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Spaziergang...

AW: Spaziergang...

Liebe Offside,

deine Erzählweise beeindruckt mich sehr - natürlich auch der Inhalt. Aber würdest du es anders erzählen, käme es mir nicht so nah. Eben dadurch, dass du es verstehst auch einen gewissen Abstand zu wahren so zu sagen zum Gegenüber, berührt diese Geschichtsfolge.

Noch etwas fällt mir persönlich auf: im Grunde genommen ist der Inhalt sehr dramatisch, (eine kleine persönliche Hölle - würde ich fast sagen). Aber die Art es zu erzählen ist so zurückgenommen, so zurückhaltend, man könnte es auch eine leicht distanzierten Melancholie nennen, dass die Erzählung eben dadurch sehr nahe geht.

Danke dir und liebe Grüße

Miriam

Ja, die Erinnerungen können die Hölle sein - dies zu Jean Paul - und Zitate die manchmal gar nicht zutreffend sind.
 
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AW: Spaziergang...

(Ich höre gerade "numb" von linkin park. Das passt irgendwie dazu.)

Es hat einmal jemand zu mir gesagt, dass ein Kind alles mitmachen muss. Alles.

Weil es abhängig ist.

lg Frankie

P.S.: Wenn das stimmt, dann erledigen sich damit zumindest zwei Dinge: alle Vorwürfe, dass man sich damals als Kind nicht gewehrt hat, und alle Ängste, dass man sich das heute als Erwachsener wieder gefallen lassen würde...
 
AW: Spaziergang...

Erstmal danke für die Kommentare, ihr beiden. :

Eben dadurch, dass du es verstehst auch einen gewissen Abstand zu wahren so zu sagen zum Gegenüber, berührt diese Geschichtsfolge.
Ich habe festgestellt, dass es sich auf diese Art auch wesentlich leichter schreiben lässt. Ich habe es in der ICH-Form versucht, was fast unmöglich ist. Es quasi aus der Entfernung zu betrachten geht viel besser.

Miriam schrieb:
Aber die Art es zu erzählen ist so zurückgenommen, so zurückhaltend, man könnte es auch eine leicht distanzierten Melancholie nennen, dass die Erzählung eben dadurch sehr nahe geht.
Du hast ein gutes Wort dafür gefunden (eine leicht distanzierten Melancholie). Darauf wäre ich gar nicht gekommen.
Ich betrachte es grundsätzlich nur aus der Distanz, jedenfalls jetzt noch. Wenn man es genau nimmt, schreibe ich eigentlich auch nicht direkt über mich. Ich bin nicht mehr so wie damals. Ich identifiziere mich nicht mit dem kleinen Mädchen und auch mit dem Teenager nicht. Irgendwann bestimmt, aber heute (noch) nicht.

Es hat einmal jemand zu mir gesagt, dass ein Kind alles mitmachen muss. Alles.

Weil es abhängig ist.
Derjenige hat sicher Recht, aber rationales Wissen emotional umzusetzen ist wieder eine andere Sache. Ich arbeite daran, aber meine Ungeduld und Rastlosigkeit macht mir öfter einen Strich durch die Rechnung. ;)
 
AW: Spaziergang...

Der Himmel über uns wird wieder dunkler. Am Horizont vereint er sich mit der Erde, ohne auch nur die Ahnung einer Trennung zu hinterlassen. Drohend ziehen die Wolken auf und nehmen mir die Sicht auf die paar Sterne, die ich vor einigen Augenblicken noch sehen konnte. Diese Dunkelheit hat etwas Beklemmendes, Unheilvolles. Warum macht sie mir solche Angst?

Damals war Dunkelheit immer Sicherheit. Im Bett, die Decke über den Kopf gezogen…da konnte ihr nichts passieren. Den kleinen blauen Teddy fest im Arm, der ihre Tränen auffing. Dieses leblose, weiche Spielzeug war ihr einziger richtiger Freund, ihr Beschützer, wenn sie wieder in Not war. Ihm konnte sie alles erzählen, er tröstete sie. Auch an diesem Tag. Es war mal wieder soweit: Sie hatte einen Fehler gemacht. Aber was? Was für schreckliche Fehler kann ein fünfjähriges Kind machen, dass es das verdient hat? Diesmal ging dabei ein Kleiderbügel aus Holz kaputt. Ihr tat alles weh, aber das war nicht so schlimm, schlimmer war, dass sie es nicht verstand. Ihre Seele tat viel mehr weh, als die vielen roten und blauen Striemen am ganzen Körper. Sie hatte sich doch so viel Mühe gegeben, alles richtig zu machen. Es gelang ihr scheinbar nie.

