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kätzchen leben spaßiger

cheshirecat

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13. November 2005
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13
Wieder einmal sitze ich mit meiner besten Freundin im ROM und trinke einen Irish Kaffee, während sie sich – und das ist das komische, weil neuartige, an der ganzen Szene – nach Kerlen umblickt. Wenn ich früher gewusst hätte, was für eine Wirkung die Wahrheit auf sie hat, ich hätte doch niemals siebzehn Jahre damit gewartet! Oh Mann!
Naja, jedenfalls bemerke ich gerade, dass mir diese Sorte Kaffee gar nicht schmeckt, als Sandra mich höchst ungewöhnlich, weil stürmisch und kichernd, anstößt und mir mit heftigen Kopfbewegungen die Richtung anzeigt, in die ich schauen soll.
„Aha, toll, wow, ich muss sagen, ich bin begeistert.“
„Wie bitte?“
„Weißt du wie viel Zeugs und Leute in dieser Richtung stehen? Ich kann dir also nur sagen, dass der Typ mit den blonden Haaren und den Baggyshorts ganz niedlich aussieht.“
Normalerweise bin ich nicht so ironisch zu ihr, aber ich habe eine ungefähre Vorstellung, auf wen sie mich aufmerksam machen will. Nur leider will ich nicht auf ihn aufmerksam gemacht werden. Es ist Sebastian. Nein, nicht ihr Bruder, sondern einer meiner – zugegeben vielen – Ex. Er hat mich verlassen, noch bevor ich genug von ihm und seinen dämlichen Sprüchen hatte. Wegen einer damals dreiundzwanzig jährigen zweifachen Mutter mit einer Anstellung als Chefredakteurin in München. Toll, oder? Da fühlt man sich doch als Frau bestätigt.
Um nicht mit ausgefahrenen Krallen auf ihn und seine (süße!) Ziehtochter loszugehen, ziehe ich gewaltsam an meinem Strohhalm.
Ahja, und da ist seine Frau. Ja! Er hat sie mit zwanzig Jahren geheiratet. Ein Jahr nach seiner miesen heimlichen Flucht aus meiner Wohnung. Fünfzehn Monate, nachdem sie sich kennen gelernt hatten, haben sie geheiratet.
Woher ich das alles weiß?
Weil ich netter Weise zu der Hochzeit eingeladen worden bin.
Nicht von dem Paar selbst, aber sein bester Kumpel (was ich davor leider nicht wusste) war zu der Zeit mit mir zusammen. Er hat mich gebeten, mit ihm auf die Hochzeit seines besten Freundes zu kommen. Wie sich herausstellte, war es die Hochzeit meines entflohenen Exfreundes. Ich war kein Spielverderber. Ich habe gelächelt und ihm aus voller Überzeugung und mit ehrlichem Herzen alles Glück der Welt gewünscht und ihnen gratuliert. Sebastian war nicht nur verblüfft, sondern im höchsten Grade peinlich berührt gewesen, als ihn Frau und Trauzeuge (sein bester Kumpel) fragten, woher wir uns kannten und ich mit einem Lächeln antwortete, dass wir noch vor einem Jahr das Bett miteinander geteilt haben.
Nun, man könnte mich als rachelüsternes kleines Biest betiteln, aber in diesem Moment war mir das ehrlich gesagt schnuppe. Es tat verdammt weh, ihn zu sehen und auch noch zu wissen, dass er mich betrogen hatte, während ich diesem genetisch bedingten Verlangen widerstanden habe.
Sandra weiß allerdings von diesem Abschnitt meines Lebens nicht, da sie zu diesem Zeitpunkt in Frankreich war, um für ein Jahr ihr Französisch aufzubessern. Und deswegen bin ich ihr auch nicht wirklich sauer, als sie mir ins Ohr flüstert, dass der Typ mit dem Kind so total niedlich ist. Ich blicke sie freundlich an und meine mit zuckersüßer Stimme, dass er verheiratet ist und mittlerweile drei Kinder hat.
„Woher weißt du das?“
