Eulenspiegel
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- 9. August 2009
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Siehe:
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-09/religion-ideologie-respekt
Mein Thema soll sich nicht auf Muslime beziehen, darum geht es mir nicht es soll nur aufzeigen was unverschämt ist und wo wir auf wirklichen respektvollen Umgang miteinander stoßen.
War Nietzsche respektlos?
Auszüge aus also sprach Zarathustra
Siehe:
http://www.wissensnavigator.com/documents/Zarathustra.pdf
Der hässlichste Mensch
Ich locke dich zurück, hier ist glattes Eis! Sieh zu, sieh zu, ob dein
Stolz sich hier nicht die Beine bricht!
Du dünkst dich weise, du stolzer Zarathustra! So rathe doch das
Räthsel, du harter Nüsseknacker, - das Räthsel, das ich bin! So sprich
doch - wer bin _ich_!"
- Als aber Zarathustra diese Worte gehört hatte, - was glaubt ihr
wohl, dass sich da mit seiner Seele zutrug? Das Mitleiden fiel ihn an;
und er sank mit Einem Male nieder, wie ein Eichbaum, der lange vielen
Holzschlägern widerstanden hat, - schwer, plötzlich, zum Schrecken
selber für Die, welche ihn fällen wollten. Aber schon stand er wieder
vom Boden auf, und sein Antlitz wurde hart.
"Ich erkenne dich wohl, sprach er mit einer erzenen Stimme: du bist
der Mörder Gottes! Lass mich gehn.
Du _ertrugst_ Den nicht, der _dich_ sah, - der dich immer und durch
und durch sah, du hässlichster Mensch! Du nahmst Rache an diesem
Zeugen!"
Also sprach Zarathustra und wollte davon; aber der Unaussprechliche
fasste nach einem Zipfel seines Gewandes und begann von Neuem zu
gurgeln und nach Worten zu suchen. "Bleib!" sagte er endlich -
- "bleib! Geh nicht vorüber! Ich errieth, welche Axt dich zu Boden
schlug: Heil dir, oh Zarathustra, dass du wieder stehst!
Du erriethest, ich weiss es gut, wie Dem zu Muthe ist, der ihn
tödtete, - dem Mörder Gottes. Bleib! Setze dich her zu mir, es ist
nicht umsonst.
215
Zu wem wollte ich, wenn nicht zu dir? Bleib, setze dich! Blicke mich
aber nicht an! Ehre also - meine Hässlichkeit!
Sie verfolgen mich: nun bist _du_ meine letzte Zuflucht. _Nicht_ mit
ihrem Hasse, _nicht_ mit ihren Häschern: - oh solcher Verfolgung würde
ich spotten und stolz und froh sein!
War nicht aller Erfolg bisher bei den Gut-Verfolgten? Und wer gut
verfolgt, lernt leicht _folgen_: - ist er doch einmal - hinterher!
Aber ihr _Mitleid_ ist's -
- ihr Mitleid ist's, vor dem ich flüchte und dir zuflüchte. Oh
Zarathustra, schütze mich, du meine letzte Zuflucht, du Einziger, der
mich errieth:
- du erriethest, wie Dem zu Muthe ist, welcher _ihn_ tödtete. Bleib!
Und willst du gehn, du Ungeduldiger: geh nicht den Weg, den ich kam.
_Der_ Weg ist schlecht.
Zürnst du mir, dass ich zu lange schon rede-rade-breche? Dass ich
schon dir rathe? Aber wisse, ich bin's, der hässlichste Mensch,
- der auch die grössten schwersten Füsse hat. Wo _ich_ gieng, ist der
Weg schlecht. Ich trete alle Wege todt und zu Schanden.
Dass du aber an mir vorübergiengst, schweigend; dass du erröthetest,
ich sah es wohl: daran erkannte ich dich als Zarathustra.