Ich versuche, die Erinnerungen abzuschütteln. Immer wieder die gleichen Situationen. Es bringt mich nicht weiter. Es bremst mich nur auf meinem Weg. Ich würde jetzt viel lieber allein weiterlaufen. Wenn diese Bilder auftauchen, suche ich gern die Einsamkeit. Ich kann sie mit niemandem teilen…damals nicht und auch heute nicht. Ich habe keine Wahl, die junge Frau neben mir lässt mich nicht allein, obwohl ich sie stumm darum bitte. Ich muss mit ihr gemeinsam weitergehen, auch wenn es noch Momente gibt, in denen diese Nähe unerträglich scheint.

Es wird langsam Morgen. Das Mädchen liegt schlaflos in ihrem Bett und wartet darauf, aufstehen zu dürfen. Der Teddy liegt neben dem Bett. Er ist mal wieder rausgefallen, während sie sich im Schlaf von einer Seite auf die andere warf, von Albträumen gequält.
Irgendwann war es soweit. Sie stand auf. Es war alles, als wäre gestern nichts gewesen. Es schien ihr so unwirklich. War es tatsächlich passiert? Die Striemen sagen ihr, dass es wahr ist. Sie tun fast gar nicht mehr weh. Nur der Albtraum hallt noch in ihr nach, so dass sie sich etwas benommen fühlt. Sie weiss nicht mehr, was in diesem Traum passiert ist, sie weiss nur, dass sie schweissnass und zitternd aufgewacht ist und seitdem nicht mehr einschlafen konnte.

Ich bleibe stehen, überwältigt von so vielen verschiedenen Bildern…alle auf einmal. Für den nächsten Schritt fehlt mir die Kraft. Die Rastlosigkeit verlangt, dass ich weiterlaufe…ich kann nicht mehr. Meine Beine geben nach, ich gehe zu Boden.
Meine Begleiterin setzt sich neben mich und hält wieder meine Hand fest. Also machen wir gemeinsam eine Pause. Nicht lange, aber es muss sein. Nur ein bisschen ausruhen, nur wieder Kraft tanken…

Die Pause dauert ungefähr zwei Monate…


Off...
23.08.2007
 
AW: Spaziergang...

Die Pause tut mir nicht gut. Ich weiss es, aber ich kann nicht anders.
Währenddessen diese Träume…immer wieder…

Das kleine Mädchen an der Hand eines älteren Jungen. Es sieht nach Flucht aus. Aber wohin? Und vor wem? Sie laufen gemeinsam durch fast menschenleere Strassen. Niemand hält sie auf, bis…ein Schatten. Bedrohlich und riesig. Sie laufen schneller. Der Schatten kommt näher. Sie rennen los. Sie sind nicht schnell genug. Der Schatten holt immer mehr auf. Er ist schon ganz dicht hinter ihnen. Sie können ihm nicht entfliehen. Sie haben furchtbare Angst, weil sie wissen, dass sie nicht hier sein dürften. Sie taten etwas Verbotenes. Das kleine Mädchen hält die Hand des Jungen krampfhaft fest. Sie hat wieder etwas falsch gemacht und wird bestraft werden…

Ich denke über diesen Traum nach. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass dergleichen jemals geschehen ist…und trotzdem kommt dieser Traum öfter, auch in Variationen. Was hat er zu bedeuten? Ist es nur der Wunsch, ich wäre damals weggelaufen? Ich weiss es nicht. Es gibt so vieles, was ich nicht (mehr) weiss. Ich fühle mich fast wie das kleine Mädchen. Ich möchte auch weglaufen, kann es aber nicht. Ich könnte noch so schnell laufen, ich würde nicht von der Stelle kommen.
Ein anderer Traum fällt mir wieder ein:

Er steht einfach so da und schaut auf das Mädchen hinunter. Das Mädchen liegt mit geschlossenen Augen bewegungslos auf dem Boden. Man könnte fast denken, sie wäre nicht mehr am Leben. Nur wenn man ganz genau hinschaut, sieht man, dass sie sehr flach atmet. Sie schweigt…wie sie es schon immer getan hat. Nur eine einzelne Träne rollt die Wange runter. Sie bemerkt es nicht.
Er kommt näher…viel zu nahe. Er drückt dem Mädchen seinen Unterarm auf den Brustkorb. Sie kann sich nicht wehren, bekommt kaum noch Luft. Und immer noch schweigt sie. Kein einziger Laut kommt über ihre Lippen. Der Arm wird immer schwerer. Sie erstickt fast daran…


Beim Gedanken an diesen Traum spüre ich den Druck auf dem Brustkorb. Das Atmen wird immer schwerer. Langsam und unsicher stehe ich wieder auf. Ich muss jetzt allein weitergehen…vorerst. Ich fühle mich verlassen und sehr einsam. Ich schaue noch mal zurück. Meine Begleiterin bleibt zurück.

