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Medienkritik zeigt Wirkung?

scriberius

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2. Juli 2011
Beiträge
4.342
Wir es scheint, zeigt die fortgesetzte Medienkritik erste Wirkung. Gestern sah ich einen Beitrag zum Thema Wirtschaftswunder in Deutschland. Es wurde klar aufgezeigt, dass auch schon Ludwig Erhard, dem angeblichen Architekten des Wiederaufbaus, keine Entscheidungen oblagen, sondern dass er auch nur die Anweisungen der Amerikaner als seine ausgab. Es wurde sogar gerügt, dass dies Eingang in die Geschichtsbücher fand und Teil von viel umfangreicheren Fehlinformationen ist. Es bleibt natürlich die Frage offen, ob nun tatsächlich die Wahrheit ergründet werden soll, oder ob diese als Entschuldigung für die ganze Nomenklatura präsentiert werden soll, nach dem Motto: "Ja, ihr habt schon Recht, aber wir konnten niemals anders, denn der Ami hatte immer das Sagen, und das ist auch heute noch so".
 
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AW: Medienkritik zeigt Wirkung?

Wir es scheint, zeigt die fortgesetzte Medienkritik erste Wirkung. Gestern sah ich einen Beitrag zum Thema Wirtschaftswunder in Deutschland. Es wurde klar aufgezeigt, dass auch schon Ludwig Erhard, dem angeblichen Architekten des Wiederaufbaus, keine Entscheidungen oblagen, sondern dass er auch nur die Anweisungen der Amerikaner als seine ausgab. Es wurde sogar gerügt, dass dies Eingang in die Geschichtsbücher fand und Teil von viel umfangreicheren Fehlinformationen ist. Es bleibt natürlich die Frage offen, ob nun tatsächlich die Wahrheit ergründet werden soll, oder ob diese als Entschuldigung für die ganze Nomenklatura präsentiert werden soll, nach dem Motto: "Ja, ihr habt schon Recht, aber wir konnten niemals anders, denn der Ami hatte immer das Sagen, und das ist auch heute noch so".

Ich bin seit meiner frühesten Jugend ein begeisterter Leser von Biographien und mache mir auf grund dieser Betrachtungen mein Geschichtsbild völlig frei von den Meinungen der jeweiligen Redakteure.
Aus diesem Grunde kann ich euch nur den Tipp geben, lest nach bei Josef Abs und macht euch mit seinen Ansichten vertraut.
Er war für mich einer der grössten Macher und Banker der BRD und wenn ich mir ansehe, was man ihm heute alles vorwirft, dann stärkt das nur meine Meinung.
Natürlich war er ein arroganter Spötter, der nie mit seiner Meinung hinter dem Berg hielt, aber eines ist sicher, nur wirklich grosse Menschen haben so viele Feinde, vor allem unter den Funktionären und Gutmenschen.
 

Qualitäten lokaler Akteure sind nicht egal.

scriberius schrieb:
...
Es bleibt natürlich die Frage offen, ob nun tatsächlich
die Wahrheit ergründet werden soll, oder ob diese als Entschuldigung
für die ganze Nomenklatura präsentiert werden soll, nach dem Motto:

"Ja, ihr habt schon Recht, aber wir konnten niemals anders,
denn der Ami hatte immer das Sagen,
..."
scriberius,
eine solche Argumentation ließe sich allerdings relativ leicht entkräften.

Man braucht ja nur die unterschiedliche Entwicklung in der DACH-Region
einerseits, und der mediterranen Region andererseits zu betrachten.

Offenbar lassen die Drahtzieher im Hintergrund den Akteuren vor Ort
ja doch einen gewissen Freiraum, und es kommt demnach ganz wesentlich
auf die Qualitäten der lokalen Akteure an, wie diese Freiräume genutzt werden.

Nicht zuletzt wegen dieser Gegebenheit ist es ja trotz alledem sinnvoll,
bei Wahlen eine gültige Stimme abzugeben,
und Einfluss auf die Auswahl der lokalen Akteure zu nehmen.


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 
AW: Medienkritik zeigt Wirkung?


Qualitäten lokaler Akteure sind nicht egal.


... es kommt demnach ganz wesentlich auf die Qualitäten der lokalen Akteure an ...

Wenn es Akteure gäbe auf die es wesentlich ankäme, wäre das ein Systemfehler, denn in einer Demokratie kann es keine Akteure/Zuschauer, keine Herrscher/Untertanen geben.
 
