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Ja, das Studium des Deutschen ist schwer...

Liebe Freunde!

Ich danke Euch herzlichst für Eure netten Kommentare!

Marianne schrieb:
Sag mal, beau becir, willst Du über Dich oder über deutsche Literatur und Sprache schreiben?
Bei zweiterem tue ich gerne mit .
Marianne - eine Frau jenseits der 6o

@ Marianne: Ach, die lieben giftigen Pfeile im Kunst-und-Kultur Forum! J'adore! Ich habe sie lieber als die Amors Pfeile - die Giftpfeile der deutschsprachigen Intelligentzia! - Selbstverständlich wollte ich nur über mich sprechen - einziges, was mich auf dieser Erde interessiert, ist nur ich - so wie jeder unsereiner! In "meinem" Thread wollte ich nur über "meinen" deutschen Lehrjahren sprechen - "mein" Lieblingsthema!

Aber ich scherze, liebste Marianne, - wenn ich mich wiederlese, verstehe ich, wie mein Text irritierend sein kann. Dazu bin ich hier in diesem deutschsprachigen Forum nur ein Outsider (wie man so schön auf Deutsch - und auf Französisch! - sagt). Eigentlich sollte es in meinem Beitrag nur heißen: "Wo und mit wem lernt man am besten die deutsche Sprache?". Ich habe mich nur als Beispiel erzählt, aber das war blöd, da ich ein atypisches Beispiel bin. Mein Deutsch-Lernen ist ein Luxus, den ein Ausländer, der "jenseits der 60" steht, sich leisten kann, um einen alten, schönen Traum zu realisieren. Ich wollte Euch nur fragen, wo die besten Theater, die beste Musik, die freundlichsten Menschen - und die besten Stammtische in den interessantesten Kneipen gibt (ich habe oft von dieser Institution gelesen, aber es gibt Kneipen und Kneipen...). Oder sitzen alle interessanten deutschsprachigen Menschen heutzutage vor ihren Computern?

Nein, wie Fortuna und Fontane so schön sagen "Das ist ein weites Feld!", wie und wo lernen die Ausländer ihr Deutsch? Scheinbar hat man in den gewißen deutschen Schulen mit 90 % ausländischer Kinder als Pflicht eingeführt, während der Pausen nur Hochdeutsch zu sprechen (ist das auch für die deutschen dialektsprechenden Kinder gültig?). - Was wird heute in den Straßen von Berlin-Kreuzberg gesprochen? - Und was meint Ihr vom Beispiel eines meiner - kultivierten - Bekannten: er war ein Jahr lang zum Praktikum in Frankfurt, in einem internationalen Zentrum - wo alles auf Englisch gemacht wird. Alles, was er in der Goethe-Stadt gelernt hat, ist ungefähr "Ein Bier, bitte!".

Selbstverständlich handelt es sich um die persönlichen Neigungen, aber ein Jahr in Frankfurt ... es läßt sich einfach nicht fassen.

Ach, liebste Marianne, darf ich dich bitten, mir zu erlauben, noch ein bißerl von mir zu sprechen (sagt man "bißerl" in Wien)? Ihr, liebe deutschsprachige Freunde, die Ihr die ganze Zeit Deutsch sprecht und schreibt, und schon sicherlich "blasé" seid, - Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie diese Sprache wunderschön ist! Das ist die virilste und gleichzeitig die zärtlichste europäische Sprache: macht die Augen zu und sagt mit der Emphase: "Gruß Gott!" und "Ich liebe dich!".

Viele herzliche Grüße von
Eurem beau.becir
 
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Ein paar Gedanken zum Thema

Jan Amos schrieb:
„Mein schönes Fraulein, darf ich's wagen, meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?
Vielleicht sagt das junge Fraeulein dann:

"Ey, Alter, willse mich anbaggern oder wa?"

Kleiner Scherz am fruehen Morgen :)!

Ich kenne einen Englaender, so einen richtig alten Zausel um die 70, einen ganz reizenden Menschen, Kavalier alter Schule. Er lernt seit Jahren deutsch, das er aber nur selten anwenden kann, weil er nicht oft nach Deutschland kommt und wenn, er sich in einem Umfeld bewegt, in dem englisch gesprochen wird.
Dieser Herr bringt gerne Saetze an wie:

"Heute ist es fruehlingshaft, die Voegel zwitschern in den Zweigen".

