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Konsensmusik

Die Sterne: Themenläden

Ein kleiner Floh hüpft durch sein Großhirn und schaut sich endlich selber zu. Ich kann das aber nicht aushalten, denkt er sich so.
Was hat sich verändert in all dieser Zeit und wo?
War ich dabei überhaupt, oder habe ich nur zugeschaut und bemerkt, wie beschäftigt ich war?
Machen wir's kurz: da hilft auch kein Selbstfindungskurs mehr - nach dem Vergessen.
All diese Jahre. Mit manchen von ihnen hast du geschlafen, mit anderen nicht, ab und zu hast Du gedacht es ist auch ganz gut, daß das passiert, was passiert ist: Selbstbetrug.
Immer hat sich irgendwas ergeben, und es gab immer genug zu bereden.
Es gibt Themen genug in deinem eigenem Leben, und wenn sie einmal ausgehen, gibt es Themenläden.

Zwischendurch, der Beschluß, wir sind doch eigentlich ganz froh, doch dann schaust du raus und erkennst: die Verhältnisse, die sind nicht so.
Vielleicht bist du aber auch ganz gut darin, das nicht zu bemerken. Fließt da überhaupt noch Blut in deine Füße, in deinen kindischen Gerechtigkeitssinn?
Immer Schwierigkeiten, immer gerade so zu schaffen, und so macht man sich auf Dauer halt zum Schwierigkeitenaffen, trifft befreundete Primaten in den Kneipen und im Garten - wartend. Auf die große Sause. Oder einfach nur oder besser noch, die große Pause.
 
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Schwierigkeitenaffen

Ach. Da wird gelesen, aber nicht mehr geantwortet. Robin ist das wohl zu blöd geworden, und wer hat jetzt nach Punkten gesiegt?

Dafür gibts jetzt `n Video, in dem der Held noch Held, das Weib noch Weib und der Wilde noch ein Wilder ist - 35 Jahre nach TWA.

http://www.youtube.com/watch?v=SVIKF03KkVM&mode=related&search=

"Crosseyed and painless" hätte ich noch lieber zitiert, aber wer es mit Relativisten wie Zappa und Luhmann hält, geht wohl auch in Prenzlberg nur noch mit Scheuklappen auf die Straße -

- nichts gegen solche Angst, Robin, auch wenn du wieder nicht kapierst, was ich meine.
 
AW: Schwierigkeitenaffen

Ach. Da wird gelesen, aber nicht mehr geantwortet. Robin ist das wohl zu blöd geworden, und wer hat jetzt nach Punkten gesiegt?
Ich.
Sorry, hatte dich übersehen.
Tja, bei dem was ich von Adorno gelesen habe, fehlt mir wirklich das Wissen, was er mit Luhmann gemein haben könnte.
Ab du sagst es ja selbst: Rettung des Subjekts. Hierauf verzichten wir, bumms aus.
Massenverachtung. Die siehst du bei Adorno wirklich nicht?
Der deformierte Mensch. Der unfreie Mensch. Was ist Mensch? Menscheit, Individuum, Subjekt, Monade? Findest du nicht, dass alles durcheinander geht?
Die menschliche Kälte. Warum dieses Urteil? Eine zutiefst normativ gefärbte Prämisse. Austauschbar gegen: Die menschliche Wärme. Denn der Mensch kann nur Wärme entwickeln, indem er anderswo kalt ist. Differenz. Warum ist es so schwer, darauf zu kommen? Und dabei zu bleiben.
Auschwitz. Spock würde sagen: Es ist logisch, dass Auschwitz möglich ist. Es ist die extremste Form der Ausgrenzung, historisch vielleicht am besten notiert, deswegen aber nicht Folge der Kälte der Menschen. Der Mensch ist immer gleich warm.
Luhmanns Ausweg aus dem Dilemma, was der Mensch sei: Trennung zwischen Individuum und Kommunikation. Erlösung ist wohl nicht der Antrieb gewesen, kann es aber sein, wenn man immer noch nach dem Subjekt sucht.
Verlogenheit: Was ist das für eine Form? Kann ein Individuum lügen? Was meinst du mit Verlogenheit, wem ist sie zuzuschreiben? Schröder? Nie Zweifel, ob das überhaupt möglich ist?
Ja, welche Textstelle sollen wir nehmen? EIne, wo Gemeinsamkeiten zwischen Nik und Theo zu erkennen sind?

Grüße aus dem Flohzirkus
 
Philosophie der Hoffnung

Robin! So macht es Spaß, nach Punkten zu spielen. Einem gerechten, überlegenen Partner stelle ich mich gerne.

