Giacomo_S
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Ich auch nicht. Es dürfte gar keine Nahrungsmittel geben, die eines Warnhinweises bedürfen. Denn wenn man nicht bedenkenlos alles essen kann was angeboten wird (ich kann es schon lange nicht mehr), dann schauts duster aus für die Konsumenten.
In der Diskussion um Lebensmittel wird gern der Eindruck erweckt, sie wären unsicherer geworden und früher wäre alles besser, da "naturbelassener" gewesen. Das stimmt so nicht!
Das Gegenteil ist der Fall.
In den 1930er Jahren war die Rate an Magendarmkrebs 4x so hoch wie heute! Damals handelte es sich um die häufigste Krebsart überhaupt.
Man weiß dies deshalb, weil im Deutschland der Nazizeit umfangreiche Antikrebs-Programme angeschoben und durchgeführt wurden, allen anderen Industrienationen um Jahrzehnte voraus. Im Rahmen dieser Programme erhob man auch solide und belastbare Zahlen.
Die Gründe dafür sind nicht genau bekannt. Vermutet wird:
1. Die Verwendung von vielen Farb- und Konservierungsstoffen, die heute allesamt verboten sind.
2. Heutzutage nicht mehr zugelassene Insektizide (die gab es damals nämlich auch schon, nur schlimmere).
3. Die Verfälschung und Verpanschung von Lebensmitteln in der Produktion, vor allem aber durch den Handel.
4. Unsaubere und unhygienische Nahrungsmittelproduktion.
5. Der Verzehr oder teilweise Verzehr von Lebensmitteln, die wir heute als verdorben einstufen würden.
6. Der Verzehr von zuviel Pökelwaren.
zu 1.) Zugelassene Konservierungsstoffe gibt es heutzutage so gut wie keine mehr. Mir fällt da an sich nur Benzoesäure ein, ein natürlicher Inhaltsstoff vieler Beeren. Ein Konservierungsstoff wie Borax ist z.B. nur noch für Kaviar erlaubt, weil man da von der Annahme ausgeht, dass man den selten und nur wenig davon isst. Das heisst aber nicht, die Produzenten müssten ihn noch verwenden, denn mittlerweile sind sie zu anderen Produktionsmethoden übergegangen, sodass man ihn nicht mehr braucht.
Gefärbt hat man damals aber viele Lebensmittel, darunter solche, bei denen man heute gar nicht mehr auf die Idee käme, man müsste dies tun. Z.B. hat man damals Butter mit Buttergelb gefärbt, einem Azofarbstoff. Schon damals hat man in Deutschland erwogen, Buttergelb zu verbieten - man verzichtete aber darauf, weil man nicht den Eindruck erwecken wollte, "im Krieg bekämen die Leute nur noch Scheisse zu fressen".
zu 2.) Bereits in den 40er Jahren setzte man das später verbotene DDT ein, welches heute zu dem "Dreckigen Dutzend" gehört, weltweit verbotenen Chemikalien. Vor der Erfindung des DDTs setzte man Arsen ein.
zu 3.) Liest man mal in den frühesten Lebensmittelgesetzen Deutschlands, die noch in der Kaiserzeit entstanden, dann geht es in diesen vor allem darum, die Verbraucher vor Fälschungen und Panschungen zu schützen. Man hat den Eindruck, dass es vor allem kleine Händler waren, die skrupellos die Leute beschissen haben. Noch in Fachbüchern der 1920er Jahre kann man nachlesen, woran man z.B. gepanschte oder verfälschte Milch erkennt - das muss es in einem großen Umfang gegeben haben, denn sonst hätte die Notwendigkeit solcher Gesetze und Ratschläge nicht bestanden. Ein Thema im Übrigen, über das man als heutiger Konsument gar nicht mehr nachdenken muss. Die tiermedizinische Kontrolle der Viehbestände und die Pasteurisierung der Milch waren damals nur erst Forderungen, vor allem zur Bekämpfung der Tuberkulose. Die Tuberkulose ist auch eine Rinderkrankheit, die durch Rohmilch übertragen werden kann.
In alten Warenkundebüchern kann man oft nachlesen, woran man minderwertige Ware erkennt.
Da steht dann z.B. unter dem Schlagwort "Muskatnuss", dass sie von einem Schädling befallen werden kann, der Löcher in die Nuss frisst. Und jemand Lehm in die Löcher schmiert, um den Befall zu kaschieren, und woran man dies erkennt. Margarine musste in der Produktion mit Stärke versetzt werden, damit vor Ort durch einen einfachen Test festgestellt werden kann, dass es sich um solche handelt. Und nicht etwa um Butter, als die sie verkauft wird usw. usf.
zu 5.) In alten Kochbüchern kann man noch nachlesen, wie man angegammeltes Fleisch noch "retten" kann (indem man es mit Kaliumpermanganat behandelt), Dinge, die wir heute nicht mehr essen würden. Angeschimmeltes Brot "großzügig abschneiden" - über solche Risiken hat man damals auch nicht nachgedacht. Schimmelpilzgifte gelten im Übrigen als die mit am stärksten krebserzeugenden Gifte überhaupt und befinden sich bei angeschimmelter Ware auch in der Tiefe des Lebensmittels.