AW: Spielarten der Beziehung
Herr Sartre und Frau de Beauvoir
waren beide ausgeprägte Freigeister.
Weshalb sie entsprechendes Gepäck
mit sich rumschleppten.
Über ihn, also seinen Hintergrund
weiß ich nicht viel, über ihren einiges.
Sie stammte aus sehr gutbürgerlicher Familie.
Dort hatte sie zwar von klein auf Gelegenheit,
interessanten Menschen zu begegnen,
befand sich aber dennoch in zunehmendem Konflikt
zwischen ihrem Entfaltungs- und Freiheitsdrang einerseits
und ringsum konditionierenden Konventionen andererseits.
Beide waren sie auf jeweils eigene Art Pioniere ihrer Zeit.
Und Pioniere zeichnet nun mal aus,
dass sie - egal, was sie im Gepäck haben -
neue Wege suchen und finden.
Um eben solche Konventionen herum,
die für sie nicht lebbar sind.
Die beiden verband sehr tiefe Liebe.
Ein Umstand, dem auch Pioniere
auf eigenem Lebensweg Rechnung tragen müssen.
Keine einfache Situation.
Ich für mein Teil kann mich gut
in solche Beziehungskonstellation reindenken.
Gewisse Aspekte gefallen mir sehr,
weil sie mich in meinem Fühlen abholen.
Glücklich macht sie jedoch sicherlich nicht.
Zumindest nicht in üblicher Weise.
Aber vermutlich erachteten
Herr Sartre und Madame de Beauvoir
diese Art Glück ohnehin längst schon
als für sich unmöglich,
als sie einander begegneten.
Manchmal liegt größtmögliches Glück
im Finden verwandten Geistes.
Und weit oben wird die Luft immer dünner.
Gemeinsame-Geranien-Träume
taugen dort nicht als Wegweiser.
Denke ich. Und fühle
anteilnehmend mit den beiden:
so eine fruchtbare,
aber auch so schmerzliche Beziehung.