Der letzte 2006-Jubiläumsbeitrag? Vielleicht. Vielleicht auch der längste *loool*
Liebe Britt, ich hoffe auch sehr, es geht hier 2007 weiter, hoffentlich auch wieder unter der Leitung und regen Teilnahme des Gründers
. War es doch einer der seltenen Threads, die nie vergiftet wurden.
Aber noch was müssen wir in diesem Jahr klären *loool*. Darf ich immer noch "Du" zu dir sagen? Fast traue ich mich nicht mehr, seit ich weiss, was für eine berühmte Urenkelin du bist
ääähmmm, fast schon mit Amundsen verwandt, verschwägert oder verbändelt... ist ja allerhand. Und nööö, ich weiss das alles nicht, den Hollmenkollen hab ich ja auch nur für dich dem Herrn geklaut, denn in Norwegen war ich leider noch nie. (Weisste, mich nimmt man(n) nicht überall mit *heuuul*.) Du und Jérôme habt immer in ferner Zeit *heuuul* Gespräche auf Norwegisch *loool* geführt, die keiner der Normalsterblichen verstand. Trotzdem sind mir die kalten Länder nicht unbekannt *loool*, sogar ein verdammt (Tschuldigung) kaltes Hotel kenn ich, aber das ist noch viiiiiiiiiel weiter weg als Oslo
.
Jetzt muss ich mich aber beeilen, um die Jubiläumsgeschichte um Mailand noch in diesem Jahr zu schaffen. Irgendwie wär's doch schade, extra des Threads wegen nach Mailand zu fahren (erst noch mit dem Zug *seufz*), und dann 2006 zu verpennen, nicht wahr *looool*:
Der
Bahnhof "Centrale" wurde
1931 eröffnet und wie die meisten, sieht er aussen eindeutig besser aus als innen und darum nichts wie weg... Das Hotel ist ordentlich. Keine Kakerlaken und auch keine Dusche, die zur Mitte des Badezimmers abläuft, wie man es in Italien häufig antrifft. Das Zimmer sieht nach Lust und nicht Frust aus, es hängt kein Kreuz an der Wand, sondern ganz stimmige Bilder. Aber denkste. Auf dem Bord stehen relativ schöne Weingläser und in der Minibar... sechs Flaschen Mineralwasser. In Italien! Jetzt könnte ich die Rezeption stürmen, aber wozu? Die Feinkostläden in Italien halten sich wie der Rest nicht gaaanz so streng an die Oeffnungszeiten und so werden wir bestimmt auch noch am Abend irgendwo einen Schlummerdrink zum Mitnehmen ergattern. Ich könnte natürlich auch ganz gesittet den netten Herren an der Rezeption interviewen und bestimmt liesse sich aus ihm irgendein Jubiläum des Hotels erpressen. Aber wäre es auch interessant? Ich kreiere euch ein eigenes, das ihr freundlicher- und ausnahmsweise bereits fürs nächste Jahr vormerkt, das schon um die Ecke guckt. Kein Kreuz an der Hotelzimmerwand, aber in meinem Kopf ist bereits ein Bild zu sehen. Ein
blaues Kreuz an die Wand genagelt. Herr
Pfarrer Rochat hat
1877 in Genf alle Probleme der Arbeiter lösen wollen, in dem er dem Alk einen Kampf angesagt hatte. Ein gutes Vorhaben, dem sich später auch die Deutschen und die Oeserreicher angeschlossen haben, aber ich wäre trotzdem immer noch für ein Schlückchen Rotwein am Abend...es ist ja nur des niedrigen Blutdrucks wegen, logo, oder? Ausserdem gings dem Herrn Pfarrer eh mehr um Schnaps, sonst hätten ihn die Weinbauer rund um den Lac Léman bestimmt nicht einfach sooo gewähren lassen.
Aber jetzt ist Zeit, die Stadt zu erobern, und nicht den schönen Tag im Zimmer mit Pfarrer Rochat zu verbringen. Der liebe Mann bzw. sein Geist kann sich solange mit der Bibel im rechten Nachttischchen vergnügen (die fehlt echt auch hier nicht, das kontrolliere ich überall, des Sittenverfalls wegen und sooo
.
Also wir stehen jetzt am
Dom, ausnahmsweise sprang bis jetzt heute noch niemand runter und ausnahmsweise war ich auch für die Wächter anständig genug gekleidet, um mich reinzulassen. Es klappte beim 3. Versuch (in drei verschiedenen Jahren) wieder mal mit der Besichtigung). Aber den Dom kennen alle, also sag ich hier nur:
mit dem Bau wurde
1386 begonnen, und weil man daran so lange gebastelt hat, findet man mehrere Stils, aber Gotik überwiegt, und das ist für Italien dann doch speziell, damit verlassen wie auch schon den Platz und alles Heilige. Das darf man nämlich nicht übertreiben...schon gar nicht zu Silvester. Dafür hatten wir ja schon Heiligabend. Französisch heisst es auch treffend "les soirs de réveillon", frei nach Céline übersetzt: die Einheit der Differenz.
Wir stürzen uns in die
Galleria Vittorio Emanuele II, die der Mailänder Giuseppe Mengini bereits
1861 entwarf, aber gebaut wurde sie erst später. Unter der 47m hohen Kuppel fällt einem nur ein "wow" ein und ein unbändiges Verlangen nach Kaffee. Tja, ein Cappuccino kostet 4,50, ein Espresso ist ein bisschen günstiger, aber das Treiben in der Galleria zu beobachten, ist es 4,50 allemal Wert. Besonders die Carabinieri, die ihre Sonntagsmontur mit weissen Handschuhen tragen, sind süss. Irgendwie sehen sie aus wie Debütanten am Wiener Opernball, nur etwas sicherer. Rauf und runter spazieren sie und sollen wahrscheinlich die Taschendiebe und "du wollen Rose kaufe" abschrecken. Ob es ihnen gelingt, bezweifle ich. Meine Tasche ist mit einem Schlöschchen gesichert, schliesslich ist mir der Klau in Rom noch in bester Erinnerung. Es ist Zeit, wieder aufzubrechen.
Die Galleria ist die direkte Verbindung zur
Piazza della Scala und somit zum Teatro alla Scala.
Auf diesem Platz ist
1776 das Teatro Regio Ducale vollständig abgebrannt und sofort wurde mit dem Bau (ital. Architekt Giuseppe Permarini) eines neuen Theater begonnen. Feierlich wurde dann 1778 die Mailänder Scala eröffnet. Antonio Salieri schrieb für die Einweihung extra "L'Europa riconosciuta", eine für die damalige Zeit recht moderne Oper, eine Mischung zwischen der Opera seria und einer Reformoper. Diese Mischung der Elemente findet sich später auch in Idomeneo von Mozart, einer Oper, die in Berlin schon zweimal (vor 3 Jahren und heuer gleich 2mal) an der Deutschen Oper (und auch im DF) für Aufsehen sorgte *lol*. (Uebrigens: böse Zungen behaupten, die Deutsche Oper versucht mit Skandalen über ihre fade Mittelmässigkeit hinweg zu täuschen.)
Die Scala wurde 1943 vollständig zerstört und 1946/47 wieder aufgebaut. Die dringend notwendige Sanierung wurde dann in Jahren 2001-2004 durchgeführt. Eine sehr umfassende Sanierung *lol*. Es blieben nur die Aussenmauern, das Foyer und der Zuschauerraum übrig, alles andere ist neu, weil die Bühnentechnik der heutigen Anforderungen nicht mehr stand hielt.
Mario Botta wurde beauftragt. Seine Bauten haben einen hohen Wiedererkennungswert - strenge geometrische Formen. Wie die Landesbibli in Dortmund, das Museum of Modern Art in San Francisco oder auch die Kirchen San Giovanni Battista in Mogno und Santa Maria degli Angeli auf dem Monte Tamaro (das schöne Bild von Hartmut kann man sich ohne grosse Mühe hier unter "Fotos" anschauen) sind auch bei den neuen Gebäuden der Scala diese geometrische Formen vorhanden, inkl. des 38m hohen Bühnenturms. Acht Etagen unter- und elf überirdisch. Absolut beeindruckend, was hier entstand. Das Verbliebene wurde sehr aufwändig restauriert.