Jedweder Andere hätte mir sein Almosen zugeworfen, sein Mitleiden,
mit Blick und Rede. Aber dazu - bin ich nicht Bettler genug, das
erriethest du -
- dazu bin ich zu _reich_, reich an Grossem, an Furchtbarem, am
Hässlichsten, am Unaussprechlichsten! Deine Scham, oh Zarathustra,
_ehrte_ mich!
Mit Noth kam ich heraus aus dem Gedräng der Mitleidigen, - dass ich
den Einzigen fände, der heute lehrt `Mitleiden ist zudringlich` -
dich, oh Zarathustra!
- sei es eines Gottes, sei es der Menschen Mitleiden: Mitleiden geht
gegen die Scham. Und nicht-helfen-wollen kann vornehmer sein als jene
Tugend, die zuspringt.
_Das_ aber heisst heute Tugend selber bei allen kleinen Leuten, das
Mitleiden: - die haben keine Ehrfurcht vor grossem Unglück, vor
grosser Hässlichkeit, vor grossem Missrathen.
Über diese Alle blicke ich hinweg, wie ein Hund über die Rücken
wimmelnder Schafheerden wegblickt. Es sind kleine wohlwollige
216
wohlwillige graue Leute.
Wie ein Reiher verachtend über flache Teiche wegblickt, mit
zurückgelegtem Kopfe: so blicke ich über das Gewimmel grauer kleiner
Wellen und Willen und Seelen weg.
Zu lange hat man ihnen Recht gegeben, diesen kleinen Leuten: _so_ gab
man ihnen endlich auch die Macht - nun lehren sie: `gut ist nur, was
kleine Leute gut heissen.`
Und `Wahrheit` heisst heute, was der Prediger sprach, der selber aus
ihnen herkam, jener wunderliche Heilige und Fürsprecher der kleinen
Leute, welcher von sich zeugte `ich - bin die Wahrheit.`
Dieser Unbescheidne macht nun lange schon den kleinen Leuten den Kamm
hoch schwellen - er, der keinen kleinen Irrthum lehrte, als er lehrte
`ich - bin die Wahrheit.`
Ward einem Unbescheidnen jemals höflicher geantwortet? - Du aber, oh
Zarathustra, giengst an ihm vorüber und sprachst: `Nein! Nein! Drei
Mal Nein!`
Du warntest vor seinem Irrthum, du warntest als der Erste vor dem
Mitleiden - nicht Alle, nicht Keinen, sondern dich und deine Art.
Du schämst dich an der Scham des grossen Leidenden; und wahrlich, wenn
du sprichst `von dem Mitleiden her kommt eine grosse Wolke, habt Acht,
ihr Menschen!`
- wenn du lehrst `alle Schaffenden sind hart, alle grosse Liebe
ist über ihrem Mitleiden`: oh Zarathustra, wie gut dünkst du mich
eingelernt auf Wetter-Zeichen!
Du selber aber - warne dich selber auch vor _deinem_ Mitleiden!
Denn Viele sind zu dir unterwegs, viele Leidende, Zweifelnde,
Verzweifelnde, Ertrinkende, Frierende -
Ich warne dich auch vor mir. Du erriethest mein bestes, schlimmstes
Räthsel, mich selber und was ich that. Ich kenne die Axt, die dich
fällt.
Aber er - _musste_ sterben: er sah mit Augen, welche _Alles_ sahn, -
er sah des Menschen Tiefen und Gründe, alle seine verhehlte Schmach
und Hässlichkeit.
Sein Mitleiden kannte keine Scham: er kroch in meine schmutzigsten
Winkel. Dieser Neugierigste, Über-Zudringliche, Über-Mitleidige musste
sterben.
Er sah immer _mich_: an einem solchen Zeugen wollte ich Rache haben -
oder selber nicht leben.
217
Der Gott, der Alles sah, _auch_den_Menschen_ dieser Gott musste
sterben! Der Mensch _erträgt_ es nicht, dass solch ein Zeuge lebt."
Also, sprach der hässlichste Mensch. Zarathustra aber erhob sich
und schickte sich an fortzugehn: denn ihn fröstelte bis in seine
Eingeweide.
