Ein Haus für Husni
geschrieben am 09.02.2011
Mittlerweile ist ja wohl allen klar:
So kann es in Ägypten nicht weitergehen!
Da der amerikanische Präsident nicht aus dem Pott kommt,
sehe ich mich leider gezwungen, die Initiative zu ergreifen.
Also: Ich würde Husni Mubarak aufnehmen.
Wir haben eine ausziehbare Couch im Wohnzimmer.
Da kann er schlafen.
Wecken ist um 6 Uhr 30. Für alle!
Im Gästeklo hängt der Spiegel ein bisschen tief.
Aber wenn man beim Rasieren etwas in die Knie geht,
kann man sich trotzdem gut sehen.
Alle vier Tage wäre Husni Mubarak morgens mit Brötchenholen dran.
Die Kaufhalle ist nicht weit.
Er kann mein Fahrrad benutzen
(ist ohne Rücktritt, falls er da sensibel sein sollte).
Die Verkäuferinnen verstehen kein Arabisch,
aber reagieren ganz gut auf Handzeichen.
Wenn dann alle aus dem Haus sind, wäre zwei Stunden
Selbstbeschäftigung für Husni (Malzeug liegt aus.
Er könnte aber auch was kneten.
Er könnte zum Beispiel seine Erinnerungen kneten,
hat vor ihm noch keiner gemacht.), aber ich wäre so
gegen 11 Uhr wieder zurück und wir könnten zusammen
was spielen, z. B. das mit der Trompete der Nofretete
(aber nur wenn er kein Heimweh davon bekommt).
Mittagessen wäre um 12:30 Uhr.
Ich koche viel vegetarisch, also überkonfessionell
(ich kenne keinen Gott, der was gegen Gemüse hat).
Ansonsten Huhn oder Fisch (aus ungefährdeten Beständen).
Mäkeln kann ich gar nicht haben,
aber so sieht er mir eigentlich auch nicht aus.
Danach ist Mittagsruhe bis 14 Uhr.
Das heißt, keine Musik und auch keine lautstarken
Lagebesprechungen mit irgendwelchen Exilregierungen!
Geraucht wird ausschließlich auf dem Balkon.
Asche wird aufgenommen und nicht runtergeschnipst!
Nachmittags ist ein Spaziergang vorgesehen,
oder, wenn das Wetter gut ist, Gartenarbeit.
Ich muss das Laubendach neu decken
und im Exil mal ein paar Dachschindeln hochreichen,
ist wohl nicht zu viel verlangt.
Abends versammeln wir uns beim Fernsehen.
Die Gummibärchen sind so berechnet, dass jeder
zwei Handvoll nehmen kann.
Und ich sehe, wenn jemand drei Mal hinlangt!
Die Fernbedienung wird ausschließlich von mir bedient,
aber es können Vorschläge gemacht werden.
„Kleopatra“ mit Liz Taylor ist ein schöner Film,
aber ich habe ihn schon zwei Mal gesehen.
Ich gehe relativ früh ins Bett, aber Husni könnte natürlich
noch auf der aufgeklappten Couch was lesen
oder sich sonst wie still beschäftigen.
Ich habe zwei Dutzend Autobiografien von Helmut Schmidt
bis runter nach Napoleon.
Kriegt man ein Gefühl für Vergänglichkeit.
Die Taschentücher liegen in der Küche im Fach ganz links.
Ich weiß, dass Husni Mubarak Milliardär ist,
aber ich würde ihm raten, davon kein Aufhebens zu machen,
da mein Sohn zum Schnorren neigt.
Sonst wundert er sich in ein paar Wochen,
wo das schöne Geld hin ist.
Geklaut wird aber nicht bei uns. Man kann also Herrenschmuck
unbesorgt über den Zahnbürstenhalter hängen.
Da hängt er auch morgen noch.
Alles in allem ist das ein gutes Angebot,
das weit über die unpersönliche Atmosphäre
in badischen Nobelsanatorien hinausgeht.