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Privatsphäre von Verbrechensopfern

Nachmittagsphantast

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Registriert
27. Januar 2006
Beiträge
200
In Österreich ein wenig lax gehandhabt sind die Rechte der Opfer von Verbrechen oder der erhöhten Aufmerksamkeit von Massenmedien. Zu diesem Schluss komme ich, nachdem ich die Geschehnisse um Arigona Zogaj, Natascha Kampusch und dem grauenhaften Sexualverbrechen in Amstetten verfolgt habe. In der Causa Kampusch wurden gegen ihren Willen Bilder aus dem "Kellerverlies" gezeigt, das natürlich einerseits ein Tatort des Verbrechens ist, aber anders jahrelang der Wohnort des Mädchens gewesen ist, also Privatsphäre. Und diese gehört m.E. nicht in die Öffentlichkeit. Ähnlich verhält es sich in der Causa Zogaj mit der "unabsichtlichen" Preisgabe persönlicher Daten über begangene Delikte in Arigonas Familie. Es war vorhersehbar, dass die aus der versehentlichen Herausgabe der persönlichen Daten gewonnenen Erkenntnisse nur gegen die Zogajs eingesetzt werden konnte, entsprechend also zumindest teilweise zu einem Stimmungsumschwung in der Bevölkerung führte. Schließlich wiederholte sich die Unart der Medien bzw. wohl auch allzu freizügiges Handeln bei der Polizei wie im Fall Kampusch nun im Fall Amstetten. Nicht nur wurden die Namen der Opfer herausgegeben, was erst zur zwangsläufigen Namensänderung dieser führen wird, sondern erneut Bilder aus dem Verlies gezeigt. Der reißerische Aufmacher "Das Verlies" eignet sich natürlich besonders gut zum Quotenfang. Die Argumentation seitens der Ermittler ist, "dass die Bilder keine persönlichen Details" zeigen, jedoch trifft das - zumindest aus Sicht der Betroffenen - nur bedingt zu, da sie - wie damals Natascha Kampusch, der jetzt ein Strick aus ihrer medialen Präsenz gedreht werden soll - eben in diesen Kellerräumen gelebt, ja leider sogar darin aufgewachsen sind.

Es stellt sich die Frage, ob die Gier nach sensationsgeilen Aufmachern und gegen die Grundrechte der österreichischen Bürger verstoßenden Bildveröffentlichungen überhaupt noch ein Ende finden wird. Wo bleibt der Aufschrei jener, die sich gegen die Videoüberwachung und den Fingerabdruck im Personalausweis wehren?

schreibt Inntranetz
 
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AW: Privatsphäre von Verbrechensopfern

S.g. Inntranet

Vor Jahren wurden Bilder von Ceauşescus "Weisenheime" in Rumänien veröffentlicht und jeder von uns kennt Aufnahmen von Konzentrationslagern.
Wurde da auch die Privatsphäre verletzt? Nein, solche Dinge sind nicht Privatangelegenheiten.
Die Öffentlichkeit muss über solche Verbrechen so detailliert wie möglich informiert und sensibilisiert werden.
Ich habe durch diese Bilder wieder dazugelernt, wie "kreativ" kranke Gehirne doch sein können.

Trotzdem, da hast du recht, Namen und Bilder der Opfer dürften nicht veröffentlicht werden.

P.S. Ich bin für Videoüberwachung und für Fingerabdrücke und DNA Daten im Reisepass.

L.G. Belair57
 
AW: Privatsphäre von Verbrechensopfern

Belair57 beschreibt es doch gut.

Die Menschen sind Anpasser geworden, die keinerlei Widerstand mehr leisten. Jedem Gedankengang nachlaufen, der halbwegs schlüssig vorgedacht wird.
Ihre Autoritäts- und Wahrheitsgläubigkeit ist erstaunlich. Ich liebe es, wenn sie mir ihren freien Willen darstellen.

Sie schlafen tief und fest und schützen sich vor ihrem Leben.
Inzwischen ist es von dem der anderen nicht mehr zu unterscheiden.
Was genau sie dann jedoch verteidigen, welches „individuelle Leben“, das konnten sie mir noch nie beantworten.

Wieviele solcher Bilder und Details der Privatsphäre braucht man noch, um munter zu werden. Noch zehn, noch zwanzig? Ist es wirklich noch notwendig die Grausamkeit der feinen Menschen zu dokumentieren? Haben wir es denn noch immer nicht gewusst? Oder, einfach damit die Reizschwelle durchbrochen wird? Ist sie nicht auch trainierbar?