„Weil ich auf seiner Hochzeit und kurz darauf bei der Taufe seines Sohnes anwesend war.“
Sie könnte mich gar nicht verständnisloser anblicken...
Warum ich auch noch auf der Taufe war? Aus dem selben Grund, warum ich auf seiner Hochzeit getanzt habe. Weil ich keine eifersüchtige Ex bin und außerdem mit seinem Kumpel liiert war. Man könnte meinen, ich war damals masochistisch...
In kurzen und knappen Sätzen erkläre ich Sandra das ganze Szenario und wir verbeißen uns ein Grinsen. Mir geht’s wirklich gut. Es ist nicht so, dass ich nicht sauer wäre, dass er mich betrogen und verlassen hat, aber, verdammt!, ich bin seit langem darüber hinweg...
Adrian, der Kellner hier im Café, kommt auf uns zugeschlendert und macht dabei einen eleganten Slalom um unsere Tüten voll mit tollen (und ab und zu auch sündteuren) Klamotten.
„Hey, Alexa, ich hab nen neuen Kunden für dich!“
„Yeahou. Ich kann es kaum erwarten. Weißt du, fünfundzwanzig Stunden den Tag zu arbeiten, ist mir immer noch nicht genug.“
Bedeppert starrt er mich aus seinen Teddybäraugen an.
„Soll das heißen, du willst keine neuen Kunden mehr?“
„Jedenfalls keine, die von mir Service erwarten. Ich muss bereits meine Freizeit opfern!“, fauche ich ihn böse an.
Wer ist bloß auf die dämliche Idee gekommen, dass ich Nachhilfe in Computeranwendung geben kann und noch dazu ein paar Computer repariere. Ich meine, ich bin siebzehn! Ich gehe noch mindestens drei Jahre zur Schule.
„Oh, sorry. Wusste ich nicht.“, entschuldigt er sich mit trauriger Schnute.
„Hey! Du musst jetzt nicht beleidigt sein! Ich hab einfach bloß keine Zeit mehr.“
Nicht, dass ich meine Arbeit nicht lieben würde, aber genug ist genug. Wie schon gesagt, die Schule ist mir zur Zeit noch wichtiger als alles andere. (Ja! Ich bin eine von den Leuten, die sich schon im frühen Stadium der Jugend bewusst sind, dass die Ausbildung das wichtigste Moment im Leben ist.)
„Kommst du mit zu mir nach Hause? Ich muss noch schauen was ich heute Abend anziehe. Der Vatertag ist seit langem mal wieder angesagt.“
Sandra grinst breit.
„Wo geht ihr denn heute essen?“
„Ich glaube mein Vater hat irgendetwas von >Hilton< gesagt.“
„Da musst du dich ja richtig ordentlich anziehen!“
Nein! Echt!? Wirklich? Ich dachte ich könnte da mit meinen Levis ankommen und bloß einen Poncho zu tragen brauchen...
Manchmal ist Sandras Naivität nervenaufreibend.
„Ich kann mich nicht zwischen Kleid und Anzug entscheiden.“
„Kleid.“
„Hab ich mir irgendwie gedacht, dass du das sagen wirst. Rot, schwarz, dunkelblau, hellblau, smaragdgrün oder weis?“
„Hast du keine anderen Farben?“
Ich schaue sie mit einem vernichtenden Blick an, jedenfalls glaube ich, dass er vernichtend ist, weil ich ziemlich schlimme Gedanken hege.
„Ich meine rosa oder gelb oder apfelgrün oder so was. Helle Farben halt.“
Ich will ja nicht sagen, dass ich ein Grufti bin oder dunkle Sachen den hellen vorziehe, aber ich denke, dass ein rosa Kleid nichts in der Gegenwart meines Vaters zu suchen hat. Und apfelgrün macht mich blass.
„Ich nehme an, du zielst mit Gewissheit auf dieses nette sonnengelbe Cocktailkleid in meinem Schrank, dass ich mir unter deiner Fuchtel letztes Jahr in Frankreich geholt habe?“
Eigentlich ist das keine Frage. Ich kenne die Antwort schließlich schon. Sie will seit meinem Kauf, dass ich es endlich trage. Um ehrlich zu sein, ich traue mich nicht. Ich weiß nicht, was mein Vater dazu sagen wird, wenn er auf einmal eine Sonne neben sich stehen hat.