Robin schrieb:
Tja, bei dem was ich von Adorno gelesen habe, fehlt mir wirklich das Wissen, was er mit Luhmann gemein haben könnte.
Daß Luhmann auf Adorno aufbaut, wenn auch im schlechten Sinne. In der theoretischen Sozialforschung teilen sich die Wege: Habermas formuliert seine sozialistische Moral, und Luhmann macht den Adornoschen Wahnsinn der Dialektik von Einzelnem und Ganzem zur strukturalen Methode. Zur Rache schafft Luhmann die Dialektik ab, denn so widersprüchlich kann die Welt, die schon Adorno in Systemkategorien beschreibt, doch nicht sein?
Rettung des Subjekts. Hierauf verzichten wir, bumms aus.
Schon Habermas hat in seiner Kommunikationstheorie "verzichtet", als er die Wörter Individuum und Subjekt gleichbedeutend verwendete. Wem daran gelegen ist, eine mehr als zweitausendjährige philosophische Diskussion ohne Begründung ad acta zu legen, der kann freilich auch leichthin auf Adornos Diskussion dieser alten Begriffe verzichten und sich das nächstbeste Sandwich kaufen. Es steht jedoch nichts im Wege, beim Genuß dieses Sandwichs in der "Negativen Dialektik" zu lesen!

Und wenn das Sandwich aufgegessen ist, reden wir nochmal über den "Verzicht auf die Rettung des Subjekts", bumms aus. Sonst wären da noch die Hegel-Kritiken, aber ich verstehe schon: bereits Hegel sah den Menschen als vorbestimmte Maschine. Adorno wehrt sich dagegen, Luhmann wäre einverstanden.

Robin schrieb:
Massenverachtung. Die siehst du bei Adorno wirklich nicht?
Massenverachtung sehe ich bei Adorno wirklich nicht. Der Begriff der "Masse" wird bei Adorno kaum gebraucht, auch nie handhabbar; deswegen keine Verachtung.
Er beschreibt das Handeln und die Beschaffenheit des Einzelnen als Funktion des Systems, das wir "Gesellschaft" nennen, hebt im Gegensatz zu Luhmann den/die/das/ Einzelne von "Gesellschaft" ab. Adorno ist wahnsinnig genug, um sich den Gedanken zu erlauben, daß es auch anders ginge. Als unmögliche Möglichkeit; als "Nichtidentisches", als "negative Utopie". Dagegen hat es Luhmanns Erklärungsmodell leichter, die Preisgabe des "Subjekts" ermöglicht in der Tat, den Faschismus beim Namen zu nennen und ihm keinen Widerstand mehr zu leisten.

Robin schrieb:
Der deformierte Mensch.
So hat Adorno den Menschen nie genannt. Vom "beschädigten", auch vom "falschen" Bewußtsein hat er gesprochen, und darin klingt, daß es anders ginge. Von den Deformationen der 70er, 80er, 90er etc. Jahre konnte Adorno nichts wissen, auch wenn für uns manche seiner Beobachtungen aus dem 1944er Exil klingen, als würde er vom heutigen Tage sprechen.

Ansonsten bleibt eher zu fragen, ob die Welt des Jahres 2007 nicht doch freier ist, als die Welt im Jahre 1944 Adorno schien. Vielleicht? Vielleicht nicht?
 
Mein ganzes Leben ist Musik

Robin schrieb:
Gut, Luhmanns Ausweg aus dem Dilemma, was der Mensch sei: Trennung zwischen Individuum und Kommunikation. Erlösung ist wohl nicht der Antrieb gewesen, kann es aber sein, wenn man immer noch nach dem Subjekt sucht.
Und hier offenbart sich der ganze Schwachsinn (Tschuldigung *grins*). Wovon man erlöst werden solle, mag man sich eher im protestantischen Gottesdienst fragen als bei Adorno, aber auch bei Niklas Luhmann scheint man sich nicht ganz sicher zu sein. Sei das Subjekt um den Preis der Aufgabe von Erlösung willen also abgeschafft, wird es, zum "Individuum" degradiert, auch noch von jeglicher "Kommunikation" abgeschnitten. In den Beichtstuhl darf es aber noch gehen, das hat ihm nun wirklich keiner verboten, oder wäre das bereits zuviel der Kommunikation?

Daß Luhmann seine Theorie auf einem sehr (und fragwürdig) eingegrenzten Begriff von "Kommunikation" aufgebaut hat, ist mir stark aufgefallen: dagegen steht - na klar - das watzlawicksche "Alles ist Kommunikation" sowie die Semiotik der 2. Hälfte des 20 Jh. Und ja, Adorno, der Schelm, hat schon 1910 gewußt, daß nichts im Geiste ist, was nicht irgendwie da durch Kommunikation hineingekommen ist und folglich seine Kritik der klassischen Philosophie vom idealistischen oder ontologischen Kopf auf die sprachlich-kommunikativen Füße gestellt.

Deswegen klingt Adorno ja auch oft so alltäglich. *loool*

Klartext:

Das sog. Individuum ist nicht von Kommunikation trennbar, da es sich ausschließlich kommunikativ konstituiert.

