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Seit wann küsst man Frösche?

FritzR

FritzR

Active Member
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6. Oktober 2008
Beiträge
2.809
Da ist nun wieder so ein Walt Disney Film unterwegs.

Ihr wisst schon: Walt Disney, der Ober- und Hauptverhunzer europäischer Kulturleistungen!

Wer aber bei den Grimms das Märchen vom Froschkönig noch eigenäugig gelesen hat, der wird sich errinnern.
Nix mit küssen und Küssen!

Die ekle Dame pfeffert den Frosch an die Wand!

Da packte sie ihn mit zwei Fingern, trug ihn hinauf und setzte ihn in eine Ecke. Als sie aber im Bett lag, kam er gekrochen und sprach: »Ich bin müde, ich will schlafen so gut wie du: heb mich herauf, oder ich sag's deinem Vater.« Da ward sie erst bitterböse, holte ihn herauf und warf ihn aus allen Kräften wider die Wand. »Nun wirst du Ruhe haben, du garstiger Frosch.«
Als er aber herabfiel, war er kein Frosch, sondern ein Königssohn mit schönen und freundlichen Augen.

Nun aber die Frage: Seit wann schmeißt man Frösche nicht mehr an die Wand, sondern küsst sie?

Ich entsinne mich auch noch eines Witzes.

Ein junger Mann geht so seines Weges. Da sieht er einen Frosch, der sagt:
Ich bin eigentlich eine Prinzessin; küss mich und ich bin erlöst!
Der junge Mann nimmt den Frosch auf und steckt ihn in die Tasche und geht weiter.
Nach einiger Zeit drängt die Froschprinzessin: Was ist? Küss mich doch endlich!
Sagt der Junge: Nee! Prinzessinen sind fad! Aber ein sprechender Frosch! Das is cool!

Von wegen der Froschküsserei habe ich übrigens Wilhelm Busch im Verdacht.
=> Die beiden Schwestern!

Kennt jemand ältere Stellen?

Gruß Fritz
 
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AW: Seit wann küsst man Frösche?

Ich nicht!
Aber dafür kenne ich die Geschichte von den 3 Fröschen, die in einen Topf mit flüssiger Sahne gefallen sind ...:lachen::lachen::lachen:
 
AW: Seit wann küsst man Frösche?

Hi Fritz! :)

Darauf weise ich seit Jahrzehnten immer wieder hin, wenn die Rede auf 's Frosch küssen kommt. :D
Eine ältere Version als die bei den Brüdern Grimm kenne ich allerdings auch nicht.
Hm, Märchen drücken ja etwas über die psychische Dimension einer Kultur aus. Vielleicht drückt sich in dem Frosch küssen ja ein Paradigmenwechsel aus. Man erlöst nicht mehr durch Bestrafung und Gewalt, sondern durch Verständnis und Liebe.


LG

EarlyBird :)
 
AW: Seit wann küsst man Frösche?

FritzR schrieb:
Da ist nun wieder so ein Walt Disney Film unterwegs.

Ihr wisst schon: Walt Disney, der Ober- und Hauptverhunzer europäischer Kulturleistungen!
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Immerhin mit der ersten "Schwarzen" Hauptfigur in der Geschichte des Trickfilms..;)
Wer aber bei den Grimms das Märchen vom Froschkönig noch eigenäugig gelesen hat, der wird sich errinnern.
Nix mit küssen und Küssen!
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Ich erinnere mich ganz anders: Dem zickigen Prinzesschen fällt beim Spielen eine goldene Kugel in den Brunnen,vom Brunnengrund quakt es: " du bekommst die Kugel wieder,wenn du mich dafür küsst". Und so geschieht es auch..dann passieren dem Mädel noch ein paar Missgeschicke ,der Frosch hilft wieder und lässt sich dafür knutschen..erst am Ende wird er so dreist,dass er den Wunsch äußert,mit ins warme Bettchen genommen zu werden und dann erst -und zu Recht! wer will schon einen nassen Frosch in der Falle?-wirft sie das eklige Tier an die Wand...

Und wenn sie nicht gestorben sind,so streiten sie sich heute um die Aufteilung des Reiches und über die Höhe des Unterhalts für die gemeinsamen Kinder..;)

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AW: Seit wann küsst man Frösche?

Die älteste Fassung ist von 1812.

Wie sie so klagte, steckte ein Frosch [2] seinen Kopf aus dem Wasser und sprach: „Königstochter, was jammerst du so erbärmlich?“ – „Ach, sagte sie, du garstiger Frosch, was kannst du mir helfen! meine goldne Kugel ist mir in den Brunnen gefallen.“ – Der Frosch sprach: „deine Perlen, deine Edelgesteine und deine Kleider, die verlang ich nicht, aber wenn du mich zum Gesellen annehmen willst, und ich soll neben dir sitzen und von deinem goldnen Tellerlein essen und in deinem Bettlein schlafen und du willst mich werth und lieb haben, so will ich dir deine Kugel wiederbringen.“ Die Königstochter dachte, was schwätzt der einfältige Frosch wohl, der muß doch in seinem Wasser bleiben, vielleicht aber kann er mir meine Kugel holen, da will ich nur ja sagen; und sagte: „ja meinetwegen, schaff mir nur erst die goldne Kugel wieder, es soll dir alles versprochen seyn.“
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Aus http://de.wikisource.org/wiki/Der_Froschkönig_oder_der_eiserne_Heinrich_(1812)


Da steht erst mal nix von küssen! Das kommt erst, als der Frosch sich schon in den Prinzen zurückverwandelt hat!
 
