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schwachsinnige Gesetze

Claus

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Registriert
5. August 2005
Beiträge
3.673
aus einem TV bericht:

ein deutsches Ehepaar will ein beim Erdbeben in Pakistan verwaistes Kind adoptieren.
Geht nicht, die Gesetze verbieten das .
Was könnte diesem Kind besseres widerfahren, als daß es in eine deutsche familie integriert wird mit allen damit verbundenen Chancen als deutscher Staatsangehöriger in Wohlstand aufzuwachsen?

Wissen denn unsere Gesetzesmacher überhaupt, welchem schlimmen Schicksal ein Waisenkind in dieser Region ausgestzt ist?

Eins von vielen Beispielen, wo sich der Durchschnittsbürger an den Kopf faßt.

claus
 
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Claus schrieb:
aus einem TV bericht:


Was könnte diesem Kind besseres widerfahren, als daß es in eine deutsche familie integriert wird mit allen damit verbundenen Chancen als deutscher Staatsangehöriger in Wohlstand aufzuwachsen?



claus

Lieber Claus, ich wage es zu bezweifeln ob dem Kind aus dieser Region mit einer Integration in Deutschland / Europa geholfen ist.
Schon mal drüber nachgedacht ob Kinder in Dritte-Welt Ländern trotz ihren Lebensumständen glücklich sind ?
Ist ein Kind dadurch glücklicher wenn es im Wohlstand / Überfluss aufwächst ?
Bei uns im Europa sind die Menschen bereits glücklich, wenn sich nicht unglücklich sind !
 
Leider erhalten wir unser erhabenes Wesen mit so einer Adoption aufrecht. Einerseits unterstützen wir unseren "Gönnercharakter",was sicher eher uns selbst dient, als den Menschen dort...andererseits festigen wir damit die Ideotie, dass es uns besser gänge als den Menschen dort. Menschen suchen vermutlich immer nach Bestätigungen ihrer lebensweise. Aus diesem Grunde bin ich nicht dafür, Kinder aus ihrer Heimat nach dem kalten und seelenmordenden Deutschland zu holen.Was wäre, wenn das Kind sagen würde, es wolle nach 3 Jahren wieder heim...wäre es dann schlimmer, dass das Kind seiner verlorenen Heimat nachtrauert oder wäre es schlimmer, dass die gottesgleichen Helfer in ihrer Großmütigkeit erschüttert würden. Hört sich bestimmt zornig an, was ich sage, aber ich zweifle daran, dass wir das Recht haben, Menschen zu uns holen. Unser guter Wille ist möglicherweise eine Selbstbeweihräucherung.

So lange wir das Leid HIER nichtmal sehen wollen, geschweige denn heilen, sehe ich das helfen auf solch eine Weise eher als "Imagepflege", denn als Frucht einer menschlichen Lebensweise. Ich kann mich täuschen.

Bernd
 
Hallo Bernd und Fatboy!

Apropos kalt und seelenlos: Ich finde Eure Antworten am Rande des Zynismus und ein Beispiel "gönnerhafter" Romantisierung der ärmeren Länder.
Es geht hier nicht um den Gegensatz von irgendwie ursprünglicher Lebensweise versus technisiertem Wohlstand; es geht um ein Leben, dem Armut, Hunger, Prostitution, früher Tod durch Krankheiten usw. droht. Dies zu verklären ist wirklich in hohem Maße ignorant.
Ein Freund von mir arbeitete in Ghana und ich fragte ihn, ob die Leute da nicht fröhlicher sein. Er konnte bei dieser Frage nur milde lächeln anhand einer 50%igen Sterberate bis zum Alter von 20, anhand einer riesigen Aidsrate, anhand der Tatsache, dass es den Leuten am Nötigsten fehlt.

Ich kenne in Deutschland genug warmherzige Menschen und halte es für ein unhaltbares Vorurteil, dass hier Kaltherziglkeit vorherrscht.
Was das Gesetz betrifft, kenne ich die Hintergründe nicht und erlaube mir kein Urteil; auch verschweige ich nicht, dass es bei Adoption zu falschen Vorstellungen und unglücklichen Konstellationen kommen kann; es ist aber bei diesem Thema differenzierte Betrachtungsweise angezeigt und keine kaltherzigen Pauschalurteile!
 
