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Rassismus durch die Hintertür

Sunnyboy

New Member
Registriert
10. März 2005
Beiträge
542
Hi an Alle.

Ich weiß nicht, ob das Thema nicht besser in Politik gehört, aber ich denke es ist auch eine psychologische Angelegenheit.

Ich habe über das Thema Rassismus nachgedacht und inwieweit ich selbst rassistisch bin und habe iene interessante feststellung gemacht: bei mir hat sich eine Art von Rassismus durch die Hinterttür eingeschlichen.

Eigentlich bin ich ein toleranter Mensch: zu meinen Freunden zählen Nigerianer, Russen, ich habe Verwandte in Frankreich, eine Nachhilfe vom Balkan...ich bin ein großer Irland und Südtirol Fan und am liebsten esse ich griechisch. Neo-nationalsozialistischem und faschistischem Gedankengutstehe ich mit großer Abscheu und Unverständnis gegenüber.

Dennoch bin auch ich scheinbar rassistisch veranlagt. ich habe das festgestellt, als ich mich in eine ukrainische Mitschülerin verliebte. Normalerweise, wenn ich verliebt bin, versuche ich mit dem Mädchen so schnell es geht ein treffen zu verabreden. Doch bei der Ukrainerin ging es nicht. Nicht weil sie nicht konnte, das hab ich gar nicht gefragt, sondern wegen meiner mentalen Einstellung ihr gegenüber...an dem Tag, als ich sie fragen wollte, ob sie Lust hätte mit mir auszugehen drängte sich mir die frage auf: WAS WILLST DU EIGENTLICH VON IHR? AUßERDEM,WER WEI? WAS DIER FÜR KRANKHEITEN HAT,IMMERHIN KOMMT SIE AUS DEM EHEMALIGEN OSTBLOCK.....NACHER STECKST DU DICH NUR BEI IHR AN.

Was ist da bloß mit mir geschehen: ich habe, nur weil sie Osteuropäerin ist sie, wenn auch nur gedanklich, wie eine Aussätzige behandelt. Ich habe eine eigenartige und wahrscheinlich auch unsinnige Gleichung aufgestellt: Osteuropäer=krank....und so ein Vorurteil ist meiner Meinung nach schon eine Form von Rassismus.

Ich denke, dieses Erlebnis ist ein Beispiel dafür, das Rassismus, wenn wir nicht immer logisch und argumentativ denken, durch die Hintertür unserer Vorurteile in uns Einzug hält.
 
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Hallo Sunnyboy!

Du hast ein Vorurteil entdeckt, das du von irgendwoher hast. Und nun kannst du es mit der Realität vergleichen.

So großartige Bezeichnungen wie "Rassismus" sind nicht sehr hilfreich im direkten Umgang mit anderen. Es ist legitim, das Unbekannte vorsichtig kennenlernen zu wollen.
Schließlich willst du ihr ganz nah kommen. Da empfiehlt es sich, genau zu prüfen, was für dich stimmt. Sie wird es wahrscheinlich auch tun.

Finde ich toll, wie genau du hinschaust, was da in dir abläuft. Solche unhinterfragten Ansichten tauchen in unserem alltäglichen Umgang dauernd auf, vor allem, wenn man schon hinschauen gelernt hat. Das Hinterfragen und Vergleichen mit dem eigenen Erleben verhindert das Entstehen einer pauschalen Verurteilung einer ganzen Gruppe. D.h. mit deiner Frage "Bin ich schon ein Rassist?" kommst du erst gar nicht in die Lage, einer zu werden.

:)
herzlich
lilith
 
tach sunnyboy,

in kann in deinen worten nicht den ansatz von rassismus entdecken.
menschen sind unterschiedlich -> in herkunft, sprache, bildung, kultur, "rasse", körperlicher - und geistiger verfassung.
und wenn du dir über die evtl. daraus entstehenden probleme gedanken machst, dann ist das nur vernünftig und hilft etwaige probleme zu vermeiden. du hast recht, die menschen im ostblock sind nun mal zu einem wesentlich höheren prozentsatz mit hepatitis durchseucht als wir westeuropäer. da das zt. sehr gefährliche erkrankungen sein können sind deine überlegungen nur richtig.
was ist daran negativ?
wenn du ein mädel kennenlernst das fixt (und du einer körperlichen begegnung nicht abgeneigt bist), dann wirst du dir doch gleiche gedanken machen (hiv, hep, ...)- ohne an rassismus zu denken, nur weil sie evtl. bis zurück in die frühe steinzeit "rein deutsch" ist und seit der zeitenwende in deiner heimat lebt?
nicht jeder (negative) gedanke oder negatives handeln gegenüber "nicht-eingeborenen" hat was mit rassismus zu tun (oder z.b. überläßt du in bus und u-bahn deinen sitzplatz immer fremdländisch aussehenden menschen?).
ich ärgere mich auch über den türkischen gemüsemann, der mit seinen auslagen den ganzen gehweg blockiert. oder darf ich mich nur über den deutschen kioskmann daneben ärgern, der mit seinen zeitungsständern das gleiche tut?
 
