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Sind Kunst und Wahn unzertrennlich?

dom33

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11. November 2003
Beiträge
1
Genie und Wahnsinn liegen oft dicht beieinander, sagt der Volksmund. Meist hat er ja zumindest nicht ganz unrecht........
Es stellt sich die Frage, welche Eigenschaften es denn sind, die einen Künstler aus der Masse hervorheben und welche Eigenschaften es sind, die einen Menschen so verwundbar machen, dass er psychisch krank wird. eine psychische Krankheit ausbricht. Globales Denken, Mitgefühl und Sensibilität bilden möglicherweise den Grundstock für eine Reizoffenheit, die einerseits künstlerische Tätigkeit erst ermöglicht, andererseits die Auslösung einer Krankheit bewirken kann.
Was meint ihr dazu?
 
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Ich gehe mal davon aus, dass Einstein NICHT wahnsinnig war. :D
Ich gehe auch davon aus, dass Goethe es nicht war. Noch andere Beispiele gefällig? Beethoven, Mozart, Bach...
Gewiss, Balzac soff täglich 50 Tassen Kaffee, Hemingway brachte sich mit 61 um, Bukowski musste dauernd meckern und konnte sein ganzes Leben nur im Suff ertragen.
Und Michael Jackson - ich will jetzt mein Statement nicht auf Vorurteile aufbauen, warten wir noch 2 Monate.
Spleenige Besonderheiten, die oft an besonderen Geistesgrößen auffallen, müssen noch lange nicht Ausdruck von Wahnsinn sein. Ausdruck von einer Unfähigkeit, sein Leben frei von Unglück zu gestalten, die er mit besonderen Geistesleistungen kompensiert, gewiss.
Wer in Not lebt, denkt mehr nach. Wer in Not lebt, leidet auch an Sprachlosigkeit und Isolation seiner Gefühle. Wer in Not lebt, sucht Kommunikationsformen über das normale Reden hinaus.
Deswegen ist aber nicht jeder Künstler und nicht jede Geistesgröße ein psychisches Wrack oder gar dem Wahnsinn nahe....

Gysi
 
Ich habe einmal nachgelesen was ausschalggebend für Psychosen ist, es werden bei allen Menschen Hormone ausgeschüttet die im Gehirn ihre Tätigkeiten nachgehen. Es gibt ein Hormon (der Name ist mir entfallen) welches bei Menschen die Kreativität anregt, bei den meisten Menschen ist der Pegel dieses Hormons konstant, bei Künstlern und "Wahnsinnigen" ist der Pegel zu hoch. Zwischen Künstler und Wahnsinniger liegt nur eine hauchdünne Grenze, die oft überschritten wird, weswegen die meisten Künstler auch wärend ihres Lebens an psychischen Störungen "erkranken".
 
wenn künstler, dem volksmund nach, schon wahnsinnig sind, dann so, dass sie es in einer gewissen weise nutzen können als ablösung von gehabtem und herkömmlichem.
wahn ist für mich ein zustand, der sich eher willkürlich und negativ auf das selbst-bewusst-sein auswirkt, und ich weiß nicht, in wie weit ein künstler dann noch 'schaffen' kann, wenn er nicht bloß 'dahinphantasiert'
selbstmorde und wahnsinn bei künstlern kommt wohl eher durch eine sensiblisiertere aufnahme und verarbeitung/auseinandersetzung mit der umwelt zustande...

gruß, k.
 
Hallo kontur,

selbstmorde und wahnsinn bei künstlern kommt wohl eher durch eine sensiblisiertere aufnahme und verarbeitung/auseinandersetzung mit der umwelt zustande...

Da stimme ich Dir zu! Es ist einfach "wahnsinnig" anstrengend, wenn ein Künstler richtig aus sich heraus kommt (siehe van Gogh), das merkt man spätestens, falls man einmal selbst den Kampf mit der lieben Kunst aufnimmt.

fg bine
 
danke für die zustimmung.
ich denke es liegt in der natur der sache als künstler positionen einzunehmen, die vor allem eines als charakteristika aufweisen: abzuweichen. dieser unterschied zur masse muss dem künstler bei seiner reflektion unweigerlich auch bewusst werden, was dazu führt, dass viele künstler/denker zur realität eben einen anderen bezug haben.
k
 
Hallo kontur,
abzuweichen. dieser unterschied zur masse muss dem künstler bei seiner reflektion unweigerlich auch bewusst werden

Manch ein Künstler macht sich jedoch auch eben dieses Abweichen zum Thema - nimm Cindy Sherman: sie ist innerhalb ihrer Kunst jeder der grauen Masse, schlicht nur nicht sie selbst, und kehrt genau dadurch, dass sie absolut nicht abweicht, sich heraus.