Lieber Gott, ich habe mich noch nie so nervös gefühlt.
Ich stehe neben einem übereifrigen Portier, der mich übereifrig zu meinem Tisch geleiten soll und spüre die Blicke sämtlicher Gäste auf mir ruhen. Es ist wirklich hart, wenn man sich nicht gegen die Freundin durchsetzen kann. Ich trage das gelbe Kleid und dazu passende gelbe (sehr hohe) Sandalen mit kleinen glitzernden Schmetterlingen, die einem sofort ins Auge springen. Mein ganzes Aussehen ist darauf aus, Aufmerksamkeit zu erregen. Und es wirkt perfekt. Meine blonde Lockenmähne ist in japanischer Manier nach hinten gesteckt und mit Schmetterlingsstäbchen festgemacht und um meinen Hals schimmert ein weißsilbernes Collier, natürlich mit Schmetterlingen. Und natürlich habe ich auch ein passendes Täschchen mit Schmetterlingsaufdruck.
Das ganze Outfit hat mich letztes Jahr in Frankreich ein Vermögen gekostet. Es kommt aus einer sündteuren Boutique, aber da ich schon nicht die Reise bezahlen musste, und mir das Kleid so gefallen hat, habe ich es gekauft.
Der Portier steht immer noch dämlich hinter seiner Theke und hechelt mich an. Genervt blicke ich ihn kalt an und zische durch meine Zähne wie eine Schlange.
„Würden Sie sich bitte beeilen, oder muss ich mir Ihren Chef kommen lassen?“
Das hat ihn anscheinend aufgeweckt, doch zu spät.
Ein großer schlanker Mann, Mitte dreißig, volles dunkles Haar mit einer winzigen Strähne grau, in einem maßgefertigten anthrazitgrauen Anzug und auberginefarbenem Hemd kommt lässig auf mich zugeschlendert. Er lächelt mich charmant an und fragt, was denn meine Wünsche seien. Wie ich schon gesagt habe, ich bin kein Biest. Mit einem liebenswürdigen Lächeln erzähle ich ihm, dass ich hier mit einem Herren McRigsay verabredet bin. Daraufhin starrt er mich komisch an, führt mich jedoch zu meinem Vater.
Ich glaube, dieser Mistkerl hat mich bereits bei meiner Ankunft erkannt, denn er steht galant auf und strahlt mir entgegen, während ich nach alter Schule zu ihm gleite. Er umarmt mich mit einem freudigen Blick und rückt mir den Stuhl zurecht. Sobald er sicher ist, dass ich sitze, bestellt er Rotwein und das Essen und wendet sich mir dann interessiert zu.
„Du siehst fabelhaft aus, Kind.“
Meine Erziehung erwartet, dass ich mich jetzt mit errötenden Wangen und gesenkten Lidern bedanke.
„Du siehst auch nicht aus, wie ein Mann um die Vierzig, Vater. Die Farbe deines Anzugs steht dir gut.“
Mein Vater nickt und damit ist es beschieden. Heute Abend wird etwas sehr ernstes besprochen.
Ich glaube, um diese Szene zu verstehen, muss man wissen, dass mein Vater ein adliger Millionär aus dem Tourismusgeschäft ist. Er hat sich seine heutige Position hart erarbeitet und dabei viel auf seine Erziehung aufgebaut, die seine schottische Mutter ihm anerzogen hat. Er hat mich von seiner Mutter genauso erziehen lassen, wie es in seiner Familie Tradition ist. Das heißt, ich bin eine der wenigen Jugendlichen meiner Generation, die nach der alten Schule erzogen worden ist und sie auch noch anwenden muss. Mein Vater ist sehr darauf bedacht, seinen Ruf als Gentleman und harten Geschäftsmann in der Öffentlichkeit zu halten. Deswegen erwartet er von mir, dass ich (solange ich mit ihm zusammen bin) ein untadeliges Verhalten zeige. Und ich bin eine sehr gute Schauspielerin. Schließlich musste ich drei Jahre ein ordentlich erzogenes, lerneifriges und höfliches Mädchen spielen. Übrigens: Sandra war mit mir bei meiner Großmutter. Mein Vater bestand darauf, da er Angst hatte sie würde sonst einen schlechten Einfluss auf mich ausüben. Ich will gar nicht wissen, wie er ihre Eltern dazu bekommen hat, sie für drei Jahre in ein fremdes Land in fremde Hände zu geben, wo sie nach alten Maßstäben erzogen würde...
