ohne Eingriffe des Betriebspersonals zu bewältigen.

Mir scheint, Du lebst in einer seltsam sauberen Welt.

Das siehst du so aus deiner unzureichenden Kenntnis kerntechnischer Sachverhalte, wofür ich dir keinen Vorwurf mache.

Ich bin 40 Jahre in der Kerntechnik (Reaktorphysik) tätig gewesen, davon die letzten 17 Jahre bei der Schweizerischen Aufsichtsbehörde für Kernanlagen.

Ab heute bin ich pensioniert. :)
Ich bin aber gern bereit, zu einem besseren Verständnis der Kerntechnik beizutragen. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Diskussion sachlich und nicht polemisch geführt wird.

Gruss
Hartmut
 
AW: Vor 30 Jahren ...

1. Ab heute bin ich pensioniert.
2. Ich bin aber gern bereit, zu einem besseren Verständnis der Kerntechnik beizutragen. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Diskussion sachlich und nicht polemisch geführt wird.

Hallo Hartmut!
Herzlichen Glückwunsch zu 1.. - :blume1:
Ich bin sicher, dass Du Dich nicht
langweilen wirst.

zu 2.: Mein Interesse ist riesengroß,
weil ich auch zu den Menschen gehöre,
die großen Sch... vor den DINGERN
haben.

Hoffe sehr, dass diese Diskussion hier
möglichst sachlich weitergeführt wird.

In diesem Sinne
Reinhard70
 
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AW: Vor 30 Jahren ...

Gratulation dem Nuklearpensionisten !
Möge deine Pension deinem Arbeitsleben in dessen Temporalquantität, Genuss und Erfüllung um nichts nachstehen :)

lg,
Muzmuz
 
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