@Amos
Anglizismen
Neulich hoerte ich jemanden auf der Strasse sagen: ich mach jetzt erstmal "window shopping".
"Mobbing" und "Handy" sind rein deutsche Wortschoepfungen, die ich eigentlich gut finde. Aber dass wir gruendlichen Deutschen die Englaender damit in ihrer eigenen Sprache quasi "uebertroffen" haben, ist schon paradox ;)!
Ich befuerchte, in unserer Zeit der Globalisierung wird sich dieser Trend noch verstaerken.
Das Phaenomen ist mittlerweile ueberall bekannt, auch die Franzosen haben ihr "franglais".

Fortuna
 
Noch ein paar Gedanken zum gleichen Thema:

Fortuna schrieb:
"Ey, Alter, willse mich anbaggern oder wa?"

Neulich hoerte ich jemanden auf der Strasse sagen: ich mach jetzt erstmal "window shopping".

"Mobbing" und "Handy" sind rein deutsche Wortschoepfungen, die ich eigentlich gut finde. Aber dass wir gruendlichen Deutschen die Englaender damit in ihrer eigenen Sprache quasi "uebertroffen" haben, ist schon paradox ;)!


Zum Thema: Frräulien und anbaggern. Richtig, "Alter schützt vor Torheit nicht!", sagt man so schön, wenn der Johannistrieb ausschlägt.:kuss1:


Zitate: „Neulich hoerte ich jemanden auf der Strasse sagen: ich mach jetzt erstmal "window shopping".

"Mobbing" und "Handy" sind rein deutsche Wortschoepfungen, die ich eigentlich gut finde. Aber dass wir gruendlichen Deutschen die Englaender damit in ihrer eigenen Sprache quasi "uebertroffen" haben, ist schon paradox ;)!“



Bei „window shopping“ würde ich vermuten, dass die betreffende Person zu dieser Zeit auf dem Weg zum Baumarkt war, um neue Fenster einzukaufen. Natürlich kann ich mich auch mit dieser Annahme irren.

Da „Mobbing“, aus dem engl. Begriff von Pöbel abgeleitet ist, ist die Wortschöpfung sogar sinnvoll, denn „Mobbing“ wird gern von Menschen angewendet, die durch ihre mangelhafte Bildung oder sonstiges Unvermögen, dem ungebildeten Pöbel gleichen. Dass das auch in gebildeten Kreisen vorkommt, hängt damit zusammen, dass es sogar in den höchsten Sesseln geistiges Proletariat gibt.

Noch eine Bemerkung zum „Handy“. Das Handy ist eine eindeutig schwäbisch-deutsche Wortschöpfung, die die Aufnahme in die Anglizismen fand. Die ursprüngliche Herkunft hat ein Schwabe mit seinem verwunderten Ausruf: „Jooo, händie ka Schnur?“, geprägt.

So sehen wir, dass die Sprache lebt und die ständigen Reformen der Kultusministerkonferenzen aus reiner Langeweile geschehen. Man sollte diese weltfremden Zeittotschläger einsparen oder etwas sinnvolleres machen lassen.

MfG
Jan Amos
 
Jan Amos schrieb:
So sehen wir, dass die Sprache lebt und die ständigen Reformen der Kultusministerkonferenzen aus reiner Langeweile geschehen. Man sollte diese weltfremden Zeittotschläger einsparen oder etwas sinnvolleres machen lassen.


Ein frommer Wunsch, Jan Amos, wie Folgendes beweist (eine Meldung von gestern):


Rund ein Jahr nach der verbindlichen Einführung der Rechtschreibreform müssen sich die Schülerinnen und Schüler erneut umstellen. Die neuen Regeln wurden heute vorgestellt.

Der Vorsitzende des Rates für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair, übergab der Kultusministerkonferenz (KMK) am Montag in Berlin die Empfehlungen für Nachbesserungen der Reform. Wie KMK-Präsidentin Ute Erdsiek-Rave mitteilte, sollen sie von den Kultusministern der Länder am Donnerstag beschlossen werden.

Verbindlich eingeführt werden die Nachbesserungen an allen deutschen Schulen am 1. August. Während einer einjährigen Übergangsfrist sollen sie jedoch bei der Notengebung noch nicht berücksichtigt werden.

Die Änderungen betreffen die Gross- und Kleinschreibung, die Getrennt- und Zusammenschreibung, die Zeichensetzung und die Worttrennung am Zeilenende. So sollen unter anderem feststehende Begriffe wie «Grosse Koalition» oder «Erste Bundesliga» wieder gross geschrieben werden. Auch das Anredepronomen im Brief (»Du», «Sie») darf wieder gross geschrieben werden.