"Du Unaussprechlicher, sagte er, du warntest mich vor deinem Wege.
Zum Danke dafür lobe ich dir den meinen. Siehe, dort hinauf liegt die
Höhle Zarathustra's.
Meine Höhle ist gross und tief und hat viele Winkel; da findet der
Versteckteste sein Versteck. Und dicht bei ihr sind hundert Schlüpfe
und Schliche für kriechendes, flatterndes und springendes Gethier.
Du Ausgestossener, der du dich selber ausstiessest, du willst nicht
unter Menschen und Menschen-Mitleid wohnen? Wohlan, so thu's mir
gleich! So lernst du auch von mir; nur der Thäter lernt.
Und rede zuerst und -nächst mit meinen Thieren! Das stolzeste Thier
und das klügste Thier - die möchten uns Beiden wohl die rechten
Rathgeber sein!" - -
Also sprach Zarathustra und gieng seiner Wege, nachdenklicher und
langsamer noch als zuvor: denn er fragte sich Vieles und wusste sich
nicht leicht zu antworten.
"Wie arm ist doch der Mensch! dachte er in seinem Herzen, wie
hässlich, wie röchelnd, wie voll verborgener Scham!
Man sagt mir, dass der Mensch sich selber liebe: ach, wie gross muss
diese Selber-Liebe sein! Wie viel Verachtung hat sie wider sich!
Auch dieser da liebte sich, wie er sich verachtete, - ein grosser
Liebender ist er mir und ein grosser Verächter.
Keinen fand ich noch, der sich tiefer verachtet hätte: auch _Das_ ist
Höhe. Wehe, war _Der_ vielleicht der höhere Mensch, dessen Schrei ich
hörte?
Ich liebe die großen Verachtenden. Der Mensch aber ist Etwas, das
überwunden werden muss." - -
Offene Fragen:
Soll man den Anderen nehmen wie er ist?
Wie kommt man von Mitleid und Nächstenliebe zum Respekt?
Wie baut der Ohnmächtige sich seine Tabus auf =---> Vorwürfe als wirkliche Respektlosigkeit
Das respektlose Verlangen nach Respekt des Einen durch überfordern des Anderen?
Zeit der Respekt der den Anderen nicht sieht wie er ist? =---> Sieh den Anderen wie er sich selbst sehen will und laß ihn bei seinem Glauben.
Helfende Kritik unerwünscht =---> Das Ego des Anderen erträgt diese Hilfe nicht! =---> Helfende Kritik wird als Erniedrigung empfunden (Auslösung von Minderwertigkeitsgefühlen - vermeiden)
Alles eine Formulierungssache =---> Heiße Themen =---> Scham und Versagensgefühle der Anderen nicht hervorrufen =---> Ablenkungen sind besser angebracht - lobe das positive - vermeide um jeden Preis negativ wirkende Äußerungen.
Es ist zwar nicht ehrlich und offenherzig, aber es kommt an.
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2012-09/religion-ideologie-respekt
Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass diese so freundlich wirkende Haltung diametral gegen die Streitkultur der Aufklärung verstößt, auf der der moderne Rechtsstaat gründet. "Mehr Respekt bitte!" ist ein Totschlagargument, das jede vernünftige Debatte zum Erliegen bringt.
"Respekt" (von lateinisch "respectus": Zurückschauen, Rücksicht) bezeichnet eine Form der Achtung und Ehrerbietung gegenüber einer anderen Person, ihren Handlungen oder Überzeugungen. Keine Frage: Für aufgeklärte Zeitgenossen ist es eine pure Selbstverständlichkeit, Menschen als Menschen wertzuschätzen. Doch gilt dies auch für alle Überzeugungen, die Menschen an den Tag legen? Ganz gewiss nicht.
Respekt für Respektlose?