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Die Verhältnisse in der Ukraine sind sicher nicht mehr ganz die in der Sowjeunion.

Aber: Die Sowjetunion hatte wohl den weltweit mit den größten Anteil Mediziner in der Bevölkerung. (Raissa Gorbatschowa war auch Ärztin, Neben ihr wirkten Hannelore Kohl oder Nancy Reagan auf mich wie Anhängsel von Monarchen aus der Vergangenheit).

Durch die Abschottung des früheren Ostblocks waren viele Seuchen und Krankheiten eher unbekannt oder kein Problem.

Wie die meisten totalitären Systeme wurde von Staats wegen in Kindergarten, Vorschule, Schule, Berufsschule, Betrieben großen Wert auf Reihenuntersuchungen und auf Sport zur Gesunderhaltung zur Erhaltung der Wehr- und Arbeitskraft ... gelegt.

Unter Teilen der DDR-Bevölkerung gab es zur Vereinigung das Vorurteil , zum Teil nicht unberechtigt, genau andersrum auch:

Jetzt kommt AIDS auch zu uns (Sachsen hatte 1989 wohl 1 Aidsfall oder in der Großenordnung), Drogenprobleme, Sextourismus nach Thailand usw. Einschleppung von Krankheiten... Viele Kinderkrankheiten waren durch die flächendeckende Impfung kaum ein Problem. Ebenso waren Tierseuchen wie Tollwut und Maul- und Klauenseuche viel besser beherrschbar.

Ich wollte nur sagen: Es gibt durchaus Gründe, die Vorurteile auch umzukehren. Vielleicht relativiert sich da einiges...


Nachvollziehen kann ich deine Bedenken. Im Studium bin ich einer sehr hübschen schwarzen Studentin begegnet. Ich habe mich auch dabei ertappt, als nächstes verschwommen an rückständige Milieus und Flüchtlingslager zu denken, an Beschneidung und AIDS und sonstige Geschlechtskrankheiten.

Aber es kommt ja auf die persönlichen Lebensumstände an. Ein Mädchen aus der Ukraine muss ja nicht zwangsläufig sich schon durch den halben "Ostblock geb..t" haben oder sich hierzulande prostituieren. Vielleicht hat sie sogar noch keine oder nur wenige KOntakte vor ihrer Ausreise gehabt?
 
Zuletzt bearbeitet:
Harka schrieb:
. Ein Mädchen aus der Ukraine muss ja nicht zwangsläufig sich schon durch den halben "Ostblock geb..t" haben oder sich hierzulande prostituieren. Vielleicht hat sie sogar noch keine oder nur wenige KOntakte vor ihrer Ausreise gehabt?

die verschiedenen formen von hep. holt man sich nicht in erster linie durch sexuelle kontakte. viel häufiger sind infektionen die durch den kontakt mit trotz (mangelhafter) sterilisation kontaminierten ärztlichen gerätschaften (z.b. mehrfachspritzen/kanülen, wie sie in vielen osteuropäischen ländern aus kostengründen verwendet werden, skalpellen, ...) und andersweitigem blutkontakt.
es ist ein üblet trugschluß bei einer solchen erkrankung unreflektiert auf ein "loses mädchen" zu schließen.
 
Sunnyboy schrieb:
Dennoch bin auch ich scheinbar rassistisch veranlagt. ich habe das festgestellt, als ich mich in eine ukrainische Mitschülerin verliebte. Normalerweise, wenn ich verliebt bin, versuche ich mit dem Mädchen so schnell es geht ein treffen zu verabreden. Doch bei der Ukrainerin ging es nicht. Nicht weil sie nicht konnte, das hab ich gar nicht gefragt, sondern wegen meiner mentalen Einstellung ihr gegenüber...an dem Tag, als ich sie fragen wollte, ob sie Lust hätte mit mir auszugehen drängte sich mir die frage auf: WAS WILLST DU EIGENTLICH VON IHR? AUßERDEM,WER WEI? WAS DIER FÜR KRANKHEITEN HAT,IMMERHIN KOMMT SIE AUS DEM EHEMALIGEN OSTBLOCK.....NACHER STECKST DU DICH NUR BEI IHR AN.

Mahlzeit,

ich tue mich da schwer den von dir benannten Rassismus in deinem geschriebenen zu entdecken.
Du machst dir Gedanken, wie es viel zu viele Leute heute einfach nicht machen. Ok man könnte es vielleicht als mentales Vorurteil bezeichnen, da ich nicht weiß wie du sonst so "tickst" (nicht böse sein), aber das ist doch nichts schlimmes, wenn du was draus machst? Informiere dich über die Krankheiten die dich ängstigen, so kann man schon viele Mißverständnisse klären und Bilder die man im Kopf hat abbauen. Wenn dir die Frau wichtig ist, dürfte es wohl kein Problem sein sich mal eben im www durchzusuchen?!?
Und dann sprech die Frau an und triff dich mit ihr. Ich meine von bloßem miteinander reden wird man ja in der Regel nicht so schnell krank. Ich denke je mehr du über ihr Leben und über sie als Person erfährst desto sicherer wirst du im Umgang mit ihr werden. Und wenn es dann irgendwann zum Sex kommt, weißt du alles schon gleich viel besser einzuschätzen und mit der Verhütung kennst du dich doch bestimmt aus.
Vielleicht sollte man noch mal kurz erwähnen das Rassismus und Vorurteile nicht das gleiche sind.
Die Vorurteile bezüglich der Gesundheit hättest du doch genauso gut bei einer deutschen Frau von der du weißt das sie evtl. mal als Prostituierte ihr Geld verdient hat.