AW: Medienkritik zeigt Wirkung?

wir sind aber keine Demokratie, sondern ein Staatsgebilde mit teildemokratischer Verwaltung. Also?


Neugier, ja, stimmt, einen gewissen Freiraum gestehen sie zu, zwangsläufig, denn anders könnten die wahren Machtstrukturen nicht verschleiert werden. Klar, die nationalen Führungsleute dürfen schon bei der Ausgestaltung mitreden. Allerdings nicht bei den Rahmenbedingungen, die letztlich die Sachzwänge schaffen, die ihnen dann doch keine Wahl lassen. Es ist mir scheißegal, ob hier noch Glühbirnen mit 100W verkauft werden oder Staubsauger mit 2kW, kaufen würde ich beide nicht mehr. Aber es ist mir nicht scheißegal, ob wir Waffen in Krisengebiete liefern und welche Sozialgesetze wie geändert werden. Wie ich zum Thema Wahlen denke, weißt du.

bakunin schrieb:
Ich bin seit meiner frühesten Jugend ein begeisterter Leser von Biographien und mache mir auf grund dieser Betrachtungen mein Geschichtsbild völlig frei von den Meinungen der jeweiligen Redakteure.
Aus diesem Grunde kann ich euch nur den Tipp geben, lest nach bei Josef Abs und macht euch mit seinen Ansichten vertraut.
Er war für mich einer der grössten Macher und Banker der BRD und wenn ich mir ansehe, was man ihm heute alles vorwirft, dann stärkt das nur meine Meinung.
Natürlich war er ein arroganter Spötter, der nie mit seiner Meinung hinter dem Berg hielt, aber eines ist sicher, nur wirklich grosse Menschen haben so viele Feinde, vor allem unter den Funktionären und Gutmenschen.

na, ich denke einmal, was man ihm vorwerfen kann, das ist wenig im Vergleich mit seinen Nachfolgern im Amt. Allerdings sind wir doch kaum in der Lage, uns völlig frei von dem, was Redakteure in Worte gegossen haben, zu informieren. Sie sind aber auch nicht das Problem, sondern der Umstand, dass sie eben nur noch in den seltensten darin Fällen frei sind, worüber sie, und wie berichten. Journalismus sollte informeller Natur sein, nicht operativer. Das wird ihnen beim Studium auch so vermittelt. Später lernen sie in der Praxis, dass es gar nicht ums Informieren und Aufklären geht, sondern darum, politische Interessen zu stützen. Erst seit Kurzem wird dies deutlich angeprangert und dringt so ins öffentliche Bewusstsein. Die Idee einer freien Gesellschaft wurde inzwischen von den Strategen verworfen und durch eine Ideologie der Steuerung und Beherrschung ersetzt.
 
AW: Medienkritik zeigt Wirkung?



5Zeichen schrieb:
Wenn es Akteure gäbe auf die es wesentlich ankäme,
wäre das ein Systemfehler,

denn in einer Demokratie kann es keine Akteure/Zuschauer,


keine Herrscher/Untertanen geben.
5Zeichen,
diese Behauptung kann ich nicht nachvollziehen.

Warum sollte es in einer Demokratie keine Aufteilung
in politisch aktive Personen und passive Zuschauer geben können?

Eine solche Aufteilung kann es doch in jedem Gesellschaftssystem geben.


Außerdem, selbst wenn das ein Systemfehler sein sollte,
so können wir dennoch beobachten, dass es eben so ist.

Vergleiche doch nur die Verhältnisse in Griechenland mit denen in Deutschland.


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 
AW: Medienkritik zeigt Wirkung?

Warum sollte es in einer Demokratie keine Aufteilung
in politisch aktive Personen und passive Zuschauer geben können?

Eine solche Aufteilung kann es doch in jedem Gesellschaftssystem geben.

vielleicht, weil es auf die politisch Agierenden im Endeffekt ebenso wenig ankommt, wie auf den Rest? Von den persönlichen Vorteilen, die von vielen Aktiven genossen werden, einmal abgesehen.

Außerdem, selbst wenn das ein Systemfehler sein sollte, so können wir dennoch beobachten, dass es eben so ist.

Vergleiche doch nur die Verhältnisse in Griechenland mit denen in Deutschland.

damit meint er wohl etwas satirisch einen Systemfehler aus der Sicht der wahren Bestimmer. Natürlich unterscheiden sich die Verhältnisse in D und G. Noch, aber nicht mehr lange.
 

