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Novembertexte

E

Ela67

Guest
Hier sollen also, auf Anregung Mariannes, einzelne Novembertexte stehen.
Egal in welcher Form.
Wer Lust hat und inspiriert ist, schreibt einfach seinen Text dazu.
Bin wirklich gespannt was alles zusammenkommt.


Hier ein Novembertext, der mir heute auf einer Zugfahrt eingefallen ist. Die Inspiration dazu liegt wohl nahe.

Oltener Nebel​

Olten ist für zwei Dinge bekannt.
Erstens ist es ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt. Egal, von wo nach wo man in der Schweiz mit dem Zug unterwegs ist, man fährt mit grosser Wahrscheinlichkeit über Olten, oder steigt dort um. (Okay, das ist jetzt vielleicht ein wenig übertrieben, aber he, es ist November!)
Dieser Tatsache ist es zu verdanken, dass fast jeder Mensch, der in der Schweiz mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs ist, den Oltener Bahnhof kennt.
Zweitens ist Olten bekannt, ja sogar berühmt für seinen Nebel.
Nebel ist in Olten nicht einfach ein Wetterphänomen, welches sich zeitweilig einstellt. Nebel ist dort eine Konstante, ein Wert, auf den man bauen kann.
Nichts ist so zuverlässig wie der Oltener Nebel.
Er wird in unzähligen Liedern besungen, in Gedichten verdichtet, in Romanen verunklärt, neben denen alle anderen zu blassem Dunst verkommen.
Aus der ganzen Welt reisen die Leute an, um den Oltener Nebel zu erleben, der in dieser Qualität sonst nirgends zu finden ist.
In Olten stehen an jeder Strassenecke fliegende Händler, die den lokalen Nebel, in kleinen Gläsern abgefüllt, den Touristen aus nebelarmen Gegenden als Souvenir verkaufen.
In unzähligen Restaurants wird Oltener Nebelsuppe angeboten, eine Spezialität, die nicht nur bei Einheimischen zunehmend an Beliebtheit gewinnt.
Und nicht zuletzt hat der Oltener Nebel etwas enorm Inspirierendes, hat er doch Schriftsteller wie Franz Hohler oder Alex Capus hervorgebracht.
Nun könnte man meinen, die glücklichen Bewohner Oltens würden es sich selbstzufrieden in ihrem Nebel bequem machen, ihn einfach nur kommerziell ausschöpfen, an Touristen verkaufen, sich von ihm inspirieren lassen zu immer neuen Höhenflügen der Nebelkunst und die Menschen, welche nicht teilhaben an diesem Glück und mit mehrheitlich blauem oder nur leicht bewölktem Himmel zurechtkommen müssen, mitleidig belächeln und so.
Aber weit gefehlt. Die Oltener sind überaus grosszügige und offene Menschen, die durchaus in der Lage sind über die eigenen Nebelbänke hinauszublicken.
Sie sind sich bewusst, dass ihre nebeltechnisch privilegierte Stellung auch mit einer gesteigerten Verantwortung der Welt gegenüber einhergeht. Der Welt mit ihren Nebel-Entwicklungs- oder gar Nebel-Notstandsgebieten.
Deshalb sendet Olten jedes Jahr im November eine grosse Menge Nebel in die Welt, ohne dafür eine Gegenleistung zu erwarten. Und so kommen auch andere Gebiete in den Genuss des Oltener Nebels, um sich daran zu erfreuen.
Nun ist es wieder so weit.
Packen wir die Gelegenheit, die uns diese grosszügige Geste der Oltener bietet beim Schopf und lassen wir uns inspirieren.
:clown2:
 
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Kritisches

Der Monat beginnt in den christlichen Kulturen mit dem Gedenken an das, was den Urgrund unseres Menschseins ausmacht:
Der Ehrfurcht, die wir vor dem Leben haben, indem wir der Toten gedenken --- und das, seitdem wir Menschenüberreste kennen.
Und - gleich anschließend - dem Gedenken dessen, wessen der Mensch fähig ist, um sich dem Trost des Transzendentierens zu ergeben - und mit ihm der Möglichkeit, durch Himmel - und Höllevorstellungen einer Organisation die Möglichkeit zu geben, zu strafen .....
 
