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Ist passiver Konsum das Übel und Verhinderung der Kreativität?

fluuu

Well-Known Member
Registriert
12. September 2008
Beiträge
4.947
Hallo miteinander,

die Frage des Konsumverhaltens in der westlichen Welt beschäftigt einige schon länger, sicherlich oft behandelt aber in den Medien ist noch keine Veränderung zu erkennen. Nach wie vor wird aufgerufen, Bürger gebt mehr Geld aus, seit Konsumfreudiger, kauft mehr Dinge, verbraucht mehr Güter um die Konjunktur der kapitalistischen Wirtschaft anzukurbeln.
Ein Paradoxon, mehr verbrauchen um mehr zu haben.

Was auf den Bio-Bauern der Direktvermarktung vom Hof betreibt zutreffen kann, er und seine Familie haben eine Überlebenschance wenn die Produkte seiner Arbeit gekauft werden, so wirkt sich der Kauf auf alle Industriegüter nur auf den Profit des Betriebes förderlich aus. Selbst die Angestellten erleben oft keine Veränderung wenn der Wert der Firma an der Börse steigt.

So ist doch dieser Aufruf zum Konsum und Verbrauch von Gütern der obendrein enorm viele Ressourcen verschlingt eine aberwitzige Idee oder habe ich da einen Knoten im Gehirn?

gruß fluuu
 
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AW: Ist passiver Konsum das Übel und Verhinderung der Kreativität?

kein Knoten

wenn jemand von sich (oder seiner Partei) behauptet,
er oder sie schütze die Umwelt
bzw strebe nachhaltiges Wirtschaften an,
thematisiert dabei aber nicht die Wegwerfgesellschaft oder das Konsumverhalten,
dann ist seine Rede nur ein Marketinggag

dadurch, daß der Staat zur Zeit viele Milliarden in Unternehmen pumpt,
hat die Große Koalition die Chance,
auf die Produkte (und sonstiges) der Firmen einzuwirken
 
AW: Ist passiver Konsum das Übel und Verhinderung der Kreativität?

unter Kreativität in diesem Zusammenhang
verstehe ich das Kombinieren von Altem zu Neuem

Wegwerf-Fertigprodukte erschweren diese Art von Kreativität,
es sei denn,
man kann sie ausschlachten
und dann die Einzelteile irgendwie verwenden

gleiche Produkte verschiedener Hersteller sollten zueinander kompatibel sein,
wie das bspw. bei einer Stereoanlage möglich ist
 
AW: Ist passiver Konsum das Übel und Verhinderung der Kreativität?

So ist doch dieser Aufruf zum Konsum und Verbrauch von Gütern der obendrein enorm viele Ressourcen verschlingt eine aberwitzige Idee oder habe ich da einen Knoten im Gehirn?

Ich stimme dir vollkommen zu!
Der Hintergrund zu solcherlei Aufrufen gründet, soweit ich das sehe, in dem Streben nach immer mehr materiellem Wohlstand. Nur so lässt sich für mich die Aufforderung verstehen, man möge mehr konsumieren. Unsere Wirtschaft lebt quasi von dem Verlangen immer mehr zu haben. Wenn dieses Verlangen zurückgehen sollte, würde die Existenz vieler Industriezweige bedroht sein. Man kann heute schon ein solches Zurückgehen beobachten, z.B. in der Autoindustrie.
Es ist verrückt, den Konsum künstlich hochzuhalten oder gar noch weiter ankurbeln zu wollen! Wenn wir immer weiter nach immer mehr materiellem Wohlstand streben, werden wir uns selbst und diesen Planeten zerstören.
Wir müssen endlich lernen bescheidener zu leben. In einem angemessenen Leben, den natürlichen Ressourcen angepasst, liegt auch sehr viel mehr Erfüllung.
 
AW: Ist passiver Konsum das Übel und Verhinderung der Kreativität?