Und noch etwas: Dieser ganze Hintergrund ist der Grund, warum ich den Mädchennamen meiner Mutter angenommen habe. Ich will nicht immer mit meinem Vater in Verbindung gebracht werden. Aus Pflichtbewusstsein gegenüber ihm. Ich kann nicht vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr die reiche, wohlerzogene Tochter eines Millionärs spielen. Dazu muss man geboren sein. Und ich bin es eindeutig nicht. Ich bin dazu geboren, Spaß zu haben.
„Ich habe vor wieder zu heiraten. Das ist der eine Punkt, Alexandra.“
Obwohl ich innerlich koche und ihm am liebsten an den Hals gehen würde, weil er mich bei diesem dämlichen Namen nennt, bleibe ich äußerlich ruhig und versuche eine interessierte Miene aufzusetzen. Wen interessiert es bitte, dass mein alter Herr endlich wieder unter die Haube will. Aber irgendwie kommt es mir doch etwas kurios vor.
„Wo ist der Haken bei der Sache, Vater? Du siehst aus, als würde es dir Unbehagen bereiten, über diese Angelegenheit zu sprechen.“
Ich verrenke mich fast, um diese ausgewählt höfliche und saubere Sprache zu sprechen. Mein Vater lächelt nur leise und nippt an seinem Wein. Mittlerweile ist das Essen erschienen und wir beginnen zu essen.
„Aurelié ist Französin. Wir haben uns letztes Jahr bei einer Geschäftsreise kennen gelernt und von da an begonnen uns regelmäßig zu treffen. Sie hat mich von Anfang an zum Lachen gebracht und überhaupt ihr ganzes Wesen ist ein Lichtschein in meinem Leben. Sie ist so lebendig, so lebenslustig.“
Ich schaue ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Kommt es mir nur so vor, oder schwärmt er echt von einer Frau?
„Wir möchten im Dezember heiraten und ich möchte, dass du sie vorher kennen lernst. Sie ist eine wunderbare Frau. Du wirst sie mögen.“
„Ja, Vater. Da bin ich mir sicher.“
Wenn mein alter Herr sagt, ich werde sie mögen, dann werde ich sie mögen. Ist ja nicht so, dass ich es mir mit meinem Hauptgeldgeber verderben will...
Und wenn ich sie nicht leiden kann, auch nicht so schlimm. Für die paar Stunden, die wir uns jährlich sehen werden, werde ich einfach vortäuschen, dass ich sie mag. Bin ich schon gewohnt.
Damit ist also das erste Thema gegessen.
„Und was ist der andere Punkt, Vater?“
Ich blicke ihn höflich über den Rand meines Glases hinweg an und nippe an meinem Wein.
„Deine derzeitigen Beschäftigungen neben der Schule.“
Seine grauen Augen sind streng auf mein Gesicht gerichtet und erkennen jede kleine Regung. Ich schlucke den Wein hinunter und benutze die Zeit um mich zu fassen. Dann setze ich mich gerade hin und blicke ihm geradewegs in die Augen. Mein Gesicht ist, wie ich in dem Spiegel an der Wand sehen kann, eine Maske aus Höflichkeit und Freundlichkeit.
„Ja, Vater?“
„Mir ist zu Ohren gekommen, dass eine gewisse Alexa Tenning eine sehr gute Computerspezialistin ist.“
„Nun, ja. Und was hat das bitte mit deiner Tochter“, ich schlucke den Ekelbolzen in meinem Hals hinunter, „Alexandra McRigsay zu tun, Vater?“
Er legt mit einem resignierten Blick sein Besteck beiseite und ich folge ihm.
„Nun, meine Exfrau hieß Tenning. Es ist sicher ein Zufall, dass es hier in dieser Stadt noch ein Mädchen gibt, das mit Vornamen Alexandra und mit Nachnamen Tenning heißt.“
„Ich weiß zwar nicht, worauf du hinaus willst, Vater, aber Alexa Tenning hat nichts mit dir zu tun. Keinem Menschen wird es einfallen zwischen ihr und dir eine Verbindung zu suchen. Dein guter Ruf wird dadurch keinen Schaden erleiden.“
Ich bin stinksauer. Was geht es ihn an, wie ich mein Leben lebe? Schließlich hat er mich verlassen, weil er nicht mehr mit meiner Mutter auskam!
„Alexandra, Kind. Ich möchte doch bloß sicher stellen, dass du nicht unter falschen Einfluss gerätst.“
„Vater... Sei mir bitte nicht böse, aber ich bin etwas ungehalten darüber, dass du dich in mein Leben einmischst. Du hast vor zehn Jahren entschieden, dass es für uns kein gemeinsames Leben geben kann und ich habe es ohne böse zu sein akzeptiert. Ich bitte dich jetzt darum, dass du mir mein Leben lässt, so wie es ist und dich um deines kümmerst. Ich verspreche dir, dass es niemals eine Verbindung zwischen Alexa Tenning und Alexandra McRigsay geben wird. Und jetzt entschuldige mich bitte, ich habe genug von dir für den heutigen Abend.“