Immer noch nicht klar?
Thorsten
 
Abstrakte Rechtfertigung des Massenmords

Robin schrieb:
Auschwitz. Spock würde sagen: Es ist logisch, dass Auschwitz möglich ist.
Dazu braucht es nicht erst Mr. Spocks Hilfe.
Robin schrieb:
Es ist die extremste Form der Ausgrenzung, historisch vielleicht am besten notiert, deswegen aber nicht Folge der Kälte der Menschen.
So feinsinnig kann man nur als Deutscher reden. In Israel gibt es keinen Feinsinn. Jaja, die Nazis, ob rechts, ob links waren alle ganz warmherzig und wollten immer das Beste. Verlogenheit usw. kann man juristisch noch im besten Rechtsstaat nicht nachweisen, und, vielleicht hast Du Recht, Robin, daß hier, genau hier, die Grenze zwischen "Theo" und "Nik" ist: "Nik" erlärt ja nur die "abstrakten" Hintergründe. Und das noch nichtmal besonders gut; aber vielleicht ist die Welt ja auch erst 1989 dramatisch schlimm geworden.

Furchtbar liebe Grüße, Thorsten
 
Berlin, muß es immer Berlin sein?

Sorry, Robin, daß meine Antwort schon wieder auf drei Beiträge verteilt ist. Zwischendurch war ich mir nicht so sicher, ob wir uns wirklich vertragen, wenn wir an einem Tisch sitzen. Irgendwann diesen Sommer werde ich ein paar Tage in Berlin sein; ich würde Dich dann gerne treffen.
 
AW: Konsensmusik

Ach so, ich hatte dann schon mal angefangen, ich Floh

:sekt:
Sorry, war mental etwas aus dem Forum ausgestiegen. Nun der Versuch hat ja eine Menge Antworten provoziert. *schwitz* Leider sind manche Abneigungen ja noch stärker als meine, da möchte ich mich ja fast beschützend vor Theo stellen.
Einige deiner Aussagen hier werde ich noch widersprechen müssen, aber jetzt fehlt mir die Zeit. "Deformiert" hatte ich, glaube ich aus dieser youtube Fernsehdiskussion (wenn er das gewusst hätte). Gelesen habe ich "Dialektik der Aufklärung" und den Anfang irgendeines kleinen Moralwerks, vielleicht sogar minma moralia, weiß nicht.
Das Verhältnis der Systeme Individuum/Gesellschaft wird oft missverstanden bei Luhmann und manche Kritiker machen es sich hier leicht. An diesem und dem Kommunikationsbegriff scheint vieles zu hängen. Im Übrigen unterstellst du Luhmann so einiges, was man höchstens mir unterstellen könnte - aus persönlich gezogenen Schlüssen zur Systemtheorie. Da bleibt Luhmann viel unpersönlicher, genauer usw. Ein andermal mehr.
Das mit Berlin können wir gerne ins Auge fassen.
 
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AW: Konsensmusik

Hallo Robin, Du zeitweise mental aus diesem Forum etwas ausgestiegenes System! Erklär mir doch noch mal was übers System der Mentalität, dann muß ich mich nicht mehr mit Subjekt-Objekt-Fragen plagen.

Robin schrieb:
Das Verhältnis der Systeme Individuum/Gesellschaft wird oft missverstanden bei Luhmann und manche Kritiker machen es sich hier leicht.
Merkwürdigerweise war für Adorno klarer als für Luhmann, daß Gesellschaft ein sich selbst reproduzierendes System sei; was für Luhmann in Tradition eines unbefangen übernommenen Subjektbegriffs die mögliche freie Handlung des Einzelnen war, ist Adorno zufolge der systematisch zugerichtete Reflex dessen, der Objekt von gesellschaftlichem Zwang wurde. Frage Dich nur: wer spannt den Systemgedanken hier stärker an?

Luhmann ist zu optimistisch, was Freiheit betrifft. Das ist eigentlich schon alles.

Robin schrieb:
An diesem und dem Kommunikationsbegriff scheint vieles zu hängen.
Alles ist "Kommunikation", vom Spermium deines Vaters bis zum Zurechtrücken deiner Brille beim Teeverschütten. Es gibt auch kein Miß- oder Falsch-Verstehen; es gibt nur Interpretation von Zeichen.

Und C.S.Peirce zufolge - dem Charles Ives der Semiotik - wäre die Bedeutung eines Zeichens letztlich die Fülle der ihm zuschreibbaren Interpretationen. Adornos Sprache weiß davon; Luhmann versucht eine Eingrenzung, die er aus einem Lebensgefühl der Jahre nach Adornos Ableben schöpft. Hilflos klammert er sich an den Willen des Einzelnen. Wenn Adornos Wort gilt, daß der Schein der Platzhalter der Wahrheit sei, die Lüge, kraft derer die Welt fortbestehe - dann ist Luhmanns sympathischer Glaube an die Möglichkeit eigenen Entscheidens Platzhalter der Lüge.

;) Thorsten
 
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