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Marx am Boden - Sieg der Konterrevolution?

AW: Marx am Boden - Sieg der Konterrevolution?

hallo, zwetsche!

du hast einen wichtigen punkt zur sprache gebracht:
man muss bei der beurteilung von marxens lehren, diese in zwei teile aufgliedern.

1. die analyse der damaligen wirtschaftlich-gesellschaftlichen situation mit der analyse der geschichte im historischen materialismus einhergehend. diese aussagen über das kapital, über die ausbeutung und die analyse der revolutionen bis zu diesem zeitpunkt war nach meiner meinung ein sehr guter beitrag zur wirtschaftstheorie. das haben sowohl sozialisten als auch liberalisten und keynesianer geschätzt. vergessen wir nicht, dass der liberalistische wirtschaftstheoretiker Hobbson, ein erklärter feind des imperialismus, eine ausgiebige quelle für die studien lenins über den imperialismus war.

2. die vorhersage für kommende generationen, den unausweichlichen klassenkampf, und der machterringung der arbeiterklasse. dieser teil war wieder zu euphorisch und nicht genau begründet. marx schrieb, es wird in folge der immergrößer werdenden klassendivergenz eine erhebung des proletariats geben, das sich selbst der klasse bewusst, die fesseln der ausbeutung abschütteln würde.
das ist nicht eingetreten, revolution im sozialistischen sinne gab es nur durch avantgarde oder militärischem druck. selten sind beispiele wie in kuba, wo auch erst nach der machterringung durch castro entschieden wurde, den sozialismus einzuführen. vergessen wir nicht, dass castro anfangsweise noch von der US-Regierung gestützt worden war!
 
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AW: Marx am Boden - Sieg der Konterrevolution?

Ich möchte an dieser Stelle mein Beispiel mit der Gitarre ganz schnell korrigieren (für den Fall, daß jemand auch auf den Gedanken verfallen könnte und, um unserer Wirtschaft die Fahne hochzuhalten). Das gute Stück kam gestern an, und:

In China wird immer noch übelster Schrott produziert, allerübelster Schrott.

Na, wenn das keine Hoffnung macht.

Gruß
Zwetsche
 
AW: Marx am Boden - Sieg der Konterrevolution?

hallo, zwetsche!

was, ist sie etwa schon kaputt gegangen, etwa bei aufmachen????:haare:
 
AW: Marx am Boden - Sieg der Konterrevolution?

hallo, zwetsche!

was, ist sie etwa schon kaputt gegangen, etwa bei aufmachen????:haare:

Nee, sie hatte schon vorher Schäden, die kommen nicht vom Transport. Und war hundsmiserabel verabeitet, Bundstäbchen waren nicht abgeschliffen und so messerscharf. Stimmfestigkeit Null und Bespielbarkeit ein Grauen. Und sie klang nach allen möglichen, nur nicht nach etwas, das den Namen Instrument verdient.

Daß die Chinesen trotzdem gute Gitarren bauen können, ist mir von anderen Exemplaren bekannt. Aber nicht diese, und um ehrlich zu sein, Gott sei dank. Qualität hat eben doch noch einen Preis und auch das Sorgfältige seine Berechtigung. Es wäre etwas nicht in Ordnung, wenn man ohne Bezahlung gute Qualität bekäme.

Was diesen thread anbelangt scheint mir in dem Zusammenhang (um nicht zu sehr abzudriften) gerade das wichtig. Es ist - dies zeigt mein mißlungener Selbstversuch - frappierend, wie leicht wir zu beeinflussen, zu täuschen sind, wie schnell Wunschdenken unsere Sinne vernebelt. Genauso funtioniert heute - so scheint es mir - immer mehr der Markt. Der Instrumentenmarkt ist dafür ein sehr gutes Beispiel, schau einfach mal bei ebay und laß Dich becircen von schicken Bildern zu billigen Preisen.
Frag Dich aber im Gegenzug mal (so du Musiker bist) wie es Dir eigentlich beim Anspielen in einem Musikladen gehen würde, ob Du da auch zu der billigen Holzschleuder greifen würdest oder nicht doch länger sparst und doch die daneben für mehr Geld nehmen würdest.

Ähnliches spielt sich auch Mittwochs bei Aldi ab, wenn die Menschen (die eigentlich gar kein Geld haben oder offiziell nicht haben) den Dreiecksschleifer kaufen, nicht weil sie ihn irgendwie brauchen, sondern weil er schlichtweg so "preisgünstig" ist, daß sie ein solches Angeboit doch nicht einfach verpassen dürfen.