Wahrscheinlich ist das jedoch nur eine Bedeutungsverkehrung Deiner These- verstehe sie selbst, wie Du sie verfasst hast, wohl richtig.

Kann man einen schmalen Weg zwischen Kunst und Wahnsinn gehen ohne doch irgendwie wahnsinnig zu werden?
Habe arge Probleme damit.

lg bine
 
Dass Künstler generell auch wahnsinnig sind, glaube ich nicht, aber dass Künstler eher sehr sensible Menschen sind, schon. Überdurchschnittlich sensible Menschen können sicher eher an ihrer Umwelt zerbrechen als Menschen, die in dieser Hinsicht abgebrühter sind. Künstler haben allerdings immer noch die Kunst, in die sie sich eventuell retten können, andere haben vielleicht nichts, was sie vor dem Zerbrechen bewahren könnte.
 
diogenes schrieb:
Künstler haben allerdings immer noch die Kunst, in die sie sich eventuell retten können, andere haben vielleicht nichts, was sie vor dem Zerbrechen bewahren könnte.

hallo allerseis! :jump1:
... parallel zu dieser überlegung: "Der Gedanke an Selbstmord ist ein starkes Trostmittel: mit ihm kommt man gut über manche böse Nacht hinweg." [Nietzsche, Jenseits v Gut u Böse, 157]
Der selbe Gedanke wurde von Hesse im Tractat vom Steppenwolf aufgegriffen. Mir ist damals (als ichs gelesen hab) in den Sinn gekommen, dass vielleicht viele Künstler Selbstmörder sein können... denn selbige bringen sich ja bekanntlich nicht oder nur bis auf ausnahmen um.
jetzt bleibt nur noch zu klären, was obiger "volksmund" unter "wahnsinn" versteht. im eigentlichen sinne der wortbedeutung ist es ein wahn der sinne, eng verwandt mit irrsinn. also mag das volk die ursache "komischen", "unbürgerlichen" verhaltens in einer verzerrung des verstandes und der auffassungsgabe gesucht haben. und eben das ist doch eigentlich bei den meisten künstlern der fall. künstler haben eigentlich immer eine von der bürgerlichen verschiedene sicht der dinge. nur so kann man auch neues, interessantes überhaupt erst entwickeln.
ich für meinen teil hab auch mal darüber nachgedacht, dass man, um künstler zu sein, sich von der bürgerlichkeit abheben muss, um genauer beobachten zu können... denn: seine eigene stimme hört man erst richtig, wenn man sie von aussen hört. die kunst liegt darin, seine perspektive zu ändern. an dieser loslösung auch von der kindheit, an diesem bruch mit dem vertrauten scheiterten eben so viele künstler.
dass der volksmund dafür nur ein wort hat, obwohl es so viele arten von wahnsinn gibt, ist ja sache des volksmundes.

was für mich noch zu klären bliebe ist die frage der kausalität.
werden nun künstler ob ihres genies wahnsinnig oder werden wahnsinnige aufgrund ihrer wahnsinnigkeit künstler... und wohl von allem ein bisschen, hä?

grüße!
 
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gute kreative künstler sind in der regel überhaupt nicht wahnsinnig, sondern nehmen ganz im gegenteil wesentlich mehr wahr als der dumpfe normalbürger und sind wach in der gegenwart:
deswegen können sie auch noch kreieren, emotionen wecken nach belieben und ideen qualitätvoll vermitteln!!
dass man "verrückt sein muss, um ein guter künstler zu sein", ist einfach eine falsche idee.
die fatalen folgen dieser weitverbreiteten idee sieht man heute oft am verhalten von 'künstlern', die denken, möglichst verrückt erscheinen und sein zu müssen, um als solche akzeptiert zu werden - dementsprechend zerstörerisch sind auch ihre werke.
 
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