Offside
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- 24. Juni 2007
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Es ist schon spät…und trotzdem laufe ich, getrieben von dieser inneren Unruhe, die ich so hasse, durch die nächtlichen Strassen. Ich sollte nicht mehr unterwegs sein, schon gar nicht allein.
Ich schaue hoch zum Mond. Ich sehe, wie sein fahles Licht auf die Strasse fällt, die mein Weg sein soll. In der Ferne höre ich einen Hund bellen. Bald verstummt er…wie damals meine schwachen Hilferufe.
Ich gehe weiter durch die Nacht. Die Gedanken kreisen. Wie hätte ich einst dem allen entkommen können? Wer hätte sich der kleinen Seele angenommen, die umherirrte und nach etwas suchte, von dem sie nicht wusste, was es ist?
Ich will nicht zurück in die alten Zeiten. Niemals. Und doch treibt mich etwas in mir dorthin, wo meine Seele in Scherben zerbrach, wo für immer die Kerze erlosch.
Fasziniert und gleichzeitig todtraurig beschäftigt mich mal wieder, wozu der Mensch so fähig ist. Nicht nur das, was in der grossen weiten Welt passiert, Kriege, Folter, Mord…auch das, was meist im Verborgenen geschieht, von dem nur wenige wissen. Und mal wieder vergesse ich dabei, mich mit dem wohl Wichtigsten zu befassen, was jeder Mensch tun sollte. Ich mache mir keine Gedanken über mich selbst, über das, was tief in mir passiert, was mich selbst bewegt. So war mein ganzes Leben. Nie dachte ich über mich nach. Ich ignorierte tunlichst, was in mir war. Dabei war es doch so viel. Es durfte niemals raus.
Ganz selten nur kam durch einen kleinen Riss eine Träne, ein Gedanke, mal ein Wort. Der Schmerz war mächtig. Ich bestrafte mich selbst für das Geschehene. Ich verstand nicht.
Der Druck stieg.
Ich laufe weiter durch die Nacht, suche nach Erklärungen für Dinge, für die es keine Erklärungen gibt. Und wieder ein Gedanke. Wird der Schmerz zu heftig, wird man dann ohnmächtig? Welche Erlösung. Kann man vergessen? Ein Segen. Damals schrieb ich noch nicht. Es staute sich. Und irgendwann brach alles zusammen. Es war zu spät. Zu spät, um noch etwas dagegen zu tun. Zu spät, es zu verhindern. Ich hatte verloren…den langen inneren Kampf verloren.
Nein, noch war nichts verloren. Ich stand wieder auf und ging weiter. So wie jetzt, immer weiter. Immer darauf bedacht, niemanden zu dicht herankommen zu lassen. Kommt mir jemand entgegen, wechsele ich die Strassenseite. Ein Bedürfnis nach Nähe gibt es nicht mehr. Nur nach Ruhe, Ruhe vor anderen und vor mir selbst. Ich bin scheu geworden. Auch das schmerzt. Es brodelt und brennt. Unruhe und Selbsthass…überdeckt durch äussere Härte.
Mein Innerstes war verschlossen, auch für mich. Ich suchte vergeblich nach Gefühlen in mir. Sie wurden damals schon getötet. Ich hielt es für normal. Geduckt vor nicht realen Gefahren ging ich durchs Leben. Immer achtsam, immer auf der Hut vor allem und jedem. Der Schmerz wurde grösser, längst Vergessenes arbeitete in mir weiter und ich merkte es nicht.
Ich trieb mich selbst in die Isolation, sah nicht mehr nach links oder rechts. Wollte nichts mehr wahrnehmen. Es war soweit…ich war allein. War es das, was ich wollte? War ich glücklicher damit?
Ich spüre wieder, wie tief ich verletzt war…und noch heute bin. Wie konnte ich das alles ertragen und trotzdem weiterleben? Wieder weine ich…Tränen der Verzweiflung und der Trauer. Und wieder bin ich auf der Suche nach dem, was ich damals verlor.
Heute, mit mehr Wissen und Reife, gehe ich weiter durch die Nacht. Über die vom fahlen Mondlicht beschienenen Strassen. Jetzt schon mit einigen Antworten auf alte, längst vergessene Fragen.