Die Absurdität der gegenwärtigen Debatte zeigt sich nicht zuletzt darin, dass Respekt ausgerechnet jenen gegenüber eingefordert wird, die hinlänglich bewiesen haben, dass ihnen jeder Respekt gegenüber Andersdenkenden fehlt. Verwunderlich ist dieses Defizit nicht, wenn man die Heiligen Schriften kennt. So erwartet "die Ungläubigen" laut Koran nicht bloß das "ewige Feuer", sie werden in der "Hölle" mit "Eiterfluss" und "Jauche" getränkt (Suren 14,16 und 78,25), erhalten einen "Trunk aus siedendem Wasser" (Sure 6,70), der ihnen die "Eingeweide zerreißt" (Sure 47,15), werden mit "eisernen Keulen" geschlagen (Sure 22,21), müssen Kleidungsstücke aus flüssigem Kupfer und Teer tragen (Sure 22,19) und vieles andere mehr. Immer wieder wird im Koran betont, wie sehr Allah "die Ungläubigen" hasst – sie gelten ihm gar als die "schlimmsten Tiere" (Sure 8,55) – und dass es für den gläubigen Muslim eine heilige Pflicht sei, den Zorn Gottes an ihnen zu vollstrecken (Suren 8,15-16). Eine gute Grundlage für den respektvollen Umgang mit Andersdenkenden ist dies sicherlich nicht.
Mein Thema soll sich nicht auf Muslime beziehen, darum geht es mir nicht es soll nur aufzeigen was unverschämt ist und wo wir auf wirklichen respektvollen Umgang miteinander stoßen.
War Nietzsche respektlos?
Auszüge aus also sprach Zarathustra
Siehe:
http://www.wissensnavigator.com/documents/Zarathustra.pdf
Der hässlichste Mensch
Ich locke dich zurück, hier ist glattes Eis! Sieh zu, sieh zu, ob dein
Stolz sich hier nicht die Beine bricht!
Du dünkst dich weise, du stolzer Zarathustra! So rathe doch das
Räthsel, du harter Nüsseknacker, - das Räthsel, das ich bin! So sprich
doch - wer bin _ich_!"
- Als aber Zarathustra diese Worte gehört hatte, - was glaubt ihr
wohl, dass sich da mit seiner Seele zutrug? Das Mitleiden fiel ihn an;
und er sank mit Einem Male nieder, wie ein Eichbaum, der lange vielen
Holzschlägern widerstanden hat, - schwer, plötzlich, zum Schrecken
selber für Die, welche ihn fällen wollten. Aber schon stand er wieder
vom Boden auf, und sein Antlitz wurde hart.
"Ich erkenne dich wohl, sprach er mit einer erzenen Stimme: du bist
der Mörder Gottes! Lass mich gehn.
Du _ertrugst_ Den nicht, der _dich_ sah, - der dich immer und durch
und durch sah, du hässlichster Mensch! Du nahmst Rache an diesem
Zeugen!"
Also sprach Zarathustra und wollte davon; aber der Unaussprechliche
fasste nach einem Zipfel seines Gewandes und begann von Neuem zu
gurgeln und nach Worten zu suchen. "Bleib!" sagte er endlich -
- "bleib! Geh nicht vorüber! Ich errieth, welche Axt dich zu Boden
schlug: Heil dir, oh Zarathustra, dass du wieder stehst!
Du erriethest, ich weiss es gut, wie Dem zu Muthe ist, der ihn
tödtete, - dem Mörder Gottes. Bleib! Setze dich her zu mir, es ist
nicht umsonst.
215
Zu wem wollte ich, wenn nicht zu dir? Bleib, setze dich! Blicke mich
aber nicht an! Ehre also - meine Hässlichkeit!
Sie verfolgen mich: nun bist _du_ meine letzte Zuflucht. _Nicht_ mit
ihrem Hasse, _nicht_ mit ihren Häschern: - oh solcher Verfolgung würde
ich spotten und stolz und froh sein!
War nicht aller Erfolg bisher bei den Gut-Verfolgten? Und wer gut
verfolgt, lernt leicht _folgen_: - ist er doch einmal - hinterher!
