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Rousseau - Außenseiter der Aufklärung

AW: Rousseau - Außenseiter der Aufklärung

1. warum keine Psychologie?

ich habe damit

1) die Statistiker (die Exoteriker),
die ihre Patienten in Legebatterien wegsperren
und mit Medikamenten volldröhnen

und

2) die Psychoanalytiker (die Esoteriker),
die irgendetwas in der Tiefe zu finden glauben,
was dann der Patient als Alibi verwendet

gemeint.

richtig wäre es meiner Ansicht nach,
den Patienten zu begleiten
und diesem/r in Echtzeit zu zeigen,
wenn er/sie über die Strenge geschlagen hat,
so daß nach einer Lernphase
ein besonderes, aber eben normales Leben wieder möglich wird

2. warum mein Text?

da es von Rousseau zu viel Text gibt,
haben ihn nur die wenigsten komplett gelesen

die Zusammenfassung bei wikipedia fand ich gelungen,
daher habe ich wikipedia und nicht Rousseau zitiert

interessant, was alles so bei wikipedia steht!

und wie stehst du zu dieser "verwilderung" des menschenbildes, scilla?

Rousseau hat sich zu einem Themenkomplex geäußert,
zu dem auch ich mich schriftlich geäußert habe
 
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AW: Rousseau - Außenseiter der Aufklärung

gut, das war zum wesen des menschen,

aber micht interessiert besonders deine haltung zu rousseaus' auffassung vom besten staatssystem, eigentlich einer direkten demokratie, die er ja in genf live miterlebt hat.

aber er erkennt selber, dass sie nur bei kleineren staaten zu realisieren ist;
für die großen empfiehlt er die monarchie, da so nur einer herrscht, und nicht wie bei einer aristokratie/oligarchie mehrere den staat ruinieren und noch einen größeren verwaltungsapperat aufbauen.
 
AW: Rousseau - Außenseiter der Aufklärung

muss ich erst nachschauen
(dauert paar Tage)

'Geschichte der politischen Ideen'

und vielleicht habe ich noch mehr
 
AW: Rousseau - Außenseiter der Aufklärung

wusstet ihr, dass rousseau auch musiktheoretiker war?

nur deshalb bat diderot ihn, an der enzyklopädie mitzuwirken, was er aber schnell wieder bereute, da rousseau in vielen dingen (erziehung, staatsform, kritik am ancien regime) eine andere meinung als er besaß.

rousseau war das, was man heute einen revoluzzer nennen würde:
er lebte über 25 jahre mit einer frau in einer freien ehe, also eher lebensabschnittgefährtin, außerdem war er vom katholizismus zum calvinismus konvertiert, was sicher auch einen erheblichen einfluss auf seine schriften hatte.

war nur so zur information, ich hoffe scilla kommt bald wieder!:)
 
AW: Rousseau - Außenseiter der Aufklärung

rousseau war das, was man heute einen revoluzzer nennen würde:

ROUSSEAU hat zwischen einem Gemeinwillen und einem Gesamtwillen unterschieden.

Der Gesamtwille (volunte te tous) entspricht der Eigensucht (amour propre) wie der Gemeinwille (volunte general) der Selbsterhaltung (amour de soi).

Die einzelnen Mitglieder heißen Bürger (citoyen), insofern sie an der Souveränität* teilhaben,
Untertanen, insofern sie den Gesetzen unterworfen sind.

Souveränität besteht in der Gesetzgebung, in allgemeinen Beschlüssen des Volkes über sich selbst.

Allerdings benutzt jede Regierung ihren ... [Willen] ... nicht nur zum Vollzug des Gemeinwillens,
sondern auch zur Durchsetzung ihrer kollektiven Sonderinteressen [= volunte te tous] gegen den Gemeinwillen [= volunte general].

ROUSSEAU geht letztendlich davon aus, daß es mit dem Menschen abwärts gehen muss.

Die eigentliche Frage, wie demgegenüber das Naturrecht helfen könnte,
hat ROUSSEAU offenbar nicht beantwortet.

Die Ausarbeitung der Grundformel: Wille Gottes = Naturrecht = Moral = Wahrheit zu einem alle menschlichen Wissensgebiete umfassenden System war Ziel und Leistung des WOLFFschen Denkens

Christian WOLFF (1679 - 1754)


Zitate aus:
Geschichte der politischen Ideen, Auflage 2003, Seite 339 ff
 
AW: Rousseau - Außenseiter der Aufklärung

hallo, scilla

ROUSSEAU hat zwischen einem Gemeinwillen und einem Gesamtwillen unterschieden.

Zitat:
Der Gesamtwille (volunte te tous) entspricht der Eigensucht (amour propre) wie der Gemeinwille (volunte general) der Selbsterhaltung (amour de soi).

Die einzelnen Mitglieder heißen Bürger (citoyen), insofern sie an der Souveränität* teilhaben,
Untertanen, insofern sie den Gesetzen unterworfen sind.

Souveränität besteht in der Gesetzgebung, in allgemeinen Beschlüssen des Volkes über sich selbst.