Die Liste der Zusammensetzungen aus Substantiv und Verb, bei denen der erste Bestandteil nicht mehr als eigenständiges Substantiv anzusehen ist, und die deshalb klein und zusammengeschrieben werden, wurde um eislaufen, kopfstehen, nottun und leidtun erweitert. Bei der Worttrennung am Zeilenende soll die Abtrennung von Einzelvokalen am Wortanfang oder -ende prinzipiell ausgeschlossen sein (nicht: E-sel, Feiera-bend, Bi-omüll).

Zehetmair wies darauf hin, dass jede Empfehlung von dem 39-köpfigen Rat für deutsche Rechtschreibung mit Zweidrittelmehrheit beschlossen wurde. Insgesamt habe es rund 50 Abstimmungen gegeben. Dem Rat gehören 18 Deutsche, neun Österreicher und neun Schweizer sowie je ein Liechtensteiner, Südtiroler und Belgier an.

Erdsiek-Rave äusserte die Erwartung, dass der jahrelange und teils heftige Streit um die Reform mit den Nachbesserungen beendet sei. «Ich hoffe, dass wir jetzt den deutschen Rechtschreibfrieden finden», sagte sie. Die Reform gelte rechtsverbindlich nur für den amtlichen Gebrauch der deutschen Sprache. Niemand sonst werde dazu gezwungen, doch hoffe sie, dass auch alle anderen Bürgerinnen und Bürger die neuen Regeln nach und nach übernehmen. Ohnehin werde es wohl eine ganze Generation dauern, bis sich die Reform überall durchgesetzt habe.

Hier gleich ein paar Beispiele zusammengefasst, nicht nur für Becir:


Bankrott gehen - bankrottgehen

schwer fallen - schwerfallen (Mühe verursachen)

locker sitzen - lockersitzen (Geld)

gar kochen - gar kochen / garkochen

übrig haben - (etwas für jmdn) übrighaben

jemandem Freund sein - jemandem freund sein

jemandes Freund sein - jemandes Freund sein

Klasse sein - klasse sein

Recht haben - (auch:) recht haben

sich zu Eigen machen - sich zu eigen machen

jenseits von gut und böse - jenseits von Gut und Böse

das schwarze Brett - (auch) das Schwarze Brett

gelbe/Gelbe Karte - Gelbe Karte

kleine/Kleine Anfrage - Kleine Anfrage

du - (in Briefen auch:) Du

Na ja, der neue Duden kommt bestimmt wie üblich im August 06, schliesslich müssen die Buchhändler und -Buchdrucker... auch leben ;).

Becir, ich bin sicher nicht "blasée", sage aber trotzdem: Jetzt übertreibst du aber wieder masslos.

Das ist die virilste und gleichzeitig die zärtlichste europäische Sprache: macht die Augen zu und sagt mit der Emphase: "Gruß Gott!" und "Ich liebe dich!".

Bei entsprechender Ehrlichkeit und Aussprache kommt "Ich liebe dich" in allen Sprachen zärtlich und gleichzeitig viril rüber. Mir darf das sogar eine Frau sagen, ohne als "viril" abgestempelt zu werden. (Ich mag dich genügt aber auch! Wer will schon von Hinz und Kunz geliebt werden?

Becir, du weisst, dass dein Deutsch-schriftlich sehr gut ist, also sei nicht so kokett, das soll uns Frauen vorbehalten bleiben! Solltest du mündlich Defizite haben, so gibt es in Paris Konversationskurse en masse. Und um sprachlich auf dem Laufenden zu bleiben, und die Worte auch akustisch mitzubekommen, bieten zeitgenössische Filme im Original eine gute Hilfe.

Am Ende werde ich auch noch genötigt, mit jedem soooo liebevoll zu reden... nicht auszudenken...kein Ausländer wird sich mehr trauen, hier zu schreiben, weil es Usus wird, mit "mein geliebtes Deutsch zu beginnen"....

Nix für ungut :sekt:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Céline schrieb:
Becir, du weisst, dass dein Deutsch-schriftlich sehr gut ist, also sei nicht so kokett, das soll uns Frauen vorbehalten bleiben! ... Und um sprachlich auf dem Laufenden zu bleiben, und die Worte auch akustisch mitzubekommen, bieten zeitgenössische Filme im Original eine gute Hilfe.

Allerliebste Céline! Du kannst es dir gar nicht vorstellen, wie ich mich über dein Kompliment freue! Daß ich mit der deutschen Sprache kokett bin, ist ganz normal: ich liebe sie - und man (frau?) kokettiert sich bei den Liebhabern miteinander! Die deutsche Sprache (mein liebes Deutsch!) kokettiert die ganze Zeit mit mir: immer wieder neue Redewendungen, neue Worte, ernste und traurige (das Neueste: "so kerzengerade geschniegelt" - ach, du lieber Heine!).

Gestern abend habe ich an dich gedacht, als ich den Professor Unrath schaute. Der Film ist zwar nicht zeitgenössisch, aber Jannings spricht eine wunderbare Sprache, die mir so gut gefällt! Und die Marlene mit ihrem Berlinerischen ist superbe!
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Allerliebste Marianne! Du hast mir eben im Hartmuts (ach, allerliebster Hartmut!) Heines Thread geschrieben:
Marianne schrieb:
Kanste ja in Wortspiele geben - als eigenen Thread. Dann darfst Du auch ironisch sein, ohne gleich ans "Kreuz " genagelt zu werden!

Ach, was für eine köstliche Karikatur hast du da erdenkt! Ich, der ich ein zwar gottloser Mohammedaner bin, ans Kreuz genagelt zu werden! Ich bin kein masochistischer Christe, der das liebt!

Je vous embrasse toutes les deux, innigst.

Euer deutschliebender beau.becir
 
sibel schrieb:
O,la,la,jetzt kommt es aber dicke...

Oh Gottchen:haare:

Ich kann mir nach becirs letztem Beitrag kaum vorstellen, dass die 17-jährige Schülerin auch nur ein einziges ihrer Worte, die sie becir schrieb, bereut. Ganz im Gegenteil. :zauberer2

Rhona
 
Rhona schrieb:
Oh Gottchen:haare:

Ich kann mir nach becirs letztem Beitrag kaum vorstellen, dass die 17-jährige Schülerin auch nur ein einziges ihrer Worte, die sie becir schrieb, bereut. Ganz im Gegenteil. :zauberer2

Rhona
Liebe Rhona,
das ist eben der "generation gap" :)!
Ich mag Becirs Stil, obwohl ich mich selber nicht so ausdruecke.
Aber macht nicht erst die Vielfalt das Leben interessant?
Stell dir vor, alle schrieben wie C. Bukowski, wie entsetzlich eintoenig Lektuere waere!
Der Schreibstil von Thomas Mann hat seinen Reiz ebenso wie der von Nick Hornby, Somerset Maugham oder Sybille Berg, um einige voellig unterschiedliche Schriftsteller zu nennen.
Ich lese sie alle gern und viele andere dazu.
Es ist der kreative Umgang mit Sprache, der fasziniert.
Lieber schoener Becir, lass mehr von dir sehen :kuss1:

Fortuna
 
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AW: Ja, das Studium des Deutschen ist schwer...

Ich find es immerwieder faszinierend zu sehen, wenn jemand aus einem anderem land der sprache mächtiger ist als ich, der ich, 16 Jahre in diesem
Land zur schule gegangen bin, Hut ab.

Ich selbst hab 10 Jahre im Land meiner Vorfahren (England) verbracht.
Die Sprache hab ich dort vor Ort gelernt (leider nicht zweisprachig aufgewachsen). Mit meinem damaligen Schulenglisch bin ich nicht sonderlich
weit gekommen.
Nach zwei Monaten hab ich mir gedacht , das raff ich nie, ich geh wieder nacht Deutschland zurück, aber ich hab durch gehalten.

Nach 6 Monate im Land hatte ich dann , das erste mal in english geträumt
und da wusste ich, daß ich es geschafft habe.

Zuerst hatte mein englisch einen französichen accent , da ich die meiste Zeit mit franzosen zusammen war. Dann ging es mehr ins irische , schottische über jenachdem, was für leute in der Küche gearbeitet haben.

Das feine hochenglisch hab ich eigentlich nie so richtig gelernt, nuja in der gastronomie ist das nicht so ganz gängig:)

Und einz hab ich leider nie richtig gelernt, grammatik . Seit ich mich in foren beteilige hab ich gemerkt was für ein riesiges manko das ist. Ein komma mal falsch gesetzt und der Satz bekommt gleich eine andere Wirkung.
Beim miteinander reden ist das meistens nicht ganz so schwer, denn mimik und die art der Unterhaltung unterstützen das Gespräch.

Naja ich les mal fleissig eure Beiträge , vielleicht lern ich ja noch was :)

gruss

Telar
 
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