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Jungen/Männer - das schwache Geschlecht?

Raika

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24. September 2011
Beiträge
123
Man hat sich inzwischen schon fast daran zu gewöhnt, dass Jungen bis zur Adoleszenz weit mehr als Mädchen die psychiatrischen und psychotherapeutischen Ambulanzen mit ihren Aggressions-, Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörungen füllen - 85% der Diagnose ADHS betreffen Jungen. Die internationalen Vergleichsstudien IGLU und PISA haben es jüngst auch für die Bildung zum wiederholten Male an den Tag gebracht: 15 jährige noch stärker als 10 jährige männliche Schüler sind vergleichsweise lese- und reflexionsschwach und für die Anforderungen des beschleunigten sozialen und schulischen Wandels in unserer Kultur schlecht ausgestattet. Das statistische Jahrbuch 2007 bestätigt den Trend in Zahlen: Waren vor zwanzig Jahren 57 Prozent der Abiturienten männlich, so sind es heute 43 Prozent. Hauptschulabgänger sind aktuell 62 Prozent männlichen und 38 Prozent weiblichen Geschlechts. An einer Studie des Instituts für analytische Kinder- Jugendlichen Psychotherapie und des Instituts für Sozialforschung Frankfurt "Konfliktgeschichten nicht beschulbarer Jugendlicher" (von Freyberg, Wolff) nahmen bis auf eine Ausnahme nur männliche Jugendliche teil.

Auch wenn wir schon lange wissen, dass viele Jungen unflexibler als Mädchen sind, dass sie in jungen Jahren eher motorisch als symbolisch orientiert sind, sie lieber laut mit Pistolen und Fußbällen schießen als ruhig zu malen und zu lesen, ihre Rivalität lieber körperlich konkret mit Fäusten austragen als im sprachorientierten sozialverträglichen Diskurs, lieber Horrorfilme sehen als Pferdebücher lesen, so erstaunt doch die Breite des Phänomens. Männliche Schüler werden den Anforderungen einer sich wandelnden Bildungslandschaft im Gruppenkontext einer Schulklasse immer weniger gerecht.

Was ist los mit den zukünftigen Männern unserer Gesellschaft?

Der ganze Artikel ist hier zu finden.
 
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AW: Jungen/Männer - das schwache Geschlecht?

Interessanter Artikel. So etwas Ähnliches hab ich in den letzten 30 Jahren immer wieder gelesen oder gehört.
Von Lehrern, die mir sagten, wenn mein Sohn doch einen Vater hätte, dann hätte er nicht so viele Schwierigkeiten. Leider ist der aber bei einem Unfall ums Leben gekommen, als mein Sohn 4 war. Selbst heftigstes Fingerschnippen zauberte keine männliche Bezugsperson herbei.

Es ist sicher notwendig, auch mal herauszufinden, wie der Idealfall sein "sollte". Allerdings wäre es meines Erachtens noch wichtiger, herauszufinden, welche aktuellen Möglichkeiten es gibt, unter den Lebensumständen, wie sie heute vorherrschen, aufzuwachsen, ohne sich als Verlierer fühlen zu müssen.
Die Kinder, und da vor allem die Buben, kriegen doch mit, welches Männerbild als erfolgreich gilt. Seht euch die Werbung an: George Clooney, (der nichts mehr scheut als eine dauerhafte Beziehung, die zu einer Familie führt), Männermodels, bei denen es hauptsächlich auf das Äußere ankommt, schnelle Autos, die man sich nur leisten kann, wenn man genügend Kohle hat. Und zum Drüberstreuen kriegt man noch mit, wie man als Politiker oder als Banker zum schnellen Geld kommen kann.
Und in der Schule werden ethische Werte vermittelt. Das ist ja zum Schreien.

Ich wäre dafür, dass sich alle Erwachsenen, aber vor allem diejenigen, die mit Kindern in irgendeiner Form zu tun haben, (Kindergärtner, Lehrer usw.) bei der Nase nehmen sollen und sich einmal ehrlich selbst eingestehen, was ihnen in ihrem Leben wirklich wichtig ist und welchen Weg sie gehen, dieses Ziel zu erreichen. Damit werden sie für die Kinder glaubwürdig. Andernfalls müssen alle jene schweigen, denen die Kinder zwar vordergründig am Herzen liegen, die aber doch lieber nicht so genau dahinterschauen wollen, wie der Hase heute läuft. So lange der derzeitige Wettlauf (wer ergattert ein größeres Stück vom Kuchen, indem er über die langsameren/dooferen/"Opfer" herzieht) noch weitergeht, solang ist es müßig, dieselbe Jammerplatte immer wieder aufzulegen.
Denn allein schon ein kleiner Hinweis auf eine eventuelle berufliche Laufbahn, die nur durch Wohlverhalten (sogar schon im Kindergarten!!!) erreichbar ist, lässt durchblicken, was vielen Erwachsenen heute wirklich wichtig ist. Und vor allem, was derzeit in unserem Wirtschaftssystem und Bildungssystem als erwünscht angestrebt werden soll.

Wäre gut, endlich einmal Zusammenhänge wahrzunehmen. Viel weitgehendere als nur psychologische.
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: Jungen/Männer - das schwache Geschlecht?

Blacksheep, ganz Deiner Meinung: Bis auf einen klitzekleinen Einwand ;) : Ich wäre erst einmal dafür, ÜBERHAUPT männliche Erzieher und Grundschullehrer flächendeckend zur Verfügung zu haben.

