Ich hatte früher eine polnische Mitarbeiterin, die mit ihrem Mann und ihrer Tochter während der Wende nach Deutschland kam. Wir kannten einander schon, bevor sie meine Mitarbeiterin wurde. Es ist schon über 20 Jahre her, dass sie mich um einen privaten Termin bat. Sie wollte einen Rat von mir, weil sie nicht wusste, wie man in Deutschland mit so etwas umgeht. Ihre Tochter hatte einen Sohn im Vorschulalter, der im Kindergarten war. Sie meinte, ihr Enkelkind sei auch objektiv betrachtet ein außergewöhnlich schönes Kind. Eines Tages spielte er auf Mutters Schoß, die beiden neckten einander, als das Kind plötzlich seine Mutter fragte, ob er ihre Muschi streicheln soll. Die Mutter erschrak, wusste nicht, was sie tun soll und fragte ihren Sohn, woher er dieses Wort habe. Das gehört üblicherweise nicht zum Vokabular eines 5-Jährigen. Er wollte es nicht verraten. Die gleiche Situation wiederholte sich in den nächsten Wochen noch ein paar mal, bis der Junge seiner Mutter beichtete, dass zwei Erzieherinnen im Kindergarten solche Spiele mit ihm machten, er aber eigentlich nichts verraten dürfe. Meine Mitarbeiterin fragte mich, was ihre Tochter tun soll, ob sie die Leiterin des Kindergartens ansprechen soll. Ich empfahl ihr, das Kind in einen anderen Kindergarten zu wechseln und die Leiterin nicht anzusprechen. Kindesmissbrauch würde in Deutschland im Geschlechterkampf ideologisch instrumentalisiert. Weibliche Täter seien unerwünscht. Ein paar Wochen später kam sie weinend in mein Büro und erzählte mir, dass ihre Tochter zur Leiterin des Kindergartens gegangen war und einige Tage später abends beim Nachhauseweg von der Arbeit von mehreren Frauen verprügelt und übel als Ausländerschlampe beschimpft worden war. Sie hat ihr Kind inzwischen vom Kindergarten genommen. Zur Polizei werde man nicht gehen, weil man sonst noch mehr Ärger bekomme.