Lyrisches

Antwort: Aloahe - auf hoher See


Aloahe - auf hoher See
schaukele ich als Leiche.
Ich werde verstreut
auf dem Großen Teiche.
Alles sich freut.
Es ist ein Fest in Saus und Braus:
nur die Sargtischler daheim, die sterben aus.
 
Das Ganze noch einmal -- aber mit dem gebührenden Ernst

ein paar Preise rund um's Sterben - Wien


Das Geschäft mit dem Tode ist ein endlicher, denn die Menschen werden älter. die Medizin besser ( Seuchenverhinderung)--- aber: der Bestattungsmarkt floriert trotzdem.
Nicht nur werden " Billigreisen" mit dem teuren/der teuren Verblichenen in Billigverbrennungsländer angeboten - die von der Asche der Toten noch warme Urne wird auf der Rückreise auf dem Schoß der ordentlich gegessen und getrunken Habenden dann pietätvoll mit nach Hause gekarrt ...
Ach - nichts von Bestattungen auf Hoher See - in der Luft..
nein, bleiben wir auf der Erde - bei uns.
Der letzte Weg ist teuer...

Das Umsatzvolumen der Wiener Bestattungsunternehmer beträgt ( Quelle: Wirtschaftskammer) zwischen 115 und 120 Millionen € im Jahr.
Im Durchschnitt gebe die Wiener 2 000 bis 2 500 € für die Totenwürde ihrer Verstorbenen aus.
1 Sarg aus Eichenholz kostet 961€ - 1 Kardinalssarg ( nicht verrottbar) 9817€.


Aus Anlass des Allerseelentages kassiert die Blumenbinderzunft 109 Millionen €.
 
AW: Novembertexte

Bei diesen vorzeitigen Vorbereitungen für die Weihnachtszeit die wir alle erleben und die sehr gewöhnungsbedürftig sind, kann ich auch schon das schöne Gedicht von James Krüss hier vortragen.

Mir ist James Krüss als Kinderbuchautor bekannt, z.B. mit seinem wunderbaren Buch "3 x 3 an einem Tag", seine Gedichte werde ich mir demnächst kaufen.

Tannengeflüster


Wenn die ersten Fröste knistern,
in dem Wald bei Bayrisch-Moos,
geht ein Wispern und ein Flüstern
in den Tannenbäumen los,
ein Gekicher und Gesumm
ringsherum.

Eine Tanne lernt Gedichte,
eine Lärche hört ihr zu.
Eine dicke, alte Fichte
sagt verdrießlich: "Gebt doch Ruh!
Kerzenlicht und Weihnachtszeit
sind noch weit!"

Vierundzwanzig lange Tage
wird gekräuselt und gestutzt
und das Wäldchen ohne Frage
wunderhübsch herausgeputzt.
Wer noch fragt:
"Wieso? Warum?!"
der ist dumm.

Was das Flüstern hier bedeutet,
wei´man selbst im Spatzennest:
Jeder Tannenbaum bereitet
sich nun vor aufs Weihnachtsfest,
denn ein Weihnachtsbaum zu sein:
Das ist fein!


James Krüss (1926 - 1997)​
 
AW: Novembertexte

Im Herbst werden die Bäume bunt
und später dann ganz nackt,
der Tannenbaum bliebe zwar grün,
doch wird er umgehackt
und in der Stube aufgestellt,
mit Glitzerzeug geadelt
und tut man das schon jetzt ist's klar,
dass er dann bald schon nadelt.

:schnl: :schnt: :schnl:
 
AW: Novembertexte

Als der November noch nicht da war,
war's schön - so wie heut -

aber immerhin haben sich schon Nebel angeschlichen (die werden doch nicht aus Olten sein :confused:
heben ab in Schwaden über dem Boden, nur um zu vergehn :engel2: im goldenen Sonnenschein
 
Zuletzt bearbeitet:
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AW: zu Mariannes Beitrag #4 und #6

evolutionär dem Urgrund zu




verblendet bis erschauernd

am Umsatz teilnehmend

auf daß gleichberechtigt

das allwissende Gefühl (die unerschöpfliche Liebe)

und der ergänzende Gegensatz (die unerschöpfliche Dummheit)

ewig sei :cool:
 
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