Aber ihr _Mitleid_ ist's -
- ihr Mitleid ist's, vor dem ich flüchte und dir zuflüchte. Oh
Zarathustra, schütze mich, du meine letzte Zuflucht, du Einziger, der
mich errieth:
- du erriethest, wie Dem zu Muthe ist, welcher _ihn_ tödtete. Bleib!
Und willst du gehn, du Ungeduldiger: geh nicht den Weg, den ich kam.
_Der_ Weg ist schlecht.
Zürnst du mir, dass ich zu lange schon rede-rade-breche? Dass ich
schon dir rathe? Aber wisse, ich bin's, der hässlichste Mensch,
- der auch die grössten schwersten Füsse hat. Wo _ich_ gieng, ist der
Weg schlecht. Ich trete alle Wege todt und zu Schanden.
Dass du aber an mir vorübergiengst, schweigend; dass du erröthetest,
ich sah es wohl: daran erkannte ich dich als Zarathustra.
Jedweder Andere hätte mir sein Almosen zugeworfen, sein Mitleiden,
mit Blick und Rede. Aber dazu - bin ich nicht Bettler genug, das
erriethest du -
- dazu bin ich zu _reich_, reich an Grossem, an Furchtbarem, am
Hässlichsten, am Unaussprechlichsten! Deine Scham, oh Zarathustra,
_ehrte_ mich!
Mit Noth kam ich heraus aus dem Gedräng der Mitleidigen, - dass ich
den Einzigen fände, der heute lehrt `Mitleiden ist zudringlich` -
dich, oh Zarathustra!
- sei es eines Gottes, sei es der Menschen Mitleiden: Mitleiden geht
gegen die Scham. Und nicht-helfen-wollen kann vornehmer sein als jene
Tugend, die zuspringt.
_Das_ aber heisst heute Tugend selber bei allen kleinen Leuten, das
Mitleiden: - die haben keine Ehrfurcht vor grossem Unglück, vor
grosser Hässlichkeit, vor grossem Missrathen.
Über diese Alle blicke ich hinweg, wie ein Hund über die Rücken
wimmelnder Schafheerden wegblickt. Es sind kleine wohlwollige
216
wohlwillige graue Leute.
Wie ein Reiher verachtend über flache Teiche wegblickt, mit
zurückgelegtem Kopfe: so blicke ich über das Gewimmel grauer kleiner
Wellen und Willen und Seelen weg.
Zu lange hat man ihnen Recht gegeben, diesen kleinen Leuten: _so_ gab
man ihnen endlich auch die Macht - nun lehren sie: `gut ist nur, was
kleine Leute gut heissen.`
Und `Wahrheit` heisst heute, was der Prediger sprach, der selber aus
ihnen herkam, jener wunderliche Heilige und Fürsprecher der kleinen
Leute, welcher von sich zeugte `ich - bin die Wahrheit.`
Dieser Unbescheidne macht nun lange schon den kleinen Leuten den Kamm
hoch schwellen - er, der keinen kleinen Irrthum lehrte, als er lehrte
`ich - bin die Wahrheit.`
Ward einem Unbescheidnen jemals höflicher geantwortet? - Du aber, oh
Zarathustra, giengst an ihm vorüber und sprachst: `Nein! Nein! Drei
Mal Nein!`
Du warntest vor seinem Irrthum, du warntest als der Erste vor dem
Mitleiden - nicht Alle, nicht Keinen, sondern dich und deine Art.
Du schämst dich an der Scham des grossen Leidenden; und wahrlich, wenn
du sprichst `von dem Mitleiden her kommt eine grosse Wolke, habt Acht,
ihr Menschen!`
- wenn du lehrst `alle Schaffenden sind hart, alle grosse Liebe
ist über ihrem Mitleiden`: oh Zarathustra, wie gut dünkst du mich
eingelernt auf Wetter-Zeichen!
Du selber aber - warne dich selber auch vor _deinem_ Mitleiden!