Viel Glück und viel Erfolg
Sal
 
Sunnyboy schrieb:
Was ist da bloß mit mir geschehen: ich habe, nur weil sie Osteuropäerin ist sie, wenn auch nur gedanklich, wie eine Aussätzige behandelt. Ich habe eine eigenartige und wahrscheinlich auch unsinnige Gleichung aufgestellt: Osteuropäer=krank....und so ein Vorurteil ist meiner Meinung nach schon eine Form von Rassismus.

Ich denke, dieses Erlebnis ist ein Beispiel dafür, das Rassismus, wenn wir nicht immer logisch und argumentativ denken, durch die Hintertür unserer Vorurteile in uns Einzug hält.

So wie Du damit umgehst zeigt nur daß Du alles andere als ein Rassist bist. Wenn es doch nur viel mehr solche Leute wie Dich gäbe........ :)

Gruß
bergloewe
 
Ich stimme Lilith zu, dass man großen Worten wie "Rassismus" zurückhaltend sein sollte.
Man müsste erstmal feststellen, welche "Rasse" hier gemeint sein soll und ob ihr wirklich aufgrund dieser (genetischen?) Herkunft mit Vorurteilen begegnet wird?!
Dass man in Bezug auf manche gesellschaftliche Herkunft Vorurteile hat, ist ganz normal.
Es gibt eine Reihe von Begriffen, die gerade in den 70ern en vogue waren, "kritisch" gemeint waren, aber oft einer Pauschalisierung und Verteufelung dienten:
Rassistisch, sexistisch, faschistisch, kapitalistisch, imperialistisch und wahrscheinlich noch andere. Es ist merkwürdig, dass diese "Totschlagwörter" sich in unseren Köpfen fest gesetzt haben, wo wir doch inzwischen differenzierter an die meisten Sachen herangehen, als damals.
Noch merkwürdiger ist, dass diese Wörter vor allem bei nachdenklichen Menschen eine Rolle spielen - und die, die es eigentlich angehen müsste, tangieren sie gar nicht. Wie wir im Thread ""Faschismus und Du" feststellten, scheinen manche Worte eine Faszination und Eigendynamik zu entwickeln, die einer differenzierten gedanklichen und kommunikativen Auseinandersetzung konträr gegenübersteht.

Diese Ausführungen sollen jetzt nichts verharmlosen. Und dein Anliegen war wohl ein anderes, aber als Ergänzung wollte ich es doch anmerken.
 
ohne den Thread gelesen zu haben - ich habe ihn nur überflogen.


Aber: eine empirischen Sachverhalt sei Euch nicht vorenthalten
als dokumentarisches Zeugnis der Mentalität der Strachewähler (FPÖ)



Ein paar Tage vor der Wahl.
Viktor Adler Markt - Favoriten -
herrliches Wetter - ein Platz auf einer der Bänke in der FUZO frei -
ich ( alte Poflerin) : hinsetzen, Zigarette raus - gepofelt

neben mir: eine sehr alte Frau, ein Mann mittleren Alters ( eher als Debiliphänomen einzustufen) , im Gespräch vertieft -
Wortfetzen an meinem Ohr:
des G`lichter, immer de dicken Beich , aan Wurf nach dem ondern- jo jo, der Hitler miesste wieder her - ( alte Frau Na, i waaß net, der Krièg und de Bombn -
Na na - der hot nur net durchg`holten, weg mit denen


ICH: in Großformat - bleich vor Wut:

Ja, und sie wären wohl einer der ersten, die Hitler weggeschafft hätte ! Wie könen Sie ...
Ende meiner Worte -
Geh scheißn ! olde Piefke, ihr habt eahm im Stich g`lossen

Daraufhin ging ich - nicht das zu tun, was mir anempfohlen wurde, sondern ,


geradewegs auf den Strachewerbestand zu - man musste an dem vorbei, wenn man zum 67ziger will, der " meine Heimatlinie ist.


* Favoriten ist ein Bezirk, in dem die FPÖ sehr viele Wähler hatte
* FUZO = Fußgöngerzone


Marianne
 
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Marianne schrieb:
Aber: eine empirischen Sachverhalt sei Euch nicht vorenthalten
als dokumentarisches Zeugnis der Mentalität der Strachewähler (FPÖ)

empirisch?
woher weißt du das dies fpö-wähler waren?
was bedeutet "strache" auf hochdeutsch oder was ähnlichem? ;-)

wundernderweise
dex
 
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