Ungehalten ist eine tausendmalige Untertreibung, aber ich kann ihm schlecht sagen, er soll die Schnauze halten, was mein Leben anbelangt.
Also nicke ich ihm freundlich in sein sprachloses Gesicht und erhebe mich mit der ganzen Anmut, die man mir beigebracht hat und entschwinde den Blicken hinaus auf die Straße. Das nächtliche Leben schluckt meine Gestalt sofort und ich lasse mich treiben.
„Sandra? Was hältst du davon, dich mit mir im >Vita< zu treffen?“
Ich halte mein Handy in der Hand und versuche verzweifelt nicht anzufangen zu heulen. Wie kann er es wagen? Ihm war es vor zehn Jahren egal, dass er mich mit einer alkoholsüchtigen Mutter, die alles was Hosen anhatte in sich hineinließ, allein gelassen hat und jetzt fängt er an sich Sorgen zu machen, das ich unter schlechten Einfluss geraten könnte! Der Typ hat doch nicht alle Tassen im Schrank!
Sandra kann nicht.
Mein Kartenhaus fängt gefährlich an zu wackeln. Irgendwie dringt alles auf mich ein. Meine beste Freundin kann das erste Mal in meinem Leben nicht meinen Seelenklempner spielen, mein Vater versucht auf Vater zu machen, mein Kopf fühlt sich nach einem Glas Wein wie ein Gelee an. Ich fühle mich echt wie dreimal überfahren und viermal genüsslich den Rückwärtsgang eingelegt. Eben war doch noch alles okay! Ich war zum ersten Mal verliebt, meine beste Freundin hat sich von ihrem Brotherfaible losgemacht, meine schulischen Leistungen waren auf dem Höhepunkt...
Alles war perfekt.
Was ist denn nur los?
Wie kann mein Leben nur so große Loopings machen?
Leg eine andere Platte auf.
Ich setze mich mit einem abgrundtiefen Seufzer auf den Brunnenrand und beobachte in Trance die vorbeiziehenden Nachtwanderer. Es hat etwas beruhigendes, anderen dabei zuzusehen, wie sie sich amüsieren. Ganz langsam atme ich ein und stoße kontrolliert meinen Atem wieder aus.
Ein. Aus. Ein. Aus. Ein...
Was ist schief gelaufen?
Nichts.
Warum bin ich dann so von der Rolle?
Es ist nun mal ungewöhnlich, dass dein Vater sich auf einmal in dein Leben einmischen will.
Wie soll ich mich jetzt wieder runterbringen?
Meine innere Stimme scheint zu lächeln.
Ich bin nicht verrückt, falls ihr das denkt. Jeder hat eine innere Stimme. Der eine ist sich ihrer mehr, der andere weniger bewusst. Manche nennen diese Stimme >das Gewissen<. Tut mir leid, ich bin da anderer Meinung. Diese Stimme ist mein anderes Ich. Das Ich, das in jeder Situation lachen kann. Das ist Alex. Einfach nur Alex. Ob nun männlich oder weiblich spielt dabei keine Rolle, es ist nur eine Stimme.
Und genau diese Stimme rät mir gerade einfach nur zu atmen und mir der Lächerlichkeit der ganzen Szene gewahr zu werden. Und sie hat Recht. Ich meine, warum bin ich wegen einer Meinungsverschiedenheit mit meinem – so called – Vater so durcheinander?
Schon nach einer Minute auf dem warmen Stein des Brunnens bin ich wieder ganz normal. Was man halt normal nennen kann, wenn man dabei mich in Gedanken hat. Sandra hat ja bereits festgestellt, dass ich unnormal bin.
Eine Gruppe von hübschen Kerlen mit tollen Weibern schlendert an mir vorbei und einer der Typen macht mich dumm von der Seite an.
„Baby, willst du heute Nacht zu Papi ins Bett krabbeln oder hast du Lust auf richtig Spaß?“
Eine dämlichere Anmache habe ich noch nie gehört.
„Sehe ich so aus, als würde ich auf meinen Vater stehen?“
Ein paar Typen sind mit ihm stehen geblieben und klappen jetzt die Mäuler auf, als würden sie in einem Cartoon mitspielen.
„Jungs, müsst ihr nicht langsam nach Hause? Mami wartet bestimmt schon mit der Gute Nacht Geschichte auf euch.“
Ich habe schon immer die perfekte Erzieherin- Stimme drauf gehabt.
Ich sehe wie diesem ersten Typen das ganze Ausmaß meiner Beleidigung aufgeht und kann förmlich die Zahnräder in seinem Hirn rotieren sehen, um eine coole und beleidigende Antwort zu geben. Bevor er allerdings damit fertig ist, stehe ich auf und streiche ihm und seinen Kumpels auf Vampart über die Wangen, während ich an ihnen vorbei laufe.
Hach, jetzt geht es mir wieder gut!
lalala....
Und was mache ich jetzt?
Nun, es ist eine wundervolle Nacht. Der Sternenhimmel glitzert über mir, keine Wolken versperren die Sicht auf die strahlend helle Mondsichel. Eine leichte Sommerbrise weht durch die Straße und lässt die Blätter der jungen Linden rascheln. Irgendwo plätschert Wasser in einem Springbrunnen.
Doch plötzlich wird die zauberhafte Stille von einem markerschütternden Schrei zerrissen. Es hört sich an, als schriee eine Frau um ihr Leben und ich drehe mich sofort um mich selbst, bereit mein Superheldenkostüm unter meinem Kleid an die Oberfläche zu bringen, doch leider erblicke ich ihn in diesem Moment.
Mein ärgster Feind!
Batman!
Und jetzt auch noch Spiderman!
Und dort! Ist es ein Flugzeug? Nein! Das kann doch nicht wahr sein! Es ist Superman!
Vor Verzweiflung kippe ich fast aus den Latschen und lasse mein Kostüm unter meinem Kleid. Kann man denn in dieser riesigen Stadt nicht erwarten, dass die vier einheimischen Superhelden sich nicht gegenseitig in die Quere kommen!? Um wenigstens einen von ihnen zu ärgern, schleiche ich mich ganz nah an seine schwarze Gestalt heran und schnurre mit kätzischer Stimme. Er schreckt herum und ich liege ihm in den Armen und wir küssen uns auf Hollywoodart.
So in etwa würde der Film jetzt ausgehen. Oder?
Ich meine, in Hollywood würde jetzt der strahlende Prinz zu seiner hilflosen, verzweifelten und gelangweilten Prinzessin rennen und ihr sagen, dass er sie liebt und dass er sie heiraten will und so weiter.
Warum kann ich nicht einen Film drehen!?
Ich würde mich so gerne Johnny Depp in die Arme schmeißen und ihn bitten mit mir nach der Black Pearle zu suchen, nur damit er mich nicht mit einem Schraubenzieher tötet und sich danach zur Tarnung in einen roten Smoking kleidet und einen albernen Zylinder auf den Kopf setzt.
Vergiss alles, was ich dir gerade mitgeteilt habe!
Ich bin eine Verrückte.
Dies ist eine ernstzunehmende Warnung!
Nachdem wir das also erledigt haben, können wir ja weitermachen.
Tja, ich stehe also unentschlossen auf einer riesigen Straße in einer riesigen Stadt und lasse einige winzige Autos an mir vorbeifahren. (Wobei das ‚winzig’ im Vergleich zu dem ‚riesig’ gemeint war.) Ich habe zwei Auswahlmöglichkeiten:
Entweder ich gehe in eine Bar und trinke dort noch einen Cocktail, während ich von Männern angemacht werde.
Oder ich gehe nach Hause.
Diese Entscheidung birgt noch zwei weitere Auswahlmöglichkeiten.
Und da ich eher der Typ für leichte Entscheidungen bin, nehme ich die Bar.
Welche Bar?
Panikattacken sind bei mir selten, aber wenn ich mich zwischen Bars entscheiden muss , nehme ich doch lieber mein Zuhause und wähle zwischen zwei Dingen.
Auf diese Weise endlich zufriedengestellt, erlaubt mein Gehirn meinem Mund wieder zu lächeln. Und während ich durch die nächtlichen Straßen meiner Stadt spaziere, verwandelt sich das Lächeln in ein Grinsen. Und als ich die neugierigen Blicke sehe, die mir jedes Mal folgen, wenn ich unter einer Laterne vorbei gehe, bekommt mein Gang noch einen zusätzlichen Schub an Fröhlichkeit. Warum mir Blicke folgen?
Ich habe doch gesagt, ich bin eine Verrückte!
Wenn man in der Nacht mit einem sonnengelben Cocktailkleid durch die Kante schlendert, ohne Begleiter und barfuß, während die Sandaletten in der Hand baumeln und sich dies alles in einer Stadt abspielt, wird man meistens für verrückt - oder wenigstens anders – gehalten. Und ich komme mir außerdem wie ein bunter Hund vor – allerdings... ich glaube ein ‚übergroßer Schmetterling’ wäre der bessere Ausdruck.
Nun ja, was macht man nicht alles, um es sich mit dem Geldgeber nicht zu versauen...

