AW: Kann die Masse eines Systems zunehmen?
Hi...
das Ganze wirkt auf mich etwas verworren.
Vermehrung ist die Vervielfältigung von Dinge.
So weit, so gut. Soweit ich sehen kann, gibt es keine "Dinge", die sich selbst vervielfältigen. Ein Stein bleibt ein Stein, ein Berg bleibt ein Berg, ein Planet bleibt ein Planet.
Die Zahl der Autos beispielsweise vervielfältigt sich nicht, sondern sie
wird vervielfältigt. Dazu werden Metallbarren "aufgeblasen", bis sie aussehen wie Autos. (Ich kann das auch anders formulieren, aber so macht's mehr Spaß.)
Lebewesen (Menschen, Tiere, Pflanzen) "vervielfältigen sich" sowohl in ihrer Zahl als auch in ihrer individuellen Masse. Das nennt man Stoffwechsel. Ich nehme zu, wenn ich esse, und ich nehme ab, wenn ich ... na, ihr wisst schon.
Also:
Dinge können sich vermehren ohne einen Zuwachs zu erfahren
... passt einfach nicht zur täglichen Beobachtung. Es gibt mehr Lebewesen, aber gleichzeitig weniger "totes Material".
Produktion > Verfall, welcher immer mehr Ressourcen fordert, wobei die Ressourcen immer konstant bleiben.
...
Würden wir nun diesen Prozess unendlich lange vorantreiben, so muss irgendwann der Zeitpunkt kommen wo alle Ressourcen der nicht vermehrbaren Dinge in vermehrbare Dinge umgewandelt sind.
Ja. An dieser Stelle war der Club ob Rome in den 70'er Jahren: Keine Chance auf fortgesetztes Wachstum in seiner damaligen Form, denn exponentieller Rohstoffverbrauch und exponentielles Bevölkerungswachstum schon jeweils für sich alleine das "geschlossene System Erde" (aus der Material-Perspektive - Strahlung spielt dabei praktisch keine Rolle) irgendwann "auslaugen". Ob man dann die Systemgrenzen um den Planeten Erde zieht oder um das Sonnensystem oder sonstwo spielt für das Prinzip auch keine Rolle, nur für die Dauer.
Der Club of Rome kam damals schon zu der Schlußfolgerung, daß - auf das System "Erde" bezogen - dieser Zeitpunkt nicht erreicht werden wird, da vorher auf der Erde heftige Verteilungskriege um die Engpass-Ressourcen geführt werden, die die Annahme "Produktion > Verfall" aushebeln.
Das führt zu der Fehl-Annahme in der Fragestellung: Daß die heutige Beobachtung "Produktion > Verfall" eine unveränderliche Eigenschaft der Welt ist. Tatsächlich ist dem nicht so: Produktion > Verfall ist eine Eigenschaft eines Ökosystems, solange (!) die Ressourcen-Grenzen nicht erreicht sind, präziser: bis zum ersten Ressourcen-Engpass.
Aber nur weil die Vorrede für mich nicht stimmig ist, heiss ja nicht, daß ich die Frage nicht beantworten will.
Und genau zu diesem Zeitpunkt such ich einen Sinn für die Vermehrung, wo diese vor der eigenen Unmöglichkeit steht.
Wow... Du gehst davon aus, daß Vermehrung einen objektiven
Sinn hat? Ich kaufe zunächst einmal nicht, daß Vermehrung überhaupt einen objektiven Sinn hat.
Wenn die Vermehrung, als das Ding an sich, für sich selbst betrachtet, ein Gesetz (ein Imperativ) der Vervielfältigung ist, so müsste dieses zu allen Zeiten Gültigkeit haben.
... oder, der gleichen Logik folgend, zu keiner Zeit ...
Das Ergebnis ist verschieden von der Absicht, d.h. insbesondere daß man aus der Beobachtung des Resultats nicht ohne weiteres auf die ursprüngliche Absicht zurückfolgern kann. Im Alltag ist das der Kern der Aussage "so war das nicht gemeint" oder "das habe ich nicht gewollt"... Die Verwirrung zwischen Absicht und Ergebnis scheint wesentlicher Teil jeder Seifenoper zu sein.
Einen objektiven Sinn von irgendwas gibt es in meiner Welt sowieso nicht - nur einen subjektiven, also eher einen Zweck oder eben eine Absicht.
Was ist dann der Sinn der Vermehrung?
Das scheint mir ein ziemlich grober Bruch: erst auf "reine Vernunft" zielen und auf einmal vom "Sinn" anfangen?
Ich würde jedenfalls im subjektiven Bereich hier weiter suchen. Objektiv-rational ist jede Sinnfrage eine Sackgasse.
Alternativ dazu geht's naturwissenschaftlich über den Hyperzyklus, aber die Naturwissenschaftler arbeiten beschreibend, nicht erklärend - da ist von Sinn auch nicht die Rede.
Als Einstieg und Abschluß: