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lacuna777
Guest
...mal einfach erinnern, wie man damalig selbst dabei empfunden hat, als man gerade aus den Windeln entstiegen ist.....danke für jede Art von Kritik......
Kindliches Bewusstsein vom Tod
Es war an einem kühlem Sommertag, so etwa Mitte September. Ich war ca. 4 Jahre alt. Ein Alter, in dem man langsam seine Tageserinnerungen mit in das Bewusstsein des Älterwerdens nimmt, und immer weniger Eindrücke in Vergessenheit geraten. In das Bewusstsein, in den "Ernst des Lebens" langsam hinein zu gleiten. So sagte man es mir.
Ich freute mich sehr, denn heute traf sich endlich mal wieder die ganze Familie miteinander. All die lieben Tanten, Onkels, Cousinen....waren gekommen, die mir immer so nette Sachen sagten und ich war das Nesthäkchen; so sagte man es mir.
Ich bemerkte ein Unterschied: Alle waren sie dunkel und schwarz angezogen. Und mir wurde auch ein dunkles Kleid angezogen, dass mir gar nicht gefiel, weil es zu eng war und nicht in den Farben des Sommer strahlte, wie meine anderen Kleidchen, die ich so liebte. Außerdem lachten Sie heute nicht. Nur manchmal ein wenig, wenn sie mich anschauten und ich sie freudig anstrahlte und umarmte.
"Warum lacht ihr nicht?", rutschte es mir irgenwann raus. "Kind, Kind, Du weißt doch, dass der Onkel vor ein paar Tagen gestorben ist. Frage jetzt bitte nicht mehr. Sei ruhig und halte Dich etwas zurück". So sagte man es mir.
Der Onkel ist gestorben! Ja, nun ist er nicht mehr da. Aber warum sind sie dann nur alle so traurig? Warum soll das denn nur so schlimm sein? Wenn ich hinfalle, oder mich anstoße und weine, dann finde ich das schlimm und die anderen sagen, dass das nicht so schlimm ist.
Wir kamen an einen Platz, der Friedhof genannt wird. Dort sprachen sie dann gar nicht mehr miteinander. Jeder schaute ganz traurig auf den Boden. Manche weinten. Da in diesem Koffer soll mein Onkel drin sein? Der da immer so lieb zu mir war, mit mir spielte und mich beachtete? Nein, das kam mir wie geschwindelt vor. Der Koffer da war leer und aus ihm scheinte auch nichts heraus. Aber Erwachsene schwindeln ja nie, das machen ja nur wir Kleinen. Sie selbst sind erwachsen und wissen immer, was richtig ist. Ich bin noch klein und muss schauen - nach ihnen schauen - was ich richtig tun muss und auch denken muss. So sagte man es mir.
Aber ich merkte einen ganz weißen Schein um uns alle herum. Er war nicht so gelblich wie der Sonnenschein. Eher so weißlich, wie der Nebel; ganz weich und er blendete auch nicht. Der Schein war auch so weich, daß er sogar die dunkle Kleidung meiner Familie etwas aufhellte. Und er war überall, es gab keine Stelle, wo er nicht war.
Der Schein fühlte sich für mich so geborgen und friedlich an - wie zu Hause. Ich fühlte, dass alles in Ordnung ist und es machte mich glücklich. Ich schaute überhaupt nicht hin, was die da machten, oder ob sie den Koffer nun begraben würden. Denn mein Onkel war ja gar nicht in dem Koffer, sondern überall in diesem hellen Schein - ja da war ich mir ganz sicher. Dann sah ich auf einem großen Blatt etwas blitzen und ich lief dort hin. Ein Sonnenstrahl verfing sich in einer kleinen Wasserpfütze. Und darin schwamm ein großer Käfer, der sich nicht mehr aus dem Wasser retten konnte. Ich hielt meine Hand ins Wasser; so konnte er sich an mir Retten und krabbelte langsam meinen Arm hinauf. Es kitzelte - und ich mußte dabei laut lachen. Ich merkte dabei - wie über mir etwas lachte und sich darüber freute - dass ich den Käfer gerettet hab - und ich lachte - es war ganz hell und schön.
Plötzlich ergriff mich eine Hand fest am Arm und riß mich hoch. Der Käfer fiel dabei von meinem Arm auf den Boden. Und ich wollte ihn wieder haben, aber man zerrte mich wieder da hin, wo sie Onkels Koffer begraben haben. "Kind, Du sollst hier nicht so laut lachen, der Onkel ist Tod und Du hast wieder nur Unsinn im Kopf".
Ich mußte dann auch weinen und nun schienen alle wieder zufrieden mit mir zu sein, weil ich auch weinte. Dann bemerkte ich auch, daß die Sonne gar nicht scheinte und auch kein Nebel mehr da war. Es regnete, war kalt und naß - und alle hatten sie ganz dunkle Kleidung an. Nun wußte ich auch - dass es doch was schlimmes war, daß mein Onkel gestorben war und ich lachte auch nicht mehr darüber.