pfff... ich hätte gerne mal eine ehrliche antwort, auch wenn es in kritik ausartet: soll ich damit aufhören? Ich komme mir leicht bekloppt vor... also bitte: ehrliche meinungen erwünscht...
:verwirrt1 :verwirrt1 :verwirrt1 :verwirrt1
 
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Ehrlich?Wäre schön,wenn man etwas zu Deiner Person wüßte,bevor Du Deine Geschichten hier -ohne Kommentar-reinstellst.Es wirkt auf mich,als ob Du mit der Türe ins Haus fällst...
Nichts für ungut,
Sibel
 
Ich finde es schwierig, mich für Deine Texte zu interessieren, denn sie muten wie ein Tagebuch an, welches zu grossen Teilen aus Teenagerstories besteht. Allerdings gebe ich zu, nur Auszüge gelesen zu haben. Der Inhalt Deiner Erzählungen liegt mir nicht recht.
Wer soll sich dafür interressieren ob Tom mit Sandra eine Affäre hatte weil er gerne Baggyshorts trägt?

Wenn Du versucht bist, persönliche Stimmung in die Texte mit einfließen zu lassen, dann unterfütterre sie mit objektiven Beschreibungen welche dem Leser erlauben sich hineinzuversetzen.
Sonst, wie gesagt, tagebuchartig und so und das interressiert nicht.