Zwei Zitate von Jörg Bergstedt aus dem Jahr 2002.


Aus dem Vorwort zu "reich oder rechts?" schrieb:
Politik ist zu einer Sache der Taktik,
der Orientierung an Minimalzielen und eigenen Vorteilen geworden.

Politische Gruppen sind dabei wichtiger und stabilisierender
Bestandteil des Herrschaftssystems, das Demokratie heißt
und sich nur in wenigen Details von Diktaturen unterscheidet,
vor allem in der Frage,
wie die HerrscherInnen ausgewählt und ausgetauscht werden.

Die Mechanismen der Herrschaft sind immer dieselben:
Setzung des geltenden Rechts,
ökonomische Abhängigkeit,
direkte Unterdrückung,
gerichtete Kommunikation und Bildung,
Vermittlung von herrschaftsstützenden Wertkategorien und Menschenbildern.

Politische Bewegung, die eine Veränderung dieser herrschenden Logik
will, muß diese Herrschaft aufdecken, direkt oder symbolisch angreifen
und Alternativen beschreiben.

Das aber geschieht kaum.

Tatsächlich setzen fast alle politischen Forderungen
auf Markt und/oder Staaten, fordern deren Handeln ein
und damit oftmals den Ausbau von Herrschaft.
...

Aus dem Vorwort zu "Nachhaltig schrieb:
Die politische Diskussion ist durchzogen von
Positionen und Forderungen, die keinen Sinn ergeben.

Das ist die Folge fehlender Herrschaftsanalyse.

Politische Bewegungen sind wie die Regierungen:
Sie leben von der Hand in den Mund,
reagieren auf tagesaktuelle Vorgänge
und nicht in einer zusammenhängenden Strategie.

Politische Ziele gibt es garnicht − nichteinmal falsche.

Zu erkennen ist das daran, daß sich die konkreten Forderungen
oftmals widersprechen. Ein roter Faden in Form grundlegender Ziele
ist eben nicht vorhanden.

Es fehlt an Visionen einer anderen, besseren Welt.

Es fehlt sogar noch an der Vorstufe, nämlich der vagen Vorstellung,
was eine politische Gruppe überhaupt will.

Mehr Gerechtigkeit ?
Mehr Freiheit ?
Eine Welt ohne Diskriminierung und Unterdrückung ?
Das Ende der Umweltzerstörung ?

Nichts ist mehr klar.

Visionär war politisches Engagement in Deutschland selten,
zur Zeit sind es nur noch Splittergruppen, die wenigstens versuchen,
ihre Träume einer besseren Welt zu beschreiben, zu diskutieren
und ihre politischen Aktivitäten auch darauf auszurichten.
...

Jörg Bergstedt ist bekennender Anarchist,
der von einer Gesellschaft ohne Herrschaft träumt.

Ich vermute zwar, dass sich dieser Traum nur in einer sehr kleinen Gruppe
Gleichgesinnter realisieren lässt, weil in einer sehr großen Gesellschaft
mit Hunderttausenden oder Millionen Individuen recht unterschiedliche
Persönlichkeitsstrukturen nebeneinander leben müssen,
was zwangsläufig eine Schichtung der Gesellschaft mit sich bringt;

aber die beiden Vorworte sind zumindest einmal ein guter Anfang,
mit dem ich mich durchaus anfreunden kann.

Sehr viel mehr habe ich bisher allerdings noch nicht gelesen. :)


> Das musste auch einmal in aller Klarheit gesagt werden. <

 
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AW: Medienkritik zeigt Wirkung?




...
Warum sollte es in einer Demokratie keine Aufteilung
in politisch aktive Personen und passive Zuschauer geben können?
...

Weil Demokratie „Herrschaft des Volkes“ heißt. Dabei kann es keine passiven Zuschauer geben. Wenn ein Volk passiv ist und keine Entscheidungen trifft, weil es einfach nicht gefragt wird, während eine kleine Politclique handelt, ohne zu fragen, dann ist das keine Demokratie . Ein "Chor", in dem stets nur einer singt, ist ja auch kein Chor.

Das kam mir an dieser Stelle mal wieder ins Bewusstsein, als die Rede von "der Qualität der Akteure" war. Auch mit dem weltbesten Sänger wird ein stummer Haufen kein Chor und auch mit den weltbesten "Akteuren" wird eine Kapitaldiktatur keine Demokaratie.

So ein bis drei Volksabstimmungen pro Jahr würden die Sache ändern.
 
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