Und so gehe ich weiter durch die Nacht, auf der Suche nach…nach einem neuen Leben…?


Off...
27.08.2007
 
AW: Spaziergang...

Die Nacht scheint endlos. Ich laufe sehr langsam, geniesse den aufkommenden kalten Wind. Der Mond scheint manchmal ein wenig durch die dunklen Wolken, die Blätter der Bäume rascheln unheimlich. Ich habe ein ungutes Gefühl. Etwas/jemand in mir hat Angst. Wovor?
Die Wolken ziehen in einer Geschwindigkeit weiter, wie ich es noch nie wahrgenommen habe. Sie werden immer dichter und dunkler, sind kaum noch vom schwarzen Nachthimmel zu unterscheiden. Ich denke wieder einmal daran…

…wie das kleine Mädchen mitten in der Nacht am Fenster steht und zum Himmel hochsieht. Sie sollte eigentlich schlafen, kann es aber nicht. Ein paar Stunden zuvor kam SIE wütend ins Zimmer gestürzt, schon mit dem Rohrstock in der Hand. Das Mädchen wusste, was das bedeutet. Wie gern hätte sie sich versteckt, aber wo sollte sie hin? Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Arme vor ihr Gesicht zu halten, um wenigstens das zu schützen. Es half nichts. Der Rohrstock traf zielsicher. Immer und immer wieder. Ihr ganzer Körper schmerzt. Sie hat immer gehofft, sich daran zu gewöhnen und den Schmerz irgendwann nicht mehr zu spüren. Noch war es nicht so weit.
Vorsichtig und unter Schmerzen legt das Mädchen sich wieder ins Bett. Sie vergräbt das Gesicht im Kopfkissen, den Teddy fest im Arm…und weint leise…

Ich muss diese Gedanken und Erinnerungen loswerden. Sie tun zu sehr weh. Ich schüttle den Kopf, als könnte ich sie so vertreiben, atme tief durch und gehe weiter.
Neue Bilder tauchen auf…zunächst nur schemenhaft, wie durch Nebel. Ich will das alles nicht sehen…nicht fühlen. Ich bleibe stehen und schliesse die Augen. Die Bilder verschwinden nicht.

Der Raum ist ihr fremd, das Mädchen war noch nie hier. Sie ist nicht allein. Ein Mann ist bei ihr. Er ist viel älter als sie. Sie kennt ihn nicht sehr gut, ist etwas misstrauisch und zurückhaltend…hat kein gutes Gefühl bei der Sache. Trotzdem ist sie hier und redet ein paar belanglose Worte mit dem Mann. Das Mädchen überspielt seine Unsicherheit mit äusserlicher Kälte und Härte. Es ist durchschaubar und wirkt unecht. Sie würde am liebsten aufstehen und gehen, bleibt aber sitzen. Sie schweigt. Der Mann steht auf, setzt sich neben sie. Er grinst.

NEIN!!! Entschlossen, mir das nicht anzutun, öffne ich die Augen. Ich renne los. Weg von den Bildern…weg von dem Mann…weg von mir selbst…und somit auch immer weiter weg von der einzigen Person, die mir jemals nahe war…
Ich habe nur noch einen einzigen Gedanken: Ich will niemanden mehr verletzen! Rückzug und Einsamkeit ist die Konsequenz. So laufe ich immer weiter weg.

Aber es tut immer noch so verdammt weh…


Off...
28.08.2007
 
AW: Spaziergang...

Ich laufe 2, 3 Schritte und…breche zusammen. Ich kann nicht mehr. Meine Kraft ist zu Ende. Wie soll es jetzt weitergehen? Die Gedanken arbeiten auf Hochtouren. Unmengen von Bildern schiessen an meinem geistigen Auge vorbei. Das kleine Mädchen, der Teenager, die junge Frau…
Was ist mit der Gegenwart? Sie existiert nicht…nicht im Moment. Ich fühle mich hilflos, traurig und sehr allein. War ich nicht schon immer allein, selbst in einer Menschenmenge? Nein, nicht immer. Bis vor kurzem war es anders. Ich fing doch gerade an, jemandem zu vertrauen. Hätte ich das nicht tun sollen? Warum habe ich meinen eigenen Grundsatz gebrochen? Und jetzt? Wieder Schweigen. Unzusammenhängende Worte nur in meinem Kopf.

