AW: Novembertexte
Schön, eure Haikus. Ich brauch für meine Texte leider immer viel mehr Worte...
Der Novembär
(Auszug aus dem Buch: "Das andere Tierleben" von Prof. Dr. G. Scheit.)
Der Novembär gehört Familie der Autumnursen oder Herbstbären, zu der auch der ebenfalls leider selten gewordene Septembär und Oktobär gezählt werden, von denen er sich aber sowohl in seiner äusseren Erscheinung als auch in seinen Lebensgewohnheiten radikal unterscheidet.
Der Novembär ist ein Zwerg-Bär, ausgewachsen erreicht er höchstens die Grösse einer Hauskatze. Seine Körperform entspricht dabei ungefähr der eines Eisbären. Allerdings ist sein Pelz viel länger, grau und neigt dazu, sich zu verfilzen, was mit der Gewohnheit des Novembären zusammenhängt, sich im Laub zu wälzen.
Weshalb er dies tut ist unter Ursologen umstritten, die einen glauben, es hänge irgendwie mit dem Balzverhalten zusammen, die anderen meinen, die Tiere täten das einfach, weil sie es cool fänden, wie Komposthaufen auszusehen.
Dieses etwas ungepflegte Äussere, sowie die Neigung des Novembären, immer dort aufzutauchen, wo schlechte Stimmung herrscht, hat dazu geführt, dass der Novembär extrem unbeliebt und zum gesellschaftlichen Aussenseiter geworden ist, obwohl er eigentlich von gutmütiger Wesensart und hohem sozialen Nutzen wäre.
Leider wurde ihm während langer Zeit nachgesagt, er verbreite schlechte Stimmungen. Neueste Untersuchungen haben aber gezeigt, dass es sich genau umgekehrt verhält.
Der Novembär ist nämlich melanchovor, das heisst, dass er sich ausschlesslich von trauriger und bedrückter Stimmung ernährt, die andere Lebewesen ausstrahlen und die er in grosser Menge absorbieren kann.
Der Novembär ist ein sogenannter Elfschläfer, das heisst, er ist während eines Monats pro Jahr ununterbrochen wach und schläft dann die übrigen elf durch.
Das braucht er, weil er ein sogenannter Schlafverdauer ist und seine Nahrung nur schwer verdaubar.
Wohin er zum Schlafen verschwindet ist ungeklärt. Man nimmt an, er ziehe sich in einsame Bergtäler zurück, wo sich ganzjährig in Felsspalten eine gewisse Menge Restnebel hält, allerdings wurde dort noch nie ein Novembär gesichtet, was am erwähnten Nebel liegen könnte.
Überhaupt sind Novembären leider ausgesprochen selten geworden und haben eine gewisse Scheu entwickelt, weshalb sie sich eigentlich fast nur noch in ausgesprochen dickem Nebel aufhalten.
Falls Ihnen dennoch einmal einer begegnet, jagen Sie ihn nicht davon!
Lassen Sie sich von ihm Ihre schlechte Stimmung absaugen!