Pardon Fatboy, dass ich dich in meinem Beitrag zuvor abgeurteilt habe: Der Ausdruck "seelenmordendes Deutschland" war ja nicht von dir.

Ich fahre jeden Morgen in der S-Bahn durch Berlin. Da ist kein Lachen und Tanzen, kein Herzen und Umarmen. Aber sind das alles Seelenmörder? Wer maßt sich an, diesen Menschen pauschal Gefühl und Mitmenschlichkeit abzusprechen?
Jede Kultur drückt sich anders aus. In asiatischen Ländern ist Gefühlsausdruck verpönt, die Menschen wirken unbewegt. Sind sie in deinem Urteil, Bernd, dann seelenlos? Oder bringt nicht jede Kultur auf ihre Weise Feinsinniges und Mitmenschliches hervor?

Hat jemand von Euch mit Kindern zu tun in Deutschland? Ich ja. Da erfahre ich Fröhlichkeit, Lachen und Liebe in großer Menge.
Bestimmt mehr als bei den Cliquen von Straßenkindern, die in Pakistan oder Indien systematisch als Bettler durch die Straßen getrieben werden. Deren Seelen sind bestimmt nicht unbeschädigt!
Ein gutes Bild, wie in Indien mit Menschen aus den ärmeren Schichten verfahren wird, gibt der Roman "Vishnus Tod", dabei durchaus sensibel und humorvoll beschreibend.
Ich wiederhole: Wer eine Region, ein Land pauschal als seelenmordend bezeichnet, sollte in sich selbt schauen, was mit ihm passiert ist, dass er den Menschen neben sich, seinen Nachbarn, seine Bekannten und Freunde dermaßen aburteilt.
 
Mit welchen Argumenten wird denn das Verbot einer solchen Adoption, wie von Claus im ersten Beitrag erwähnt, begründet? Es irritiert mich ein wenig, dass gerade darüber geredet wird, was sowieso nicht möglich ist.

Was mir auch auffällt: Einerseits gibt es in D (und auch in Ö) ziemliche Vorbehalte gegen Ausländer, andererseits sollten diese "armen Kinder" vom anderen Ende der Welt hierhergeholt werden, um sie zu retten und zu schützen. Ist das nicht ein gewisser Widerspruch?

Sicher kann man das alles nicht in einen Topf werfen, aber es erscheint mir betrachtenswert.

herzlich
lilith
 
lilith51 schrieb:
Was mir auch auffällt: Einerseits gibt es in D (und auch in Ö) ziemliche Vorbehalte gegen Ausländer, andererseits sollten diese "armen Kinder" vom anderen Ende der Welt hierhergeholt werden, um sie zu retten und zu schützen. Ist das nicht ein gewisser Widerspruch?

Hallo Lilith,

ich würde sagen, es ist ein Paradox, nicht direkt ein Widerspruch ;)
Die pauschal auf Ausländer schimpfen, sind selten die, die adoptieren. Allerdings haben die, die adoptieren, manchmal auch Probleme mit der Ausländerfeindlichkeit.
Ich streite nicht ab, dass es manchmal ein Luxus, eine Bedürfnisbefriedigung darstellt, Kinder zu adoptieren. Aber haben wir nicht in vielen Threads festgestellt, dass im Prinzip alles egoistisch ist?
Ich denke, das Leben ist generell ein Glücksspiel, wo und unter welchen Bedingungen du auf die Welt kommst, welche Möglichkeiten du hast, ist Glück - kein Schicksal.
Dieses Glücksspiel ein wenig zu manipulieren finde ich nicht generell verwerflich - mir persönlich wäre es aber ein wenig unheimlich.
Die armen Kinder würde ich aber nicht in Anführungsstriche setzen. Sie sind nicht nur meistens arm , sondern auch oft vom schnellen und frühen Tod bedroht.
 
P.S:
Ich behaupte nicht, dass die Glücksaussichten nach Adoption in den reichen Westen generell besser wären. Pauschalisieren ist Unsinn.

Übrigens, noch ein Paradox:
Westeuropäer fahren zum indischen Guru, um das Glück zu suchen...indische Kinder sollen es bei deutschen Adoptiveltern finden - die dann wieder zum Guru nach Indien fahren, um... ;)
 
Für mich war vor allem der Aspekt des Darüber-Diskutierens, was hier richtig bzw. falsch ist, ausschlaggebend.

