oktoberwind
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Sapere aude - Ein Plädoyer gegen die herrschende Dummheit
Selbst wenn es sicherlich ironisch gemeint war, was Erasmus von Rotterdam in seinem “Lob der Torheit” schrieb, ein Körnchen Wahrheit kann man ihm nicht absprechen, “dass die christliche Religion offensichtlich eine gewisse Verwandtschaft zur Torheit hat, dagegen weit weniger mit der Weisheit übereinstimmt”. Solange das Denken gefangen bleibt in religiösen Vorstellungen - gleich welcher Provenienz - wird der Schritt aus der Dummheit heraus nie gelingen.
Aufklärung ist ein Akt gegen die religiöse Vormachtstellung. Der viel beschworene “Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ - definiert als „das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines Anderen zu bedienen“ - muss Massstab menschlicher Entwicklung bleiben.
Die uneingeschränkt gültige Forderung danach wird auch im zwanzigsten Jahrhundert aufrecht erhalten. Zu Anfang durch den berühmten Aphorismus Einsteins: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
In der Literatur findet dieses Wissen Niederschlag beispielsweise in Heinrich Manns Roman über die “Jugend des Königs Henri IV.”, eines historischen Romans, dem Mann unverkennbar zeitgenössische Züge einbaut. Im Kapitel “Fama” lässt er Montaigne auftreten mit der Devise: “Das muss man wissen: wer denkt, soll handeln, und nur der. Dagegen gibt es das sittlich Ungeheure außerhalb der Grenzen der Vernunft. Das ist die Sache der Unwissenden, die gewalttätig werden durch ihre ausschweifende Dummheit.”
Und noch Alexander Mitscherlich fand es notwendig, in seiner Dankesrede zum Friedenspreis des deutschen Buchhandels 1969 “Feindseligkeit und hergestellte Dummheit” thematisieren zu müssen, weil die “unausrottbare Dummheit” einer der Faktoren sei, der den Weg zu einer friedlicheren Entwicklung versperre. Er spricht aber von einer “anerzogenen Dummheit” und meint damit eine “durch Erziehung zu Vorurteilen herbeigeführte Dummheit”. Sein Schlusssatz lautet: “Wie die Welt auch aussehen mag, bewohnbar wird sie nur bleiben, solange wir Glück und Unglück des Einzelnen nicht aus dem Auge verlieren”.
Selbst wenn es sicherlich ironisch gemeint war, was Erasmus von Rotterdam in seinem “Lob der Torheit” schrieb, ein Körnchen Wahrheit kann man ihm nicht absprechen, “dass die christliche Religion offensichtlich eine gewisse Verwandtschaft zur Torheit hat, dagegen weit weniger mit der Weisheit übereinstimmt”. Solange das Denken gefangen bleibt in religiösen Vorstellungen - gleich welcher Provenienz - wird der Schritt aus der Dummheit heraus nie gelingen.
Aufklärung ist ein Akt gegen die religiöse Vormachtstellung. Der viel beschworene “Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit“ - definiert als „das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines Anderen zu bedienen“ - muss Massstab menschlicher Entwicklung bleiben.
Die uneingeschränkt gültige Forderung danach wird auch im zwanzigsten Jahrhundert aufrecht erhalten. Zu Anfang durch den berühmten Aphorismus Einsteins: „Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.“
In der Literatur findet dieses Wissen Niederschlag beispielsweise in Heinrich Manns Roman über die “Jugend des Königs Henri IV.”, eines historischen Romans, dem Mann unverkennbar zeitgenössische Züge einbaut. Im Kapitel “Fama” lässt er Montaigne auftreten mit der Devise: “Das muss man wissen: wer denkt, soll handeln, und nur der. Dagegen gibt es das sittlich Ungeheure außerhalb der Grenzen der Vernunft. Das ist die Sache der Unwissenden, die gewalttätig werden durch ihre ausschweifende Dummheit.”
Und noch Alexander Mitscherlich fand es notwendig, in seiner Dankesrede zum Friedenspreis des deutschen Buchhandels 1969 “Feindseligkeit und hergestellte Dummheit” thematisieren zu müssen, weil die “unausrottbare Dummheit” einer der Faktoren sei, der den Weg zu einer friedlicheren Entwicklung versperre. Er spricht aber von einer “anerzogenen Dummheit” und meint damit eine “durch Erziehung zu Vorurteilen herbeigeführte Dummheit”. Sein Schlusssatz lautet: “Wie die Welt auch aussehen mag, bewohnbar wird sie nur bleiben, solange wir Glück und Unglück des Einzelnen nicht aus dem Auge verlieren”.