Es ist ein Haus, das sie noch nicht lange kennt. Erst kürzlich hat sie es zum ersten Mal gesehen. Vom Hof dringt Lärm und Gelächter durch die offene Haustür. Sie kann und will nicht fröhlich sein. Neben ihr sitzt ein Mann. Sie kannte ihn bis vor ein paar Tagen nur von Bildern und aus manchen Träumen. Er ist ihr nicht sehr symphatisch und viel zu nahe. Auf Abstand ist er zu ertragen, aber so nicht. Sie rutscht ein Stück von ihm weg, er hinterher. Sie fühlt sich unbehaglich. Er redet auf sie ein, aber sie versteht nicht, was er sagt. Ihre Gedanken sind woanders. Er kommt noch näher. Sie kann nicht mehr ausweichen. Er legt eine Hand auf ihren Oberschenkel. Sie erstarrt. Eine einzelne Träne rollt ihre Wange hinunter…

Es war doch alles nur ein Traum, oder? Es MUSS ein Traum gewesen sein.
Ich will das alles nicht sehen…und doch zwinge ich mich dazu. Warum tue ich mir das an? Wie oft noch?

Sie liegt im Bett und kann nicht glauben, dass es wahr ist. Sie hat es sich bestimmt nur eingebildet. Er würde so was niemals tun. Er ist doch ihr Vater. Sie redet sich ein, dass es nie passiert ist und irgendwann im Laufe der Nacht glaubt sie es sogar. Erleichtert ob der Erkenntnis kann sie endlich einschlafen.
Am nächsten Morgen ist alles wie immer. Er lässt sich nichts anmerken, was sie darin bestätigt, dass es Einbildung gewesen sein muss. Und trotzdem kann sie es nur schwer aus ihren Gedanken verbannen. Sie greift zu dem Mittel, das immer etwas geholfen hat, schon seit sie 15 Jahre alt war: Alkohol. Sie betäubt sich leicht, auch wenn es noch früh am Morgen ist. Nach einer Weile ist alles nicht mehr so schlimm…


Ich will weiterlaufen. Ich will weglaufen vor den Erinnerungen. Es geht nicht. Ich komme nicht mehr hoch. Vor Verzweiflung laufen mir die Tränen übers Gesicht. Ich bemerke es kaum. Ich gebe auf. Erschöpft lasse ich mich fallen. Ich schliesse die Augen und hoffe, es geht schnell vorbei. Ich nehme nichts mehr wahr, nur noch diese tiefe innere Leere. Vor vielen Jahren war ich schon mal an einem solchen Punkt. Ich erinnere mich. Es ist NICHT vorbei…es wird niemals vorbei sein…

Sie ist knapp älter als 20 Jahre. Sie will nicht mehr weitermachen. Die junge Frau hatte schon seit längerer Zeit solche Gedanken. Es scheint ihr nicht gut zu gehen. Sie ist blass und kraftlos, schleicht langsam ins Bad. Es ist niemand da, der sie daran hindern könnte. Sie schaut auf die Uhr und schätzt die Zeit ab, die ihr bleibt. Es sollte reichen.
Sie weiss, dass es der einzige Weg ist, endlich Ruhe zu finden. Sie hat versagt.
Langsam wird es dunkel um sie herum. Der ersehnte Friede ist so nah. Sie spürt nichts mehr, ist ganz ruhig.
Nach einer ungewissen Zeit kommt sie zu sich. Und wieder hat sie versagt…


Diese Bilder sind mir nur allzu vertraut. Sie schmerzen unglaublich. Ich lasse es geschehen, kann mich nicht mehr dagegen wehren. Es ist zu spät.
Noch immer ist es Nacht auf einer verlassenen Strasse mitten in der Stadt.


Off...
30.08.2007
 
AW: Spaziergang...

Es hat seine Spuren hinterlassen, wie so viele andere Dinge davor auch schon. Die äußeren Spuren spüre ich kaum, dafür schmerzen die inneren umso mehr. Wie lange kann ich das noch ertragen? Ich muss doch weitergehen. Ich habe es versprochen.