Kindliches Bewusstsein vom Tod
Es war an einem kühlem Sommertag, so etwa Mitte September. Ich war ca. 4 Jahre alt. Ein Alter, in dem man langsam seine Tageserinnerungen mit in das Bewusstsein des Älterwerdens nimmt, und immer weniger Eindrücke in Vergessenheit geraten. In das Bewusstsein, in den "Ernst des Lebens" langsam hinein zu gleiten. So sagte man es mir.
Ich freute mich sehr, denn heute traf sich endlich mal wieder die ganze Familie miteinander. All die lieben Tanten, Onkels, Cousinen....waren gekommen, die mir immer so nette Sachen sagten und ich war das Nesthäkchen; so sagte man es mir.
Ich bemerkte ein Unterschied: Alle waren sie dunkel und schwarz angezogen. Und mir wurde auch ein dunkles Kleid angezogen, dass mir gar nicht gefiel, weil es zu eng war und nicht in den Farben des Sommer strahlte, wie meine anderen Kleidchen, die ich so liebte. Außerdem lachten Sie heute nicht. Nur manchmal ein wenig, wenn sie mich anschauten und ich sie freudig anstrahlte und umarmte.
"Warum lacht ihr nicht?", rutschte es mir irgenwann raus. "Kind, Kind, Du weißt doch, dass der Onkel vor ein paar Tagen gestorben ist. Frage jetzt bitte nicht mehr. Sei ruhig und halte Dich etwas zurück". So sagte man es mir.
Der Onkel ist gestorben! Ja, nun ist er nicht mehr da. Aber warum sind sie dann nur alle so traurig? Warum soll das denn nur so schlimm sein? Wenn ich hinfalle, oder mich anstoße und weine, dann finde ich das schlimm und die anderen sagen, dass das nicht so schlimm ist.
Wir kamen an einen Platz, der Friedhof genannt wird. Dort sprachen sie dann gar nicht mehr miteinander. Jeder schaute ganz traurig auf den Boden. Manche weinten. Da in diesem Koffer soll mein Onkel drin sein? Der da immer so lieb zu mir war, mit mir spielte und mich beachtete? Nein, das kam mir wie geschwindelt vor. Der Koffer da war leer und aus ihm scheinte auch nichts heraus. Aber Erwachsene schwindeln ja nie, das machen ja nur wir Kleinen. Sie selbst sind erwachsen und wissen immer, was richtig ist. Ich bin noch klein und muss schauen - nach ihnen schauen - was ich richtig tun muss und auch denken muss. So sagte man es mir.
Aber ich merkte einen ganz weißen Schein um uns alle herum. Er war nicht so gelblich wie der Sonnenschein. Eher so weißlich, wie der Nebel; ganz weich und er blendete auch nicht. Der Schein war auch so weich, daß er sogar die dunkle Kleidung meiner Familie etwas aufhellte. Und er war überall, es gab keine Stelle, wo er nicht war.
Der Schein fühlte sich für mich so geborgen und friedlich an - wie zu Hause. Ich fühlte, dass alles in Ordnung ist und es machte mich glücklich. Ich schaute überhaupt nicht hin, was die da machten, oder ob sie den Koffer nun begraben würden. Denn mein Onkel war ja gar nicht in dem Koffer, sondern überall in diesem hellen Schein - ja da war ich mir ganz sicher. Dann sah ich auf einem großen Blatt etwas blitzen und ich lief dort hin. Ein Sonnenstrahl verfing sich in einer kleinen Wasserpfütze. Und darin schwamm ein großer Käfer, der sich nicht mehr aus dem Wasser retten konnte. Ich hielt meine Hand ins Wasser; so konnte er sich an mir Retten und krabbelte langsam meinen Arm hinauf. Es kitzelte - und ich mußte dabei laut lachen. Ich merkte dabei - wie über mir etwas lachte und sich darüber freute - dass ich den Käfer gerettet hab - und ich lachte - es war ganz hell und schön.
Plötzlich ergriff mich eine Hand fest am Arm und riß mich hoch. Der Käfer fiel dabei von meinem Arm auf den Boden. Und ich wollte ihn wieder haben, aber man zerrte mich wieder da hin, wo sie Onkels Koffer begraben haben. "Kind, Du sollst hier nicht so laut lachen, der Onkel ist Tod und Du hast wieder nur Unsinn im Kopf".
Ich mußte dann auch weinen und nun schienen alle wieder zufrieden mit mir zu sein, weil ich auch weinte. Dann bemerkte ich auch, daß die Sonne gar nicht scheinte und auch kein Nebel mehr da war. Es regnete, war kalt und naß - und alle hatten sie ganz dunkle Kleidung an. Nun wußte ich auch - dass es doch was schlimmes war, daß mein Onkel gestorben war und ich lachte auch nicht mehr darüber.