Was hätte Marx wohl dazu gesagt?

Gruß
Zwetsche
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Marx am Boden - Sieg der Konterrevolution?

hallo, zwetsche!

marx hätte sich wahrscheinlich mit freud zusammengetan und argumentiert, dass die überkapazität an produktionsmöglichkeiten eine schwemme von freizeitartikeln hervorbringt, die durch ihren preis den käufern glauben machen soll, dass sie diese benötigen um ihre zeit, totzuschlagen, da immer weniger arbeitsplätze in der wirtschaft aufgrund der verlagerung der interessen des monopolkapitalismus ins billige ausland vorhanden sind und so die ehemaligen proletarier ihre überkapazität an zeit und arbeitswillen abbauen müssen, um so als ersatzheer für die konzerne dazustehen, wenn der nächste wirtschaftsaufschwung kommt!

(ein satz!)
 
AW: Marx am Boden - Sieg der Konterrevolution?

Warum geht es denn in diesem eigentlich superinteressantem Thema nicht weiter? Schade ...

Naja, dann will ich wenigstens Hartmut noch einmal antworten.

Hi Hartmut,

was ich geschrieben habe klingt ja auch erst einmal ziemlich unglaubwürdig.

Aber hier mal ein paar Fakten dazu:

Bei der Beschlagnahmung der offiziellen Staatsakten Deutschlands im zweiten Weltkrieg wurde aufgedeckt, dass DEUTSCHLAND den Aufstand gefördert und Lenin finanziert hatte, um den Aufstand zu entzünden.

Das Ganze lief folgendermaßen ab:

Noch Anfang 1917 weilten die beiden Führer der russischen Revolution im Ausland. Lenin lebte in der Schweiz und Trotzki, alias Bronstein in den USA. Zu einer Zeit, in der die USA und Deutschland KRIEGSGEGNER waren, erhielt der Erste offizielle Hilfe von deutscher, der Zweite von amerikanischer Seite! Wie passt das zusammen?

Es gab da einen Max Warburg. Er war Vorstand der Rothschild/Warburg Bank in Frankfurt und gleichzeitig Chef des deutschen Geheimdienstes. Er organisierte den Rücktransport Lenins zusammen mit anderen russischen Revolutionären in gesicherten Eisenbahnwagen von der neutralen Schweiz aus durch Deutschland nach Schweden. Und dazu gab es noch 6 Millionen Dollar in Gold für die Revolutionskasse.

Trotzki war im Januar 1917 Gast von Jakob Schiff, dem Vertreter der europäischen Rothschild Banken in New York und Seniorchef von Kuhn, Loeb Co., dem Bankhaus von Max Warburg. Dort gab es dann auch erst einmal eine gewaltige finanzielle Unterstützung und Trotzki wurde auf einem gechartertem Schiff nach Russland entsandt.

Also, warum wurde Lenin von Warburg und Trotzki von der Wall-Street finanziert? Warum hat die Hochfinanz die Revolution der Bolschewisten bezahlt? Warum war die USA der größte Geldgeber der Bolschewisten?

Da kommen einem doch schon mal so Gedanken, dass der Kommunismus nur das Vehikel der Hochfinanz ist, oder? Quasi nur eine bolschewistische Spielart der Insider auf dem Weg zur Weltdiktatur ...


Sonnige Schönwettergrüße

Jade
 
AW: Marx am Boden - Sieg der Konterrevolution?

hallo, schwarzejade!

dazu habe ich mal einen thread in einem anderen forum durchgelesen. dort war zu finden, dass man bei der "rothschild-affäre" vorsichtig mit der quellenlage umgehen muss. es gab dort einige experten (also richtige historiker), die die veröffentlichten dokumente und ihre integrität anzweifelten!

ich glaube, dass wurde besonders in der nazi-zeit überbetont!
 
AW: Marx am Boden - Sieg der Konterrevolution?

Richtig, psbvn, und es stimmt mich immer sehr skeptisch, wenn es heute wieder gern betont wird, aber es gibt viel Futter für die Verschwörer...

schwarze Jade schrieb:
Warum war die USA der größte Geldgeber der Bolschewisten?
Erstens ist das nicht zu verallgemeinern. Es gab partikular revolutionäre Tendenzen bzw. Sympathien selbstverständlich auch in den USA.