Feile auch an der Ausdrucksform. Sätze wie:
Weil ich netter Weise zu der Hochzeit eingeladen worden bin
"worden bin" ist beinahe nicht mal deutsch.

Folgender Absatz gefiel mir:
Auf diese Weise endlich zufriedengestellt, erlaubt mein Gehirn meinem Mund wieder zu lächeln. Und während ich durch die nächtlichen Straßen meiner Stadt spaziere, verwandelt sich das Lächeln in ein Grinsen. Und als ich die neugierigen Blicke sehe, die mir jedes Mal folgen, wenn ich unter einer Laterne vorbei gehe, bekommt mein Gang noch einen zusätzlichen Schub an Fröhlichkeit.

Der Absatz gibt einem Leser eine Stimmung mit, welche über reine Aufzählung von Begebenheiten etwas hinausgeht. Allein für sich erlaubt er Handlung davor und danach und ist trotzdem kein Füllsatz. Gut für eine Einleitung. Darf ich ihn benutzen?

fuel.
 
Zuletzt bearbeitet:
Komm' schon, Kitty!

Mehr, Neues, Altes, Schlechtes, Feines, Gibs' her! Lass' dich nicht verschrecken!

Grüße,
fuel.
 
Zuletzt bearbeitet:
????

Also ich dachte fuel würde mich konstruktiv kritisieren und ich wollte mich schon bedanken und dann... ich weiss jetzt irgendwie nicht ganz, was ich denken soll.
Auf jeden Fall denk ich erstmal über die Kritik nach.
Was das Benutzen des Absatzes anbelangt... von mir aus. So lange ich diesen Absatz dann nicht in einer Buchveröffentlichung wiederfinde, ist mir das egal. Schließlich bin ich mir nicht ganz sicher, ob sämtliche Sätze, die ich fabriziere nicht irgendwo bereits vorhanden sind und ich sie beim Lesen im Unterbewusstsein gespeichert habe...
So, und jetzt zu meiner Persönlichkeit...
Ohne, dass das jetzt als beleidigend oder trotzig empfunden wird, aber wo soll ich denn bitte über mich infos hinpacken? Ich bin hier erstens neu, zweitens verliere ich schnell die Lust, wenn ich nicht gleich etwas auf Anhieb finde und drittens, was sollte ich denn angeben? mein Leben ist nicht wirklich aufregend oder extraordinary...
cheshirecat
 
Ist aus dem Zusammenhang gerissen, aber trotzdem:
verliere ich schnell die Lust, wenn ich nicht gleich etwas auf Anhieb finde
Ist das nicht irritierend? Das sollte nicht sein. Es bedeutet doch irgendwie im Mittelmaß zu versumpfen. Wenn auf Anhieb gefunden, ist es unschwer. Wenn es leicht ist, ist es gewöhnlich. Gewöhnlich zu sein ist gut, es zu wollen ist falsch. Es sei denn, man kann nicht anders. Dann ist es Zwang, ansonsten Schicksal?

-Mein Gott!
-Ja bitte?!
fuel.
 
Zuletzt bearbeitet:
.....okay...

Jetzt bin ich vollends verwirrt. Soll das heißen, dass ich mich nicht darüber aufregen soll, wenn ich schnell die lust verliere?
naja... auf jeden fall habe ich noch keine antwort auf die Frage bekommen, was dieses
"Mehr, Neues, Altes, Schlechtes, Feines, Gibs' her! Lass' dich nicht verschrecken!"
bedeuten soll, da Sie /du mich vorher noch ziemlich scharf kritisiert haben/ hast...
also denne
cheshirecat
 
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AW: kätzchen leben spaßiger

Ehrlich?Wäre schön,wenn man etwas zu Deiner Person wüßte,bevor Du Deine Geschichten hier -ohne Kommentar-reinstellst.Es wirkt auf mich,als ob Du mit der Türe ins Haus fällst...
Nichts für ungut,
Sibel

Warum denn?

Ich kann eine Geschichte auch gut finden, ohne etwas über den Autor zu wissen.


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