Eine Hand streckt sich in meine Richtung, ich bemerke es nicht. Sie fasst mir an die Schulter, ich zucke zusammen und sehe hoch. Die junge Frau steht neben mir und hält mir noch immer die Hand hin. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Nehme ich sie, besteht erneut die Gefahr der Enttäuschung und Verletzung, aber allein schaffe ich es nicht. Ich nehme allen Mut zusammen und greife nach der angebotenen Hand. Sie hilft mir auf. Noch etwas wacklig und unsicher setze ich meinen Weg fort…jetzt wieder in Begleitung.
Habe ich nun auch wieder genug Kraft, mich auf die Bilder einzulassen? Ich muss es versuchen. Es erscheint mir wichtig.

Das Mädchen steht auf dem Flur mit einem kleinen Rucksack in der Hand und sieht alles andere als glücklich aus. Tränen laufen ihr übers Gesicht. Was war passiert? Sie war sehr böse und hat SIE wieder verärgert. Jetzt will SIE sie nicht mehr haben. Das Mädchen soll ins Heim. Sie hat große Angst, weil sie nicht weiß, was sie erwartet. Die vielen fremden Menschen, die anderen bösen Kinder…nein, da will sie nicht hin. Sie weint und bittet darum, nicht weg zu müssen. SIE ist nicht zu erweichen.
Es dauert eine ganze Weile, bis das Mädchen den Rucksack wieder auspacken darf. Sie verspricht, immer lieb zu sein…


NEIN…ich will mir das nicht anschauen. Es tut weh. Ich will einfach nur weiterlaufen, ohne die Bilder zu sehen und die Gefühle zu spüren. Es muss doch einen Weg geben, der an all dem vorbeiführt, ohne dass es wehtut. Ich will das nicht.
Verzweifelt werde ich immer schneller. Ich fühle mich gehetzt. Niemals hätte ich gedacht, dass der Weg so lang sein wird, als ich ihn begann. Wird er jemals ein Ende haben?

Das Atmen fällt mir schwer. Die feuchte, schwere Luft will nicht in meine Lungen. Mühsam wird jeder Schritt. Suchend schaue ich mich um. Hinter mir ist es dunkel, vor mir auch. Ich beginne zu zittern. Ich habe Angst…

…und trotzdem muss ich weitergehen…immer weiter…



05.09.2007
 
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AW: Spaziergang...

In dieser Dunkelheit wird es immer schwieriger, den Weg zu finden. Jemand sagte mal, dass immer irgendwo ein kleines Licht leuchtet. Ich kann es gerade nicht sehen, aber bestimmt ist es irgendwo. Die Hoffnung darauf ist das Einzige, was mich noch weitergehen lässt. Viele Gedanken und Bilder springen wieder ungeordnet und ohne Zusammenhang durch mein Gedächtnis, bis…bis sie bei einem Ereignis hängen bleiben…

Das Mädchen scheint noch nicht mal ganz in der Pubertät. Sie ist nicht allein in diesem winzigen Zimmer. Zwei Jungs sind bei ihr, nur wenig älter als sie selbst. Sie lachen. Das Mädchen weiß nicht, was so lustig ist, aber sie hat kein gutes Gefühl.
Sie kommen näher, viel zu dicht. Dort kann man nicht weglaufen, sich nicht verstecken. Es ist zu eng. Das Mädchen geht einen Schritt zurück, mehr geht nicht. Einer der Jungs drückt sie auf den Boden, setzt sich auf sie. Sie kann sich kaum bewegen. Er ist so schwer. Der andere Junge lacht immer noch. Zusammen sorgen sie dafür, dass sie nicht aufstehen kann. Der fremde Junge zerrt an ihrem Shirt, bis er es ihr ausgezogen hat…


Ich will nicht wissen, was passierte. Schnell mache ich die Augen zu, aber die Bilder verschwinden nicht. Immer wieder sehe ich das Mädchen auf dem Boden des kleinen Zimmers. Ich weiß genau, wo das ist…weiß genau, wer diese beiden Jungs sind. NEIN, ich kann mich damit nicht befassen. Es tut zu weh. Und doch weiß ich genau, dass ich früher oder später keine Wahl haben werde. Warum also nicht jetzt gleich?
Weil es zu still ist…diese undurchdringliche, greifbare Stille…lauter, als alles andere…und nur in meinem Kopf. Sie dröhnt und hämmert. Ich laufe weg vor ihr, obwohl ich weiß, dass es nicht geht. Rennen, rennen…immer weiter weg.

Wieder steigt Nebel auf. Er hält mich fest umschlungen. Ich bin in Versuchung, mich dem hinzugeben und fallenzulassen. Ich darf das nicht tun. Ich muss weiterlaufen. So verlockend ist dieser Nebel…so sehr…


02.11.2007
 
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