Solche Diskussionen, wo keiner genau weiß, worum es eigentlich konkret geht, machen mich immer ein bisschen kribbelig.

Wenn Claus meint:
Wissen denn unsere Gesetzesmacher überhaupt, welchem schlimmen Schicksal ein Waisenkind in dieser Region ausgestzt ist?
dann fehlt mir einfach seine Antwort darauf. Ich weiß nämlich nicht, welches Schicksal dieses Kind dort hat. Ich weiß nicht, ob es noch Tanten und Onkel oder Freunde gibt, die dieses Kind auch aufnehmen könnten. Ich weiß auch nicht, ob einem Kind so ein massiver Wechsel der Lebensumstände gut tut.

Deswegen frage ich ja auch nach den Argumenten der Gesetzgeber. Die haben sich ja (hoffentlich) ein wenig mit diesen Fragen beschäftigt.

Sich an den Kopf zu fassen bringt mMn keine Klarheit in dieses Thema. Auf diese Weise erscheint mir eine Debatte darüber ziemlich unproduktiv.
Denn wenn wir noch 17 Seiten lang die Vor- und Nachteile dieses Gesetzes diskutieren, werden wir nur feststellen, dass jeder aus seiner Sichtweise irgendwie recht hat, das Gesetz besteht trotzdem weiter. Oder nicht?

Welche Motivation die potentiellen Adoptiveltern haben, ist ja noch gar nicht angesprochen worden.

Wir könnten aber auch Kinder aus Ländern adoptieren, wo das Gesetz nichts dagegen hat.

Robin schrieb:
Die armen Kinder würde ich aber nicht in Anführungsstriche setzen. Sie sind nicht nur meistens arm , sondern auch oft vom schnellen und frühen Tod bedroht.
Anführungsstriche deswegen, weil ich dem Wörtchen "arm" ein wenig misstraue. Nicht weil Kinder nicht wirklich in lebensbedrohlichen Verhältnissen leben, sondern weil da mitschwingt, dass wir beurteilen können, wie froh sie sein müssten, wenn sie bei uns leben könnten. So in etwa, wie es auch Bernd schon angesprochen hat. Als ob materieller Wohlstand allein glücklich machen würde, auch wenn er natürlich das Überleben sichern kann.


herzlich
lilith
 
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lilith51 schrieb:
Deswegen frage ich ja auch nach den Argumenten der Gesetzgeber. Die haben sich ja (hoffentlich) ein wenig mit diesen Fragen beschäftigt.
Die Hürden für Adoption sind in der Regel recht hoch, was wahrscheinlich aus einer Abwägung von INteressen und Gefahren entstand. Ich habe keinen direkten Grund daran zu zweifeln, dass die Gesetze meist gut durchdacht sind. Wobei man hört, dass zum Beispiel schwul-lesbische Paare beanachteiligt sind, was so manche erregt
Anführungsstriche deswegen, weil ich dem Wörtchen "arm" ein wenig misstraue. Nicht weil Kinder nicht wirklich in lebensbedrohlichen Verhältnissen leben, sondern weil da mitschwingt, dass wir beurteilen können, wie froh sie sein müssten, wenn sie bei uns leben könnten. So in etwa, wie es auch Bernd schon angesprochen hat. Als ob materieller Wohlstand allein glücklich machen würde, auch wenn er natürlich das Überleben sichern kann.
Bis du denn auch Bernds Meinung, dass adoptierte Kind in einem "seelenmordenden" Deutschland nur verlieren könnten? Meinst du, dass eine solche Ausdrucksweise dem Thema weiterhilft?

Der grundsätzliche Sinn einer Adoption ist es, Waisen oder Kindern, die von ihren Eltern abgewiesen wurden, ein Elternhaus zu verschaffen. Hierfür gibt es sowohl positive wie auch negative Beispiele. WIe man in spiegel online nachlesen kann, ist die Lage in den bedrohten Gebieten katastrophal. Dem gegenüber Deutschland als Horrorland zu verkaufen, ist verrückt.

Wenn man an die Idee der Multikulturalität glaubt, muss man sie auch in beide alle Richtungen zulassen. Sie bedeutet nicht immer nur, weg vom "technisierten, kalten Westen" in die "gute, authentische Fremde".
 
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