AW: Präferenzutilitarismus nach Singer... Faschist oder Genie?
Hallo,
Eine Abtreibung die mit relativ geringem medizinischem Aufwand möglich ist,
gänzlich abzulehnen in Zeiten von Bevölkerungsexplosion zeugt sicherlich von
der selben Kurzsichtigkeit, wie das Verlangen alle tierische Nahrung für den
Menschen aufzugeben. Das wären philosophische Ansätze die völlig am realen
Leben der Gegenwart vorbei gehen.
gruß fluuu
Lieber Fluuu, magst du an dieser Stelle ausführen, was an einer konsequent umgesetzten Lebensweise auf vegetarischer oder veganer Basis kurzsichtig ist? Ich denke nicht, dass sich auf rational ethischer Basis für das Verlangen des Homo Sapiens argumentieren lässt. Der höhere Bewusstseinszustand eines ausgewachsenen Menschen ist kein Kriterium für seine höhere Wertigkeit im Vergleich zu anderen sensitivien Organismen wie z.B. Kühen oder anderen schmerzempfindlichen Lebewesen. Und das Erfahren von Schmerzen stellt für mich eine eklatante Beeinträchtigung der Lebensqualität unter fühlenden Lebewesen dar.
Hinzukommend möchte ich darauf hinweisen, dass man durchaus auch das Verlangen verspüren kann einem anderen Mitmenschen aus Wut über sein Verhalten Gewalt anzutuen. Das ist natürlich keine adäquate Lösung...
Will heißen: Verlangen kann und sollte man kontrollieren.
Und wie kommst du darauf, dass der Mensch ein Verlangen nach tierischen Produkten hätte? Ebenfalls einen Punkt, den ich nicht nachvollziehen kann, wenn man Verlangen als etwas essentiell Lebenswichtiges versteht. Freue mich auf Antwort!
Möchte an dieser Stelle anmerken, dass wir wohl so oder so vom Thema abdriften. Ich könnte einige der kontroversen Thesen Singers einfach mal klipp und klar in den Thread bringen, sodass wir uns auf sein philosophisches Werk konzentrieren können.
Wobei die bisher angesprochenen Themen natürlich auch Teil seiner Ethik sind.
Besteht dahingehend Bedarf oder soll einfach weiter über Abtreibung, Veganismus parliert werden, ohne konkreten Bezug zu Singer zu nehmen?
An dieser Stelle grob: Peter Singer vertritt die Ansicht dass ungeborenes Leben zugunsten der Mutter bis zu dem Punkt abgetrieben werden darf, an dem es noch nicht als fühlendes Wesen bezeichnet werden kann, was sich nicht unbedingt mit den heutigen Abtreibungsgesetzen der modernen Welt deckt. Des Weiteren vertritt er die Ansicht, dass schwerst behinderte Kinder, die weder fühlen, noch denken können (weil z.B. das Gehirn nicht vorhanden ist) jeder Zeit euthanasiert werden können und falls dies bereits vor der Schwangerschaft festgestellt würde, man ebenfalls abtreiben dürfe.
Bezüglich der Tierrechte: Singer unterscheidet grundsätzlich zwischen Person und Nicht-Person, was Menschen- bzw. in seinem Gargon Personenrechte angeht. Ein Schimpanse kann nach Singer durchaus eine Person mit mehr Rechten darstellen als ein schwerst behindertes Kind, welches über weniger Empfinden und kognitive Fähigkeiten verfügt. Die Zugehörigkeit zur Spezies Homo Sapiens stellt für Singer kein besonderes Kriterium zur Behandlung unterschiedlicher Lebewesen dar. Ergo ist das Verzehren tierischer Produkte in Singers Ethik ein Gräuel und eine vegetarische bzw. vegane Lebensweise wird befürwortet, da das Verzehren dieser Personen als nicht notwendig anerkannt wird.
So jetzt habe ich doch ein wenig zur Singerschen Ethik geschrieben. Na ja egal...
Den Spiegelartikel finde ich übrigens nicht sehr prägnant. Eher nichtssagend.
Ich habe mal ein Interview rausgesucht, das grundlegenden Überblick über seine Philosophie schaffen sollte:
http://www.youtube.com/watch?v=-lu9sc4FWLw
Ist allerdings auf Englisch.
Liebe Grüße,
Aaron
P.S.:
http://www.youtube.com/watch?v=3bi81JcddWc Das hier ist ein nochmal besseres Interview. Zeigt zumindest meiner Meinung auch auf welche oberflächliche Art und Weise Peter Singer in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Würde dem Interviewer weniger Aufmerksamkeit schenken als Peter Singer selbst. Eigentlich ganz amüsant, sobald der Interviewer auf Sodomie im letzten Teil zu sprechen kommt.