Ich meine, wer sehen will, hat längst gesehen...alle anderen konsumieren Leid ebenso wie sie „ihr Leben“ konsumieren.

Eines Tages wirst du es befürworten, dass du mit einem Halsband und Sender herumläuftst. Und du wirst sagen, dass es zu deiner Sicherheit ganz notwendig sei. Beginnen wird man damit, das für dein Kind einzuführen. Man weiß, wie du denkst.

Bernd
 
AW: Privatsphäre von Verbrechensopfern

Hallo !

Ich stimme in dieser Hinsicht im wesentlichen mit Inntranetz/Nachmittagsphantast überein: keine Bilder und Namen von Opfern, es sei denn, diese verlangen es selber. Die Stätten der Grausamkeiten würde ich mit Zustimmung der Opfer schon zeigen: die potenziellen Täter sollen nicht glauben, dass sie ein Versteck bauen können, das früher oder später nicht doch entdeckt wird.

Was die behördliche Internetüberwachung und Bekanntgabe möglichst vieler Erkennungsmerkmale im Reisepass betrifft, bin ich temporär dafür und zwar solange, bis der Terrorismus, allen voran der Selbstmord-Terrorismus eingedämmt ist.

Liebe Grüße

Zeili
 
AW: Privatsphäre von Verbrechensopfern

Hallo Zeili, hallo die anderen.

Kurz zu meinem Nickwechsel - da Inntranetz auch der Name meiner Homepage ist, und ich ungern meine Homepage als "Anrede" lese, hab ich mich dazu entschlossen, meinen Nick umzutaufen, in Anlehnung an Bernhard, dessen lyrisches Ich sich in "Auslöschung" als "Vormittagsphantast" bezeichnet. Ich als notorischer Spätaufsteher habe eher den Nachmittag als Gedankengebärmaschine - soviel dazu.

Was den Terrorismus betrifft, bezweifle ich, dass man diesen durch die Einschränkung bürgerlicher Grundrechte bekämpfen kann. Das bekämpft, wie so oft Symptome, aber nicht die Wurzel. An die Wurzel, die man wohl im globalen Maßstab sehen muss, traut sich nur keiner ran und der Ruf nach schärferen Gesetzen und Strafen (wie jetzt seitens der BZÖ/FPÖ gefordert) ändert überhaupt nichts. Damit schreckt man weder Sexualverbrecher noch Terroristen ab, denn wenn die erstmal ein Selbstbewusstsein entwickeln, nachdem "ihnen sowieso nie etwas nachgewiesen werden kann, da sie alles perfekt planen", dann kann da auch die Todesstrafe stehen, das ändert gar nichts, siehe USA.

Ich schränke ein, dass es vielleicht präventativ schon etwas verbessert, wenn man die Pässe fälschungssicher und eineindeutig macht, aber langfristig besteht meiner Ansicht nach die Gefahr, dass immer mehr von unseren Grundrechten einschränkt wird, weil der terrorismus omnipräsent bleiben wird, er wird niemals vollständig ausgelöscht werden, und es wird schwierig sein, diese scharfen Einschränkungen wieder zurückzunehmen, wenn sie erstmal eingeführt wurden. Und die Formel "wer sich nichts zu schulden kommen lässt, hat auch nichts zu befürchten" erinnert eben an düstere Zeiten unserer Vergangenheit...

schreibt der Nachmittagsphantast
 
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AW: Privatsphäre von Verbrechensopfern

Was den Terrorismus betrifft, bezweifle ich, dass man diesen durch die Einschränkung bürgerlicher Grundrechte bekämpfen kann. Das bekämpft, wie so oft Symptome, aber nicht die Wurzel.
Schon richtig, Nachmittagsphantast, aber man könnte den Terroristen (und oder vor allem deren Anstifter) durch genauere Angaben auf dem Reisepass besser habhaft werden.

Die Privatsphäre der Opfer (die Anverwandten und guten Freunde von Terroristenopfern sind ja auch Opfer) muss ja dadurch nicht angetastet werden.

Ich schränke ein, dass es vielleicht präventativ schon etwas verbessert, wenn man die Pässe fälschungssicher und eineindeutig macht, aber langfristig besteht meiner Ansicht nach die Gefahr, dass immer mehr von unseren Grundrechten einschränkt wird, . . . .
Jaja, die Gier ist ein Luder . . .

Liebe Grüße

Zeili
 
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