Allerdings benutzt jede Regierung ihren ... [Willen] ... nicht nur zum Vollzug des Gemeinwillens,
sondern auch zur Durchsetzung ihrer kollektiven Sonderinteressen [= volunte te tous] gegen den Gemeinwillen [= volunte general].

das war ja genau der punkt, den auch heute noch viele gelehrte gegen rousseaus staatstheorie einwenden:
für rousseau war der wille aller (kann man gleichsetzen mit der mehrheitlichen meinung des volkes) nicht der allgemeine wille (volonté genèrale).
nach ihm stimmt der allgemeine wille und der wille aller nur in besonderen situationen überein. den allgemeinen willen definiert er als die meinung nach der gehandelt, die am besten für das volk ist. nur das volk erkenne diesen meistens nicht und handeln nach dem willen aller.

wie man sieht, sieht rousseau die breite masse als dummes volk an, die es aber auch nicht besser wissen können. bei seiner idee von einer direkten demokratie wird dabei das problem aufgeworfen, wie man dann das volk zum besten handeln, dem erkennen des allgemeinen willen lenken könnte. diese schlussfolgerungen öffneten natürlich das tor für demagogen und herrschsüchtige leute mit geschick in rhetorik, aber ohne verstand.
 
AW: Rousseau - Außenseiter der Aufklärung

1) Wie begründet sich ein Staat?

+ verwandtschaftliche Beziehungen
die Leute sprechen dieselbe Sprache und sehen sich ähnlich

+ gemeinsamer Markt
die Leute tätigen ihre Geschäfte beschaulich untereinander


2) Ist eine Regierungsebene notwendig?

+ die Bürger regeln ihre Angelegenheiten von selbst,
wenn der Staat aus einem homogenen Naturraum besteht

+ die Regierung stellt die Spielregeln auf,
wenn sich der Staat aus verschiedenen Naturräumen zusammensetzt
wenn der Staat trotz eines einheitlichen Naturraumes Ungleichgewichte aufweist (abgelegene Gebiete, benachteilgte Bevölkerungsgruppen)


3) Wie groß ist der Unterschied zwischen den Regierenden und den Regierten?

+ ein gewaltiger Unterschied (Absolutismus) macht Sinn,
wenn der/die Befehlshaber nach definierter Zeit getötet wird/werden

+ ein geringer Unterschied macht Sinn,
wenn jeder Mitbürger bei Entscheidungen gefragt wird
(durch eine öffentliche Diskussion, die von den Befehlshabern eröffnet und öffentlich ausgewertet wird)


4) Wo liegen die Probleme in der gegenwärtigen deutschen Staatsform?

+ die Befehlshaber werden nicht getötet
+ die Diskussion findet nicht statt

was Deutschland noch zusammenhält, ist sein hoher Lebensstandard
denn
+ die verwandtschaftlichen Beziehungen kippen zugunsten der Ausländer
+ der beschauliche Markt kippt zugunsten eines Welt- bzw. EU-Marktes
 
AW: Rousseau - Außenseiter der Aufklärung

1) Wie begründet sich ein Staat?

+ die Regierung stellt die Spielregeln auf,
wenn sich der Staat aus verschiedenen Naturräumen zusammensetzt
wenn der Staat trotz eines einheitlichen Naturraumes Ungleichgewichte aufweist (abgelegene Gebiete, benachteilgte Bevölkerungsgruppen)

was Deutschland noch zusammenhält, ist sein hoher Lebensstandard
denn
+ die verwandtschaftlichen Beziehungen kippen zugunsten der Ausländer
+ der beschauliche Markt kippt zugunsten eines Welt- bzw. EU-Marktes

toller beitrag, scilla mit einer sehr interessanten konsequenz (was wohl angie und co. dazu sagen würden ???)

nur stellt die regierung die spielregeln auf, oder lässt sie sich diese eher diktieren?
 
AW: Rousseau - Außenseiter der Aufklärung

wer lässt sich was diktieren?

ich habe im Zuge dieses threads auch im Buch 'Politische Philosophie' von Klaus Hartmann (Alber Verlag 1981) nachgeschaut

mein Ansatz (Verwandtschaft, Markt) taucht da drin nicht auf

wurde dem Autoren damals diktiert, was er zu schreiben hat
oder liege ich heute total daneben?

des Rätsels Lösung liefert die Wissenschaftstheorie:

Klaus Hartmann verstand damals unter Wissenschaft eine Elite,
die untereinander über die angesagten Themen kommuniziert

für mich bedeutet heute Wissenschaft das Bestreben,
sich besser in der Welt zurechtzufinden
(und dieses Wissen seinen Nachfahren/Mitmenschen mitzuteilen)
 
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AW: Rousseau - Außenseiter der Aufklärung

für mich bedeutet heute Wissenschaft das Bestreben,
sich besser in der Welt zurechtzufinden
(und dieses Wissen seinen Nachfahren/Mitmenschen mitzuteilen)

dann stimmst du auch der these zu, glauben und religion seien wissenschaften?!

weil auch bei diesen hilfsmitteln, liegt der sinn im sich-in-der-welt-besser-zurechtfinden.
 
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