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lilith51
Guest
Tanz mit den Dämonen
Irgendwo, ich hab vergessen wo, irgendwo habe ich diese Redewendung gelesen –„… mit meinen Dämonen tanzen“. Da entsteht sofort ein Bild in meinem Kopf, das zu dem Gefühl passt: chaotisch, dunkel, rumorend, drohend, aber auch verführerisch. Unruhe erzeugend, aufmüpfig, unzufrieden, ein Stachel im Fleisch, eine Laus auf der Leber, eine Einladung zur Selbstsabotage und zur Selbstzerstörung.
Früher habe ich mich davor gefürchtet, wenn die schwarze Wolke kam, die ich nicht abwehren konnte, die mich einhüllte bis ich in der undurchdringlichen Dunkelheit festsaß und nicht mehr herausfand. Heute weiß ich, dass das Zauberwort „Akzeptanz“ heißt. Und darin steckt auch schon das Wörtchen „Tanz“. Ein nettes Wortspiel, das zu meinem „Tanz mit den Dämonen“ führt.
Ich liebe meine Dämonen. Ich habe gelernt sie zu lieben.
Ich lade sie ein, um sie ein wenig zu füttern. Ich streichle sie, ich höre ihnen zu. Alle kommen: die Einsamkeit, die Hilflosigkeit, die Existenzangst, das Alter, die Nutzlosigkeit, die Krankheit, die Verzweiflung. Ich weine mit ihnen, ich trinke ein paar Gläschen mit ihnen, ich lache sie an und aus, ich streichle sie und ich tröste sie. Mit jedem tanze ich ein paar Schritte, versuche mit ihnen einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Dem Alter bin ich letztens ziemlich auf die Zehen getreten, da schwingt noch nichts im gleichen Takt. Die Hilflosigkeit wagt es schon, ein bisschen zu swingen und mit den Hüften zu schwingen. Sogar die Verzweiflung ist bereit, etwas hölzern noch, ein paar Schritte hin und her zu schlurfen.
Alle fühlen sich wahrgenommen und respektiert. und ziehen sich ohne Widerspruch wieder zurück. Sie wohnen in meinem Herzen, sie sind ein Teil von mir. Ohne sie wäre ich nicht ich.
Heute klopften sie an meine Tür, ohne Einladung. Ich hab sie hereingelassen – es war die Einsamkeit, die die Verzweiflung verzweifelt daran hindern wollte, auch mitzukommen. Beide blieben in der Tür stehen und sahen mich an. Ich hatte keine Lust darauf, meine Sommerstimmung stören zu lassen. Also lud ich sie ein, sich für eine kleine Geschichte zur Verfügung zu stellen. Die Einsamkeit fühlte sich geschmeichelt, die Verzweiflung zog sich lieber zurück.
Ja, so sind meine Dämonen. Sie wollen gesehen werden, respektiert werden, geliebt werden. Sonst machen sie mir die Hölle heiß.
EM 27.Juli 2007
Irgendwo, ich hab vergessen wo, irgendwo habe ich diese Redewendung gelesen –„… mit meinen Dämonen tanzen“. Da entsteht sofort ein Bild in meinem Kopf, das zu dem Gefühl passt: chaotisch, dunkel, rumorend, drohend, aber auch verführerisch. Unruhe erzeugend, aufmüpfig, unzufrieden, ein Stachel im Fleisch, eine Laus auf der Leber, eine Einladung zur Selbstsabotage und zur Selbstzerstörung.
Früher habe ich mich davor gefürchtet, wenn die schwarze Wolke kam, die ich nicht abwehren konnte, die mich einhüllte bis ich in der undurchdringlichen Dunkelheit festsaß und nicht mehr herausfand. Heute weiß ich, dass das Zauberwort „Akzeptanz“ heißt. Und darin steckt auch schon das Wörtchen „Tanz“. Ein nettes Wortspiel, das zu meinem „Tanz mit den Dämonen“ führt.
Ich liebe meine Dämonen. Ich habe gelernt sie zu lieben.
Ich lade sie ein, um sie ein wenig zu füttern. Ich streichle sie, ich höre ihnen zu. Alle kommen: die Einsamkeit, die Hilflosigkeit, die Existenzangst, das Alter, die Nutzlosigkeit, die Krankheit, die Verzweiflung. Ich weine mit ihnen, ich trinke ein paar Gläschen mit ihnen, ich lache sie an und aus, ich streichle sie und ich tröste sie. Mit jedem tanze ich ein paar Schritte, versuche mit ihnen einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Dem Alter bin ich letztens ziemlich auf die Zehen getreten, da schwingt noch nichts im gleichen Takt. Die Hilflosigkeit wagt es schon, ein bisschen zu swingen und mit den Hüften zu schwingen. Sogar die Verzweiflung ist bereit, etwas hölzern noch, ein paar Schritte hin und her zu schlurfen.
Alle fühlen sich wahrgenommen und respektiert. und ziehen sich ohne Widerspruch wieder zurück. Sie wohnen in meinem Herzen, sie sind ein Teil von mir. Ohne sie wäre ich nicht ich.
Heute klopften sie an meine Tür, ohne Einladung. Ich hab sie hereingelassen – es war die Einsamkeit, die die Verzweiflung verzweifelt daran hindern wollte, auch mitzukommen. Beide blieben in der Tür stehen und sahen mich an. Ich hatte keine Lust darauf, meine Sommerstimmung stören zu lassen. Also lud ich sie ein, sich für eine kleine Geschichte zur Verfügung zu stellen. Die Einsamkeit fühlte sich geschmeichelt, die Verzweiflung zog sich lieber zurück.
Ja, so sind meine Dämonen. Sie wollen gesehen werden, respektiert werden, geliebt werden. Sonst machen sie mir die Hölle heiß.
EM 27.Juli 2007