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Vittorio Hösle - ein zeitgenössischer Philosoph

oktoberwind

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20. November 2007
Beiträge
1.025
Drei Bücher habe ich nun von diesem zeitgenössischen Philosophen gelesen - und er hebt sich m.E. weit über das, was er als Universitätsphilosophie kritisiert hinaus, weit auch über das, was ein omnipräsenter Sloterdijk in Medien so gerne als Philosophie verkauft.

Wenn ich auch nicht alle seine Schlussfolgerungen nachvollziehen kann, bleibt doch genug, dass man evtl. kontrovers diskutieren kann.

Im Zentrum stehen da für mich zwei Begriffe, die er zwar nicht einführt, deren Bedeutung er aber gerne immer wieder betont:

1. Die Letztbegründung
2. Die Intersubjektivität

Letztbegründung meint: “Ein Satz ist dann voraussetzungslos wahr, wenn zu seiner Begründung keine weiteren Sätze erforderlich sind.”
Solche Sätze wären nach Hösle z.B. “Es gibt Seiendes.” oder: ”Es gibt wahre Erkenntnis.” oder: “Wahre Erkenntnis kann intersubjektiv mitgeteilt werden.”

Hösle versucht zudem, solche Letztbegründungen für ethische Normen zu finden; jedenfalls ist er sich ziemliche sicher, dass sie sich finden lassen.

Intersubjektivität ist die Erkenntnis, dass man mit der klassischen Subjekt-Objekt-Dichotomie heute nicht mehr sehr weit kommt. Es muss etwas Verbindendes zwischen den Subjekten geben, das über sie hinausweist, dass Kommunikation erst möglich macht.
Wir sind nicht die “fensterlosen Monaden”, die ein anderer Philosoph in uns sah. Bewusstsein bildet sich im Austausch mit anderen heran, ist also nie isoliert, oder - wie es W. Schapp griffig formulierte - “wir sind in Geschichten verstrickt”.

Die Frage bleibt also - Hat jemand sich mit diesen Begriffen schon auseinandergesetzt? Wie können sie produktiv genutzt werden? Machen sie überhaupt Sinn?

Und eine technische Frage: Sollte man bei Interesse dafür für diese Begriffe neue Threads aufmachen?
 
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AW: Vittorio Hösle - ein zeitgenössischer Philosoph

.....
Im Zentrum stehen da für mich zwei Begriffe, die er zwar nicht einführt, deren Bedeutung er aber gerne immer wieder betont:

1. Die Letztbegründung
2. Die Intersubjektivität

Letztbegründung meint: “Ein Satz ist dann voraussetzungslos wahr, wenn zu seiner Begründung keine weiteren Sätze erforderlich sind.”
Solche Sätze wären nach Hösle z.B. “Es gibt Seiendes.” oder: ”Es gibt wahre Erkenntnis.” oder: “Wahre Erkenntnis kann intersubjektiv mitgeteilt werden.”

Hösle versucht zudem, solche Letztbegründungen für ethische Normen zu finden; jedenfalls ist er sich ziemliche sicher, dass sie sich finden lassen.

Intersubjektivität ist die Erkenntnis, dass man mit der klassischen Subjekt-Objekt-Dichotomie heute nicht mehr sehr weit kommt. Es muss etwas Verbindendes zwischen den Subjekten geben, das über sie hinausweist, dass Kommunikation erst möglich macht.
Wir sind nicht die “fensterlosen Monaden”, die ein anderer Philosoph in uns sah. Bewusstsein bildet sich im Austausch mit anderen heran, ist also nie isoliert, oder - wie es W. Schapp griffig formulierte - “wir sind in Geschichten verstrickt”.
......

2 kurze Fragen/Anmerkungen:

Hat Hösle das Thema der Letztbegründung unter Beachtung von I. KANT's Transzendentalphilosophie und K.R. POPPER's Kritik an allen Letztbegründungsversuchen reflektiert ???
Hat er das Thema Intersubjektivität unter Beachtung von HEGEL, BUBER und diskurstheoretischen Ansätzen (APEL, HABERMAS) reflektiert ...???