...genau Benjamin, Du hast interessante Ansichten.
Ansonsten ist schon allein an diesen Reaktionen hier zu merken oder besser an den Nichtreaktionen, ein Verzicht von Konsum und somit materieller Bereicherung zu Gunsten einer inneren empfundenen Befriedigung ist nicht gewünscht.
Das Raffen von Gütern und so wird es auch überall in der Gesellschaft und den Medien verlangt, verheißt das größte Glück.
Beim „Messie-Syndrom“ zum Beispiel hängt es nicht von der Geldmenge ab, da wird Müll gerafft aber dass Prinzip ist das Selbe, Berge von Gütern anhäufen um die innere Leere zu verdrängen.
Unser ganzes System baut auf wunderschöne Hochglanzoberflächen, auf offensichtliche prägnante Werte und da hinter ist alles leer und nichtssagend.
Auch Geld ist nur ein abstrakter Wert, es löst keine Empfindung aus, es ist wie Gold ein oberflächlicher Glanz ohne tiefere Bestimmung.
Wer z.B. bei großen Geldmengen oder teuren Gütern eine sexuelle Erregung und Stimulanz verspürt hat doch in den Gefühlen eine Störung.
So jemand ist wahrscheinlich nicht in der Lage das befriedigende Gefühl einer kreativen Leistung, einer schöpferischen Kraft zu verspüren.
Benjamin hat es schon angedeutet, wenn wir uns weiterhin mit Ausbeutung der materiellen Ressourcen befriedigen und glücklich machen und das muss immer eine Steigerung erfahren für den Kick, dann ist das Ende der Fahnenstange bald erreicht. Materielle Ressourcen sind auf der Erde nicht unbegrenzt zur Verfügung.
So ist ein gesteigerter Konsum, er ist immer passiv, ein Ausbeuten der begrenzten Mittel.
Ein kreativer Umgang dagegen mit den Rohstoffen die schon da sind, sich mit ihnen begnügen können, kreativ daraus das Beste und etwas Neues schaffen ist ein aktiver schöpferischer Prozess und der macht glücklich ohne zusätzliche Ressourcen zu verschwenden.
So haben scilla, Benjamin und ich ähnliche Ansichten geäußert, das freut mich, ich wusste es gibt noch mehr Menschen die aktive Kreativität erfüllender erleben als passiven Konsum aber die Mehrheit tut wohl das was über die Medien von staatlicher Seite angeheizt wird. Die Wirtschaft fördern durch passiven Konsum, durch kaufen, kaufen, kaufen...

gruß fluuu
 
AW: Ist passiver Konsum das Übel und Verhinderung der Kreativität?

Es ist verrückt, den Konsum künstlich hochzuhalten oder gar noch weiter ankurbeln zu wollen!

Hallo Ben, da hast Du Recht, das ist sogar aus der Sicht der kapitalistsichen Ökonomie Unfug, auch wenn viele "Wirtschaftsweise" anderes erzählen.

Wenn wir immer weiter nach immer mehr materiellem Wohlstand streben, werden wir uns selbst und diesen Planeten zerstören.

Hier allerdings möchte ich Dir widersprechen:
"Den Planeten zerstören" werden und können wir nicht, entgegen immer wieder gäußerten Katastrophenbeschwörungen. Dass wir ökologische Schäden verursachen und früher schon verursacht haben, ist unbestritten. Ich denke aber, schon dadurch, dass wir existieren, verändern wir die Erde. Deine Verzichtsforderung kann diese Veränderung evtl. mildern, mehr aber vermutlich nicht.

Wir müssen endlich lernen bescheidener zu leben. In einem angemessenen Leben, den natürlichen Ressourcen angepasst, liegt auch sehr viel mehr Erfüllung.

Hier würde ich Dich gerne konkret fragen, was ich z.B. praktisch tun müsste, um so zu leben, wie es aus Deiner Sicht richtig wäre.
Ich will dazu sagen, dass auch wir (meine Frau und ich) nicht die Erfüllung im wahnsinnigen Konsum sehen. Wir haben ein Auto, eine Mietwohnung, einen angemessenen "Klamottenpark", der in zwei Kleiderschränke passt.
Wir haben zwei Computer und zwei Fernsher, eine uralte Stereoanlage auch noch.
Wir gehen selten Essen, fahren im Jahr ca. 15000 km mit dem Auto.
Zwei Urlaubsfernreisen (Flug) sind drin, gut, da könnte man vielleicht eine einsparen... Wäre das meine Pflicht? Wir verreisen eigentlich sehr gerne.
Mir scheint, das ist ein repräsentatives Niveau für die meisten deutschen Haushalte.

Da interessiert es mich jetzt, was da aus Deiner Sicht zuviel (passiver) Konsum ist. Was ist überhaupt "passiv konsumieren"? TV gucken? Musik hören?
Essen? Im Urlaub relaxen?

Das sind vele Fragen, aber ich möchte Deine allgemeine Aussage gerne etwas konkreter verstehen.

LG, pispezi :zauberer2
 
AW: Ist passiver Konsum das Übel und Verhinderung der Kreativität?