AW: Seit wann küsst man Frösche?

EarlyBird schrieb:
Die älteste Fassung ist von 1812.
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Danke! Du nimmst mir Arbeit ab.

Doch will ich es gern nochmals untermauern:

Der Froschkönig oder der eiserne Heinrich
In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein König, dessen Töchter waren alle schön, aber die jüngste war so schön, daß die Sonne selber, die doch so vieles gesehen hat, sich verwunderte, sooft sie ihr ins Gesicht schien. Nahe bei dem Schlosse des Königs lag ein großer dunkler Wald, und in dem Walde unter einer alten Linde war ein Brunnen; wenn nun der Tag recht heiß war, so ging das Königskind hinaus in den Wald und setzte sich an den Rand des kühlen Brunnens; und wenn sie Langeweile hatte, so nahm sie eine goldene Kugel, warf sie in die Höhe und fing sie wieder; und das war ihr liebstes Spielwerk.

Nun trug es sich einmal zu, daß die goldene Kugel der Königstochter nicht in ihr Händchen fiel, das sie in die Höhe gehalten hatte, sondern vorbei auf die Erde schlug und geradezu ins Wasser hineinrollte. Die Königstochter folgte ihr mit den Augen nach, aber die Kugel verschwand, und der Brunnen war tief, so tief, daß man keinen Grund sah. Da fing sie an zu weinen und weinte immer lauter und konnte sich gar nicht trösten. Und wie sie so klagte, rief ihr jemand zu: »Was hast du vor, Königstochter, du schreist ja, daß sich ein Stein erbarmen möchte.« Sie sah sich um, woher die Stimme käme, da erblickte sie einen Frosch, der seinen dicken häßlichen Kopf aus dem Wasser streckte. »Ach, du bist's, alter Wasserpatscher«, sagte sie, »ich weine über meine goldene Kugel, die mir in den Brunnen hinabgefallen ist.« »Sei still und weine nicht«, antwortete der Frosch, »ich kann wohl Rat schaffen, aber was gibst du mir, wenn ich dein Spielwerk wieder heraufhole?« »Was du haben willst, lieber Frosch«, sagte sie, »meine Kleider, meine Perlen und Edelsteine, auch noch die goldene Krone, die ich trage.« Der Frosch antwortete: »Deine Kleider, deine Perlen und Edelsteine, und deine goldene Krone, die mag ich nicht; aber wenn du mich liebhaben willst, und ich soll dein Geselle und Spielkamerad sein, an deinem Tischlein neben dir sitzen, von deinem goldenen Tellerlein essen, aus deinem Becherlein trinken, in deinem Bettlein schlafen: wenn du mir das versprichst, so will ich hinuntersteigen und dir die goldene Kugel wieder heraufholen.« »Ach ja«, sagte sie, »ich verspreche dir alles, was du willst, wenn du mir nur die Kugel wiederbringst.« Sie dachte aber: Was der einfältige Frosch schwätzt, der sitzt im Wasser bei seinesgleichen und quakt und kann keines Menschen Geselle sein.

http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=969&kapitel=98&cHash=b2042df08bfrosch#gb_found

Definitiv: Nix mit Küssen!

Hier wird auch deutlich, dass die Prinzessin nicht daran dachte, dem Frosch ihr Versprechen zu halten.
Also nicht nur ungeschickt, auch eingebildet und leichtfertig und wortbrüchig! Und kriegt trotzdem den Prinzen!

Und was die "Schwarze" bei Disney angeht! Nach einem schwarzen Präsidenten - und der gleich noch mit Nobelpreis! - ist eine schwarze Trickfilmhauptperson auch kein so großer Aufreißer mehr.

Gruß Fritz
 
AW: Seit wann küsst man Frösche?

Die Disney Weichspülerei und Verfälschung ist mir schon öfters sauer aufgestoßen. Andere Beispiele:
Arielle, die Meerjungfrau
Pocahontas
Der Glöckner von notre dame
Hercules
etc...

Bin gespannt, wie sie demnächst Rapunzel verhunzen werden.

Ich habe hier eine alte Ausgabe von Grimms Hausmärchen. Ich komme jedesmal ins stocken wenn ich meinen Neffen daraus vorlese. Abgeschlagene Köpfe und andere abgetrennte Gliedmaßen, grausame Morde(richtige Splatterblutbäder), Entführung, Kannibalismus.. ganz schön krasses Zeug. Ich lese Ihnen jetzt aus anderen Büchern vor.
 
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