Wenn NEIN, ist er für mich nicht von Interesse!
Gruß, moebius
 
AW: Vittorio Hösle - ein zeitgenössischer Philosoph

Aber selbstverständlich legt Hösle seine “Kritik der Transzendentalpragamatik” (Kritik verstanden im klassischen griechischen Sinne als Untersuchung des Für und Wider und nicht im heutigen Sinne als billige Widerlegung oder gar Polemik dagegen) auf der Grundlage der gesamten Philosophiegeschichte dar. Die genannte "Kritik..." ist übrigens der Abschlussteil seines Buches "Die Krise der Gegenwart und die Verantwortung der Philosophie".

Ich kann das jetzt nicht im einzelnen referieren, aber aus meiner Lektüre habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass er dabei sehr auf Kant zurückgreift - er ist und bleibt nun einmal ein Gipfelpunkt in der Philosophie des subjektiven Idealismus -, weniger auf Buber und was die zeitgenössische Philosophie betrifft vor allem auf Apel (wobei er bedauert, dass dieser seine Einsichten nie in ein großes zusammenhängendes Werk gefasst hat) und sicher auch auf Habermas.
 
AW: Vittorio Hösle - ein zeitgenössischer Philosoph

Aber selbstverständlich legt Hösle seine “Kritik der Transzendentalpragamatik” (Kritik verstanden im klassischen griechischen Sinne als Untersuchung des Für und Wider und nicht im heutigen Sinne als billige Widerlegung oder gar Polemik dagegen) auf der Grundlage der gesamten Philosophiegeschichte dar. Die genannte "Kritik..." ist übrigens der Abschlussteil seines Buches "Die Krise der Gegenwart und die Verantwortung der Philosophie".

Ich kann das jetzt nicht im einzelnen referieren, aber aus meiner Lektüre habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass er dabei sehr auf Kant zurückgreift - er ist und bleibt nun einmal ein Gipfelpunkt in der Philosophie des subjektiven Idealismus -, weniger auf Buber und was die zeitgenössische Philosophie betrifft vor allem auf Apel (wobei er bedauert, dass dieser seine Einsichten nie in ein großes zusammenhängendes Werk gefasst hat) und sicher auch auf Habermas.

 
AW: Vittorio Hösle - ein zeitgenössischer Philosoph

Aber selbstverständlich legt Hösle seine “Kritik der Transzendentalpragamatik” (Kritik verstanden im klassischen griechischen Sinne als Untersuchung des Für und Wider und nicht im heutigen Sinne als billige Widerlegung oder gar Polemik dagegen) auf der Grundlage der gesamten Philosophiegeschichte dar. Die genannte "Kritik..." ist übrigens der Abschlussteil seines Buches "Die Krise der Gegenwart und die Verantwortung der Philosophie".

Ich kann das jetzt nicht im einzelnen referieren, aber aus meiner Lektüre habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass er dabei sehr auf Kant zurückgreift - er ist und bleibt nun einmal ein Gipfelpunkt in der Philosophie des subjektiven Idealismus -, weniger auf Buber und was die zeitgenössische Philosophie betrifft vor allem auf Apel (wobei er bedauert, dass dieser seine Einsichten nie in ein großes zusammenhängendes Werk gefasst hat) und sicher auch auf Habermas.
APEL ist bezüglich der sog. "Diskurstheorien der Wahrheit" mindestens so bedeutsam wie der in der Öffentlichkeit in der Tat viel bekanntere J. HABERMAS.
Seine (APEL's) beiden Bände "Transformation der Philosophie" sind aus meiner unmaßgeblichen Perspektive mehr als ein Ersatz für das, was oben
"ein großes zusammenhängendes Werk" genannt wurde...
Gruß, moebius
 
AW: Vittorio Hösle - ein zeitgenössischer Philosoph

Ich denke, Hösle wird das ganz ähnlich sehen; die Einzeltitel Apels in der Bibliografie des o.a. Bandes nehmen zwei Seiten ein, die von Habermas gerade mal eine Viertelseite. :)
 
AW: Vittorio Hösle - ein zeitgenössischer Philosoph

Ich habe mich gerade mittels Wikipedia ein wenig über Apel informiert. Interessant ist für mich auch die angeführte Kritik, wonach "eine universale, d.h. für alle Menschen gültige Ethik durch Apel nicht begründet werden kann, weil sein Argument nur für die Gültigkeit hat, die ohnehin schon den Willen zur Diskusion aufbrächten.
Apel spricht von einer Kommunikationsgemeinschaft. M.E. wäre der Begriff Beziehungsgemeinschaft umfassender."Bewusstsein bildet sich im Austausch mit Anderen heran, ist also nie isoliert."In der Kommunikaton mit schwerst körperlich/geistig behinderte Menschen, die nicht sprechen können, kann durch ZUwendung und Körpersprache enorm viel an Bewusstsein geweckt werden. Somit müßte Sprache in diesem Kontext auch umfassender gesehen werden .
 
