Lieber Axl,
in erster Linie wäre vielleicht wichtig festzuhalten, dass die Philosophie wie in früheren Zeiten, auch heute eine eigenständige Disziplin ist, die ihre Basis und auch ihre Inhalte hat – nur, dass diese sich im Vergleich zu früher, stark verändert haben.
Nicht mehr als so genannte Königsdisziplin auszumachen, liegt es vielleicht an uns, dass wir die Philosophie an der falschen Stelle suchen.
Außerdem findet im täglichen Sprachjargon noch ein sehr ärgerliches Phänomen statt, - ich habe es schon an anderer Stelle erwähnt – man könnte es als eine Art Trivialisierung der Philosophie bezeichnen: Philosophie des Reisens, Philosophie des Zeitungslesens, Philosophie des Essens, etc…
Suggeriert uns das nicht, dass die Philosophie eigentlich gar keine Wissenschaft (korrekt ausgedrückt: Geisteswissenschaft) sei, sondern dass wir alle Philosophen sind?
Ich möchte jetzt nicht nachforschen – aber ich weiß, dass sogar hier im Forum in einigen Threads dies auch behauptet wurde.
Nun, in was besteht die große Veränderung im Bereich der Philosophie – mit anderen Worten: warum suchen wir sie nicht an der Stelle wo sie sich heute eigentlich befindet?
Meines Erachtens ist der Platz den sie heute einnimmt für die breitere Masse (kein guter Ausdruck!) viel wichtiger: die Philosophie ist in den meisten Fällen ein Bindeglied geworden zwischen den unterschiedlichen Disziplinen – und das scheint mir auch sehr logisch, wenn man an die extreme Spezialisierung einzelner Fächer denkt.
Es ist mir schon einige Male geschehen, dass ich Fakten sehr detailliert erklärt gelesen habe – den tieferen Sinn aber erst ganz an anderer Stelle, bei einem Philosophen gefunden habe.
Alle stellen wir uns täglich viele Fragen – aber sind wir, seit Ihr sicher dass Eure Fragestellung überhaupt die richtige ist? Ich persönlich nicht - ich irre mich oft bei der Fragestellung.
Und sehr aktuell, denke ich, dass sich dies auf die völlig undurchsichtige Lage der Finanzmärkte, der Wirtschaftskrise, etc… auch bezieht.
Wir finden zwar die Fakten in unterschiedlichen Zeitschriften – genügt uns das? Eigentlich nicht. Denn nicht die Zahlen oder die Maßnahmen die jetzt getroffen werden würden mich persönlich als Erstes interessieren, sondern das Warum hinter dieser Krise.
Nicht das ökonomische warum, sondern das philosophische.
Liebe Grüße in die diskutierende oder lesende Runde
Miriam
Zusatz: Hallo Reinwiel - wir haben zeitgleich geschrieben, als ich nun deinen Beitrag las, fand ich, dass unsere beiden Texte - eben weil sie andere Facetten des selben Themas behandeln, sich gut ergänzen.