Uni kündigt Schufa-Vertrag zur Facebook-Ausforschung
Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut wird nicht mehr versuchen, der Schufa zu helfen, für das Scoring Daten aus sozialen Netzwerken zu extrahieren. Die Presseerklärung vom 1. April 2012 wurde vom Server der Uni gelöscht.
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Das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) hat unter öffentlichem Druck den Vertrag gekündigt, der zur Ausforschung von Daten in sozialen Netzwerken mit der Schufa geschlossen wurde.
"Den mit der Schufa Holding AG bestehenden Vertrag über eine Zusammenarbeit bei der Grundlagenforschung rund um technische Verarbeitung öffentlicher Web-Daten hat das Hasso-Plattner-Institut (HPI) heute gekündigt." Angesichts mancher Missverständnisse in der Öffentlichkeit über den vereinbarten Forschungsansatz und darauf aufbauender Reaktionen könne ein solches wissenschaftliches Projekt nicht unbelastet und mit der nötigen Ruhe durchgeführt werden, erklärte HPI-Direktor Christoph Meinel.
Laut Dokumenten, die NDR Info vorliegen, sollten Kontakte von Facebook-Mitgliedern herangezogen werden, um Rückschlüsse auf die Kreditwürdigkeit zu ziehen. Untersucht werden könne auch, ob die Schufa über Facebook-Profile oder Zugänge zum Kurznachrichtendienst Twitter "Adressen und insbesondere Adressänderungen" ermitteln könne. Möglich sei auch die "automatisierte Identifikation von Personen öffentlichen Interesses, Verbraucherschützern und Journalisten". Es gehe darum, "Chancen und Bedrohungen für das Unternehmen zu identifizieren und zu bewerten", erklärte die Schufa.
Schufa: "Zahl der Freunde mal Herkunft der Arbeitskollegen"
Die FDP-Innenexpertin Gisela Piltz sagte dazu: "Zahl der Freunde mal Herkunft der Arbeitskollegen plus Farbe der Hausfassade minus Musikgeschmack und das Ganze dann noch multipliziert mit Kontodaten, Versicherungsverträgen und Ratenzahlungsvereinbarungen - ein solches Szenario darf nicht Realität werden."
Das Institut hatte zum 1. April 2012 ein Forschungsprojekt mit dem Namen "Schufa-Lab@HPI" eingerichtet, das auch öffentlich im Internet angekündigt war. Das Dokument wurde nun aus dem Web entfernt.