Hier noch ein Zitat:

Immer mehr Jungen erleben aber in den ersten zehn Lebensjahren auch in den pädagogischen Institutionen keine männlichen Bezugspersonen. Sie werden in Krippen, Kindergärten und Grundschulen ausschließlich von Frauen erzogen. So fehlt es den Jungen an professionellen männlichen Identifikationspersonen, an positiver Spiegelung und sozialer Anerkennung männlicher Interaktionsmuster, was um so gravierender ist, wenn auch innerhalb der Familie keine spielerische Auseinandersetzungs- und Identifikationsmöglichkeit mit einem Vater möglich ist. Jungen brauchen neben der notwendigen erzieherischen Begrenzung mehr noch die Erfahrung der Formung ihrer Affekte und Triebwünsche in einem emotional spielerischen Dialog mit einer bedeutungsvollen Bezugsperson, die das spezifisch männliche, das motorisch-aggressive des Jungen akzeptiert. Im Idealfall ist das der seinen Sohn liebende Vater.

Die innere Einstellung und das Engagement des Vaters, der mit seinem Sohn mehr unternimmt, als Fußball zu spielen und vor dem Fernseher zu hocken, ist ein Schlüssel zur Entwicklung einer flexiblen männlichen Identität. Wo der Vater zuhause fehlt, brauchen die Söhne alleinerziehender Mütter engagierte Männer in der Krippe, im Kindergarten und in der Grundschule. Die personelle und inhaltliche Feminisierung der Bildung mag auch ein Grund dafür sein, dass sich viele Jungen mit ihren speziellen Vorlieben und Vorstellungen nicht ausreichend wahrgenommen und anerkannt fühlen. Typische Verhaltensmuster von Jungen, noch vor einiger Zeit vielleicht milde positiv geduldet - "so sind die wilden Kerle halt" - werden in der weiblich dominierten Pädagogik, die immer stärker unter Druck steht, schon Kleinkinder leistungsmäßig zu fördern, zunehmend zu störendem Verhalten.
 
AW: Jungen/Männer - das schwache Geschlecht?

Blacksheep, ganz Deiner Meinung: Bis auf einen klitzekleinen Einwand ;) : Ich wäre erst einmal dafür, ÜBERHAUPT männliche Erzieher und Grundschullehrer flächendeckend zur Verfügung zu haben.

Hier noch ein Zitat:

Ja, das wär zu wünschen. Wird aber ein frommer Wunsch bleiben. Vielleicht wenn dieses System zusammengekracht ist. :pcwut:
 
AW: Jungen/Männer - das schwache Geschlecht?

Ja, das wär zu wünschen. Wird aber ein frommer Wunsch bleiben. Vielleicht wenn dieses System zusammengekracht ist. :pcwut:

Das System? Die Gesellschaft wird über den Jordan gehen, früher oder später, denke ich. Denn WIR! stützen das Ganze. Eltern peitschen ihre Kinder da durch, verabreichen Ritalin, bezahlen Nachhilfe im Gegenwert eines Autos oder - so sie es nicht haben - sehen zu, wie ihre KLionder vor die Hunde gehen.

Wenn ALLE Eltern sich wehren würden, wir hätten schon längst ein anderes Schulsystem...
 
AW: Jungen/Männer - das schwache Geschlecht?

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Wenn ALLE Eltern sich wehren würden, wir hätten schon längst ein anderes Schulsystem...

Die Eltern sind aber auch Wählerinnen und Wähler - und wählen bestimmte Parteien/Schul-Politiker ..., die dann im föderalistischen Deutschland durch die jeweiligen Kultusministerien die Schulen beamtenrechtlich organisieren und verwalten ...:schnl:
 
AW: Jungen/Männer - das schwache Geschlecht?

Das System? Die Gesellschaft wird über den Jordan gehen, früher oder später, denke ich. Denn WIR! stützen das Ganze. Eltern peitschen ihre Kinder da durch, verabreichen Ritalin, bezahlen Nachhilfe im Gegenwert eines Autos oder - so sie es nicht haben - sehen zu, wie ihre KLionder vor die Hunde gehen.

Wenn ALLE Eltern sich wehren würden, wir hätten schon längst ein anderes Schulsystem...

Das Schulsystem ist nur ein kleiner Teil und ein Handlanger des gesamten Systems, in dem es nur noch darum geht, für einige Gierige brav und fleißig zu arbeiten, um ihnen ihre Gewinnmaximierung zu gewährleisten. Die Eltern rennen genauso wie die Lehrer im Hamsterrad um nicht aus dem System rausselektiert zu werden. Denn nur die Braven werden auch noch "gefüttert" indem sie ihren Arbeitsplatz behalten dürfen. Wer nicht mitspielt, fliegt raus. Es gibt genug Mitspieler in der Warteschleife.
Wer bereit ist, hinzusehen, wird das nachvollziehen können.
:zauberer2
 
AW: Jungen/Männer - das schwache Geschlecht?

Trortzdem: Was würde passieren, wenn bayernweit alle Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken würden, bis xy geändert ist ... :weihnacht ?
 
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AW: Jungen/Männer - das schwache Geschlecht?

Trortzdem: Was würde passieren, wenn bayernweit alle Eltern ihre Kinder nicht mehr in die Schule schicken würden, bis xy geändert ist ... :weihnacht ?

Dann käme wahrscheinlich die Polizei - und würde mit formal-juristischer Legitimation die Kinder abholen und in die Schulen bringen - und die Eltern müssten mit juristischen Konsequenzen rechnen - denn Macht-Systeme definieren den jeweiligen Freiheits-Grad innerhalb ihrer Grenzen ....:schnl:
 
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