AW: Vittorio Hösle - ein zeitgenössischer Philosoph

Ich denke, Hösle wird das ganz ähnlich sehen; die Einzeltitel Apels in der Bibliografie des o.a. Bandes nehmen zwei Seiten ein, die von Habermas gerade mal eine Viertelseite. :)

Das spricht für
1. Hösle
2. K.-O. Apel

Kannst Du bitte mal die philosophische Grundthese/Grundaussage, durch die er sich von den anderen Philosophen unterscheidet, kurz referieren...?
Ich habe momentan keine Zeit, mich mit Hösle zu beschäftigen!
Was unterscheidet ihn beispielsweise von APEL...?
Gruß, moebius
 
AW: Vittorio Hösle - ein zeitgenössischer Philosoph

Ich habe mich gerade mittels Wikipedia ein wenig über Apel informiert. Interessant ist für mich auch die angeführte Kritik, wonach "eine universale, d.h. für alle Menschen gültige Ethik durch Apel nicht begründet werden kann, weil sein Argument nur für die Gültigkeit hat, die ohnehin schon den Willen zur Diskusion aufbrächten.
Apel spricht von einer Kommunikationsgemeinschaft. M.E. wäre der Begriff Beziehungsgemeinschaft umfassender."Bewusstsein bildet sich im Austausch mit Anderen heran, ist also nie isoliert."In der Kommunikaton mit schwerst körperlich/geistig behinderte Menschen, die nicht sprechen können, kann durch ZUwendung und Körpersprache enorm viel an Bewusstsein geweckt werden. Somit müßte Sprache in diesem Kontext auch umfassender gesehen werden .

Ja, und Apels Sprache ist m.E. besonders schwer zu verstehen ...
 
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AW: Vittorio Hösle - ein zeitgenössischer Philosoph

1. Ich habe mich gerade mittels Wikipedia ein wenig über Apel informiert. Interessant ist für mich auch die angeführte Kritik, wonach "eine universale, d.h. für alle Menschen gültige Ethik durch Apel nicht begründet werden kann, weil sein Argument nur für die Gültigkeit hat, die ohnehin schon den Willen zur Diskusion aufbrächten.
2. Apel spricht von einer Kommunikationsgemeinschaft. M.E. wäre der Begriff Beziehungsgemeinschaft umfassender."Bewusstsein bildet sich im Austausch mit Anderen heran, ist also nie isoliert."In der Kommunikaton mit schwerst körperlich/geistig behinderte Menschen, die nicht sprechen können, kann durch ZUwendung und Körpersprache enorm viel an Bewusstsein geweckt werden. Somit müßte Sprache in diesem Kontext auch umfassender gesehen werden .

Zu 1.:
Aber ich vermute, dass beispielsweise die sog. "Goldene Regel" (ca. 3700 Jahre alt !) auch nicht widerlegt werden kann, da ein sprachlicher/diskursiver Widerlegungsversuch diese Regel bestätigen würde ...:dontknow:
Zu 2.:
Da Körpersprache wohl ein Teil der non-verbalen Kommunikation ausmacht, kann der Begriff Kommunikationsgemeinschaft aus meiner unmaßgeblichen Perspektive beibehalten werden!
Und dass Leben sich nur in Kontexten von Beziehungen/Kommunikationen zu entfalten/entwickeln vermag, wird inzwischen von allen Human- und Sozialwissenschaften bestätigt, sogar indirekt von der zeitgenössischen Biologie und Hirnforschung ...
In diesem Zusammenhang ist der Begriff des "Netzwerks" vielleicht hilfreich und die Frage ist nicht uninteressant, wie sich Kommunikations- und Beziehungserfahrungen in der frühen Kindheit beispielsweise auf die neuronalen Netzwerke im Gehirn von sich entwickelnden Kindern/Jugendlichen auswirken ...
Gruß, moebius
 
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