Lässt sich nicht alles öffnen.
Danke!
Ich sage nur dazu: Gut das es eine Linke gibt mit Bodo Ramelow! Klasse dieser Mensch, finde ich.
Zitat von Alfred Grimme
Bodo Ramelow: Eins der zentralen Probleme sind die Botschaften die gesendet werden. Die Trennung von Staat und Kirche vertrete ich selbstverständlich auch als Christ, da der Staat eine uns allen dienende Institution ist, so zumindest die Theorie. Dieser gehört daher keiner Religionsgruppe, deswegen habe ich beim Erfurter Parteitag den Absatz mit laizistischen Forderungen nicht nur mit eingereicht, sondern diese auch mitgeschrieben. Das Bekenntnis zum Laizismus ist also auch aus meiner Feder gekommen. Immer wieder begegnet mir aber eine Haltung, die eine Trennung von Staat und Religion oder eine Trennung von Gesellschaft und Religion fordert. Damit ist häufig eine religionsfeindliche Haltung verbunden. Bei aller berechtigten Kritik, die man an der Institution Kirche haben kann oder sogar haben muss und bei aller Kritik an Religionen, muss man darauf achten, dass man nicht die Gefühle derjenigen die religiös sind nicht bei Parteitagsbeschlüssen mit Füßen tritt. Es ist aber eine 150 jährige Geschichte der Arbeiterbewegung, dass diese ihr Verhältnis zum Glauben nie sauber geklärt hat. Das Wissen über Moses Hess, einem bekennenden Juden und einer der Vordenker von Karl Marx, ist heute fast gänzlich verloren gegangen. Das jemand wie Adolf Grimme, auf den wir uns beim Fernsehpreis beziehen, zu den großen religiösen Sozialisten gehört hat, dass er den Satz “Ein Sozialist muss kein Christ sein, ein Christ muss aber Sozialist sein” geprägt, scheint für einige eine Zumutung. Ich finde dieser Satz ist eine Einladung, dass wir den Teil sozialistischer Kräfte, die auch aus religiösen Traditionen kommen, mit als Teil der Quellen betrachten aus denen wir kommen und die wir brauchen um einen demokratischen Sozialismus zu erreichen.
Die Freiheitsliebe: Wie könnte ein christlicher Sozialismus gestaltet sein und wie kann in der Linken dafür gesorgt werden, dass solche Positionen akzeptiert werden?
Bodo Ramelow: Es gibt keinen christlichen, jüdischen oder muslimischen Sozialismus. Aber es gibt religiöse Sozialisten und deren Tradition ist in allen Religionen, besonders den abrahamitischen, zu finden. Leider ist ihre Tradition in Vergessenheit geraten. In der jüdischen Arbeiterbewegung spielen die “Bundisten”, zur Zeit in der Rosa Luxemburg anfängt sich zu politisieren, die wichtigste Rolle in der polnischen Arbeiterbewegung. Sie alle haben einen Bezugspunkt und dieser heißt “Sozialismus”, dieser ist erstmal nur die Überwindung der kapitalistischen Verwertungslogik und die Aneignung von Produktionsmitteln. Es hilft auch der Marxismus als Ersatzreligion nicht weiter, deswegen glaube ich müssen wir “demokratischen Sozialismus” als zentralen Punkt haben. Dabei ist es egal aus welcher Tradition wir kommen. Wir sollten nur nicht einen Teil unserer Traditionslinien abstreiten.