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Sind Parteien ein Relikt aus alten Zeiten?

fusselhirn

Well-Known Member
Registriert
16. Februar 2005
Beiträge
1.702
Bei uns in NRW sind bald Landtagswahlen. Deshalb meine Gedanken. Ich weiss echt nicht was ich wählen soll. Aber das ist eine andere Geschichte.
Ich sehe das die großen dt. Parteien sich dermassen angeglichen habe, das kaum noch zu unterscheiden ist, welche Parole von welcher Partei ist.
Es geht nicht mehr um grundsätzliche Überzeugungen, sondern nur noch um Einzelentscheidungen.
Wobei die Ansichten der Partei je nach Machtverhältnis auch mal wechseln.
Sind deshalb Parteien überholt, es lebe das individuum?
Natürlich beschliesst keine Partei ihren eigenen Tod,
aber ich denke wir hätten die Technik/Medien um heutzutage eine Demokratie der "Kompetenz" zu gründen.

Was haltet ihr von der Idee einer Demokratie ohne Parteien?
Man wählt halt Personen nicht Parteien.
Bitte nicht mit heutigen Wahlen vergleichen, da man heute immer implizit eine Partei wählt auch wenn Personen auf dem Wahlzettel stehen.

Wo seht ihr Vor- und Nachteile?
 
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die Demokratie muss zweierlei berücksichtigen:

das eine ist die Diskussion.
das andere ist die Wahl.


wünschenswert ist.
daß die Parlamentarier miteinander diskutieren,
und daß dann alternative Modelle zur Abstimmung stehen,
die sich in ihrem Schwerpunkt auf bestimmte Argumente der Diskussion beziehen.

jeder weiss, welche Argumente es gibt,
jeder kennt die Stärken und Schwächen der Modelle.

wenn sich nach paar Jahren herausstellt,
daß das mehrheitlich beschloßene Modell nicht richtig funktioniert,
darf sich das Parlament auf eines der alternativen Modelle einigen.

wichtig ist,
daß die Diskussion öffentlich und langsam genug geführt wird.
nur so
können die Wähler (und die Politiker) erkennen,
ob jemand gut oder schlecht argumentiert
bzw.
ob jemand als Volksvertreter (als Mitglied der Parteispitze) taugt

Parteien sollen das Niveau der parteiübergreifenden Diskussion erhöhen.

Parteien sind eigentlich dazu da,
um sich seiner eigenen Argumentation klar zu werden

..............

im deutschen Demokratieapparat gibt es derzeit keine niveauvolle öffentliche Diskussion
(was in nichtöffentlichen Sitzungen besprochen wird, weiss ich nicht)
 
Auch in Österreich gibt es seit längerer Zeit zumindest aus meiner Sichtweise keine wirklich sinnvollen Diskussionen mehr zwischen den Parteien. :fechten:

Angenommen, man würde jetzt für jeden Ministerposten (oder auch andere Regierungsstellen) eine fachlich versierte Person wählen, hat diese Person auch immer eine bestimmte politische Richtung und Haltung, was sich wohl auch in ihrer Argumentation zeigen würde. Da wäre es besser, denke ich, wenn 3 oder sogar 4 verschiedene Fachkräfte gewählt werden würden pro Posten, die sich halt dann zusammenraufen müssen, um sich einig zu werden.

Trotzdem haben wir dann noch immer das "Macht"Problem: Nach einiger Zeit wird es neue Wahlen geben, und am ehesten gewählt wird, wer dem Volk nach dem Mund spricht. Denn das, was das Volk benötigt deckt sich oft nicht mit dem, was das Volk will.

Wirklichen Lösungsansatz kann ich daher in dieser Personenwahl auch keinen erkennen.

Die alten Indianerstämme hatten es da viel einfacher: Der Häuptling wurde direkt vom Stamm versorgt, und so ein kleiner Stamm ist natürlich viel leichter zu überblicken und zu regieren, als heute zB. ein ganzer Staat. Und dieser kleinen Gruppe konnte er auch viel besser klarmachen, was - nach seiner Sicht - gut für sie ist. Da war klarerweise auch noch kein kompliziertes Steuersystem oder ein aufgeblähter Verwaltungsapparat vorhanden. Auch das Wort "arbeitslos" gab es nicht.
Grobe Fehler durfte sich dieser Häuptling jedenfalls nicht erlauben, denn dann wäre er seine Grundversorgung losgewesen und hätte wieder als einfaches Stammesmitglied seine Arbeit verrichten müssen - wenn er nicht überhaupt gleich vom Stamm ausgestoßen worden ist.

Also: Zurück zur Kultur der kleinen Stämme! :D

Friedenspanzer
 
fusselhirn schrieb:
Was haltet ihr von der Idee einer Demokratie ohne Parteien?
Man wählt halt Personen nicht Parteien.
Klingt zunächst verlockend. Das wäre zwar superliberal - birgt aber auch die Gefahr, daß die Kandidaten noch mehr als jetzt nur im puren Eigeninteresse handeln.

Wenn die Parteien ganz abgeschafft würden, müßte jeder Kandidat sich "auf eigene Kosten" bekannt machen, Unterschriften sammeln, um überhaupt zur Wahl zugelassen zu werden, Auftritte selbst organisieren etc. Falls es dafür staatliche Wahlkampfhilfen geben sollte, kommt die Sache vielleicht sehr viel teurer als beim jetzigen System.

Parteien bieten auch den Vorteil, daß bestimmte extreme Positionen bereits in der parteiinternen Diskussion abgeschliffen werden. Eine demokratische Mehrheitsbildung findet so schon im Vorfeld der öffentlichen Diskussion statt. Und es bleibt ja jedem unbenommen, in eine Partei einzutreten und mitzureden.

Ich bin für eine Kompromißlösung: alle von den Parteien aufgestellten Kandidaten einschließlich des BuKa direkt wählen zu können. Damit hätte der Wähler eine viel größere Verantwortung für die Parlamentszusammensetzung als bisher, und könnte sich weniger über "die da oben" beklagen. Weil die den Dialog mit dem Bürger intensiver pflegen müßten.
 
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Nur ein Tipp für die Entscheidung bei der Landtagswahl.
Überlege dir sehr gut wen du wählst. Denn leider kann die Politik viel negertieves zu bewirken als positives. Und die Schlechtesten versprechen sollte man überdenken weil desto schlechter sie einen ansprechen desto ehrlicher werden sie.
 
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