AW: Ich stehe hier und singe
Thorsten, unter dem Aspekt der Versöhnung und der allg. Oekumene las ich etwas seeeeehr Interessantes (es handelt sich dabei um ein Interview, das der hoch dekorierte Mann kurz vor Pfingsten einer Zeitung gab).
Kardinal Walter Kasper (Jg. 1933), seines Zeichens päpstlicher Beauftragter für die Oekumene (=Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen), beklagte sich in dem Interview über das kirchenferne Europa, das
in die Hände der Säkularisten gefallen ist und wünschte sich die alten guten Zeiten zurück, als noch die richtig überzeugten Christen wie Adenauer & Co. Europa bauen wollten.
Alle, die das Europa von Merkel, Prodi und Sarkozy gutheissen, sind Säkularisten und
keine Christen, weil das christliche Bekenntnis und gleichzeitig das Staatsverständnis, das Religion in die Privatsphäre abschiebt, nicht vereinbar sei.
Aber auch die Protestanten gehören (allerdings hier nicht alle *lool* fragt mich nicht, ich weiss auch nichts Näheres) zum verdorbenen Europa.
Und was ist unsere grösste Sünde? Das Eintreten für die rechtliche Gleichstellung der Konkubinatspaare und
homosexueller Partnerschaften mit dem allein selig machenden Ehebund. Das
allein schon zerstört für den Kardinal mutwillig die Familie und er wünschte sich, dass wir Zustände hätten wie anno 1945, als in Deutschland die Familie das Einzige war, was noch trug.
Von den Trümmerfrauen erzählte er aber nichts und auch nichts von den Millionen Männer, die gefallen waren und auch nichts von denen, die in Gefangenschaft gerieten und auch nichts von den Waisenkindern. Tja, aber die Familie, die funktionierte halt damals noch!
Auch sagte er kein Wort davon, dass es die kath. Kirche war, die dem Faschismus und Nazismus, Mussolini und Hitler geholfen hat, bei den Gläubigen Anklang und Zuspruch zu finden. Komisch, auch das Schweigen der Kirche zu Krieg und Judenvernichtung erwähnte der gute Mann nicht. WIR üben den Verrat der christlichen Werte, die Kirche hat ihre Werte natürlich nie verraten bzw. darüber gehört sich nicht mal nachzudenken.
Die Franzosen sind für ihn, aber klar doch!, die Schlimmsten, weil sie den Laizismus am ausgeprägsten leben und so
freut den Kardinal die Unterminierung des Laizismus durch muslimische Gegengesellschaft und die Tatsache, dass angesichts des Islam der Laizismus nicht mehr lange haltbar sein wird.
Alle aus dem Morgenland sind dem Kardinal willkommen, wenn sie nur ein Minimum von gemeinsamen Werten und Regeln akzeptieren.
Heisst das nicht eindeutig, dass jetzt die lang erkämpften Werte des Laizismus und Säkularismus auf ein Minimum reduziert werden? Und versteht jetzt Vatikan unter Oekumene Kulturenkampf?
So gesehen, Thorsten, kannst du dich ja nachträglich noch etwas freuen, dass bei der Bach-Motette nur ein Drittel der Sänger gemurrt hat, was du nächste Pfingsten wirst zu singen haben, steht ja noch in den Sternen oder im Morgenland
.
Manchmal, da könnte ich... aber es sind ja Würdenträger *seufz*