Zweitens die ironische Gegenfrage: warum war die Kommunistenverfolgung in den USA nach dem II. Weltkrieg so gnadenlos? Weil inzwischen ein Widersacher die Revolution übernommen hatte? Oder eher weil ein Freimaurer Präsident wurde? Und so geht das dann immer weiter.

schwarze jade schrieb:
Da kommen einem doch schon mal so Gedanken, dass der Kommunismus nur das Vehikel der Hochfinanz ist, oder? Quasi nur eine bolschewistische Spielart der Insider auf dem Weg zur Weltdiktatur ...
Mir kommen da eher so Gedanken, daß ein geschwächtes Land (Revolution bedeutet immer mindestens Bürgerkrieg) nach außen weniger Ärger macht und einen besseren Absatzmarkt für bestimmte technologische Produkte bietet... in diesem Sinne sind doch so 6 Mille Golddollar eine sinnvolle Investition, ganz unideologisch.
 
AW: Marx am Boden - Sieg der Konterrevolution?

Mir kommen da eher so Gedanken, daß ein geschwächtes Land (Revolution bedeutet immer mindestens Bürgerkrieg) nach außen weniger Ärger macht und einen besseren Absatzmarkt für bestimmte technologische Produkte bietet... in diesem Sinne sind doch so 6 Mille Golddollar eine sinnvolle Investition, ganz unideologisch.

hallo, thorsten!

da hast du zum teil recht, denn geschwächte länder, die unterm bürgerkrieg leiden, sind meist instabil, also für ausländische investoren, die mit friedensgüter handeln oder sie fördern recht unattraktiv. nur solche konzerne, die kriegsgerät oder auch wiederaufbauapparaturen liefern profitieren von solch instabilen situationen.
aber dein letzter satz triffts natürlich: geld und sein besitzer kennt nur eine ideologie und das ist das geld
 
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AW: Marx am Boden - Sieg der Konterrevolution?

Ich will das Thema gerne wieder aufgreifen.

Zum hundertvierzigsten Jahrestag des Erscheinens von Marxens "Kapital" fand auf Welt-online folgender Dialog statt:

>OH MAN meint:
08-09-2007, 22:12 Uhr
Völlig überschätztes Machwerk. Marx hat einfache volkswirtschaftliche Grundbegriffe und Zusammenhänge aufgeschrieben, diese aber so überhaupt nicht begriffen und völlig falsche Schlussfolgerungen daraus gezogen.

CORSARIO antwortet:08-09-2007, 22:48 Uhr
Oh Mann, oh Mann! Du kannst nicht viel Zeit mit der Lektüre besagten Buchs verbracht haben. Es ist keine Volkswirtschaftslehre, sondern eine Kritik (durchaus im Kant'schen Sinn) der Politischen Ökonomie, genauer gesagt, des 'klassischen Systems' der Politischen Ökonomie, das von Adam Smith und David Ricardo ausgebaut wurde. Na ja, eben nicht fertig ausgebaut! Es fehlt nämlich eine kleine, aber alles entscheidende Feinheit: Sie konnten beide nicht erklären, und haben es nicht einmal versucht, wie es kommt, dass das Kapital Mehrwert produziert. Marx hatte zunächst lediglich daran gedacht, diese Lücke auszufüllen und das dann abgeschlossene Klassische System in seinem Buch darzustellen. An dem Versuch der abschließenden Darstellung gerade der Mehrwertfrage zerbrach aber das "System";, indem sich zeigte, dass es auf Voraussetzungen beruhte, die in ihm gar nicht erklärt werden können.

Grob gesagt: Während das Klassische System glaubte, die kapitalistische Wirtschaftsweise aus "Gesetzen" erklären zu können, hat die Kritik die historischen Bedingungen dargestellt, unter denen diese "Gesetze" überhaupt erst zustande gekommen sind.

Mit andern Worten - wirkliche Wissenschaft kann die Politische Ökonomie überhaupt nur als kritische Disziplin werden; oder sie degeneriert (wie zur Zeit) zu einer Art pragmatischer Wirtschaftspolitologie, deren Wissenschaftlichkeit sich in etwa mit der täglichen Wettervorhersage vergleichen lässt.

Oh Mann, oh Mann!<

Ich will damit sagen: Sofern man Marxens Werk "philosopisch" nennen kann, geht es um den wissen(schaft)slogischen Standort der Geschichts- und Wirtschaftswissenschaften im 'Gesamtsystem' der Weltweisheit. Das klingt bescheiden. Aber es ist bis heute revolutionär geblieben; jedenfalls wissenschaftlich.

Corsario
 
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