Denn Viele sind zu dir unterwegs, viele Leidende, Zweifelnde,
Verzweifelnde, Ertrinkende, Frierende -
Ich warne dich auch vor mir. Du erriethest mein bestes, schlimmstes
Räthsel, mich selber und was ich that. Ich kenne die Axt, die dich
fällt.
Aber er - _musste_ sterben: er sah mit Augen, welche _Alles_ sahn, -
er sah des Menschen Tiefen und Gründe, alle seine verhehlte Schmach
und Hässlichkeit.
Sein Mitleiden kannte keine Scham: er kroch in meine schmutzigsten
Winkel. Dieser Neugierigste, Über-Zudringliche, Über-Mitleidige musste
sterben.
Er sah immer _mich_: an einem solchen Zeugen wollte ich Rache haben -
oder selber nicht leben.
217
Der Gott, der Alles sah, _auch_den_Menschen_ dieser Gott musste
sterben! Der Mensch _erträgt_ es nicht, dass solch ein Zeuge lebt."
Also, sprach der hässlichste Mensch. Zarathustra aber erhob sich
und schickte sich an fortzugehn: denn ihn fröstelte bis in seine
Eingeweide.
"Du Unaussprechlicher, sagte er, du warntest mich vor deinem Wege.
Zum Danke dafür lobe ich dir den meinen. Siehe, dort hinauf liegt die
Höhle Zarathustra's.
Meine Höhle ist gross und tief und hat viele Winkel; da findet der
Versteckteste sein Versteck. Und dicht bei ihr sind hundert Schlüpfe
und Schliche für kriechendes, flatterndes und springendes Gethier.
Du Ausgestossener, der du dich selber ausstiessest, du willst nicht
unter Menschen und Menschen-Mitleid wohnen? Wohlan, so thu's mir
gleich! So lernst du auch von mir; nur der Thäter lernt.
Und rede zuerst und -nächst mit meinen Thieren! Das stolzeste Thier
und das klügste Thier - die möchten uns Beiden wohl die rechten
Rathgeber sein!" - -
Also sprach Zarathustra und gieng seiner Wege, nachdenklicher und
langsamer noch als zuvor: denn er fragte sich Vieles und wusste sich
nicht leicht zu antworten.
"Wie arm ist doch der Mensch! dachte er in seinem Herzen, wie
hässlich, wie röchelnd, wie voll verborgener Scham!
Man sagt mir, dass der Mensch sich selber liebe: ach, wie gross muss
diese Selber-Liebe sein! Wie viel Verachtung hat sie wider sich!
Auch dieser da liebte sich, wie er sich verachtete, - ein grosser
Liebender ist er mir und ein grosser Verächter.
Keinen fand ich noch, der sich tiefer verachtet hätte: auch _Das_ ist
Höhe. Wehe, war _Der_ vielleicht der höhere Mensch, dessen Schrei ich
hörte?
Ich liebe die großen Verachtenden. Der Mensch aber ist Etwas, das
überwunden werden muss." - -
Offene Fragen:
Soll man den Anderen nehmen wie er ist?
Wie kommt man von Mitleid und Nächstenliebe zum Respekt?
Wie baut der Ohnmächtige sich seine Tabus auf =---> Vorwürfe als wirkliche Respektlosigkeit
Das respektlose Verlangen nach Respekt des Einen durch überfordern des Anderen?
Zeit der Respekt der den Anderen nicht sieht wie er ist? =---> Sieh den Anderen wie er sich selbst sehen will und laß ihn bei seinem Glauben.
Helfende Kritik unerwünscht =---> Das Ego des Anderen erträgt diese Hilfe nicht! =---> Helfende Kritik wird als Erniedrigung empfunden (Auslösung von Minderwertigkeitsgefühlen - vermeiden)
Alles eine Formulierungssache =---> Heiße Themen =---> Scham und Versagensgefühle der Anderen nicht hervorrufen =---> Ablenkungen sind besser angebracht - lobe das positive - vermeide um jeden Preis negativ wirkende Äußerungen.
Es ist zwar nicht ehrlich und offenherzig, aber es kommt an.
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