Im Mozartjahr hatte auch die Scala "Idomeneo" auf dem Programm, er ging problemlos über die Bühne. Und weil ich faul war und nicht sofort schrieb, kann ich jetzt wenigstens auch noch erzählen, dass Mailand nach Berlin ebenfalls einen Opern-Skandal hat. In der noch jungen Saison (Beginn 7.12.) kam schon die Premiere von Verdis "Aida" (die übrigens auch Herr Prodi und Frau Merkel besucht haben) mit Robert Alagna als Ramades bei den Kritikern nicht soooo gut weg. Das Publikum benahm sich aber noch ziemlich gesittet. In der zweiten Vorstellung aber buhte es den Tenor gnadenlos aus, worauf er die Bühne verliess und nicht mehr zurückkam. Die Zweitbesetzung, Antonello Palombi, sprang in Strassenkleidung ein und sang die "Aufführung" zu Ende. Herr Alagna erzählte in der Folge jedem Journalisten, der es hören wollte oder nicht rechtzeitig wegkam, dass es sich um eine Verschwörung gegen ihn handelt. Auch seine Frau, die schöne Angela Gheorghiu, auch Sängerin, ist dieser Meinung. Und alle fragen sich, ob sie heuer die geplanteTraviata an der Scala singen wird, oder auch beleidigt das Handtuch wirft.
Tja, jedes Haus hat so seine Skandale, sie werden sicher auch 2007 nicht ausbleiben *loool*.
Unweit der Scala ist auch die "Via Visconti".
Luchino Visconti, Theater-, Filmregisseur, Autor und Herzog *lol* wurde am
2.11.1906 in Mailand geboren und starb am 17.3.1976 in Rom. Weniger bekannt ist vielleicht, dass er auch als Opern-Regisseur tätig war, u.a. sehr erfolgreich auch an der Scala. Hauptsächlich Verdis Opern hat er für verschiedene Häuser mit allerlei Berümtheiten inszeniert.
Die Deutschen mögen und hassen ihn *lol* für den "Ludwig II", in O-Fassung dauert der Film nämlich vier Stunden.
(An
Giuseppe Verdi 1813 -1901 kommt man an der Scala wie auch in Mailand nicht einfach sooo vorbei, auch wenn er hier im Thread schon zu Ehren kam. Aber wir kommen an der Casa Verdi vorbei. Es ist nicht etwa sein Geburtshaus, es ist ein Seniorenheim für ehemalige Musiker, das Verdi errichten liess, erbost über die Unfähigkeit des Staates, soziale Einrichtungen zu schaffen. Ein relativ schmuckes 3-stöckiges Gebäude mit eigener Krypta. Das hat nicht jeder *lol*, auch an der Piazza Buonarroti nicht. In der Krypta ruhen der Maestro und seine Frau auch gleich selbst. Auf dem Platz steht natürlich auch eine grosse Verdi-Statue, wie es sich gehört.)
Aber jetzt gehen wir mal zurück zur und gleich wieder von der Scala weiter. Shopping ist angesagt...oder auch nur schaufenstern *heuuuul*. An der Via Monte Napoleone natürlich, wo denn sonst? Alle sind sie da in der Gegend vertreten, ein Nobelgeschäft neben einem anderen. Schöne Sachen, schöne Menschen... na ja, nicht alle, es hat auch eine Menge komischer, bunter Vögel, aber mit viel Geld *loool*.
Uiii, soooo eine schöne Handtasche...YSL hat sie..., echt super... tja, der Herr besah sich nur das Preisschild, und zieht mich einfach gaaaaaanz grob am Aermel weiter. Aber quer über die Strasse ist gleich "Céline", wenigstens da sollte man(n) mir doch was kaufen, nicht? Sie hat soooo schöne Sachen, Kleider, perfekt geschnitten aus untadeligen Materialien in sehr schönen dezenten Farben und erst noch die Accessoires. Hmmm, das Geschäft hier ist klein, nicht so wie in Paris, wo es den Namen schon seit etwa 60 Jahren gibt. Die Preise sind wesentlich niedriger als beim YSL...fast schon Schnäppchen *lool* und es gibt gleich mehrere schöne Taschen!!! Nix bekam ich, aber auch gar nichts. Soll ich euch verraten, was die Taschen gekostet hätten? Schnäppchen, sagte ich doch. Die erste 9'950.-- und die bei "Celine" alle so um 2'200.-- *loool*. Nööö, sie waren nicht vergoldet und hatten auch keine Brillies oder sooo. Waren ziemlich schlichte dezente aber dann doch wenigstens grosse Handtaschen eben.