...ein gutes Beispiel von Konsum in Mitteleuropa ohne sich dessen bewusst zu sein. Solche Menschen machen die Mehrheit aus, zählen ihren Besitz an Gütern auf um eigentlich zu Belegen wie bescheiden sie sind. Es ist die Einstellung ganz selbstverständlich zu Konsumieren, im Vergleich zum Nachbarn nicht nur das Recht, geradezu die Pflicht zu haben nicht hinten dran zu stehen und das alles ohne es zu merken.
Das ist der funktionierende Konsument der sein Geld in Güter und Waren umtauscht und überzeugt ist gutes zu tun für sich und die Wirtschaft.
Eine Ahnung davon, dass es menschliche Fähigkeiten gibt die in absoluter Eigenverantwortung auf kreativ/schöpferische Weise neue Dinge schaffen aus dem was vorhanden ist, haben sie nicht.
Diese menschliche Fähigkeit würde die Marktwirtschaft wie wir sie zur Zeit haben zum großen Teil hinfällig werden lassen. Es würden nicht Konzerne und Banken regieren und wir hätten nicht eine Dienstleistungsgesellschaft um einigen wenigen für Geld ein bequemes Leben zu ermöglichen, sondern wir hätten wenn jeder selbst Mitgestalten würde ohne Abhängigkeit eine Gesellschaft die jedem gleichermaßen gerecht werden würde.
Wenn man das global sieht und dem Afrikaner oder Lateinamerikaner erzählt, bescheiden heißt Auto, Mietwohnung, zwei PC, zwei TV und zwei Urlaubsreisen, dann wird es paradox.

gruß fluuu

PS: Will nicht behaupten, dass ich nicht über luxuriöse Güter verfüge aber mein Reichtum besteht nicht im materiellen Besitz sondern in der Fähigkeit einmalige Dinge zu Produzieren die dem Betrachter das Gefühl des Selbst vor Augen führen, ein Liebesgefühl zum Leben gewissermaßen.
 
AW: Ist passiver Konsum das Übel und Verhinderung der Kreativität?

Wenn man das global sieht und dem Afrikaner oder Lateinamerikaner erzählt, bescheiden heißt Auto, Mietwohnung, zwei PC, zwei TV und zwei Urlaubsreisen, dann wird es paradox.

gruß fluuu

PS: Will nicht behaupten, dass ich nicht über luxuriöse Güter verfüge aber mein Reichtum besteht nicht im materiellen Besitz sondern in der Fähigkeit einmalige Dinge zu Produzieren die dem Betrachter das Gefühl des Selbst vor Augen führen, ein Liebesgefühl zum Leben gewissermaßen.

Ich habe diese Aufzählung nicht gemacht, um mit den Sachen zu prahlen, sondern um von Ben zu erfahren, was daran in seinen Augen zu sehr Luxus oder Konsum ist.

Das sind alles Gegenstände, die man heute zum Leben in Westeuropa benötigt, wenn man nicht Asket sein will. Sie bilden aber auch für mich nicht den Mittelpunkt der Welt, sondern bilden nur den Rahmen, die Bedingungen, die es mir erlauben entspannt zu leben und dann kreativ zu sein. Kreativität ist auch mir wichtiger als stumpfer Konsum, auch wenn Du es mir vermutlich nicht glauben wirst.

Es ist einfach ein großer Irrtum von Dir anzunehmen, ich sei einfach nur ein stumpf vor sich hinfressender, -saufender, -TV-glotzender Kapitalistenknecht.
Ich habe schon immer sehr gerne Eigenes geschaffen (soweit ich dazu die Talente habe) und mache dies auch heute noch. Vermutlich anders als Du, aber aus demselben oder ähnlichen Antrieb heraus.*

Gruß, pispezi :zauberer2

*https://www.denkforum.at/threads/6193
 
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AW: Ist passiver Konsum das Übel und Verhinderung der Kreativität?

https://www.denkforum.at/threads/6193[/url]

Hi pispezi,

möchte noch gerne dein posting ergänzen:

es ist bereits in der Schule und später dann beim Studium erforderlich, dass man sowohl einen PC, als auch einen Internetzugang hat. Ich weiß zwar, dass die Unis und manche Schulen auch dies zur Verfügung stellen in ihren Institutionen, aber ideal ist es sicherlich nicht.

Ob Auto oder nicht kommt ja auch immer jeweils darauf an, wo man lebt, wo man seinen Beruf ausübt usw.

Ich finde deine Liste ist eher sehr kurz gehalten, was Konsum und Konsumgüter anbelangt.

Aber manche Konsumgüter sind halt einfach notwendig, sonst ist man nicht nur ein Asket (was ja nicht unbedingt schlimm wäre), sondern man könnte auch beruflich nicht mehr mithalten. Weil auch manche software-Programme haben es auch so in sich und bedürfen der Übung. Und noch mehr, wenn es um Programmierungen geht ....

sartchi
 
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