Nur mein nächtlicher Spaziergang ist noch lange nicht zu Ende…
Off...
12.07.2007
Ich schaue hoch zum Mond. Ich sehe, wie sein fahles Licht auf die Strasse fällt, die mein Weg sein soll. In der Ferne höre ich einen Hund bellen. Bald verstummt er…wie damals meine schwachen Hilferufe.
Ich gehe weiter durch die Nacht. Die Gedanken kreisen. Wie hätte ich einst dem allen entkommen können? Wer hätte sich der kleinen Seele angenommen, die umherirrte und nach etwas suchte, von dem sie nicht wusste, was es ist?
Ich will nicht zurück in die alten Zeiten. Niemals. Und doch treibt mich etwas in mir dorthin, wo meine Seele in Scherben zerbrach, wo für immer die Kerze erlosch.
Fasziniert und gleichzeitig todtraurig beschäftigt mich mal wieder, wozu der Mensch so fähig ist. Nicht nur das, was in der grossen weiten Welt passiert, Kriege, Folter, Mord…auch das, was meist im Verborgenen geschieht, von dem nur wenige wissen. Und mal wieder vergesse ich dabei, mich mit dem wohl Wichtigsten zu befassen, was jeder Mensch tun sollte. Ich mache mir keine Gedanken über mich selbst, über das, was tief in mir passiert, was mich selbst bewegt. So war mein ganzes Leben. Nie dachte ich über mich nach. Ich ignorierte tunlichst, was in mir war. Dabei war es doch so viel. Es durfte niemals raus.
Ganz selten nur kam durch einen kleinen Riss eine Träne, ein Gedanke, mal ein Wort. Der Schmerz war mächtig. Ich bestrafte mich selbst für das Geschehene. Ich verstand nicht.
Der Druck stieg.
Ich laufe weiter durch die Nacht, suche nach Erklärungen für Dinge, für die es keine Erklärungen gibt. Und wieder ein Gedanke. Wird der Schmerz zu heftig, wird man dann ohnmächtig? Welche Erlösung. Kann man vergessen? Ein Segen. Damals schrieb ich noch nicht. Es staute sich. Und irgendwann brach alles zusammen. Es war zu spät. Zu spät, um noch etwas dagegen zu tun. Zu spät, es zu verhindern. Ich hatte verloren…den langen inneren Kampf verloren.
Nein, noch war nichts verloren. Ich stand wieder auf und ging weiter. So wie jetzt, immer weiter. Immer darauf bedacht, niemanden zu dicht herankommen zu lassen. Kommt mir jemand entgegen, wechsele ich die Strassenseite. Ein Bedürfnis nach Nähe gibt es nicht mehr. Nur nach Ruhe, Ruhe vor anderen und vor mir selbst. Ich bin scheu geworden. Auch das schmerzt. Es brodelt und brennt. Unruhe und Selbsthass…überdeckt durch äussere Härte.
Mein Innerstes war verschlossen, auch für mich. Ich suchte vergeblich nach Gefühlen in mir. Sie wurden damals schon getötet. Ich hielt es für normal. Geduckt vor nicht realen Gefahren ging ich durchs Leben. Immer achtsam, immer auf der Hut vor allem und jedem. Der Schmerz wurde grösser, längst Vergessenes arbeitete in mir weiter und ich merkte es nicht.
Ich trieb mich selbst in die Isolation, sah nicht mehr nach links oder rechts. Wollte nichts mehr wahrnehmen. Es war soweit…ich war allein. War es das, was ich wollte? War ich glücklicher damit?
Ich spüre wieder, wie tief ich verletzt war…und noch heute bin. Wie konnte ich das alles ertragen und trotzdem weiterleben? Wieder weine ich…Tränen der Verzweiflung und der Trauer. Und wieder bin ich auf der Suche nach dem, was ich damals verlor.
Heute, mit mehr Wissen und Reife, gehe ich weiter durch die Nacht. Über die vom fahlen Mondlicht beschienenen Strassen. Jetzt schon mit einigen Antworten auf alte, längst vergessene Fragen.
Nur mein nächtlicher Spaziergang ist noch lange nicht zu Ende…
Off...
12.07.2007