Tja, auf dem rechten Ohr sind die Männer taub, unsensibel sind sie ohnehin und soooo geizig. Pfui! *looool*
An Phantasie mangelt es ihnen ebenfalls. "Ich hab Hunger, lass uns gehen, ich zeig dir das schönste Restaurant von Mailand, es wird dir gefallen, wetten?" Meine Begeisterung hält sich in Grenzen, aber dann halt. "Wenigstens muss ich nicht verhungern" denke ich und lass mich noch etwas widerwillig durch eine weitere Gasse, die Via Bagutta, ziehen. "Das Restaurant hat eine hübsche Geschichte, ist mit Kunst vollgestopft, man trifft dort fast immer auf interessante Menschen oder auch auf eine Menge Promis und nicht zuletzt isst man dort ausgezeichnet." Komisch, wie gesprächig Männer werden können...soviel Aufwand, nur um abzulenken...nur damit ich Ruhe gebe...mit den Taschen. Es sind nur ein paar Schritte und schon stehen wir vor dem "Bagutta". Schon in der offenen Tür wird man(n) begrüsst und es kommt mir vor, die Wiederkehr eines verlorenen Sohnes müsste gefeiert werden. "Hey, ich bin auch noch da, und das linke Bein hab ich in der Tür eingeklemmt!" Na also, geht doch, jetzt bin ich auch drin. "Hey, ich wollte doch gar nicht abgeschlabbert werden!" Na ja, es hat keinen Sinn, sich zu wehren, wir sind ja in Italien. Soooo schön, wie bei Oma in der guten Stube sieht der erste Raum aus, offensichtlich für "auf ein Glas" gedacht. Dann geht es weiter, vorbei an unzähligen Vorspeisen, die ich am liebsten im Vorbeigehen alle ausprobieren möchte. Daran schliessen sich mehrere grössere und kleinere Räume an (5 oder 6 sind es), eben wie in einer Wohnung, Ein hübsches Atrium mit einem grossen Baum in der Mitte hätte es auch noch, aber das ist jetzt natürlich leider geschlossen, spendet aber dem grösseren Saal Licht.
Die Gaststuben sind voll, die Kellner jonglieren elegant die Teller zwischen den Tischen, ich habe Mühe, mich halb so elegant ohne nur einen Teller, durch die engen Zwischengänge zu jonglieren und bezweifle, wir bekämen noch irgendwo einen Stuhl. Wir bekommen sogar einen ausgesprochen strategisch schönen Platz mit unauffälliger (Aus)Sicht *lol* auf das Treiben und da wird mir klar, wie ich wieder manipuliert wurde. Wunder gibt es eben nicht mehr, nur noch Reservationen von langer Hand vorbereitet. Männer. Pffft! Aber es interessiert mich nicht mehr, weil die Wände voll (wirklich voll) Karikaturen sind. Ich frage mich nicht mal, wo wir essen sollen, der Tisch ist mehr ein Bistrotischchen als ein Esstisch. Die paar Nudeln und ein Glas werden schon Platz finden, denke ich mir. Aber es wird ein ausgedehntes vorzügliches Essen. (Die Speisekarte ist gross, für die Weinkarte müsste man einen Nachmittag einplanen.) Endlich ist abgeräumt, der Espresso serviert, der oberste Knopf meiner Hose schon längst offen und die unbequemen Schuhe irgendwo unter dem Tisch. Es ist eben sehr heimelig hier *loool*. Genau die richtige Zeit und Ambiente für eine Geschichte, die Geschichte des Bagutta:
Ein kleines Familienbetrieb von Alberto Pepori gab es eigentlich schon 1924. Albertos Frau Giulia kochte hier für Handwerker und Kaufleute damals und in der Folge 30 Jahre lang. Sie war die gute Seele des Lokals und Klagemauer vieler Gäste, daneben erzog sie sechs Kinder. Das Restaurant hatte nicht nur einen guten Ruf, weil man dort gut und günstig essen konnte, weil es familiär und herzlich zu und her ging, sondern kam auch zu Ehren. Der Schriftsteller Bacchelli kannte das Lokal schon lange und brachte nach und nach seine Freunde mit. Schriftsteller, Journalisten und Maler. Schon bald wurde das Lokal zu klein und zog in der Via Bagutta einfach ein paar Häuser weiter. Die Gäste wurden längst zu Freunden und so gestalteten die ehemals mittellosen Maler, die auch schon mal umsonst bei Giulia was zum Essen kriegten, die neuen Wände. Die Fresken zieren das Lokal natürlich bis heute. Die Künstler trafen sich schon im alten Lokal regelmässig, gründeten so was wie einen Club und beschlossen eines Abends, dass jeder von ihnen, der zu spät oder gar nicht kommt, eine Strafe bezahlen muss, 100 Lire waren es damals.
Orio Vergani, ein damals schon bekannter Schriftsteller, kam dann am
11.11.1926 auf die Idee, mit diesen Geldern einen Fond zu gründen, und damit den Verfasser des Buches, das allen am Tisch am besten gefällt, zu unterstützen. Und sofort schrieben sie zwischen ihren Gläsern auf dem Tisch auf einem Stück Papier die Regeln der Preisvergabe auf. So wurde in Bagutta der überhaupt
1. Literaturpreis Italiens, der Premio Bagutta geboren und am 14.5.1927 verliehen. Nur in den Jahren 1937-1946 gab es keine Preise. Die Tradition ist bis heute erhalten, auch wenn es inzwischen in Italien (wie überall) auch andere Literaturpreise (über 1000 verschieden *lol*) gibt. 2006 erhielt den Premio Bagutta Filippo Tuena für "Le variazioni Reinach". Bis heute ist es etwas Spezielles, den Premio Bagutta zu erhalten, weil die Juroren kein Ziel verfolgen, keine Modetendenzen, keinen -ismen verpflichtet sind und keinem "Herren" dienen und auch niemandem ihren Geschmack aufzwingen wollen. Sie achten nur auf die Qualität des Buches und lehnen manchmal sogar grosse Namen ab, lassen sie in einer sehr lauten und hitzigen, aber immer freundschaftlichen Debatte durchfallen. Vermutlich ist keiner der Gründer mehr am Leben, es gab im Laufe der Jahre schon viele andere Preisrichter, die unterdessen dem Kreis der Freunde des Bagutta angehören, alle blieben sich treu. Wie die Dynastie der Peporis.
Heute "regiert" im Restaurant, nach Enzo, dem einen Sohn von Alberto und Giulia, schon die 3. Generation. Die "Fratelli Pepori", Adriano und Mario, haben das Lokal von Vater Enzo übernommen. Das Aussergewöhnliche daran ist, sie haben beide auf ihre akademische Laufbahn verzichtet, um das Restaurant am Leben zu erhalten (beide haben Staatsexamen, der eine in Medizin, der andere in Pharmazeutik).
Vor einigen Jahren wollten die Besitzer des Hauses dem Lokal kündigen, um die Räume anderweitig zu nützen. Eine Welle der Empörung ging durch die gesamten Mailänder Medien und sogar über die Grenzen der Stadt. So stark, dass das Ristorante nun als antik und Bezugspunkt der italienischen Kultur unter "Denkmalschutz" steht.
Und wie es zu den Bildern an den Wänden kam? Am Gründungsabend des Literaturpreises war Mario Vellani Marchi, ein Maler, dabei und zeichnete auf der Rückseite der Speisekarte Karikaturen einiger der Preisrichter. Das gefiel allen so gut, dass sie beschlossen manchmal zu Ehren bekannter Persönlichkeiten und natürlich immer zu Ehren des Preisträgers, Galas zu geben. An diesen Abenden musste Vellani Marchi die Persönlichkeit zeichnen und alle im Lokal Anwesenden signierten dann das Bild (man nannte die Bilder auch später immer noch "die Speisenkarte"). Und diese "Karten" zieren nun die Wände. Es gab viele Galas *looool*. Genau 170. Auch Vellani Marchi wurde hier verewigt (er starb 1979), die schöne Skizze wurde vom Schriftsteller Dino Buzzati gezeichnet. Der Illustrator Tabet, der vielseitige Künstler Luciano Francesconi und noch einige andere setzten das Porträtieren der Gäste fort. Toscanini, Wanda Osiris, Ingrid Bergmann, Coppi, Bacchelli... hängen hier an den Wänden und auch die neue Geschichte italienischer Kunst (Literatur, Malerei, Bildhauerei, Schauspiel, Musik, Tanz...). Von der ersten Karikatur der Gründer gibt es sogar eine Postkarte. Elf Männer an einem Tisch versammelt, von dem ein weisses Tischtuch bis fast zum Boden reicht und darauf "Premio Bagutta" an der Längstseite in grossen Buchstaben geschrieben steht.
Jetzt ist aber echt Zeit für den Schlummerdrink, wie gut, bin ich wieder zu Hause. Um diese Zeit sind nämlich sogar in Italien die Geschäfte schon längst geschlossen.
Britt, Hartmut und selbstverständlich ihr alle hier im DF,
ohne noch mehr Buchstaben zu bemühen:
SALUT 2007
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